2024-02_RegioBusiness

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12 Kapital &Finanzen Februar 2024 IJahrgang23INr. 254 Weichenstellungen bei der Bausparkasse Die BausparkasseSchwäbischHall bekommt mit MikeKammann einen neuen Vorstandsvorsitzenden,verjüngt denVorstand mit zwei weiteren Mitgliedern und engagiert sich verstärkt in Sachen Nachhaltigkeit. Mike Kammann kennt das Haus seit über zehn Jahren aus unterschiedlichen Positionen“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Cornelius Riese. „Künftig wird er die strategische Ausrichtung der Bausparkasse Schwäbisch Hall an der Spitzedes Unternehmens weiter voranbringen. Erbringt dafür exzellente fachliche und persönliche Qualitäten mit“, so Riese. Seit 2013 hat Kammann imUnternehmenwesentliche Positionen in führender Funktion inne wie die Leitung der Unternehmensstrategie, des Marketings und die Verantwortung für die Bauspar- und Baufinanzierungsprodukte. Seit Januar 2020 ist er Mitglied des Vorstands. Dort war erzunächst verantwortlich für die ITund das Processing, ab Mai 2022 für die Unternehmenssteuerung und das Kreditgeschäft. ReinhardKlein saß zehn JahreamSteuer Sein Vorgänger hat die Bausparkasse seit 2014 als Vorstandsvorsitzender maßgeblich geprägt. „Reinhard Klein hat Schwäbisch Hall mit hoherSouveränität durch ein schwieriges Marktumfeld geführt.Gleichzeitig hat er zukunftsweisende Impulse für das Thema Bauen und Wohnen umgesetzt – für die Bausparkasse und die gesamte Genossenschaftliche Finanzgruppe“, so Riese. „Für sein großes persönliches Engagement, seine Leistungen und für die immer hervorragende Zusammenarbeitinnerhalbder gesamten genossenschaftlichen Finanzgruppe gilt ihm mein außerordentlicher Dank und die allerbesten Wünsche fürseine Zukunft.“ WeitereVeränderungen in derUnternehmensleitung Bereits im Oktober 2023 ist Dr. Mario Thaten (44) in den Vorstand der Bausparkasse aufgerückt und auch die Risikoexpertin Katharina Thomas (40) startete als Generalbevollmächtigte. „Die Weichen für eine Verjüngung des Vorstands von Schwäbisch Hall sind gestellt“, kommentiert Riese. „Dem Vorstand gehören weiterhin Kristin Seyboth und Peter Magel an. Claudia Klug bleibt Generalbevollmächtigte undSprecherin der Geschäftsführung der Schwäbisch Hall Kreditservice. Stabübergabe: ReinhardKlein (li.) geht in den Ruhestand,MikeKammann übernimmt. Erneut unter den besten Arbeitgebern Die Bausparkasse Schwäbisch Hall gehört 2024 wieder zu den Top-Ten der besten Arbeitgeber Deutschlands. Das zeigt der jährliche Arbeitgebervergleich des Top-Employers-Instituts in Düsseldorf. Schwäbisch Hall belegt im Top-Employer-Ranking seit rund 20 Jahren Spitzenplätze. Bestnoten erhielt Schwäbisch Hall diesmal in den Themenfeldern Personalstrategie,Führung,Organisation und Change sowie für die Arbeitsumgebung. „Auf unserem Weg indie Arbeitswelt der Zukunft haben wir deutliche Schritte nach vorne getan“, sagt Mihaela Balta, die beiSchwäbisch Hall den Bereich Personal verantwortet. „Seit Corona haben flexible Arbeitsmodelle nochmals Foto: Bausparkasse an Bedeutung gewonnen. Wir haben unsere Leitplanken zu mobilem Arbeiten im Unternehmen verankert. Parallel arbeiten wir daran, unsere Unternehmenskultur weiterzuentwickeln –mit mehr Teilhabe der Mitarbeitenden, die so zu Mitgestaltern werden“, erläutert Personalchefin Balta. Schwäbisch Hall investiert außerdem kräftig in das Thema