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2024-1-3-oebm-der-osterreichische-baustoffmarkt - CO² ZERO

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HANDEL<br />

INTERVIEW<br />

Johannes Kauer, GF Sochor<br />

Schwerlasttanker Bauwirtschaft<br />

In den letzten Wochen hat sich politisch bezüglich <strong>der</strong> österreichischen<br />

Bauwirtschaft einiges getan. Entscheidungen wurden getroffen, die zwar<br />

gut, aber für manche zu spät kommen, um das Baujahr <strong>2024</strong> noch zu<br />

retten. Johannes Kauer, Geschäftsführer bei Sochor, spricht mit dem<br />

ÖBM über aktuelle Probleme <strong>der</strong> Branche und dem Baustoffhandel im<br />

Beson<strong>der</strong>en.<br />

Der Baustoffhandel leidet. Sie haben<br />

in Ihrem Editorial in <strong>der</strong> Ausgabe 1-2<br />

des ÖBM vom „Tal <strong>der</strong> Tränen“ gesprochen.<br />

Vor allem politische Entscheidungen<br />

machen dem Baustoffhandel<br />

das Leben schwer. Wie sieht es<br />

nun, nach rund einem Monat mit all<br />

den politischen Entwicklungen aus?<br />

Aktuell nicht viel besser. Es wurden<br />

nun För<strong>der</strong>ungen und Unterstützungen<br />

für Neubau und Sanierung seitens <strong>der</strong><br />

Regierung vorgestellt, doch diese müssen<br />

erstmal in Gesetzte gegossen werden<br />

und dann dauert dies Monate, wenn<br />

nicht Jahre bis wir die Früchte davon<br />

ernten können. Außerdem macht das<br />

einen Umsatzrückgang des österreichischen<br />

Baustoffhandels von knapp 20 %<br />

auch nicht wett. Die bisherigen För<strong>der</strong>ungen<br />

beziehen sich ja hauptsächlich<br />

auf technische Neuerungen wie Photovoltaik<br />

und Wärmepumpen. Da bleibt<br />

für den Baustoffhandel nicht viel übrig.<br />

Wir reden auch immer darüber, dass<br />

die Baumaterialien so teuer sind. Das<br />

stimmt wohl, aber sie befinden sich<br />

wie<strong>der</strong> auf einem Sinkflug. Der Handel<br />

kaufte zu einem teuren Preis und muss<br />

sich nun an die neue Situation anpassen,<br />

das heißt, wir müssen die teuer eingekauften<br />

Waren, billiger verkaufen. Dazu<br />

muss man aber auch sagen, dass wir in<br />

den letzten Jahren von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

profitiert haben. Das brauchen wir nicht<br />

wegdiskutieren, aber es kommt eben immer<br />

ein danach!<br />

Preiserhöhungen gibt es in allen Bereichen.<br />

Das trifft alle Branchen und<br />

auch Private.<br />

Die Preise waren für mein Dafürhalten<br />

über die COVID-Phase noch recht stabil.<br />

Die lei<strong>der</strong> nach wie vor anhaltende<br />

kriegerische Auseinan<strong>der</strong>setzung im Osten<br />

Europas hat bedauerlicher Weise extrem<br />

viel negativ verän<strong>der</strong>t – da meine<br />

ich aber in erster Linie die Gesamtsituation<br />

und das Leid vieler persönlich Betroffenen.<br />

Auf unser berufliches Umfeld<br />

hatte dies massive Auswirkungen auf die<br />

Verfügbarkeit von Baumaterialien und<br />

somit auch <strong>der</strong>en Preise, die eine Rally<br />

nach oben angetreten haben. Die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Energiepreise hat dann ja<br />

auch nochmal das seinige dazu beigetragen<br />

– denken wir an Gas für diverse<br />

Produktions- und Herstellungsverfahren.<br />

Über die Auswirkungen wie die<br />

Inflation <strong>der</strong> letzten beiden Jahre, die<br />

Zinsentwicklung, deutliche Lohn- und<br />

Gehaltsabschlüsse und zu guter Letzt<br />

eine KIM-Verordnung muss hier nicht<br />

vertiefend eingegangen werden.<br />

JOHANNES KAUER<br />

GF Sochor<br />

Foto: Wilke<br />

Also alles Entwicklungen die bremsend<br />

wirken!<br />

Ja, alles stark bremsende Maßnahmen<br />

die von einer Sättigung am Wohnbaumarkt<br />

begleitet wurden. Wenn man<br />

sich rückwirkend die letzten 15 Jahre<br />

die Baufertigstellungen und Baugenehmigungen<br />

ansieht, waren wir auf einem<br />

deutlich geringeren Niveau als bis vor<br />

einem Jahr und die Zinslage war deutlich<br />

höher. Der Markt hat sich – wie<br />

wohl viele davon profitiert haben – unnötig<br />

überhitzt. Im letzten Jahr gab es<br />

deutlich über 70.000 Fertigstellungsanzeigen.<br />

Brauchen wir so viele Wohneinheiten?<br />

Der Markt ist übersättigt.<br />

Sie reden aber gerade gegen Ihr Geschäft!<br />

Nein, tue ich nicht. Ich rede über<br />

die Ursachen <strong>der</strong> Entwicklung, vor <strong>der</strong><br />

wir heute stehen. Vor 15 Jahren sind<br />

um die 50.000 Wohneinheiten fertiggestellt<br />

worden, jetzt haben wir knapp<br />

80.000. Das liegt wohl daran, dass man<br />

sich Geld so günstig ausborgen konnte<br />

und in Betongold investierte. Und darauf<br />

wurden breitgefächert Kapazitäten<br />

aufgebaut. Dieser Hype ist nun vorbei<br />

und wir befinden uns auf dem Niveau<br />

wie eben vor 15 Jahren.<br />

Wir befinden uns aber gerade im Stillstandsmodus!<br />

Wegen <strong>der</strong> KIM-Verordnung und<br />

<strong>der</strong> hohen Zinsen! Diese Kombination<br />

ist natürlich fatal, was den Einfamilienhausbau<br />

/ den Erwerb von Eigentum<br />

18 | 3 . <strong>2024</strong>

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