immobilia 2024/03 - SVIT
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FOKUS INTERVIEW<br />
IMMOBILIEN-ANLAGESTIFTUNGEN<br />
Aktuell werden Leerkündigungen und sogenannte<br />
Luxussanierungen angeprangert.<br />
Was sagen Sie diesen Kritikern?<br />
Das ist ein Pauschalvorwurf. Im Einzelfall mag er<br />
für gewisse Marktteilnehmer zutreffen. Pensimo<br />
ist hingegen nicht im Luxussegment investiert.<br />
Wenn immer möglich, sanieren wir im bewohnten<br />
Zustand. Das hat soziale und ökonomische Gründe.<br />
Wir wollen unsere Mieterinnen und Mieter fair behandeln.<br />
Mietrechtlich ist der Mietzinsaufschlag in<br />
diesem Fall beschränkt. Auf der anderen Seite entfallen<br />
Kosten für Leerstände, die Akzeptanz ist höher<br />
und das Einspracherisiko ist geringer. Zudem<br />
ist es im Sinne des Auftrags unserer Anlegerinnen,<br />
Sanierungen sozialverträglich durchzuführen.<br />
Diese Verantwortung wollen wir wahrnehmen,<br />
insbesondere in dieser angespannten Lage im Wohnungsmarkt.<br />
Aber natürlich führen Sanierungen<br />
im bewohnten Zustand zu massvolleren Mietzinsanpassungen<br />
als bei einer Leerkündigung und der<br />
Anpassung an die Marktmiete. Eine Erneuerung im<br />
bewohnten Zustand ist aber nicht immer möglich,<br />
wenn es die Platzverhältnisse nicht zulassen oder<br />
die Eingriffe zu tief sind. Unsere Erneuerungen haben<br />
aber nichts mit Luxussanierungen zu tun. Im<br />
Vordergrund steht die langfristige und nachhaltige<br />
Ertüchtigung, namentlich mit energetischen Aspekten<br />
wie Energieeffizienz, CO2-Absenkung oder<br />
Energieproduktion zum Eigenverbrauch sowie die<br />
Sicherheit und die Barrierefreiheit der Gebäude.<br />
Welchen Einfluss hat der Übergang der<br />
Babyboomer vom Erwerbsleben ins<br />
Pensionsalter für die Kapitalausstattung<br />
der Stiftungen?<br />
Wir antizipieren die Investitions- und Desinvestitionsbedürfnisse<br />
zusammen mit den Pensionskassen<br />
auf jährlicher Basis. Dieser Dialog ist sehr eng.<br />
Der Mittelzufluss der letzten Jahre im Bereich der<br />
Immobilien war aussergewöhnlich und konnte gar<br />
nicht vollumfänglich bedient werden. Inzwischen<br />
hat eine Trendwende eingesetzt, die aber eher finanzmarktgetrieben<br />
als demografisch bedingt ist.<br />
Das hat sich nicht zuletzt in den Immobilienpreisen<br />
niedergeschlagen. Nach dem Zinsanstieg kam<br />
der Transaktionsmarkt kurzfristig praktisch zum<br />
Erliegen; Kapitalaufstockungen wurden vertagt<br />
oder nicht im vollen Umfang gezeichnet. Multi-Asset-Portfolios<br />
waren durch die Zinswende teilweise<br />
mit einem zu hohen Immobilienanteil konfrontiert.<br />
Gleichzeitig sind Festverzinsliche nach langer Zeit<br />
wieder attraktiver. Es besteht nach wie vor eine robuste<br />
Nachfrage nach Wohnungen aufgrund der<br />
hohen Zuwanderung, dies bei gedrosselter Produktion<br />
aufgrund der Zinsentwicklung, gestiegener<br />
Baukosten und hoher Planungsrisiken. Diese<br />
heftigen kurzfristigen Ausschläge übersteuern die<br />
ZUSÄTZLICHE<br />
REGULIERUNG<br />
BAUT KEINE<br />
NEUEN<br />
WOHNUNGEN.<br />
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IMMOBILIA / März <strong>2024</strong>