immobilia 2024/03 - SVIT
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AEROGEL MACHT SCHLANK<br />
Der Anlass für das Pilotprojekt war die<br />
Auseinandersetzung mit dem verdichteten<br />
Wohnen, hohen Komfortansprüchen<br />
der Mietparteien und der maximalen Nutzung<br />
von knapp bemessenen innerstädtischen<br />
Parzellen. Das letzte Argument<br />
diente als Begründung für die Suche nach<br />
einer möglichst dünnen und daher Wohnflächen<br />
sparenden Dämmung. Zwei der<br />
fünf im Rahmen des Pilotprojektes umgesetzten<br />
speziellen Massnahmen betrafen<br />
denn auch die Gebäudehülle: ein Fassadensystem<br />
mit Aerogel und Fenster mit Vakuumisolierglas.<br />
Aerogel ist ein Hochleistungswärmedämmstoff.<br />
Der Begriff umschreibt eine poröse,<br />
ultraleichte solide Substanz – wie ein<br />
Gel, bei dem die flüssige Komponente aber<br />
durch Gas ersetzt ist. In seiner Rohform<br />
ist Aerogel ein feines Granulat, meistens<br />
aus amorphem Siliziumdioxid, auch bekannt<br />
als Kieselsäure. Das Volumen dieser<br />
winzigen Körner besteht zu über 90% aus<br />
luftgefüllten Poren. Aerogel, das oft lichtdurchlässig<br />
ist, kann als Granulat in Behältnisse<br />
gefüllt oder dem Verputz beigemischt<br />
werden. Ausserdem verwendet man es auf<br />
Vliesen oder Platten, die als Trägermaterial<br />
dienen. Die Dämmstärke reduziert sich im<br />
Vergleich zu herkömmlichen Dämmmaterialien<br />
um die Hälfte, manchmal bis zu zwei<br />
Drittel. Der Raumgewinn ist daher neben<br />
dem Denkmalschutz eines der Hauptargumente,<br />
mit denen das noch relativ kostspielige<br />
Material vermarktet wird.<br />
An der Hohlstrasse wurden die Regelgeschosse<br />
des Neubaus vom zweiten bis<br />
zum vierten Obergeschoss mit Aerogel-<br />
Elementen gedämmt. Einerseits stecken<br />
Aerogel-Matten als 60 mm dicker Kern in<br />
vorgefertigten Beton-Sandwichelementen,<br />
die man vor die tragenden Fassadenstützen<br />
montierte. Diese Elemente wurden<br />
dann aussen mit 30 mm starken Aerogel-<br />
Platten verkleidet und anschliessend verputzt.<br />
Am Schluss resultierte eine für ihre<br />
Dämmleistung ungewöhnlich geringe Aussenwandstärke<br />
von 135 mm.<br />
GLAS MIT «NICHTS»<br />
DAZWISCHEN<br />
Mit der Vakuumisolierverglasung (VIG)<br />
wollte man die Nachteile von Dreifach-Isolierverglasungen<br />
ausschalten. Jene haben<br />
ein hohes Gewicht, fordern starke Rahmenprofile<br />
und erschweren dadurch die<br />
Handhabung beim Einbau. Eine Vakuumverglasung<br />
besteht ebenfalls aus mehreren<br />
Scheiben, die Zwischenräume sind<br />
aber fast völlig luft- und gasfrei. Dieses<br />
«Nichts» zwischen den Gläsern kann weder<br />
Schall noch Wärme weiterleiten und<br />
isoliert deshalb ausgezeichnet. Es entsteht<br />
aber ein Vakuum, das grosse Kräfte entwickelt<br />
und die Scheiben nach innen zieht.<br />
Regelmässig angeordnete Stützkörper zwischen<br />
den Gläsern müssen diesen Kräften<br />
Widerstand leisten. Diese Körper, auch<br />
Microspacer genannt, dürfen die Wärme<br />
nicht weiterleiten, und sie sollten die Sicht<br />
durchs Fenster nicht übermässig stören.<br />
Diesen technischen Herausforderungen<br />
wollten sich bis vor Kurzem nur Fensterfirmen<br />
in Asien stellen. An der Hohlstrasse<br />
kam deshalb ein Produkt aus China zum<br />
Einsatz. Insgesamt wurden vier verschiedene<br />
Vakuumisolierverglasungen eingebaut,<br />
welche bezüglich des Schallschutzes<br />
für unterschiedliche Anforderungen konzipiert<br />
worden sind.<br />
SCHALLDÄMM-ERKER<br />
Auf der Seite der Hohlstrasse kam eine<br />
weitere experimentelle Entwicklung<br />
von Dietrich Schwarz zum Einsatz: Balkone<br />
sollten hier als Erker zum Einsatz kommen<br />
und eine Reduzierung der akustischen<br />
Immissionen in den Wohnungen bewirken.<br />
Bei der Formgebung fiel der Entscheid<br />
auf gerundete, aussen vertikal gewellte<br />
Nischen, die übereinandergestapelt sind.<br />
Die sechs Nischenstapel gliedern die Fassade<br />
an der Hohlstrasse. Die Grundform<br />
wurde in drei Varianten mit verschiedenen<br />
Öffnungsanordnungen als Prototypen<br />
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