2024-02_RegioBusiness

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08 Firmen &Märkte Februar 2024 IJahrgang23INr. 254 Die Zeitder Kunden im Blick Mit dem Servicekonzept „FordPro Mobility“wollen dieStegmaier-Gruppe und derHerstellerFord Dienstleistungen und Mentalität aus dem Segment Lkwauf denBereich leichte Nutzfahrzeugeübertragen. VONMARIUS STEPHAN Zeit ist Geld, das gilt besonders im Geschäft mit der Mobilität. Ein Pannenfahrzeug muss möglichst schnell wieder auf die Straße, denn nur so verdienen die Fahrzeuge für den Besitzer Geld. Diese Maxime hat die Stegmaier-Gruppe mit Sitz in Kirchberg an der Jagst durch ihre jahrzehntelange Erfahrung im Lkw-Geschäft verinnerlicht. Da ist es nur logisch, diese Expertise auch auf das Geschäft mitleichten Nutzfahrzeugen vonFord zu übertragen. „Der Nutzfahrzeugmarkt inklusive des Vermietgeschäfts ist eine Riesenchance für uns –wenn wir es richtig machen“, sagt Thomas Stegmaier, Geschäftsführer der Stegmaier-Gruppe. AUSTAUSCH Das Szenario: Ein Glastransporter hat eine Panne aufdem Wegzum Kunden.Dahilft es nicht wirklich, dass die nächste Service-Werkstatt einen Kleinwagen zur Weiterfahrt anbietet. Die Glaserei will mobil bleiben und ihre Auslieferung möglichst bald fortsetzen –braucht dafür aber ein speziell umgebautes Nutzfahrzeug. Die Stegmaier-Gruppe entwickelt das Serviceprojekt seit 2017 unter dem Namen FleetMobility Services (FMC). Nun steigt der Hersteller Ford mit ein: Aus FMC wird Ford Pro Mobility. Ford Pro und Stegmaier haben dabei vor allem Kunden mitSpezialfahrzeugen im Blick. Bezogen auf das Beispiel mit dem Glastransporter bedeutet dies: Ein Ford- Partnerbetrieb schleppt zunächst das Fahrzeug ab, verlädtdie Glasscheiben auf einen fürsolch einen Transport umgebauten Ford Transit und kümmert sich um die Reparatur des defekten Fahrzeugs. Der lokale Service, den Stegmaier bisher mit FMC bot, soll nun mit Ford Pro deutschlandweit etabliert werden. Dafür sollen zunächst rund 80 Ford-Partner aus ganz Deutschland teilnehmen. Sie bieten dannauchfür Gewerbekunden mit Spezialfahrzeugen eine Notfall-Hilfe inklusive Werkstatt-Ersatzfahrzeuge, sowie Wartung, Reparatur oder kurzund langfristige Ausleihen von umgebauten Nutzfahrzeugen.Dieses Service-Netzwerk garantiert, dass egal wo ein gewerblicher Nutzfahrzeugkunde auf Deutschlands Straßen unterwegs ist, die Entfernung zum nächsten Ford Pro MobilityPartnerbetrieb maximal 80 Kilometer beträgt. „Unser Ziel ist eine Reaktionszeit vonmaximal vier Stunden“, erklärt Stegmaier. Die dafür benötigten Nutzfahrzeuge liefert Ford Pro andie teilnehmenden Partner. Den Umbau Auftakt: Die Vorstellungsrunde der neuen Services vonStegmaier undFordfand im Crailsheimer Hangar vor rund 100 Partnern und potenziellen Partnernstatt. Foto: MariusStephan übernehmen lizenzierte Umbauhersteller. Sie rüsten die Ford- Nutzfahrzeuge je nach Bedarf mit speziellen Regalausbauten aus oder bauen sie beispielsweise zu Dreiseitenkipper,Kühl- odereben Glastransportern um. Um den hohen Service-Standards von Ford Pro gerecht zuwerden, müssen die teilnehmenden Partnerbetriebe bestimmte Kriterien erfüllen: So können nur Ford Transit Center den neuen Mobilitätsservice anbieten. Zudem müssensie an jedem Standort mindestens zwei extra geschulte Ford Pro Mobility Service-Kräfte einsetzen und mindestens sechs Nutzfahrzeuge für diesen Service ordern. Alle Fahrzeuge im Ford Pro Mobility Service-Netzwerk müssen außerdem bei Ford Pro Telematics registriert sein. Damit profitierendie teilnehmendenFord-Partner