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verankert wären. Denn wenn man sich<br />
unsere gesellschaftliche Entwicklung ansieht,<br />
sind dieses Miteinander und das Füreinander-da-sein<br />
ganz wichtig.<br />
Was verbinden Sie mit der<br />
Hans-Brüggemann-Schule?<br />
Unser Leitmotiv ‚Wir sind bunt’ leben wir.<br />
Jede und jeder soll sich hier wohlfühlen und<br />
alle sollen nach ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
den für sie bestmöglichen Abschluss<br />
machen. Mit der Schule verbinde ich auch<br />
ein starkes soziales Miteinander. Wir fördern<br />
und fordern alle Schülerinnen und Schüler<br />
mit dem Ziel, dass sie sich zu engagierten,<br />
selbstbewussten jungen Menschen entwickeln.<br />
Deshalb sind wir Schule mit Courage,<br />
Schule gegen Rassismus und Zukunftsschule<br />
für Nachhaltigkeit. Wir müssen etwas für<br />
den Klimaschutz tun und legen daher großen<br />
Wert auf das Siegel Schule für Nachhaltigkeit.<br />
Besonders freuen wir uns in diesem<br />
Zusammenhang über den ersten nachhaltig<br />
gebauten Schulneubau in Schleswig-Holstein<br />
zu verfügen – er besteht aus recyceltem<br />
Beton, der gar nicht so leicht zu bekommen<br />
war. Unsere Schule trägt zudem das Berufswahlsiegel,<br />
was bedeutet, dass uns sehr<br />
am Herzen liegt, für jeden Schüler und jede<br />
Schülerin bis zum Abschluss, ob ESA, MSA<br />
oder Abitur, den richtigen Weg für die Zeit<br />
danach zu finden.<br />
Wie schaffen Sie es, all diese Themen in der<br />
Schule unterzubringen?<br />
Unsere Schule besitzt ein unheimlich engagiertes<br />
Kollegium. Hier hat jeder sein Steckenpferd<br />
und unterstützt unsere Leitideen.<br />
Schule kann nur gut sein, wenn sie sich stets<br />
weiterentwickelt. Daher ist Schulentwicklung<br />
eines unserer Hauptthemen. Von der<br />
Schulleitung können nur Impulse kommen –<br />
getragen werden müssen diese von allen. Ich<br />
glaube, wir sind eine hervorragende Schulgemeinschaft,<br />
die viel auf den Weg bringt.<br />
Auch die Eltern und die starke Schülerschaft<br />
mit einer engagierten SV gehören dazu. Nur,<br />
wenn alle gemeinsam die Schule weiterentwickeln,<br />
kann sie Lern- und Lebensort sein.<br />
Immerhin halten wir uns die meiste Zeit des<br />
Tages hier auf.<br />
Wie profitieren die Schülerinnen und<br />
Schüler von der Gemeinschaftsschule?<br />
Für viele bietet die Durchlässigkeit des<br />
Gemeinschaftsschulsystems eine große<br />
„Deshalb sind wir Schule<br />
mit Courage, Schule<br />
gegen Rassismus und<br />
Zukunftsschule für<br />
Nachhaltigkeit.“<br />
Chance. Denn als Schülerin oder Schüler<br />
beginnt man in Klasse fünf und entwickelt<br />
sich. Viele kommen ohne eine gymnasiale<br />
Empfehlung zu uns und legen später dennoch<br />
ein gutes oder sogar sehr gutes Abitur<br />
ab. Bei uns gibt es spezielle Wahlmöglichkeiten.<br />
So beginnt man in Klasse sieben – je<br />
nach Neigung – nicht zwangsläufig mit der<br />
zweiten Fremdsprache, sondern kann stattdessen<br />
die Fächer Technik, Darstellendes<br />
Spiel oder Bewegung und Gesundheit<br />
wählen. Wer doch das Abitur anstrebt, hat<br />
die Möglichkeit, immer noch im neunten<br />
Jahrgang im WPU 2 oder auch im elften Jahrgang<br />
die zweite Fremdsprache zu belegen.<br />
Das ist ein Vorteil gegenüber Gymnasien,<br />
in denen die Kinder ab Jahrgang sieben die<br />
zweite Fremdsprache lernen müssen. Bei uns<br />
kann man zwischen Spanisch und Französisch<br />
auswählen. Wenn einem beispielsweise<br />
Mathematik nicht so liegt, kann man hier<br />
auf einem niedrigeren Anforderungsniveau<br />
