2024-02_RegioBusiness
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Februar <strong>2<strong>02</strong>4</strong>IJahrgang23INr.254<br />
Wirtschaftsförderung 21<br />
Starthilfedurchdie Co-Pilotin<br />
Deutschlands Wirtschaft sucht händeringendnach Fachkräften. Um hierbei dieChancenfür Frauen mit Migrationshintergrund zu<br />
erhöhen, bietet die KontaktstelleFrau und Beruf ein spezielles Mentorinnen-Programm an. VONANTONIO DEMITRI<br />
Die Kontaktstelle für die RegionHeilbronn-Franken<br />
ist<br />
eine von insgesamt neun<br />
in Baden-Württemberg, die vom<br />
Wirtschaftsministerium in Stuttgart<br />
gefördert werden. Das zertifzierte<br />
Mentorinnen-Programm<br />
wurde erstmals 2017 angeboten.<br />
Berufstätige Frauen engagieren<br />
sich dabei ehrenamtlich, um<br />
ausländischen Frauen mit Berufsabschluss<br />
–sogenanntenMentees<br />
–den Einstieg in den deutschen<br />
Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dabei<br />
geht esummehr als nur darum,<br />
weibliche Fachkräfte für die<br />
Wirtschaft zu erschließen. „Wir<br />
helfen bei derIntegration undder<br />
gleichberechtigten Teilhabe von<br />
Frauen am Erwerbsleben“, bringt<br />
es SimoneRieß, Leiterinder Kontaktstelle<br />
Heilbronn-Franken, auf<br />
den Punkt.<br />
Mentorinnen undMentees<br />
alsTandem<br />
Zentrale Aufgabe der Kontaktstelle<br />
ist es, Mentorinnen und Mentees<br />
zu „Tandems“ zusammenzubringen.<br />
Rund neun Monate lang<br />
kümmert sich dann die jeweilige<br />
Mentorin um ihre Menteeund unterstütztsie<br />
beiallenFragenrund<br />
um die berufliche Planung. So wie<br />
Ute Wichmann: Sie war Frau der<br />
ersten Stunde, als das Programm<br />
an den Start ging. „Ich war sofort<br />
Feuer und Flamme“, erinnert sie<br />
sich. Sie arbeitet als Geschäftsprozessmanagerin<br />
bei einer Discounter-Marke<br />
und hatte bereits<br />
erste Erfahrungen als Mentorin<br />
gesammelt. „Entscheidend<br />
ist das Matching“, verrät Wichmann.<br />
Denn Mentorin und Mentee<br />
müssen zusammenpassen,um<br />
in den gemeinsamen Sitzungen –<br />
im Schnitt alle 14Tage –erfolgreich<br />
voranzukommen.<br />
Kulturelle Unterschiede –<br />
eingroßesThema<br />
Nach einem ersten Kennenlernen<br />
werden die wichtigsten Ziele der<br />
Mentee schriftlich fixiert.Beispiele:<br />
Bewerbungsunterlagen optimieren,<br />
persönliche Stärken und<br />
Schwächen identifizieren oder<br />
Orientierungshilfe auf dem regionalen<br />
Arbeitsmarkt geben. Wichmann:<br />
„Ein großes Thema sind<br />
auch die kulturellen Unterschiede.“<br />
Die Mentees kommen aus<br />
den unterschiedlichsten Ländern:<br />
Rumänien, Syrien, Polen und die<br />
Ukraine führen die Liste an, aber<br />
auch aus Kanada, Spanien, dem<br />
Libanon oder Russland stammen<br />
die Frauen. „Viele von ihnen kommen<br />
mit hochqualifizierten Studien-<br />
oder Berufsabschlüssen zu<br />
uns.“ Vor allem Frauen, die von<br />
außerhalb Europas einwandern,<br />
tun sich inDeutschland jedoch<br />
Mentorin: FürUte Wichmann<br />
ist das Ehrenamt eine Herzensangelegenheit.<br />
