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Seltene Erkrankungen

Der Weg zur Diagnose bei seltenen Erkrankungen ist oft lang und beschwerlich. Diese Ausgabe soll Wissen zu unterschiedlichen seltenen Erkrankungen vermitteln und das Bewusstsein dafür stärken.

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8 | Lesen Sie mehr unter www.seltenekrankheit.info<br />

Entgeltliche Einschaltung<br />

Aktiv trotz Hämophilie A:<br />

Mehr als nur Golf spielen<br />

Moderne Präparate und eine angepasste Ersatztherapie<br />

machen es Menschen mit Hämophilie A möglich, ein<br />

sportlich aktives Leben zu führen. Der Blutgerinnungs-<br />

Experte Clemens Feistritzer und sein Patient<br />

Andreas Berger erklären die Hintergründe.<br />

OA Priv.-Doz.<br />

Dr. Clemens<br />

Feistritzer<br />

Leiter der<br />

Gerinnungsambulanz<br />

an der<br />

Universitätsklinik<br />

Innsbruck<br />

Andreas Berger<br />

Jahrgang 1975,<br />

studierte und unterrichtet<br />

Physik<br />

und Mathematik<br />

und nahm, unter<br />

anderem für das<br />

Radteam Tirol, an<br />

internationalen<br />

Mountainbikerennen<br />

teil.<br />

FOTO: TIROL KLINIKEN<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Wodurch zeichnet sich<br />

Hämophilie A aus?<br />

Feistritzer: Bei Hämophilie A<br />

handelt es sich um eine x-chromosomal<br />

vererbte Gerinnungsstörung,<br />

die somit fast ausschließlich<br />

Männer betrifft. Je nach Schweregrad<br />

führt dies dazu, dass für die<br />

Blutgerinnung benötigte Faktoren<br />

nicht oder nur eingeschränkt<br />

gebildet werden können. Bei<br />

Hämophilie A ist das der Gerinnungsfaktor<br />

VIII, bei der seltener<br />

vorkommenden Hämophilie B der<br />

Faktor IX. Bei Personen mit einer<br />

Hämophilie mit einem Faktor-<br />

Spiegel von unter einem Prozent<br />

spricht man von einer schweren<br />

Form. Ein Anzeichen dafür ist<br />

neben Blutungen im Rahmen von<br />

Verletzungen oder Operationen<br />

auch das Auftreten von spontanen<br />

Gelenksblutungen, die nicht nur<br />

sehr schmerzhaft sind, sondern<br />

langfristig auch zu schweren Arthrosen<br />

der Gelenke führen können.<br />

Welche Behandlungsmöglichkeiten<br />

gibt es?<br />

Feistritzer: Es wird<br />

zwar intensiv an Gen-<br />

Therapien geforscht, jedoch<br />

ist Hämophilie A aktuell nicht<br />

heilbar. In Österreich und ganz<br />

Mitteleuropa sind wir in der Lage,<br />

eine prophylaktische Therapie<br />

durch die Gabe des Faktor VIII zur<br />

Verfügung zu stellen. Dies passiert<br />

normalerweise alle zwei bis vier<br />

Tage als Injektion direkt in die<br />

Venen. Als Alternative gibt es auch<br />

eine Antikörper-Therapie. Dafür<br />

wird der Wirkstoff ein- bis viermal<br />

pro Monat direkt unter die Haut<br />

gespritzt.<br />

Herr Berger, auf welche<br />

Therapie vertrauen Sie?<br />

Berger: Bei mir ist bereits als<br />

Kleinkind eine schwere Verlaufsform<br />

der Hämophilie A festgestellt<br />

worden. Ich hatte von Beginn an<br />

eine Prophylaxe, die mir anfangs<br />

meine Mutter verabreicht hat.<br />

Im Rahmen eines Sommercamps<br />

musste ich dann im Alter von<br />

12 Jahren lernen, mich selbst zu<br />

spritzen. Ich habe die Prophylaxe<br />

im Wesentlichen beibehalten und<br />

nur kurzfristig umgestellt, also nur<br />

gespritzt, wenn sportliche Großveranstaltungen<br />

anstanden oder ich<br />

verletzt war. Mittlerweile bin ich<br />

aber wieder bei der prophylaktischen<br />

Therapie.<br />

Feistritzer: Die Prophylaxe ist die<br />

empfohlene Therapieform, da sie<br />

Schäden an Gelenken minimieren<br />

kann. Bei einer sogenannten<br />

„on demand“-Therapie wird im<br />

Wesentlichen nur bei akuten Verletzungen<br />

oder chirurgischen Eingriffen<br />

der Faktor VIII verabreicht,<br />

die Folgen sind eine deutlich höhere<br />

Anzahl an Gelenksblutungen<br />

und langfristig eine Verschlechterung<br />

der Gelenke.<br />

Wie ist es um die Sicherheit von<br />

Hämophilie-Therapien bestellt?<br />

Feistritzer: Generell ist die Verabreichung<br />

durch die Vene bei Ersatztherapien<br />

das Hauptproblem,<br />

etwa wenn diese sehr fein sind.<br />

Nebenwirkungen bei den anderen<br />

verfügbaren Therapien sind<br />

dagegen sehr selten, sollten allerdings<br />

welche auftreten, sollte man<br />

diese unbedingt melden. Die Daten<br />

werden anonymisiert und laufend<br />

analysiert. Jede Meldung eines<br />

unerwünschten Ereignisses zählt.<br />

So kann man auch selbst langfristig<br />

zur Sicherheit der Therapie beitragen.<br />

(Anm.: mehr Informationen<br />

zur Nebenwirkungsmeldung in der<br />

Infobox). Besonders zu Beginn der<br />

Therapie – im Rahmen der ersten<br />

50 Verabreichungen – besteht das<br />

Risiko, dass Patient:innen Hemmkörper<br />

entwickeln. Dies kann die<br />

Therapie wirkungslos machen,<br />

was bei rund 30 Prozent aller<br />

Patient:innen der Fall ist. Dieser<br />

Hemmkörper kann aber meistens<br />

mit einer Immuntoleranztherapie<br />

gut behandelt werden, sodass die<br />

Therapie im Anschluss dann ganz<br />

normal wirksam ist. Alternativ<br />

kann man aber auch zu der bereits<br />

erwähnten Antikörper-Therapie<br />

greifen.<br />

Berger: Ich habe nie Probleme<br />

mit den Präparaten und bereits<br />

als Kind Glück mit meinen Venen<br />

gehabt. Ich habe mit einer Vene im<br />

Ellbogen angefangen und bin bis<br />

heute bei dieser geblieben.<br />

Wie wird die Patient:innen-Sicherheit<br />

auch bei neuen Therapien<br />

sichergestellt?<br />

Feistritzer: Die Sicherheit eines<br />

Arzneimittels wird einerseits<br />

durch strenge vorklinische und<br />

klinische Versuche überprüft und<br />

andererseits nach der Marktzulassung<br />

genau überwacht. Ist ein<br />

Medikament einmal zugelassen,<br />

wird es von wesentlich mehr<br />

Patient:innen eingenommen als<br />

in den zuvor durchgeführten<br />

Studien. <strong>Seltene</strong> Nebenwirkungen<br />

oder Interaktionen mit anderen<br />

Medikamenten können durch<br />

Nebenwirkungsmeldungen<br />

Mehr Informationen<br />

auf dem<br />

Instagram-Kanal<br />

ichbinbluter.at<br />

und unter diesem<br />

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