Digitalisierung. Das Unternehmen, das mehr als 500 IT-Experten beschäftigt, bietet verschiedene digitale Ausbildungsgänge beispielsweise zum/zur Fachinformatikerin oder zum Fachinformatiker sowie duale Studiengänge für Wirtschaftsinformatik und Informatik. Vorn dran auch in puncto Nachhaltigkeit Das Unternehmen hat die „UN Principles for Responsible Banking“ (PRB) –als erste Bausparkasse –unterzeichnet und verpflichtet sich, Nachhaltigkeitsaspekte stärker in die Geschäftsstrategie zu implementieren, die Wirkung der Geschäftsaktivitäten zu messen, konkrete Nachhaltigkeitsziele zu formulieren und regelmäßig über die Entwicklung zu berichten. Nachhaltig zu wirtschaften, steht hier schon lange auf der Tagesordnung. DasUnternehmen sieht sichhierbei in allen Dimensionen (Ökologie, Soziales, Governance/ Unternehmensführung) gut aufgestellt – wie externe Ratings bestätigen. pm www.schwäbisch-hall.de ANZEIGE BANKEN-TIPP PS-Sparen und Gewinnen Wunsch.Los.Glücklich Erfüllen Sie sich mit ‘‘PS-Sparen und Gewinnen‘‘ kleine oder große Wünsche und unterstützen Sie gleichzeitig regionale Projekte aus Gesellschaft, Sport und Kultur. Beim PS-Sparen gehen Sie niemals leer aus. Der größte Teil Ihres eingezahlten Geldes kommt auf Ihr Sparkonto. Ein kleiner Teil in die PS-Lotterie. ❚ IhrGlücks-Abo:Mit nur 5Euro im Monatsind Sie dabei. 4Euro werden nach 12 Monaten einem Konto Ihrer Wahl gutgeschrieben, 1 Euro geht in die Lotterie. Neben den monatlichen Gewinnen bis zu 5.000 Euro erwartet Sie im März,bei der exklusiven Sonderauslosung, die Chance auf einen Traumurlaub im Wert von 4.000 Euro. Annahmeschlusstag für diese Sonderauslosung ist der 04.03.2024 zu den Geschäftsöffnungszeiten. KleinerEinsatz –dreifacheWirkung Zudem tun Sie mit einem PS-Los Gutes: Je Losanteil kommen 25 Cent regionalen, gemeinnützigen Zweckezugute. Sie erfahren ganz schnell, ob Sie beim PS-Sparen gewonnen haben: Fragen Sie die Gewinnzahlen online ab oder noch komfortabler über die Funktion der automatischen Gewinnbenachrichtigung. Tilman Naundorf, Bereichsleiter Privatkunden Sie möchten beim PS-Sparen mitmachen oder als Geschenk für Ihre Lieben nutzen? Sprechen Sie uns an. Wir wünschen Ihnen viel Glück und das ganz großeLos für dasJahr2024! Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim Hafenmarkt 1 | 74523 Schwäbisch Hall Telefon 0791/7540 | Fax0791/754550 E-Mail: info@sparkasse-sha.de Internet: www.sparkasse-sha.de Hier geht es direkt zum Losglück! Bitte beachten Sie: Teilnehmen kann jeder,der volljährig ist. Vertragsbestandteil für das PS-Sparen und Gewinnen der Sparkassen sind die Bedingungen für das PS-Sparen und Gewinnen und die Auslosungsbestimmungen. Hauptgewinn-Quoten: Monatsauslosung 1:30.000, Frühjahr-Sonderauslosung 1:25.000, Herbst-Sonderauslosung 1:147.000. DasVerlustrisikobeträgt 1Euro proLos.Spielen kann süchtig machen. Hinweise zur Spielsuchtgefährdung und Hilfsmöglichkeiten erhalten Sie kostenfrei und anonym unter www.bundesweit-gegen-gluecksspielsucht.de oder www.bzga.de.Am„PS-Sparen und Gewinnen“ nehmen die Sparkassen in Baden-Württemberg sowie die Baden-Württembergische Bank teil. Weitere spielrelevante Informationen zur Teilnahme am „PS-Sparen und Gewinnen“ erhalten Sie über unsere Homepage sparkasse-sha.de. Forderungnach verlässlichen Bedingungen Zinswende dämpft Kreditwachstum derGenossenschaftsbanken. Expertin: BVR-Präsidentin Marija