Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 02 / 24
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| Leben & Wissen<br />
KLEINER EINGRIFF,<br />
GROSSE WIRKUNG<br />
<strong>Die</strong> Operation des Grauen Stars ist einer der am häufigsten durchgeführten operativen Eingriffe<br />
Für die Auswahl der richtigen Linse sind die individuellen<br />
Bedürfnisse der Patienten ausschlaggebend<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung ist schleichend, und die Zahlen sind beeindruckend. Rund 900.000<br />
Katarakt-Operationen werden in Deutschland in jedem Jahr durchgeführt. <strong>Die</strong> Katarakt,<br />
auch als Grauer Star bezeichnet, ist eine Augenerkrankung, bei der sich die Linse<br />
des Auges immer mehr eintrübt. Der Graue Star kann verschiedene Ursachen haben,<br />
am weitaus häufigsten ist die Linsentrübung altersbedingt. Bei dieser Form spricht<br />
man daher vom Grauen Altersstar. Er tritt meist erst jenseits des 60. Lebensjahres auf.<br />
Was geschieht?<br />
Beim Grauen Star wird die Augenlinse, die<br />
ursprünglich klar wie Glas ist, zunehmend<br />
trüb. Das geschieht in der Regel langsam<br />
und macht sich daher auch erst nach und<br />
nach bemerkbar: Wir sehen wie durch einen<br />
Schleier, die Farben verlieren an Leuchtkraft<br />
und Intensität, die Kontraste werden schwächer,<br />
wir reagieren sehr viel empfindlicher<br />
auf Blendungen und die Sehschärfe allgemein<br />
verringert sich ebenfalls. Und damit<br />
auch die Lebensqualität, so empfinden es<br />
sehr viele Patienten.<br />
In den meisten Fällen entwickelt sich der<br />
Graue Star durch den normalen Alterungsprozess.<br />
Der verlangsamte Stoffwechsel<br />
führt zu einer Veränderung der Linseneiweiße<br />
und damit zu einer verminderten Lichtdurchlässigkeit<br />
der Linse. Darüber hinaus<br />
gelten Faktoren wie die genetische Veranlagung,<br />
übermäßige Sonnenexposition ohne<br />
ausreichenden Schutz oder Rauchen als begünstigende<br />
Faktoren. Bestimmte Erkrankungen<br />
wie Diabetes mellitus und Verletzungen<br />
am Auge können das Risiko für die<br />
Entwicklung von Grauem Star erhöhen. Weitaus<br />
seltener sind angeborene Katarakte.<br />
Behandlungsmöglichkeiten<br />
Im Gegensatz zu anderen Augenerkrankungen<br />
wie dem Glaukom oder der altersbedingten<br />
Makuladegeneration gibt es keine medikamentöse<br />
Behandlung, die den Grauen<br />
Star effektiv heilen oder auch nur verhindern<br />
kann. Eine Anpassung der Brillenstärke<br />
kann auch im Frühstadium nur eine vorübergehende<br />
Verbesserung der Sehleistung<br />
erreichen. Wird der Graue Star aber nicht behandelt,<br />
kann er zur Erblindung führen. <strong>Die</strong><br />
einzige wirksame Behandlungsmethode für<br />
den Grauen Star ist die Operation, bei der die<br />
trübe Linse entfernt und durch eine klare Intraokularlinse<br />
(IOL) ersetzt wird.<br />
Besser denn je<br />
<strong>Die</strong> Operation des Grauen Stars ist eine Besonderheit<br />
in der modernen Medizin. Sie<br />
dient nicht nur dazu, den Zustand vor der<br />
Erkrankung wiederherzustellen, sondern sie<br />
ermöglicht in vielen Fällen sogar die Erreichung<br />
eines Sehvermögens, das der Patient<br />
vor dem Eingriff nie hatte, etwa weil seit der<br />
Kindheit eine Fehlsichtigkeit vorlag, die mit<br />
dem Einsatz einer Intraokularlinse ebenfalls<br />
korrigiert werden kann.<br />
Foto: Generative ART – stock.adobe.com<br />
Welche Linse?<br />
Es gibt einen grundlegenden Unterschied<br />
zwischen der natürlichen Linse und einer<br />
implantierten Kunstlinse: Im Gegensatz zur<br />
natürlichen Linse können Kunstlinsen nicht<br />
akkommodieren, sich also nicht auf unterschiedliche<br />
Entfernungen scharf stellen.<br />
Um unter diesen Rahmenbedingungen die<br />
größtmögliche Zufriedenheit der Patienten<br />
zu erreichen, ist die Auswahl der richtigen<br />
Linse entscheidend. Hierzu muss definiert<br />
werden, welche Art von Linse verwendet<br />
werden soll. <strong>Die</strong> Wahl der Linse hängt davon<br />
ab, in welchem Bereich der Patient nach der<br />
Katarakt-Operation scharf sehen will (Zielrefraktion)<br />
und in welchem Bereich er die Sehschärfe<br />
ggf. durch eine Brille unterstützen<br />
möchte. <strong>Die</strong> Bedürfnisse der Patienten sind<br />
hierbei ausschlaggebend. So ist der Nahbereich,<br />
in dem scharf gesehen werden sollte,<br />
bei einem Uhrmacher vermutlich deutlich<br />
näher als bei einem Musiker, der Noten auf<br />
einem Notenständer scharf sehen möchte.<br />
Am häufigsten wird die Monofokallinse<br />
– eine Ein-Stärken-Linse – verwendet, ermöglicht<br />
dies das scharfe Sehen in einer<br />
bestimmten Entfernung, entweder in der Nähe<br />
oder in der Ferne. Eine bestehende Fehlsichtigkeit<br />
(Kurz- oder Weitsichtigkeit) kann<br />
durch die Linse mitkorrigiert werden. Für<br />
das scharfe Sehen im anderen Bereich ist eine<br />
Brille notwendig.<br />
Neben den monofokalen Linsen stehen auch<br />
Linsen mit zwei Brennpunkten, also bifokale<br />
Linsen, oder Linsen mit drei Brennpunkten,<br />
trifokale Linsen, zur Verfügung. <strong>Die</strong> bifokalen<br />
Linsen mit zwei Brennpunkten ermöglichen<br />
das scharfe Sehen in der Ferne und<br />
in der Nähe. <strong>Die</strong> trifokalen Linsen verfügen<br />
über drei Brennpunkte (Ferne/Intermediärbereich/Nähe).<br />
Bei manchen Patienten können<br />
nach der Implantation von Multifokallinsen<br />
unerwünschte Blendungsphänomene<br />
auftreten. So kann bei nächtlichen Autofahrten<br />
eine Blendung durch entgegenkommende<br />
Fahrzeuge auftreten oder es werden Ringe<br />
um Lichtquellen wahrgenommen. Aus diesem<br />
Grund werden multifokale Linsen bei<br />
Menschen, die häufig nachts Auto fahren,<br />
nicht empfohlen.<br />
Seit einigen Jahren werden für die Behandlung<br />
vom Grauen Star auch sogenannte<br />
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