lernen und in anderen Fächern auf einem<br />
höheren. Und dennoch besteht die Möglichkeit,<br />
in die Oberstufe zu wechseln. Das<br />
Niveau lässt sich nicht nur jährlich, sondern<br />
letztlich bei jeder Klausur und jedem Test<br />
ändern. Wenn wir merken, das Kind könnte<br />
mehr, ermutigen wir es aktiv, die sogenannte<br />
Drei-Sterne-Aufgabe anzugehen. Ein<br />
Schulwechsel ist immer ein frustrierendes<br />
Erlebnis, dem die Gemeinschaftsschule mit<br />
Oberstufe vorgreift. Es gibt immer wieder<br />
aufs Neue Chancen, den individuell besten<br />
Abschluss zu erreichen und das ist es, was<br />
die Gemeinschaftsschule auszeichnet.<br />
Was muss die Schule heute alles leisten,<br />
welche Aufgaben sind hinzugekommen?<br />
Schule ist definitiv keine reine Wissensvermittlung.<br />
Sie hat leider immer mehr Erziehungsaufträge,<br />
da die Eltern das nicht mehr<br />
leisten können. Sie muss auf das Berufsleben<br />
vorbereiten, soziale Kompetenzen und Teamfähigkeit<br />
vermitteln. Nach Corona haben<br />
viele unter sozialer Einsamkeit gelitten, die<br />
wir als Schule auffangen müssen. Und das<br />
neben den mannigfachen Verwaltungstätigkeiten,<br />
die wir auch leisten. Wir sollen<br />
und wollen die Eltern einbinden, aber auch<br />
Unternehmen. Unsere Schulsozialarbeit ist<br />
voll ausgelastet, und wir sind eine Schule mit<br />
offenem Ganztagsangebot. Die ganztägige<br />
Betreuung von Kindern spielt eine immer<br />
größere Rolle, das gilt auch für das Thema<br />
Integration. Wir sind DaZ-Zentrum mit<br />
aktuell drei DaZ-Basisklassen, mit Kindern,<br />
die keinerlei Deutschkenntnisse mitbringen,<br />
teilweise Analphabeten sind oder vorher<br />
nie eine Schule besucht haben. Auch das<br />
ist heute eine Aufgabe der Schule. Bei der<br />
ersten Welle der Ukraine-Flüchtlinge haben<br />
wir die Eltern am Nachmittag zudem in<br />
Deutsch unterrichtet.<br />
Warum kommen der Schule heute mehr<br />
Aufgaben zu als früher?<br />
Viele Aufgaben hatte sie schon immer,<br />
aber wir leben heute in Krisenzeiten: Von<br />
der Energiekrise bis hin zu Kriegen und<br />
Konflikten gibt es viele Herausforderungen,<br />
die sich durch die Medien und die sozialen<br />
Medien ganz anders verbreiten als früher.<br />
Zu meiner Schulzeit haben die Eltern auf<br />
weltpolitische Ereignisse hingewiesen und<br />
wenn sie dies nicht taten, bekam man sie als<br />
Schüler und Schülerin kaum mit. Auch mit<br />
dem Einzug der KI wird sich die Schule samt<br />
ihrer Aufgabenstellungen wieder verändern<br />
müssen.<br />
Wie reagiert die Hans-Brüggemann-Schule<br />
auf die digitale Transformation?<br />
Der Digitalpakt wird bei uns zu hundert Prozent<br />
umgesetzt. Alle Klassen- und Fachräume<br />
sind mit digitalen Tafeln ausgestattet, wir<br />
haben mehrere Sätze Laptops und iPads, und<br />
alle Lehrkräfte verfügen über ein mobiles<br />
Endgerät. Zudem sind wir Pilotschule für<br />
Informatik, und viele Lehrkräfte unseres<br />
jungen Kollegiums haben sich in diesem<br />
Bereich schulen lassen. Informatik wird zum<br />
nächsten Schuljahr zu einem zwei Wochenstunden<br />
umfassenden Pflichtfach von Klasse<br />
sieben bis zehn, ebenso wie das Fach WiPo.<br />
Gibt es im Kollegium einen Konsens, was die<br />
Nutzung von KI betrifft?<br />
Bei uns herrscht der Konsens, dass KI<br />
samt ihrer Chancen und Herausforderungen<br />
mit den Schülerinnen und Schülern<br />
TEXT Sophie Blady, Kristina Krijom | FOTO Caren Detje<br />
problematisiert werden muss. Um eine<br />
Nutzung von KI kommt man nicht herum,<br />
muss man ihnen vermitteln, wie KI zu nutzen<br />