Foto: privat<br />
„Die Mentee<br />
führt, sie ist die<br />
Pilotin. Die<br />
Mentorinist<br />
immer nur die<br />
Co-Pilotin, die<br />
begleitet und<br />
empfiehlt.“<br />
Ambitioniert: Simone Rieß,<br />
Leiterin der regionalen<br />
Kontaktstelle<br />
Nicole Hafner<br />
oft erst einmal mitihrer Rolle am<br />
Arbeitsplatz schwer. „Da geht es<br />
dann um Fragen wie den Umgang<br />
mit Vorgesetzten oder mit Kritik,<br />
bis hin zur Entwicklung des richtigen<br />
Selbstbewusstseins für einen<br />
neuenJob“,sodie Mentorin.<br />
Was, wenn ein Abschluss<br />
nicht anerkanntwird?<br />
Manchmal gilt es auch einfach,<br />
Frust herauszunehmen: Oft kommen<br />
Frauen nach Deutschland,<br />
um dann enttäuscht festzustellen:<br />
IhrAbschlusswird hiernicht<br />
anerkannt. Umso wichtiger sei<br />
es in solchen Fällen, die persönlichen<br />
Kompetenzen und Kenntnisse<br />
der Mentee herauszuarbeiten,<br />
um nach möglichen Alternativen<br />
im Berufsleben zusuchen.<br />
Klar ist für Ute Wichmann dabei<br />
eins: Sie ist keine Coachin. Nicht<br />
nur, weil sie ihre Tätigkeit ehrenamtlich<br />
ausübt. „Wir Mentorinnen<br />
begleiten und empfehlen lediglich.“<br />
Handlungsanweisungen<br />
oder konkrete Aufgaben an die<br />
Mentees gebe es nicht. „Die Mentee<br />
führt, sie ist die Pilotin. Ichbin<br />
die Co-Pilotin.“ Letzten Endes, so<br />
Wichmann, stehe und falle das<br />
Programm mit dem eigenen Zutun<br />
der einzelnen Teilnehmerin.<br />
„Wir sind auch keine Arbeitsvermittlung“,<br />
ergänzt Rieß von der<br />
Kontaktstelle und betont: „Wer als<br />
Mentee bei unserem Programm<br />
mitmacht, muss sich selbst um<br />
eine Stelle bemühen.“ Doch die<br />
Bilanz könne sich sehen lassen,<br />
Mentoring: Woraufesankommt<br />
findet sie: Allein im vergangenen<br />
Jahr hätten sieben vonzehn Mentees<br />
eine Arbeit, Ausbildung oder<br />
Weiterbildung gefunden. In diesem<br />
Jahr gehen bereits 17 Tandems<br />
an den Start –bisheriger<br />
Rekord.<br />
JedesJahr neue<br />
Interessentinnen gesucht<br />
Das aktuelle Mentorinnen-Programm<br />
startet imMärz. Es wird<br />
jährlich aufgelegt und läuft in der<br />
Regel über die Zeit vonneun Monaten.<br />
Informationen für potenzielle<br />
Mentorinnen und Mentees<br />
gibt es auf der Webseite.<br />
www.frauundberuf-hnf.com<br />
►Eine erfahrene Person gibt als Mentor oder Mentorin Knowhow<br />
und Kompetenzen an den oder die Mentee weiter.<br />
►Zentraler Punkt ist dabei das Matching: Mentor und Mentee<br />
müssen als Team funktionieren.<br />
►Mentoring findet immer aufAugenhöhe statt –keine Weisungen,<br />
keine Hierarchien.<br />
►Absolute Priorität hat die Vertraulichkeit: Gespräche finden im<br />
geschütztenRaum statt.<br />
►Die Gespräche dienen dazu, die speziellen Fähigkeiten des oder<br />
der Mentee zu entdecken<br />
►Ziele werden gesetzt, aber siekönnen im Laufe des Mentoring<br />
angepasst werden.<br />
►Mentoring kann und darf nur Impulse geben; aktiv werden<br />
muss der oder die Mentee selbst.<br />