von Echtzeit-Informationen zum Fahrzeugzustand und können so Wartungen oder Reparaturen proaktiv planen und Ausfallzeitenihrergewerblichen Kunden minimieren. Ford Pro bietet nämlich nichtnur die meistverkaufte Nutzfahrzeugflotte in Europa und ist 2023 bereits im neunten Jahr in Folge europäischer Marktführer bei den leichten Nutzfahrzeugen, was zuvor noch keinem anderen Hersteller gelungen ist. Vielmehr umfasst Ford Pro auch ein ganzes Ökosystem an intelligenten Lösungen und digitalen Services. PRODUKTIVITÄT Damit ermöglicht Ford Pro Gewerbekunden, die Betriebszeit ihrer Fahrzeugflotten zu erhöhen, Kosten zu reduzieren und ihr Geschäft effizienter und produktiver zu machen. Dieses Service-Ökosystem wird nun durch Ford Pro Mobility erweitert. „Wir freuen uns sehr, diesen neuen Mobilitätsservicezusammen mit unserem langjährigen Partner, der Stegmaier Group anbieten zu können“, betont Claudia Vogt, Direktorin Ford Pro für Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH). „Mit Ford Pro Mobility sorgen wir dafür, dass auch unsere Gewerbe- und Flottenkunden mit Spezialfahrzeugen überall in Deutschland mobil bleiben. So erhöhen wir die Einsatzzeit ihrer Fahrzeugflotte und maximieren die Produktivität ihres Geschäfts –genau dafür steht FordPro.“ „Wir sindüberzeugt, dasswir mit FordPro Mobility einen wichtigen Schritt in die Zukunft vollzogen haben“, sagt Thomas Stegmaier, „Der Mehrwert für alle Beteiligten ist enorm: von der planbaren Werkstattauslastung bis zur speziellen Mobilitätslösung. Unsere Nutzfahrzeugkunden profitieren dabei von unserem deutschlandweiten Partnernetz, das über unsere eigens entwickelte Software intelligent vernetzt ist. So bekommen sie für alle Bedarfsfälle den benötigten Mobilitätsservice.“ www.stegmaier-group.de www.ford.de Becksteiner Winzer sind „Genossenschaftdes Jahres“ Geschäftsführer Michael Braun, KellermeisterFlorianDöllerund Marketing-und Veranstaltungsleiter MichaelSpies sprechen überdie besondere Gault&Millau-Würdigung, mit der Badens drittälteste Winzergenossenschaft für2024 ausgezeichnet wurde. INTERVIEWVON LINDA HENER REGIOBUSINESS Michael Braun, wie klingtdas für Sie: „Genossenschaft des Jahres 2024“, verliehener Titel andie Becksteiner WinzereGdurch den bekannten Gault&Millau-Weinguide? MICHAEL BRAUN Es ist verdient, dass wir diesen Titel erhalten. Seit vielen Jahren feilen wir kontinuierlich und akribisch an der Qualität unserer Weine. Nur durch eine enge Kommunikation mit den Erzeugern draußen im Weinberg und durch den schonenden Ausbau im Weinkeller können wir über alle Weine hinweg einetop Qualitätliefern. REGIOBUSINESS Für was steht der Preis Ihrer Meinungnach? MICHAEL BRAUN Wir haben uns ständig weiterentwickelt und wollten das auch! Dass esbereits jetzt so weit ist, kam etwas überraschend, aber ich denke, das ist gerechtfertigt –erist ein Verdienst für unsere Arbeit, unser Herzblut, unseren Ehrgeiz. Der Preis steht dabei für unsere Winzer, Mitarbeiter, Kunden und alle, die diesen Preis ermöglicht haben. Führung: Florian Döller,MichaelSpies,Martin Baumann (Vorstandsvorsitzender), Michael Braun (Geschäftsführer) sowie Manfred Hofmann(Vertriebsleiter,v.re.)freuensich über die Auszeichnung. Foto: Becksteiner Winzer REGIOBUSINESS Michael Spies, welche Kriterien flossen in dieBewertung ein? MICHAEL SPIES Wir sind die Genossenschaft, mit den in Summe am besten bewerteten Weinund Sektspezialitäten. Nicht nur die einmalige Teilnahme andiesem Wettbewerb bringt uns diese Auszeichnung, sondern esist eine