ÖFB Corner 01/24
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BARBARA DUNST<br />
Eine schwierige Frage. Es gibt im Frauenfußball<br />
mittlerweile zum Glück viele gute Spielerinnen.<br />
Für mich persönlich sehr prägend<br />
waren ehemalige Mitspielerinnen im Nationalteam<br />
wie Carina Wenninger, Viki Schnaderbeck<br />
oder Lisa Makas, die allesamt Werte<br />
vorgelebt haben und sich für junge Spielerinnen<br />
wie mich immer stark eingesetzt haben. Das<br />
war sehr inspirierend und ich weiß das sehr<br />
zu schätzen.<br />
<strong>ÖFB</strong>/GRUBER<br />
Du sprichst einige ehemalige Teamkolleginnen<br />
an, die heute allesamt wichtige<br />
Funktionen bei Vereinen, in Verbänden oder<br />
Vergleichbarem eingenommen haben. Mit<br />
26 Jahren bist du noch im besten Fußballerinnen-Alter.<br />
Beschäftigst du dich aber<br />
dennoch schon mit deinen persönlichen<br />
Plänen für die Zeit nach deiner aktiven<br />
Karriere?<br />
Das ist eine spannende Frage, über die ich in<br />
der jüngeren Vergangenheit tatsächlich nachgedacht<br />
habe, als wir in Frankfurt eine schwere<br />
Verletzung einer Mitspielerin hatten. Das<br />
kann heutzutage schnell die Karrierepläne auf<br />
den Kopf stellen, dessen muss man sich bewusst<br />
sein. Der Frauenfußball ist nach wie vor<br />
nicht so aufgestellt, dass man während der<br />
aktiven Karriere für das Leben und die Zeit<br />
danach ausgesorgt hat. Ein zweites Standbein<br />
zu haben und sich weiterzubilden, ist daher<br />
wichtig. Ich studiere seit eineinhalb Jahren<br />
Sportmanagement. Der Sport prägt mein<br />
gesamtes Leben und verbindet Menschen.<br />
Ich kann mir sehr gut vorstellen, im Sport zu<br />
bleiben, aber das muss sich in den nächsten<br />
Jahren erst herauskristallisieren.<br />
Bleiben wir bei dir persönlich. Das Jahr<br />
2023 war für dich definitiv ein erfolgreiches.<br />
Mit der Frankfurter Eintracht habt ihr erstmalig<br />
die Gruppenphase der UEFA<br />
Women´s Champions League erreicht, dort<br />
den Aufstieg in die K.o.-Phase nur um zwei<br />
Punkte verpasst. Dazu der erfolgreiche<br />
Nations-League-Herbst mit dem Nationalteam<br />
und als krönender Abschluss die Wahl<br />
zur Fußballerin des Jahres 2023, mit einer<br />
Rekord-Punktezahl. Wie lebt es sich mit<br />
diesem Titel?<br />
Ich definiere mich nicht über diesen Titel. Die<br />
Auszeichnung ist das Ergebnis von der Arbeit<br />
und Unterstützung vieler Menschen, die auch<br />
in Phasen für mich da waren, in denen es nicht<br />
so gut gelaufen ist. Umso wichtiger sind daher<br />
Freunde, Familie und ein passendes Umfeld,<br />
um den Weg der Profifußballerin gehen zu<br />
können. Die Auszeichnung sehe ich als Belohnung<br />
dafür, wie ich in den letzten Jahren hart<br />
gearbeitet und mich entwickelt habe. Ich bin<br />
nach wie vor hungrig und möchte mit meinen<br />
Teams auch in Zukunft erfolgreich sein.<br />
Stichwort harte Arbeit. Ist für dich Talent<br />
angeboren oder kann man sich das als<br />
Sportler auch antrainieren?<br />
Talent ist definitiv nicht alles, das sollte einem<br />
früh klar werden. Natürlich kann man sich<br />
gewisse Fähigkeiten aneignen, aber den Willen,<br />
den Ehrgeiz, Leidenschaft und das richtige<br />
Mindset ist genauso wichtig. Da steckt fast<br />
mehr Arbeit als Talent dahinter. Zu wissen,<br />
dass Talent alleine nicht reicht, war auch immer<br />
mein innerer Antrieb.<br />
Schauen wir auf das, was demnächst bevorsteht.<br />
Die European Qualifiers stehen<br />
Anfang April an. Mit Deutschland, Island<br />
und Polen habt ihr eine anspruchsvolle und<br />
spannende Gruppe bekommen. Mit welcher<br />
Vorfreude blickst du auf die Qualifiers-<br />
Spiele in den kommenden Wochen und<br />
Monaten?<br />
Mit Deutschland, Island und Polen wartet eine<br />
sehr spannende Gruppe auf uns. Durch den<br />
Verbleib in der Liga A war klar, dass auf uns<br />
die Besten der Besten warten und für uns<br />
Spielerinnen ist gerade das Duell mit Deutschland<br />
ein Traum-Los. Egal mit wem aus dem<br />
Team ich gesprochen habe, alle wünschen<br />
sich solche Spiele wie damals gegen Frankreich<br />
in Wien oder diesen Spirit, den wir bei der<br />
EURO in England erlebt haben. Es wäre extrem<br />
wichtig, mit Spielen in großen Stadien wieder<br />
ein Zeichen zu setzen, um den Hype im eigenen<br />
Land bei den Fans und Zuschauern aufrecht<br />
zu halten. Von dieser starken Unterstützung<br />
leben wir.<br />
Für Österreich absolvierte<br />
die „Fußballerin des Jahres“<br />
Barbara Dunst 78 Länderspiele.<br />
» Zu wissen,<br />
dass Talent<br />
alleine nicht<br />
reicht, war<br />
auch immer<br />
mein innerer<br />
Antrieb. «<br />
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