Kolakprognostiziert eine bevorstehende Bodenbildung auf dem Wohnimmobilienmarkt. Foto: BVR Das Kreditgeschäft der Volksbanken und Raiffeisenbanken hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr positiv entwickelt, die hohen Wachstumsraten der Vorjahre wurden aber nicht wieder erreicht. Demnach legten die Kredite der 697 Genossenschaftsbanken an Privat- und Firmenkunden nach vorläufigen Daten des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) um 21 Milliarden Euro beziehungsweise 2,8 Prozent auf778 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr zu. „Die Zinswende der EuropäischenZentralbank hat dasKreditwachstum der Genossenschaftsbanken erwartungsgemäß gedämpft. Aber auch weitere Faktoren wie die konjunkturellen Unsicherheiten, der Kaufkraftentzug durch die hohe Inflation und die stark eingetrübten Aussichten auf dem Wohnimmobilienmarkt haben zu einer deutlich geringeren Kreditnachfrage geführt“, sagt BVR-Präsidentin Marija Kolak. „Angesichts desnachwie vor hohen Investitionsbedarfs in den Wirtschaftsstandort Deutschland, vor allem in Bereichen der Dekarbonisierung und Digitalisierung, dürfte die Kreditnachfrage aber im kommendenJahrallmählich wieder zunehmen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Bundesregierung für mehr Planungssicherheit sorgt und die Investitionsanreizestärkt.“ Marija Kolak, BVR-Präsidentin, prognostiziert eine bevorstehende Bodenbildung auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt. Besonders Bestandsimmobilien und Sanierungen gewinnen an Attraktivität. Im vergangenen Geschäftsjahr 2023 waren die langfristigen Wohnbauforderungen weiterhin der Treiber des abgeschwächten Kreditwachstums. Sie legten voraussichtlich um 3,1 Prozent auf 458 Milliarden Euro zu. Die Privatkundenkredite insgesamt nahmen voraussichtlich um 1,5 Prozent auf 363 Milliarden Euro per Ende 2023 zu. Auf der Firmenkundenseite reduzierten höhere Kreditzinsen und ein sinkender Mittelbedarf für Anlageinvestitionen die Kreditnachfrage. Die Firmenkundenkredite wuchsen 2023 um 4Prozent auf 415 Milliarden Euro. pm www.bvr.de
Februar 2024IJahrgang23INr.254 Firmen &Märkte 13 Für dieBewährungsprobegerüstet Die VR Bank HeilbronnSchwäbisch Hall istgut durchdas Krisenjahr2023 gekommen. DerAusblick auf diekommendenMonate fällt für die Genossen abereher verhalten aus. VONHERIBERT LOHR Eberhard Spies und seine Vorstandskollegen sind dieser Tage vielunterwegs. Bis zum 12. März wirddie Führungsriege der VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall auf insgesamt 32 Mitgliederforen im gesamten Geschäftsgebiet dem anwesenden Teil der derzeit 106 172 Mitglieder eine Rückschau auf das Geschäftsjahr 2023 bieten und zudem auch die Perspektiven des genossenschaftlichen Bankhauses ausführlich erläutern. „Das Jahr 2024 wird zu einer Bewährungsprobe für Wirtschaft und Politik“, ist Eberhard Spies überzeugt und lässt esbei seiner Einschätzung nicht anKlarheit fehlen: „Wir erwarten auch, dass die eine oder andere Branche wirklich richtig kämpfenmuss.