Vinum et Spiritus - Mai 2024

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22 Wandern durch die Weinberge – der Römersteig Foto: Deutsches Weininstitut Diese reizvolle Wanderstrecke gehört nicht unbedingt zu den bequemen. Immerhin gilt es, auf einer Distanz von gut 15 Kilometern nicht weniger als 600 Höhenmeter zu bewältigen. Auch der geübte Wanderer sollte für diese Tour 5 bis 6 Stunden einplanen. Sie umfasst meist bequeme Weinbergswege, zum Teil steile Anstiege über schmale Pfade und alpine Steige, die Trittsicherheit und Kondition erfordern. Doch keine Bange, das, was wir entlang unserer Route sehen werden, wird alle Anstrengungen vergessen machen. Schließlich unternehmen wir mit unserer Wanderung zugleich eine Reise gut 2.000 Jahre zurück in die Vergangenheit. Die Geschichte entbietet uns bereits in Trittenheim ihren Gruß: In den Weinbergen oberhalb des Ortes stehen die Laurentius-Kapelle aus dem 16. Jahrhundert und der berühmte Hinkelstein Eselstratt, ein Zeuge der bereits in grauer Vorzeit untergegangenen Megalith-Kultur. Die Brücke von Trittenheim, an der das einzige noch erhaltene Paar von Fährtürmen an der Mosel steht, ist der Ausgangspunkt unseres Weges. Auf Höhe des am rechten Flussufers befindlichen Fährturms führt dieser zunächst steil hinauf in die sogenannte „Apotheken-Weinlage“, wo eine Begräbnisstätte aus römischer Zeit besichtigt werden kann. Weiter zu den Schieferhöhlen und einer Aussichtsstelle, von wo wir einen hervorragenden Blick über die liebliche Mosel-Landschaft genießen können, führt ein schmaler Weg, der uns einige Trittsicherheit abverlangt. Auf einem Wirtschaftsweg wandern wir nun weiter, vorbei an einer Photovoltaikanlage, bergab zur „Märtyrerkapelle“, deren Errichtung auf einer römischen Legende basieren soll. Nach rund 5 Kilometern erreichen wir Neumagen-Dhron, das sich „Deutschlands ältester Weinort“ nennt. Nicht ganz zu Unrecht, denn schon vor rund zwei Jahrtausenden betrieben die Römer, die hier eines ihrer Kastelle unterhielten, an diesem Ort Weinbau. Steinernes Zeugnis davon gibt unter anderem die berühmte Relief-Skulptur des „Weinschiffes“, deren Abguss seinen Platz an der Peterskapelle in Neumagen-Dhron gefunden hat. Weitere Repliken örtlicher Funde aus der Römerzeit können entlang eines archäologischen Pfades rund um den Ortskern besichtigt werden. Im Ort gibt es zudem mit der „Stella Noviomagi“, dem fahrtüchtigen Nachbau des Römerweinschiffes, eine besondere Attraktion. Wenn das Schiff nicht gerade mit Passagieren auf der Mosel unterwegs ist, liegt in einem kleinen Hafen vor Anker. Weiter geht es nun zur Moselbrücke, wo der „Römersteig“ auf den Radweg am anderen Ufer wechselt. Rund zwei Kilometer wandern wir am Moselufer entlang. Dann steigen wir die schiefen Stufen einer alten Weinbergtreppe empor und wandern auf halber Höhe durch die berühmte Weinlage „Piesporter Goldtröpfchen“. Am Ortsrand von Piesport holt uns die römische Antike erneut ein – dort nämlich kann eine originalgetreu rekonstruierte Kelter aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert besichtigt werden. Diese und eine weitere in Piesport gefundene Kelter sowie wertvolle Beigaben einer antiken Begräbnisstätte geben Zeugnis von der 2000 Jahre alten Weinbautradition dieses Ortes, die bis heute ungebrochen ist. In Piesport finden sich reichliche Möglichkeiten, exzellente regionale Weine in idyllischer Umgebung zu genießen. Die letzte Etappe erfordert noch einmal Kondition - in Serpentinen geht es die Weinberge hinauf. Über das beeindruckende Felsmassiv der „Moselloreley“ führt der „Römersteig“ uns jetzt nach Minheim. Zunächst passieren wir die kleine „Pestkapelle“, die an eine Epidemie Anfang des 16. Jahrhunderts erinnern soll. Nach einem Abstieg durch die Weinberge kommen wir dann am Ziel unserer 20-Kilometer-Route an. Im verträumt wirkenden Weinort Minheim können wir abschließend noch Einkehr halten. Im Sommerhalbjahr bietet sich die Gelegenheit zu einem besonders gelungenen Abschluss der Wandertour: Nachmittags kann man mit einem Schiff der Moselflotte zurück zum Ausgangspunkt nach Trittenheim fahren.