Jungunternehmengesucht<br />
Baden-Württembergs höchstdotierterWirtschaftspreis geht in dienächsteRunde.<br />
Trophäe:Der Lea-Mittelstandspreis zeichnetbesonderes Engagement<br />
für den gesellschaftlichen Zusammenhalt aus. Foto: Uta Rometsch<br />
Es geht um sozialen<br />
Zusammenhalt<br />
Lea-Mittelstandspreis sucht Unternehmen mit<br />
besonderem gesellschaftlichen Engagement.<br />
Wie stark setzen sich<br />
kleine und mittelständische<br />
Betriebe in Baden-Württemberg<br />
für den Zusammenhalt<br />
der Gesellschaft<br />
ein? Diese Frage steht im Mittelpunkt<br />
von „Lea“. Hinter<br />
dem Kürzel verbergen sich<br />
die Begriffe Leistung, Engagement<br />
und Anerkennung –die<br />
drei Kernpunkte beim Mittelstandspreis<br />
für soziale Verantwortung.<br />
Der Preis wird jährlich<br />
vom Landeswirtschaftsministerium,<br />
der Caritas und der<br />
Diakonie ausgeschrieben und<br />
richtet sich an Firmen mit bis<br />
zu 500 Beschäftigten mit Sitz<br />
in Baden-Württemberg. Gerade<br />
der Mittelstand zeigt laut Organisatoren<br />
eine „durchgängige<br />
Bereitschaft, Verantwortung zu<br />
übernehmen“ und die sozialökologische<br />
Transformation zu<br />
gestalten. Bewerben kann sich<br />
jedes Unternehmen, das sich<br />
gemeinsam mit sozialen Einrichtungen,<br />
Schulen, Umweltinitiativen<br />
oder Vereinen gesellschaftlich<br />
engagiert. Dotiert ist<br />
der Preis nicht. Dafür winkt die<br />
Lea-Trophäe, die auch als Aushängeschild<br />
für die Attraktivität<br />
eines Unternehmens gilt. Vielleicht<br />
ein Grund dafür, dass es<br />
sich nach eigenen Angaben um<br />
den bundesweit teilnehmerstärksten<br />
Wettbewerb zumThema<br />
soziale Verantwortung von<br />
Betrieben handelt. Die Bewerbungsfrist<br />
endet am 31. März.<br />
Die Preisverleihung ist am26.<br />
Juni im Stuttgarter Haus der<br />
Wirtschaft.<br />
adm<br />
www.lea-mittelstandspreis.de<br />
Grenzenlos<br />
Zukunft<br />
gestalten.<br />
Zweiter Platz: Erhielt 2<strong>02</strong>2 ein Preisgeld von30.000 Euro:Nadine<br />
Walter-Bühlervon der Dorfkäserei in Bühlerzell.<br />
Foto: Wagenhan<br />
Ihre starkeBank in Hohenlohe.<br />
DasBeste seit 1843.<br />
Noch bis zum 26. Februar<br />
können sich Firmengründerinnen<br />
und -gründer<br />
für Baden-Württembergs<br />
höchstdotierten Wirtschaftspreis<br />
bewerben. Es winken Geldpreise<br />
in Höhe von 40 000, 30 000<br />
und 20 000 Euro. Gesucht werden<br />
junge Unternehmen, die den<br />
Sprung über die Start-up-Phase<br />
bereits geschafft und sich mit ihrer<br />
Geschäftsidee am Markt etabliert<br />
haben. Das können innovative<br />
Dienstleistungen ebenso<br />
sein wie Verfahren, die ökologischen<br />
Weitblick beweisen oder<br />
die Chancen der Digitalisierung<br />
herausragend umsetzen. Die Jury<br />
bewertet die Einreichungen nach<br />
Konzept und wirtschaftlichem Erfolg.<br />
Finale ist der 26. November:<br />
In Stuttgart werden die zehn<br />
besten Unternehmen im Neuen<br />
Schlossausgezeichnet. adm<br />
www.landespreis-bw.de<br />
vb-hohenlohe.de/thebaenk