langjährige Entwicklung. Die konstante Qualität über mehrere Jahre ermöglicht uns in der Gesamtbewertung drei rote Trauben. Die Juroren waren von der Aromatik, Klarheit und Sortentypizität begeistert –nicht nur inden oberen Qualitätsstufen, auch die Ortsweine wurden ausgezeichnet. Inunserem Fallwerdendie Weine durch Muschelkalk und das kühle Klima beeinflusst, durch die Handschrift unseres Kellermeisters bekommen sie ihre wiedererkennbare Charakteristik. REGIOBUSINESS Florian Döller, Sie sind der Kellermeister – was zeichnet Ihre Weine aus? FLORIAN DÖLLER Wir möchten damit Trinkfreude generieren. Die Weißweine präsentieren sich mit moderaten Alkoholwerten, Frische und Eleganz, waseindeutig auf unser besonderes Terroir zurückzuführen ist. Mit einem punktgenauen Erntezeitpunkt holen wir uns die Qualität, die für den entsprechenden Wein notwendig ist. Auch Trends wie alkoholfreien Wein und Schaumwein, die wirebenfalls wertig umsetzen, wiemittlerweile beieinem Chardonnay,ist für unsereGenossenschaft bezeichnend. REGIOBUSINESS Wie hat sich der Wein der Becksteiner Winzer eG in den vergangenenJahren verändert? FLORIAN DÖLLER Wirarbeiten noch gezielter an jederWeinsorte. Verschiedene Maßnahmen im Keller,wie zum Beispieldie Holzfassqualität und Holzart des Holzfasses, sowie Lagerdauer und Lagertemperaturen wurden optimiert. Auch geben wir den Weinen die notwendige Reifezeit, bevor sie auf den Markt kommen. Bei den Rotweinen bringt die Maischegärung zusammen mit dem richtigen Lesezeitpunkt eine fruchtige Aromatik, dennoch Tiefgang, Finesse und Lagerfähigkeit mit Entwicklungspotenzial. Wir setzen im Grundsatz auf harmonische, trinkige Weine, die zum Nachschenken einladen. MICHAEL BRAUN Die Qualität hängt auch vielvom Lesezeitpunkt der Trauben ab, der nicht einfach zu koordinieren ist. Die Trauben müssen ihre sogenannte physiologische Reife haben und sollten nicht zu früh und nicht zu spät geerntet werden. Ein ausgeklügelter Zeitplan, der im Gremium festgelegt wird, ist hierbei wichtig. REGIOBUSINESS Was macht das Wesen einer Genossenschaft aus? MICHAEL BRAUN Wir, die Becksteiner Winzer, sind ein Zusammenschluss von rund 250 Winzerinnen und Winzern im mittleren Taubertal, von Unterbalbach bis Werbach. In Klepsau im Jagsttal und Dertingen im Aalbachtal erzeugen ebenfalls Winzer Trauben für die Genossenschaft. Als drittälteste Erzeugergemeinschaft im badischen Weinbaugebiet übernehmen wir verschiedene Arbeiten für die Winzerinnen und Winzer: Wir bauen den Wein aus und vermarkten ihn im Auftrag der Winzer. Den erwirtschafteten Erlös aus den Produkten erhalten die Erzeuger zurück. REGIOBUSINESS Wie klappt die Koordination in der Genossenschaft? MICHAEL BRAUN Wir entscheiden schnell und effizient in einem vergleichsweise kleinen Führungsteam. Die Vielfalt der Mitglieder spiegelt sich dann im Aufsichtsrat wider, mit dem wir uns kontinuierlich abstimmen. Zudem kenne ich alle unsereWinzerinnen und Winzer sehr gut. Wir entscheiden zusammen. REGIOBUSINESS Was sind die Genossenschafts-Pläne für die Zukunft? MICHAEL SPIES Unsere Mission lautet, den Menschen weiter die Wertschätzung gegenüber dem Wein näherzubringen –bei genussvollen Veranstaltungen aller Art rund um die Becksteiner WeinWelt oder im Verkaufsgespräch in unserer Vinothek. Wir möchten unsere Kunden begeistern und diesen gewissen „Spirit“ des Weines vermitteln. Wein ist und bleibt ein Kulturgut und dafür arbeiten wir tagtäglich mit Herzblut und Leidenschaft. www.becksteiner-winzer.de