23 Der Weinkenner Jahrgang, Lage, Anbaugebiet, Rebsorte, Qualitätsstufe: Einen Wein zu erkennen, ist auch für Profis fast unmöglich. City-Weinfest im Herzen Triers Köstlichen Wein genießen, eingerahmt von der historischen Kulisse Triers – dieses Erlebnis bietet „Wine in the City“ Ich treffe mich zweimal im Jahr mit einem Freund aus Rheinhessen, der ebenso wie ich gerne Wein trinkt. Höhepunkt unserer regelmäßigen Treffen ist eine Weinprobe. Der Gastgeber muss fünf, sechs Weine bereitstellen, die dann blind verkostet werden. Dann beginnt das Spiel „Wer ist der bessere Weinkenner?“ Welcher Jahrgang? Welche Rebsorte? Welches Anbaugebiet? Welche Qualitätsstufe? Welche Geschmacksrichtung? Nur einmal in all den Jahren hatte ich einen Volltreffer, mein Freund zweimal. Auch wenn man bei einer Kategorie daneben liegt, verleiht es einem doch stets ein Hochgefühl, wenn man bei den übrigen richtig lag. Man darf sich als Weinkenner loben lassen oder sich selbst loben. Aber: Es ist viel Glückssache dabei. Wie bei einer Lotterie. Mit dem Weinkenner ist es so eine Sache. Stets den Weinjahrgang herauszuschmecken ist meines Erachtens fast unmöglich, ebenso die Lage. Wer kann schon den Unterschied zum Beispiel zwischen einer Wehlener Sonnenuhr und einem Graacher Domprobst erkennen? Sogar beim Weinanbaugebiet versagt meistens die Kennerschaft. Schmeckt ein Riesling von der Foto: stock.adobe.com Nahe soviel anders als ein Riesling aus Rheinhessen oder der Pfalz? Einen auf Schieferboden im südlichen Steilhang gewachsener Moselriesling ist hingegen eher mit Zunge, Gaumen und Nase zu erkennen. Die Mineralität, Lebendigkeit und frische Eleganz sind außergewöhnlich. Nur diese Weine machen die Mosel einzigartig. Schwieriger wird es, einen Weißburgunder von der Mosel von einem Weißburgunder aus Rheinhessen oder der Pfalz zu unterscheiden. Das gilt ebenso für den Grauburgunder oder Rivaner. Einfacher ist es bei den Rebsorten mit einem typischen Bukett. Dazu gehören unter anderem der würzig-aromatische Gewürztraminer und die Sorte Morio-Muskat mit ihrem typischen Muskat-Ton. Schon so mancher sogenannte Weinexperte oder hochgelobte Weinkritiker ist bei einer Blindverkostung im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nase gefallen. Aber sie liegen öfters richtig als die meisten anderen. Weil sie üben. Immer wieder üben. Die Fähigkeit bestimmte Merkmale beim Wein herauszuschmecken erwirbt man durch die Praxis. Und dann landet man vielleicht auch mal einen Volltreffer Winfried Simon Von Freitag, 3. Mai, bis Sonntag, 5. Mai, erleben Weinfreunde in der ältesten Stadt Deutschlands den Rebensaft der Region hautnah. Ob beim Trierer Weindorf auf dem Hauptmarkt, dem Weindorf der regionalen Winzer auf dem Domfreihof, der beliebten Schlenderweinprobe durch verschiedene Betriebe oder bei weiteren, besonderen Aktionen und Spezialangeboten: Mit „Wine in the City“ eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, regionale Spitzenweine und ihre Erzeuger kennen und lieben zu lernen! Sowohl auf dem Hauptmarkt als auch auf dem Domfreihof gibt es auf den Bühnen viele regionale und überregionale Künstler live anzuhören. Von Blues über Pop bis zu aktuellen Dancesongs, gespielt von Solokünstlern, Bands und DJs gibt es das gesamte Wochenende ein vielfältiges Programm. Begleitet wird die Veranstaltung von einem verkaufsoffenen Sonntag am 5. Mai. Fotos: Andreas Sommer
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