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immobilia 2024/03 - SVIT

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BAU & HAUS<br />

FASSADEN<br />

BRANDVERHALTEN<br />

VON BEGRÜNTEN<br />

GEBÄUDEHÜLLEN<br />

Pflanzen können brennen. Mit der<br />

geeigneten Konstruktion und einer<br />

vorausschauenden Pflanzenauswahl<br />

können Grünfassaden dennoch brandsicher<br />

erstellt werden und das unweigerlich<br />

entstehende Strohfeuer<br />

erlischt von selbst.<br />

TEXT — CHRISTOPH RENFER*<br />

Grossbrandtest an einer begrünten Fassade: Nach rund drei Minuten beginnt das Strohfeuer zu<br />

lodern. BILD: BFH<br />

VERTIKALE FLÄCHEN IN<br />

VERDICHTETEN STÄDTEN<br />

Weltweit entstehen und wachsen Grossund<br />

Megastädte unaufhaltsam. Bereits<br />

lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung<br />

in Städten. Aus energiesparenden<br />

und kostenrelevanten Überlegungen wird<br />

in Zukunft dichter und werden die bereits<br />

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existierenden Städte nach Möglichkeit enger<br />

gebaut. Eine direkte Konsequenz dieses<br />

Trends ist die Zunahme an verbauter<br />

Fläche und versiegelter Böden. Das bedeutet<br />

direkt eine Reduktion von Grünflächen<br />

im Stadtgebiet. Der Einsatz begrünter Dächer<br />

ist zwar seit mehreren Jahrzehnten<br />

Stand der Technik, genügt aber flächenmässig<br />

nicht, um einen positiven Einfluss<br />

auf das Klima auf Strassenebene zu haben.<br />

Hier bieten begrünte Fassaden ein ungleich<br />

grösseres und noch brachliegendes Potenzial,<br />

das auch funktioniert, wenn kein Platz<br />

für Bäume vorhanden ist. Ein grosser Baum<br />

besitzt rund die 10-fache Leistung der Kühlung<br />

als die gleiche Fläche an der Fassade,<br />

weshalb sich ein solcher bei vorhandenem<br />

Platz als sinnvoller erweist.<br />

EINFLUSS AUF DAS MIKROKLIMA<br />

Pflanzen schützen sich vor Überhitzung<br />

durch den Prozess der «Evapotranspiration»;<br />

dieser trägt durch den Kühlungseffekt<br />

signifikant zur Abschwächung des Hitzeempfindens<br />

bei. Dabei wird Wasser direkt<br />

über die Blätter verdunstet und somit der<br />

Umgebung Wärme entzogen. Im Gegensatz<br />

zu Beton, Ziegel oder Putz-Oberflächen<br />

überhitzt sich das Laub auch bei direkter<br />

Sonnenbestrahlung deshalb nicht. Mit<br />

diesem Effekt kann die Temperatur der begrünten<br />

Fassade an einem sonnigen Sommertag<br />

bis zu 10 Grad tiefer liegen als bei<br />

einer unbegrünten. Allerdings spielen dabei<br />

Faktoren wie Pflanzenart, Bedeckungsgrad<br />

und Wind sowie weitere klimatische<br />

Bedingungen auch eine bedeutende Rolle.<br />

Die niedrigere Temperatur und die höhere<br />

Luftfeuchtigkeit tragen entscheidend zu<br />

einem besseren Komfort in der Umgebung<br />

der Fassade bei.<br />

MEHR ALS NUR EIN<br />

EYECATCHER<br />

Die Gestaltungsmöglichkeiten mit begrünten<br />

Fassaden sind vielfältig in Form<br />

und Farbe. Dabei müssen aber die Pflanzenart,<br />

die Orientierung und das Klima berücksichtigt<br />

werden. Die Winterhärte, die<br />

Form des Laubes, der Bedeckungsgrad und<br />

vor allem der Wasserhaushalt der Pflanzenart<br />

sind je nach Anwendung zu optimieren.<br />

Von Vorteil sind Pflanzen, die die Feuchtigkeit<br />

lange in sich bewahren, das heisst Bewässerungsunterbrüche<br />

gut überbrücken<br />

können. Auch die gebaute Umgebung und<br />

örtliche Luftzüge (Street-Canyon) sowie<br />

die Partikelbelastung in der Luft sind relevante<br />

Faktoren. Aus diesen Faktoren ergibt<br />

sich die Konstruktion und die Bepflanzung<br />

als Brandlast, welche für den Brandschutz<br />

massgebend sind. Bodengebundene Systeme<br />

in Kübeln (Pflanzenwurzel in der Erde<br />

am Boden) zeigen dabei ein anderes Verhalten<br />

als direkt an der Wand verbaute Substrate,<br />

die meistens aus bauphysikalischen<br />

Gründen hinterlüftet werden müssen.<br />

Aus diesem Grund wurde von der Vereinigung<br />

kantonaler Feuerversicherungen erst<br />

die bodengebundene Kategorie in einem<br />

Merkblatt abgehandelt. Die Vielfalt der<br />

Konstruktionsmöglichkeiten für wandgebundene<br />

Systeme muss pro System separat<br />

bewertet werden. Dabei sind Fassaden<br />

bis 11 Meter ohne weitere Massnahmen<br />

möglich. Über 11 Meter Gebäudehöhe ist<br />

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IMMOBILIA / März <strong>2024</strong>

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