Februar 2024IJahrgang23INr.254 Politik &Wirtschaft 09 Die Stimmung trübt sich weiterein KonjunkturimHandwerk: Im vierten Quartal 2023 waren dieAuftragsbücher nichtmehr so gutgefüllt wie im Vorjahr. Im heimischen Handwerk haben sich die Aussichten im Jahresverlauf deutlich eingetrübt. Dementsprechend sorgenvoll präsentieren sich die Befragten der Konjunkturumfrage zum vierten Quartal 2023. Die Betriebe im Kammerbezirk Heilbronn-Franken bewerteten die Geschäftslage im vierten Quartal mehrheitlich positiv: Mehrals die Hälfte der Befragten (61,1 Prozent) bezeichnete dieGeschäftslage als „gut“. Allerdings: Voreinem Jahr lagdieser Anteil noch bei 63,1 Prozent. Rund jeder zehnte Betrieb (10,9 Prozent) warmit einer schlechten Geschäftslage im vierten Quartal konfrontiert –deutlich mehr, als noch vor einem Jahr (7,4Prozent). Der Geschäftslageindex erreichte 50,2 Punkte und liegt damit sowohl unter dem Vorquartalsniveau (+54,9 Punkte), als auch unter dem Vorjahresniveau (55,6 Punkte). DieGeschäftserwartungen imhiesigen Handwerk haben sich deutlich eingetrübt und viele Unternehmen gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage verschlechtern wird. Lediglich 7,8 Prozent (Vorjahresquartal: 19,4 Prozent) der Betriebe in Heilbronn-Franken erwarten bessere Geschäfte, während 37,5 Prozent (Vorjahresquartal: 20,3 Prozent) von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage ausgehen.Der Erwartungsindex ist aufdem niedrigsten Stand seit 2003. Insgesamtliegtder Konjunkturindikator der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, der aus dem Geschäftslage- und Erwartungsindex gebildet wird, mit 6,4 Punkten deutlich unter dem Vorjahresstand (+25,6 Punkte). In der Umfrage zum dritten Quartal lag der Konjunkturindikator noch bei 21,9Prozent. AUFTRAGSLAGE Die Auftragslage entwickelte sich im vierten Quartal schlechter als im Vorjahreszeitraum. Etwas mehr als jeder fünfte Betrieb (20,8 Prozent) meldet ein Auftragsplus (Vorjahresquartal: 27,2 Prozent). Rückläufige Auftragseingänge verzeichneten 38,2 Prozent derBefragten. Der Anteilder negativen Auftragsmeldungen war damit deutlich höher als im Vorjahresquartal (20,9 Prozent). Die weitere Auftragslage bewerteten die Betriebe aus dem Kammerbezirk pessimistisch. 28,8 Prozent der Befragten erwarten sinkende Auftragseingänge. Nur 14,7 Prozent rechnen mit einem Anstieg. AUSLASTUNG Die Kapazitäten im regionalen Handwerk waren im vierten Quartal nicht mehr so gut ausgelastet wie noch im Vorjahreszeitraum. Noch 11,9 Prozent der Betriebe registrierten einen Auslastungsgrad von über 100 Prozent (Vorjahresquartal: 11,3 Prozent). Der Anteil der Betriebe mit geringer Kapazitätsauslastung von maximal 60 Prozent steigt dagegen deutlich an und liegt bei 21,9 Prozent(Vorjahresquartal: 15,1 Prozent). Ebenfalls erhöht hatsich der Anteil der Betriebe mit einer Kapazitätsauslastung zwischen 61 und 80 Prozent (33,5 Prozent, Vorjahresquartal: 19,4 Prozent). Knapp jeder dritte Betrieb (32,8 Prozent) meldete eine Kapazitätsauslastung zwischen 81 und 100 Prozent. Im Vorjahr war dies noch mehr als die Hälfte der befragten Betriebe. Prognose: Die Zahl der Mitarbeiter in den heimischen Betrieben soll leicht sinken. UMSATZ Die Umsatzkurve zeigte wieder nach oben. 31 Prozent derBetriebeberichten von gestiegenen Umsätzen.Das sind12Prozent mehr als noch im dritten Quartal, aber weniger als vor einem Jahr (36,8 Prozent). Mehr als jeder fünfte Betrieb verzeichnete sinkende Umsätze (21,8 Prozent). Vor einem Jahr mussten nur 15,7 Prozent Umsatzeinbußen hinnehmen. Für