KURT 02/2024
KURT Dein Magazin für Gifhorn Ausgabe Februar/März 2024
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Kunst<br />
Kunst<br />
Man möchte doch<br />
eine Besessenheit sehen<br />
Die Gifhorner Künstlerinnen Lillien und Manuela Grupe stellen im Rathaus aus<br />
Lillien Grupe:<br />
Der Fall,<br />
Acryl und Öl<br />
auf Leinwand,<br />
100 x 190<br />
Zentimeter.<br />
Was hinter dem weiträumigen Begriff Kunst verstanden werden<br />
kann, lässt sich noch bis Ende April im 2. Obergeschoss des Gifhor-<br />
ner Rathaus, Eingang im Cardenap 2-4, in zwei Perspektiven erfahren:<br />
Die Kunstausstellung „gleichzeitig zweiseitig“ zeigt insgesamt<br />
22 Werke von Lillien Grupe und Manuela Grupe, Tochter und Mutter.<br />
Ihre beinahe zum Hyperrealismus tendierenden Gemälde nehmen<br />
Bezug auf die großen Altmeister des Barock und der Renaissance,<br />
überraschenderweise fühlen sich auch allzu computergewöhnte<br />
Augen angesprochen. <strong>KURT</strong> hat die beiden Künstlerinnen getroffen.<br />
Manuela (links) und Lillien Grupe aus Gifhorn sind die beiden Künstlerinnen<br />
hinter der Ausstellung „gleichzeitig zweiseitig“. Foto: Nicole Rodrigues Frenzel<br />
Von Malte Schönfeld<br />
Die volle Aufmerksamkeit in<br />
den Räumen des 2. Obergeschosses<br />
des Gifhorner Rathauses<br />
beanspruchen in diesen<br />
Wochen die Gemälde von Lillien<br />
Grupe und Manuela Grupe<br />
für sich. Die beiden Gifhorner<br />
Künstlerinnen zeigen Schlüsselwerke<br />
ihrer Laufbahn, kuratiert<br />
von Annette Hoffmann<br />
aus dem Fachbereich Kultur<br />
und Soziales. Das Spannende:<br />
So ähnlich sich die Werke auf<br />
Anhieb sind, so lohnenswert ist<br />
ein zweiter Blick.<br />
Zuerst fällt beiderseits der<br />
Realismus ins Auge. Die Werke<br />
sind figürlich und nicht<br />
abstrakt, klarerweise sind die<br />
abgebildeten Personen die<br />
Protagonisten. Wir erleben sie<br />
in Alltagssituationen, auf der<br />
Parkbank sitzend, beim Beten.<br />
Doch: Im Fokus und auf so<br />
großflächigen Leinwänden erscheinen<br />
sie wie mit dem Blick<br />
einer Lupe vergrößert und dabei<br />
auch leicht grotesk. Es gilt<br />
die alte Annahme: Je näher<br />
man dem Subjekt der Betrachtung<br />
kommt, desto entstellter<br />
ist es eigentlich.<br />
Bei Mutter Manuela sind es<br />
vornehmlich ältere Menschen,<br />
die wir sehen, Seniorinnen<br />
und Senioren, ihre fleckige<br />
Haut wirft Falten genauso wie<br />
die gemusterten Tischdecken,<br />
über die ihre sanften Hände<br />
streichen. Das Haar ist zerzaust<br />
und steht zu Berge. Nasenrücken<br />
und Ohrläppchen<br />
sind riesig. Das Fleischige ist<br />
in der Tat sehr barock. Was die<br />
Personen eint, ist eine unverkennbare<br />
Lebensfreude und<br />
Gutmütigkeit in der Miene,<br />
fast eine naive Verspieltheit.<br />
„Da wir von so viel Negativität<br />
umlagert sind, müssen wir<br />
aufpassen, dass unsere Seelen<br />
nicht erdrückt werden“, meint<br />
Manuela. „Mein Anspruch in<br />
der Kunst ist nicht das Aufzeigen<br />
von Problemen der Welt,<br />
sondern das Kreieren eines<br />
kleinen, heilen Raumes – wie<br />
eine Wellnessoase.“ Krachend<br />
sind die bunten Farben, die<br />
sie – wie bei „Kaninchenfreunde<br />
e.V.“ – wählt. Sie erinnern<br />
doch stark an die KI-generierten<br />
Motive, die durch Bildgeneratoren<br />
wie Dall-E 2 derzeit<br />
TikTok, Reddit und andere soziale<br />
Medien fluten – ein Umstand,<br />
der sicherlich nicht beabsichtigt<br />
war, nun aber nicht<br />
von der Hand zu weisen ist.<br />
Lillien dagegen zeigt ihre<br />
Protagonisten auch in Momenten<br />
der Verlegenheit und<br />
der Schwäche, sie sind verzweifelt<br />
oder hysterisch, wirken<br />
manchmal ergriffen oder<br />
sogar überfordert wie in „Die<br />
Suche nach sich selbst“. „Da<br />
bin ich moderner als Manu“, »<br />
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