ist, dass sie nicht frei von Fehlern ist. Die<br />
Herausforderung für die Lehrkräfte besteht<br />
hingegen darin, die Aufgabenstellungen so zu<br />
formulieren, dass KI sinnvoll nutzbar ist.<br />
Wie kann Schule junge Menschen auf den<br />
Arbeitsmarkt von morgen vorbereiten,<br />
wenn sich die Anforderungsprofile von<br />
Berufen ändern?<br />
Es geht noch immer um die Vermittlung von<br />
Kompetenzen, nur verschieben sich diese.<br />
Es geht nicht mehr um das Auswendiglernen<br />
von Geschichtszahlen, stattdessen müssen<br />
Schülerinnen und Schüler wissen, wo man<br />
Informationen findet, wie man Zusammenhänge<br />
erkennt und komplexe Anwendungen<br />
versteht. Das sind heute neben Grundkenntnissen<br />
in kanonischen Fächern die wichtigsten<br />
Inhalte. Die jungen Menschen auf<br />
den Arbeitsmarkt von morgen vorzubereiten,<br />
ist ein ständig fließender Prozess.<br />
Sie sind Pilotschule für Informatik, auf<br />
der anderen Seite haben Sie eine herausragende<br />
Bibliothek. Wie nutzen Sie diese<br />
beiden Pole?<br />
Wir sind stolz auf unsere Bibliothek. Sie<br />
bietet auch Belletristik, doch in erster Linie<br />
ist sie eine Fachbuchbibliothek. Wir haben<br />
die wechselnde Lesestunde eingeführt, das<br />
bedeutet, jede Klasse im Jahrgang fünf bis<br />
sieben einmal pro Woche eine Lesestunde<br />
hat, in der ein Buch gelesen wird, das die<br />
Fachschaft Deutsch vorgibt. In Bezug auf<br />
die heutige Lesekompetenz gibt es teilweise<br />
enormen Handlungsbedarf. Doch die Bibliothek<br />
verfügt auch über Filme und Hörbücher.<br />
Informatikanwendungen und analoge Buchkultur<br />
müssen meiner Ansicht nach parallel<br />
genutzt werden, und es gilt, keines von<br />
beiden auszugrenzen. Ich erachte die Lesekompetenz<br />
vermittelt durch Bücher noch<br />
immer als genauso wichtig wie die Nutzung<br />
digitaler Medien. Unsere Bibliothek verfügt<br />
für Recherchen auch über mobile Endgeräte.<br />
Ihre Schule engagiert sich in vielen Projekten<br />
und verfügt über einige Siegel. Gibt<br />
es ein Thema, das Ihnen besonders am<br />
Herzen liegt?<br />
Besonders liegen mir unsere Schulbienen<br />
und die Imkerei am Herzen. Die jungen Schülerinnen<br />
und Schüler lernen durch sie das<br />
Imkern kennen, die älteren Schülerinnen und<br />
Schüler den Vertrieb, indem sie den Honig<br />
verkaufen. Auch unser Schulhund, der beruhigend<br />
auf bestimmte Kinder wirkt, ist mir<br />
wichtig. Unsere Schülerzeitung schätze ich<br />
ebenso wie den Chor, bestehend aus Schülerinnen<br />
und Schülern, Lehrkräften, Eltern<br />
und Ehemaligen. Unsere Schulmensa bietet<br />
zweimal die Woche über das Projekt ‚Schüler<br />
für Schüler‘ eine Salatbar. Unsere älteren<br />
Schüler laden die jüngeren auch regelmäßig<br />
zu Abenteuertagen ein, und es gibt die<br />
MINT-Tage für Kinder aus der Grundschule.<br />
Einmal im Jahr findet unser ‚Aktionstag für<br />
Courage und gegen Rassismus‘ statt. Wir<br />
pflegen schöne Traditionen und fördern<br />
Innovationen, die unsere Schule zu einem<br />
angenehmen Lern- und Lebensraum machen.<br />
Wie wichtig ist Ihnen der internationale<br />
Austausch mit anderen Schulen?<br />
Es gibt einen regelmäßigen Schüleraustausch<br />
mit unseren Partnerschulen in Lettland,<br />
Frankreich und neuerdings Chile. Zukünftig<br />
planen wir zudem einen Austausch im englischsprachigen<br />
Raum. Dieses Heraustreten<br />
aus der Komfortzone und Entdecken anderer<br />
Kulturen gehört zum Leben dazu, und die<br />
Globalisierung macht da einiges möglich.<br />
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