die kommenden Monate wird eine negative Umsatzentwicklung erwartet. Gut ein Drittel(35,5 Prozent) rechnet miteinem Minus. BESCHÄFTIGTE Die Beschäftigung im Kammerbezirk dürfte im vierten Quartal weitgehend konstant geblieben sein. 8,3 Prozent der Befragten meldeten eine Aufstockung der Mitarbeiterzahl, zugleich verzeichneten aber 8,5 Prozent der Betriebe einen Personalabbau. In den kommenden Monaten dürfte die Mitarbeiterzahl im Handwerk leicht sinken. Nur noch 5,9 Prozent der Betriebe planen, mehr Personal einzustellen (Vorjahresquartal: 11,1 Prozent). 8,9 Prozent der Befragten werden die Belegschaft voraussichtlich verkleinern, in der Vorjahresumfrage lag dieser Wert noch bei 10,5 Prozent. INVESTITIONEN Die Investitionstätigkeit blieb weitgehend konstant. 15,5 Prozent der Befragten meldeten höhereInvestitionsausgaben, vor einem Jahr warendies 15,3 Prozent. Etwas mehr als jeder fünfte Betrieb (20,6 Prozent) verringerte die Investitionen, nachdem es im Vorjahresquartal 21,1 Prozent waren. pm www.hwk-heilbronn.de Foto: NPG-Archiv Gastkommentar „Nicht raus, sondern rein!“ Walter Döring: „Remigration“ würde Deutschland enorm schaden. Es hat ein „Geheimtreffen“ von„rechten Kreisen“ gegeben, auf dem Pläne zur „Remigration“ beraten worden sind. Alleine schon die dadurch entfachte Diskussion rund um den Begriff „Remigration“ macht es dringend notwendig, sich damit zu befassen beziehungsweise darzustellen, was dies –die Ausweisung von Millionen hier lebenden und arbeitenden Menschen –für unser Land bedeuten würde. Millionen Ausländer und selbst auch Deutsche mit „Migrationshintergrund“ sollen Anhängern von „Remigration“zufolge ausgewiesen, „zurückgeschickt“ werden. Wermit solchenVorschlägen vorgibt, Deutschland zu helfen, die Interessen Deutschlands mit „Remigration“ zu vertreten, liegt völlig daneben, kennt die Fakten nicht und würde bei Umsetzung solcher Fantastereien Deutschland allergrößten Schaden zufügen. Hier jetzt einmal zu einigen Zahlen, Daten und Fakten imHinblick auf hierzulande Beschäftigte, die als Ausländeroder„Deutsche mit Migrationshintergrund“ im Zuge einer „Remigration“ ausunserem Land fortgeschickt werden sollten: Jeder siebte Arzt inDeutschland verfügt nicht über die deutsche Staatsbürgerschaft. Inmittlerweile Dutzenden von Kommunen gibt es keinen Arzt mehr; auch hier in unserer Region sind Zukunft: Statt Ausweisungund Abschiebung ist einegezielte Zuwanderung nötig,umden Wohlstandzuhalten. Foto: NPG-Archiv einzelne Gemeinden davon betroffen, leiden die Einwohner unter dem Ärztemangel. Im März 2023 waren 4800 Hausarztsitze unbesetzt. Zuuns hier im Landkreis eine Meldung von SWR aktuell am 14.1.23: „Seit Ende des vergangenen Jahres gibt es keine Hausarztpraxis mehr imoberen Bühlertal“. In den Pflegeberufen sind 14 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Ausländer. Der gesamte Gesundheits- und Pflegebereich würde beieiner wie auch immer gearteten „Remigration“ zusammenbrechen. Jan Schweitzer stellte in der ZEIT vom 18. Januar fest,dass es 1991 440 Abteilungen für Kinder- und Jugendmedizin gab und es2020 mehr als 100 weniger waren: 334. Grund: gravierender Personalmangel. Die Kinderbetreuung soll unbedingt ausgebaut werden. Hinten und vorne fehlen Erzieherinnen. Viele Kommunen, darunter auch Schwäbisch Hall, versuchen, im Ausland „fündig“zuwerden. Da Deutschlandwie kaum ein anderes Land auf internationale Geschäftsverbindungen und Exporte angewiesen ist, arbeiten in 88 Prozent der DAX-Vorstände auch ausländische