“ Mit dieser Prognose versucht der Vorstandsvorsitzende die Genossen auf schwierigereZeiteneinzustimmen, dennesist vor allemdie „unkalkulierbare Mischung aus den Unwägbarkeiten“ der aktuellen Weltpolitik, den Herausforderungen durch den ökologischen Umbau und notwendigen strukturellen Anpassungen des WirtschaftsstandortesDeutschland sowie die rasant fortschreitende Digitalisierung, die den Vorstandsvorsitzenden EberhardSpies doch „eher verhalten optimistisch“ Einblicke: Bei denMitglieder-Forenstellt dieFührungsriege die Entwicklung der Bank vor. Foto: VR Bank auf die nächsten Monate blicken lässt. Die Bank selbst sieht der Vorstandsvorsitzende für die anstehende Phase des Umbruches durchaus gut gerüstet: „Wir haben uns vor dem Hintergrund des herausfordernden Umfeldes zuletztgut entwickelt undsindauch mit der Ertragslage insgesamt zufrieden“. Im Ausblick auf das laufendeGeschäftsjahr rechnet Eberhard Spies für dieBankmit einem moderaten Wachstum. Dass zuletzt die Bilanzsumme mit etwas über fünf Milliarden Euro leicht zurückging, hat damit zu tun, dass die Bank „nicht benötigte Liquiditätsreserven“ auflöste. Die Einlagen stiegen leicht auf 3,72 Milliarden Euro, ebenso die ausgereichten Kredite, deren Volumen zuletzt auf 3,301 MilliardenEuro anstieg. Dass dabei drei von vier Krediten an Gewerbekunden ausgegeben wurden, zeigt für Eberhard Spies, wie sehr sich „die Gegebenheiten in den zurückliegendenzwölf Monaten verändert haben.“ Die kräftige Inflation und das höhere Zinsniveau zeigen sich vor allem aufdem Immobilienmarkt, wodie Nachfrage deutlich nachgelassen hat. Aber auch wenn die Vergabe von Baukrediten für die VR Bank weiterhin „einewirklichgewichtige Säule des Geschäftsbetriebs“ bleibt, konnte sie die jüngste Schwächephase der heimischen Baubranche wirtschaftlich insgesamt gut ausgleichen. 2858 neue Bausparverträge (222 Millionen Euro), ein Nettozuwachs von 91 Millionen Euro bei der Vermittlung von Kapitalanlagen, 2511 vermittelte Kleinkredite (17 Millionen Euro) oder 4756 neue Versicherungs-Verträge (90 Millionen Euro) beschertenden derzeit 635 Mitarbeitenden parallel zumklassischen Bankbetrieb zusätzlich „respektable Zuwächse im sogenannten Provisionsgeschäft. Dass die Bank am Markt punkten konnte, belegt auch der Blick auf das Kundengeschäftsvolumen. Das beträgt mittlerweile mit 10,262 Milliarden Euro das Doppelte der eigentlichen Bilanz. Eberhard Spies verdeutlicht: „Das ist für ein Haus unserer Größenordnung wirklich außergewöhnlich, denn der Zuwachs beläuft sich immerhin auf 244 Millionen Euro.“ Die insgesamt „ordentliche Geschäftslage“ erlaubte es der Bank auch,das Eigenkapital um 30 Millionen auf nuninsgesamt460 Millionen Euro zu erhöhen, umdamit die Voraussetzungen dafür zu schaffen, die Kunden „auch künftig entsprechend begleiten zu können“. Kräftig gestiegen ist auch die Zahl der Geschäftsanteile (373 884). Die Mitglieder machten von dem Angebot, acht statt wie bislang drei Anteile zeichnen zu können, doch regen Gebrauch. Die geschäftliche Verbindung honoriert das Bankhaus mit einer Dividende von drei Prozent. Wer allerdings keine weiteren Geschäftsbeziehungen mit der Geno-Bank hat, geht verstärkt leer aus, denn Genossen brechen dann die Geschäftsbeziehungen ab. Eberhard Spies verteidigt die Haltung: „Die bloße Jagd nach Rendite ist nicht im Sinne des genossenschaftlichen Gedankens.“ Kritik an Filialschließungen Dass der inhaltliche Austausch auf den Mitgliederforen mitunter „etwas hitziger“ verläuft, war zuerwarten. Die Aufgabe von fünf Geschäftsstellen sorgte bei nicht wenigen Genossen für einigen Unmut und auch an der strategischen Ausrichtung als „Bank der Regionen“ mit einem Geschäftsgebiet vom Heilbronner Unterland bis zur bayerischen Landesgrenze hat manches Mitglied so seine Zweifel. Beidem begegnet Eberhard Spies mit einer gewissenGelassenheit: „Der Weghin zu größeren Einheiten ist weiterhin ebensovorgezeichnet wie die weitere Digitalisierung unseres Bankgeschäftes,und Filialen, die unsere Mitglieder kaum noch aufsuchen, sind wirtschaftlich nicht zu vertreten.