antriebstechnik 3/2024
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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
05 Verlauf der Hubänderungsrate über der Dehnstofftemperatur<br />
leichte Unregelmäßigkeit beim Einfahren zu erkennen und die<br />
Ausgangsposition wird zudem erst bei -15 °C erreicht. Erst bei<br />
einer Belastung von 55 N lässt sich eine hinreichende Linearität<br />
bei den Rückhüben erkennen, was auch der angegebenen Minimalbelastung<br />
für dieses Element entspricht.<br />
Einhergehend mit der Belastungssteigerung bis zum Maximum<br />
von 200 N ist eine Verschiebung des Hubbeginns hin zu<br />
höheren Temperaturen zu erkennen. Darüber hinaus wird der<br />
Hub in seinen Absolutwerten kleiner. Zurückzuführen ist dies<br />
auf den benötigten höheren Druck in Verbindung mit der Elastizität<br />
der Dehnstoffelementkomponenten und einer Kompressibilität<br />
des Dehnstoffs. In Bild 04 ist die Hubdifferenz zwischen<br />
Ein- und Ausfahren des Kolbens über der Temperatur<br />
dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Hysterese bei steigender<br />
Belastung im Regelhubbereich kleiner wird. Der Betrag der<br />
Hubdifferenz sinkt mit steigender Belastung und die Temperaturspanne<br />
des Regelhubbereichs verringert sich. Nahezu unbeeinflusst<br />
von der Last zeigt sich hingegen der Überhubbereich.<br />
Die Hubdifferenzen sind relativ gering und nahezu unabhängig<br />
von der Last.<br />
Wird die Dehnstoffelementdynamik betrachtet, verhält es<br />
sich ähnlich. In Bild 05 ist die Hubänderungsrate aufgeführt.<br />
Sie stellt die Ableitung der Verläufe aus Bild 03 für den Abschnitt<br />
des Ausfahrens bei steigenden Temperaturen dar. Zu erkennen<br />
ist, dass die höhere Dynamik im Regelhubbereich mit<br />
einem stärkeren Lasteinfluss einhergeht, welcher im Überhubbereich<br />
nicht mehr erkennbar ist. Die auftretenden Knicke bei<br />
40 °C sind mit der Abschaltung des Kühlkompressors des Klimaschranks<br />
zu erklären, welcher das Gehäuse geringfügig verwindet.<br />
Insgesamt kann das Verhalten im Überhubbereich als stabil<br />
gegenüber Lasteinflüssen betrachtet werden.<br />
Höhere Lasten führen zu einer Verschiebung<br />
des Arbeitsbereichs hin zu höheren Temperaturen.<br />
Um bis zu 30 Prozent nimmt hierbei der absolute<br />
Hub ab. Im Arbeitshubbereich verringert<br />
sich die Hubhysterese und die Dynamik des Elements<br />
flacht leicht ab. Nahezu unbeeinflusst<br />
von der Last verhält sich der Überhubbereich;<br />
bis auf die absolute Hubänderung bleibt die<br />
Hubhysterese und Dynamik konstant. Wird also<br />
kein besonders großer Verstellweg benötigt,<br />
sollte das Element so ausgewählt werden, dass<br />
es ausschließlich im Überhubbereich arbeitet.<br />
Überlastungen sollten generell vermieden<br />
werden, da sie zu hohen inneren Drücken führen<br />
und die Elemente zerstören. Weiterhin ist ein<br />
Anschlag zur Entlastung des Elements im eingefahrenen<br />
Zustand notwendig, um ein zu tiefes<br />
Rückstellen des Kolbens und eine damit verbundene<br />
Beschädigung des Elastomer einsatzes zu<br />
vermeiden. Anders als Dehnstoffelemente, die<br />
nur durch ihr umgebendes Medium temperiert<br />
werden, ist es auch möglich, sie aktiv zu beheizen und so zum<br />
Beispiel einen elektrischen Stellmechanismus zu realisieren [4].<br />
www.fh-swf.de<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[1] Bucht, A.: Workshop „Smart Materials für Automobile“; Anwendungen<br />
thermischer Formgedächtnislegierungen im Automobil, Potentiale und<br />
Grenzen; Frauenhofer IWU; Würzburg (2014).<br />
[2] Kunze, H., Bucht, A., Pagel, K. et al. Leichte Formgedächtnisaktoren im<br />
Automobil. ATZ Automobiltech Z 113, 266–271 (2011). https://doi.org/10.1365/<br />
s35148-011-0046-8<br />
[3] Langbein, S.: Formgedächtnistechnik; Entwickeln, Testen und Anwenden;<br />
2. Aufl.; Wiesbaden (2021); S. 190– 97.<br />
[4] Patent DE102004022351C5 Dehnstoffelement (elektrisch betätigter<br />
Dehnstoffelementaktuator)<br />
DIE AUTOREN<br />
Patrick Jostmann, M. Eng., Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter, Labor für<br />
Getriebetechnik der Fachhochschule<br />
Südwestfalen, Iserlohn<br />
FAZIT UND AUSBLICK<br />
Dehnstoffelemente agieren innerhalb der zulässigen Belastung<br />
sehr zuverlässig und durchlaufen zwei charakteristische Hubbereiche.<br />
Eine Unterschreitung der Mindestbelastung sollte unbedingt<br />
vermieden werden. Sie führt zu einer fehlerhaften oder nur<br />
teilweisen Rückstellung des Elements und zu einem Verlust des<br />
Arbeitsbereiches mit der höchsten Hubdynamik. Weiterhin kann<br />
das Verhalten bei einem erneuten Erwärmen aufgrund der undefinierten<br />
Ausgangslage nicht vorhergesagt werden. Eine Lasterhöhung<br />
nach dem Erstarren des Dehnstoffs führt zu keiner signifikanten<br />
Rückstellung.<br />
Prof. Dr.-Ing. Schöler (Co-Autor),<br />
Professur für Mechanik und<br />
Getriebetechnik an der Fachhochschule<br />
Südwestfalen, Iserlohn<br />
50 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/03 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de