Spitzenkräfte. Max-Planck-Präsident Patrick Kramer hat jüngst in der FAZ die „Remigrations-Diskussion“ als „erschreckenden Tiefpunkt einer unsäglichen Debatte“ bezeichnet und ausgeführt, dass in seiner Forschungsorganisation „mehr als 24 000 Beschäftigte aus 127 Ländern kommen. Bei uns in der Max-Planck-Gesellschaft arbeiten Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher ausSüdkorea, Japan, Indien, Pakistan, Iran und Niger. Auch drei Nobelpreisträger der Jahre 2020 bis 2022 kamen aus dem Ausland und forschen seit Jahren bei uns inDeutschland.“ Und Cramer weiter: „Die Zahl derAuszubildendenmit ausländischerStaatsangehörigkeit hat sich in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren um 64 Prozent auf knapp 55 000 erhöht. Diese Menschen sind für unser Land unverzichtbar!“ Gar nicht genannt sind hier die vielen unersetzbaren ausländischenBeschäftigten in Bereichen, in denen der Fachkräftemangel ebenfalls gravierend ist: Gastronomie, Bau, Entsorgungsbereicheetc. Das Handelsblatt schrieb dieser Tage: „Deutschland muss den Mangel an Arbeitskräften in den Griff kriegen, der schon jetzt unser Wachstum lähmt und sich durch die demografische Entwicklung weiter verschlimmern wird“. Zum Thema Demografie/Alterung der Gesellschaft erklärte der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen dem ZDZ, dass wir auf Zuwanderung in den Arbeitsmarktangewiesensind, da „wir ja die letzten 40 Jahre die Kinder, die wir gebraucht hätten, gar nicht gemacht haben“. Endlich melden sich auch „Wirtschaftskapitäne“ zu Wort: Infineon-Chef Jochen Hanebeck verurteilt laut Süddeutscher Zeitung vom17.Januar „jedes Gerede von „Remigration“ als menschenverachtend“. Ganz ähnlich äußerten sich hochrangige Vertreter von SAP, Mercedes-Benz, Bosch, Porsche, Daimler-Truck sowie die Chefin von Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller und BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer will 1,5 Millionen Zuwanderer jährlich (!), um dem Fachkräftemangel bei uns zu begegnen; ein Kollege vonihr nennt 400 000. Nicht „raus“, sondern„rein“! Auch wenn dieseZahlen reichlich hoch gegriffen sind und es viele Dr.Walter Döring Der gebürtige Stuttgarter Dr.Walter Döring war lange eine der Galionsfiguren der FDP. Er war Vorsitzender der Landtagsfraktion und von 1996 bis 2004 Wirtschaftsminister von Baden- Württemberg. Heute arbeitet der 69-Jährige als Consultant, hält Vorlesungen an Hochschulen und sitzt im Gemeinderat in Schwäbisch Hall. Im Kreistag ist er für die Freien Demokraten politisch aktiv.Döring ist Initiator und Mitorganisator des Kongresses „Gipfel der Weltmarktführer“ in Schwäbisch Hall und gründete die Akademie Deutscher Weltmarktführer. ungelöste Aufgaben wie Wohnungen und Kindergartenplätze gibt, so ist doch klar, dass wir es uns im eigenen Interesse gar nicht leisten können, „Remigration“ anzustreben, sondern dass wir im Gegenteil eine gezielte Zuwanderung von Menschen benötigen, die unseren Fachkräftemangel beheben. Ob im Gesundheits- und Pflegebereich oder in der Wissenschaft oder in vielen anderen Bereichen auch; rein in unseren Arbeitsmarkt, nicht als „Nichtarbeitende“ –der Anteil der Arbeitslosen unter den Ausländern ist weit überproportional hoch –,rein in unsere Sozialsysteme; auch klar! Völlig klar aber auch unabhängig von allen hier genannten Daten und Fakten: Nie wieder dürfen solche hinter „Remigration“ stehenden Rassentheorien und Selektionspläne in Deutschland auf die Tagesordnung kommen!
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