“ Geschäftsjahr 2023 Kundenvolumen* 10362 Bilanzsumme* 5048 Einlagen* 3720 Kredite* 3301 Eigenkapital* 460 Ausschüttung 3Prozent Mitglieder 106172 Geschäftsstellen 35 Mitarbeiter 647 (50 Azubis) (*Angaben in Millionen Euro) RB Grafik: js Quelle: Volksbank HN-SHA „Menschen sind sichtbar fröhlicherund produktiver“ ProfessorBerndNolte isteinerder Architekten derKultur derVRBankHeilbronn Schwäbisch Hall. Beim Neujahrsempfang derBank spracherüberdie Kultur desFinanzhauses im Besonderen.ImInterviewerklärt der Experte,wie eine Kultur geändert werden kann. INTERVIEW VONMARIUS STEPHAN REGIOBUSINESS Herr Professor Nolte, wie ändert man denn eine Firmenkultur? BERND NOLTE Man hat im Grunde zwei Ansatzpunkte, mit denen man arbeitet. Der eine ist der analytische, der diebestehende Ist-Kultur aufnimmt. Indiesen versucht man sich zum Beispiel über Interviews ‚quer durch die Mannschaft‘ ein klares Bild über die Situation zu machen. Das ist den Mitarbeitern meistsehr angenehm, denn dasist einwenig,wie wennsie zum Arzt gehenund sich durchchecken lassen. Der andere methodische Ansatzpunkt ist die Zielkultur. Die Kernfrage lautet hier: Welche Kultur bräuchten wir eigentlich, um uns gegen andere durchzusetzen. Wiezum Beispiel bei Athleten, die sich auf einen Wettkampf vorbereiten, und in puncto Training, Lebensweise oder Ernährung klare Anregungen wollen, um bestmöglich abzuschneiden. Meist gibt es ein ganz klares Profil, in das man hineinarbeitet; aber üblicherweise ist die zweite Vorgehensweise bei vielen mit höherer Ablehnung verbunden. Wir beschreiten in den Firmen daher einen Mittelweg, indemwir die Ist-Analyse mit den Mitarbeitern zusammen erarbeiten. Das schafft vom Start weg eine gewisse Lockerheit und Offenheit. Dieses Momentum nutzen wir, ummit den Mitarbeitern dann eine Zielkultur zuerörtern und bestimmte Zielpunkte und Ansprüche bzw. Erwartungen herauszuarbeiten, die zur bestehenden Kultur ergänzend oder kompensierend hinzukommen sollen. Man hat also immer noch die Ursprungskultur, baut aber evolutorisch 30 oder 40 oder auch 50 Prozent um oder an. REGIOBUSINESS DieKulturfindung ist also ein bilateraler Prozess, bei dem die Mitarbeiter ein Mitspracherecht haben? BERND NOLTE Ja, enorm. Das Management muss auch loslassen können, wenn man solch einen Prozess anstößt –und damit umgehen können, dass inpuncto Führung, in puncto Anreize, in puncto Kommunikation, das eine oder andere vielleicht nicht so toll ist. Das ist ein Mischprozess, der von beiden Seiten wirkt. Es braucht das Mitwirken und Vertrauen der Mitarbeitenden, und gleichzeitigdas Vertrauen undZutrauen des Managements, dass dabei kein Chaos entsteht, sondern Evolution im Gegensatz zu Revolution (oder gar Abwanderung ‚Guter‘). REGIOBUSINESS Wie komplex ist esdenn, die Vorstellungen des Geschäftsführers oder Inhabers, der Sie und Ihre Unternehmensberatung engagiert hat, und die Expertise: Bernd Nolte berät Firmenmit seinerStuttgarter Unternehmensberatung 4P Consulting. Foto: Marius Stephan Ansätze der Mitarbeiter zusammen zu bringen? BERND NOLTE Dasist einegroße Aufgabe, manchmal geht beides nur schwer ineinander. Wir sind meist mit einem Team von fünf bis sechs Leuten unserer Firma vor Ortund führendie Gespräche zum einen mit einem Team aus dem Unternehmen und zum anderenebenauchmit den Mitarbeitern. Und da kommt es schon vor, dass ich dem Geschäftsführer oder Vorstand bei der einen oder anderen Gelegenheit sagen muss: ‚Lass zu, dass etwas Neues entsteht‘. Wir sprechen dann aber auch mit den Beschäftigten und dem Betriebsrat –und müssen auch da manche Wünsche relativieren. Wichtig ist, dass man ein gemeinsames Verständnis bei den Beteiligten erzeugt. Und dass es nicht aufdem Wegdes Streiks, des Blockierens undder Konfrontation, sondern auf dem Weg des Dialogsund Miteinanders abläuft. REGIOBUSINESS Istder Erfolg einerneuen Kultur messbar? BERND NOLTE Im Grunde muss man sich das vorstellenwie in einer Fischzucht. Dort beobachtet man die Fische, wie sie sich bewegen in einer verbesserten Umgebung. Daran kann man sehen, ob es ihnenbesser geht. In einem Unternehmen läuft es ganz ähnlich. Wir führen immer wieder Befragungen durch, und arbeiten eng zusammen mit einem sog. Sounding Board aus Mitarbeitenden und Führungskräften, die uns immer wieder zur Entwicklung der diversen Soft und der Hard Facts im Unternehmen berichten. REGIOBUSINESS Gibt es denn auch gefährliche Kulturen in Unternehmen? BERND NOLTE Ja, das gibt es. Ich habe aktuell einen Fall in einem großen Unternehmen in Mitteldeutschland, in dem in hohem Maße dolose Handlungen stattfinden. Den Betrieb zu bestehlen ist dort eine Art ‚Volkssport‘, das nannte man dort früher ‚sozialistische Umverteilung‘. Das war dortschon früher gang und gäbe: Der Clevere bestiehlt die Dummen – und da in deren Weltbild alles Volkseigentum ist, nimmt man sichjanur,was einem sowieso zusteht. Das hat sich dort bis heute gehalten. Das reicht dann von Bestechung über Betrug, von Diebstahl über Mobbing bis hin zu persönlichen Übergriffen. Ich habe in solchen Fällen durchaus auch mit Staatsanwälten und Ermittlernzutun. REGIOBUSINESS Was zeichnet die Kultur der VR-Bank Heilbronn Schwäbisch Hall, welche Sie maßgeblich entworfen haben, aus? BERND NOLTE Dass die Gräben und mentalen Unterschiede zwischen Heilbronnern, Schwäbisch Hallern und Crailsheimern deutlich kleiner werden. Dass es signifikant mehr Wir-Gefühl gibt, das merkt man besonders aminternen Bewerbungsverhalten und der Zusammenarbeit. Zudem haben sich gemeinsame Aktivitäten in der Freizeit deutlich belebt. Das spricht für ein Zusammenwachsen. Ein weiterer Punkt ist, dass jüngere und ältere Mitarbeiter viel besser zusammenarbeiten, und sichdas Führungsverhalten innerhalb der Bank Step by Step verändert. Insgesamt sinddie Menschen sichtbar fröhlicher und produktiver geworden. Und auch resilienter, sprich widerstandsfähiger in Drucksituationen. REGIOBUSINESS Was waren die größten Herausforderungen bei diesem Projekt? BERND NOLTE Die einzelnen Gruppen innerhalb der Bank zu vereinen. Es sind janicht nur die drei Regionen, die als Gruppen existieren, sondernauch kleinere Einheiten. Abteilungen zum Beispiel. Da gab es schon spürbare Distanzen mit teils tiefen Gräben. Es gab immer wieder Konfliktlinien, die wir in der Analyse gemeinsam erkannt haben, um sie anschließend zügig abzubauen. Und den Teams auch vermitteln, wie man so was schnell und konstruktiv anpackt.
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