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training + coaching<br />
Gastkommentar: Obamas Denkanstoß<br />
Sich mit seinen<br />
Fein<strong>de</strong>n treffen?<br />
Was hat Barack Obama mit Konfliktmanagement zu<br />
tun? Eine Menge! Eine <strong>de</strong>r fundamentalen Fragen<br />
dabei: Wie sollen wir mit „Fein<strong>de</strong>n“ umgehen? Sollen<br />
wir mit ihnen re<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r lieber nicht? Soll ein<br />
amerikanischer Präsi<strong>de</strong>nt sich mit <strong>de</strong>m iranischen<br />
Präsi<strong>de</strong>nten Ahmadinedschad an einen Tisch<br />
setzen? Obama hat diese Frage im Wahlkampf<br />
klar bejaht, was ihm eine Menge Gegenwind einbrachte.<br />
Verantwortungslos und gefährlich sei das.<br />
Nun, ganz ohne Zweifel können Fein<strong>de</strong> gefährlich<br />
sein. Und ebenso sicher können auch Gefahren<br />
darin lauern, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen.<br />
Nur: Ist es im Regelfall nicht noch gefährlicher,<br />
es nicht zu tun? Es nicht zu tun heißt, auf kostbare<br />
Chancen zu verzichten. Zum Beispiel die Chance,<br />
„ Obama macht Lust, die eigenen Feindbil<strong>de</strong>r<br />
von Zeit zu Zeit mal wie<strong>de</strong>r auf<br />
<strong>de</strong>n Prüfstand zu stellen.<br />
die Sichtweise <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren aus erster Hand zu<br />
erfahren. Die Chance auf Annäherung. Die Chance,<br />
womöglich zu ent<strong>de</strong>cken, dass <strong>de</strong>r „böse Feind“<br />
aus seiner Sicht vielleicht sogar das eine o<strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>re legitime Anliegen hat.<br />
Aber wollen wir das? Wollen wir einen Blick durch<br />
die Brille <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren werfen? Wollen wir die Sicht<br />
<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren verstehen? Zu Zeiten <strong>de</strong>s Vietnamkriegs<br />
soll ein amerikanischer General seinen Kollegen<br />
vorgeschlagen haben, sich einmal versuchshalber<br />
in die Haut <strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s zu versetzen. Ein<br />
Generalskollege habe dies mit Nachdruck und fast<br />
panisch abgelehnt.<br />
Nein, auf keinen Fall dürfe man das tun. Warum<br />
nicht? „Das könnte unsere Entschlossenheit und<br />
unseren Kampfesmut schwächen.“ Ja, in <strong>de</strong>r Tat:<br />
Wenn wir sehen, dass <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re womöglich nicht<br />
48 wirtschaft + weiterbildung 02_2009<br />
Werner Schienle<br />
ausschließlich <strong>de</strong>r reinrassige Teufel ist, für <strong>de</strong>n<br />
wir ihn bisher gehalten haben, dann können wir<br />
ihn wohl tatsächlich nicht mehr mit <strong>de</strong>rselben Entschlossenheit<br />
bekämpfen. Und so stabilisiert sich<br />
das Feindbild in einem paradoxen, rückbezüglichen<br />
Zirkel: Eben weil es so bedrohlich ist, haben wir<br />
Angst davor, es aufzuweichen, <strong>de</strong>nn das könnte<br />
gefährlich sein.<br />
Lei<strong>de</strong>r macht genau das uns oft blind für eine noch<br />
größere Gefahr: Wenn wir <strong>de</strong>r Angst folgen und<br />
solche sich selbst stabilisieren<strong>de</strong>n Feindbildmechanismen<br />
zulassen, erhöhen wir just damit signifikant<br />
das Risiko eben <strong>de</strong>ssen, wovor die Angst<br />
uns eigentlich schützen sollte: unendliches Leid,<br />
Eskalation, Krieg, Vernichtung. Mit Obama scheint<br />
in <strong>de</strong>n USA ein Präsi<strong>de</strong>nt ans Ru<strong>de</strong>r<br />
zu kommen, <strong>de</strong>ssen Wahl aus meiner<br />
Sicht Anlass zur Hoffnung gibt.<br />
Anlass zur Hoffnung, dass sich die<br />
Prioritäten (und Fähigkeiten) <strong>de</strong>s<br />
Han<strong>de</strong>lns <strong>de</strong>r USA, die wie kaum ein<br />
an<strong>de</strong>res Land tagtäglich massive Auswirkungen<br />
auf die Menschen <strong>de</strong>s gesamten Globus haben, in<br />
einer Weise verschieben, die<br />
· Konflikte nicht unnötig anheizen, son<strong>de</strong>rn Schritt<br />
für Schritt eindämmen<br />
· vermeidbare Konflikte von vornherein erst gar<br />
nicht erzeugen.<br />
Übrigens: Krieg fängt in gewisser Weise auch bei<br />
je<strong>de</strong>m Einzelnen von uns an. In unseren Wohnzimmern,<br />
in unserer Nachbarschaft, in unseren Büros!<br />
Fallen Ihnen vielleicht ein paar typische (Klein-)<br />
Kriege in Ihrer Firma ein? Der Außendienst mit <strong>de</strong>m<br />
Innendienst, <strong>de</strong>r Vertrieb mit <strong>de</strong>r Entwicklung? Vielleicht<br />
haben Sie ja Lust, auch eigene Feindbil<strong>de</strong>r<br />
(die sich ja durchaus aus guten Grün<strong>de</strong>n gebil<strong>de</strong>t<br />
haben mögen) von Zeit zu Zeit wie<strong>de</strong>r einmal auf<br />
<strong>de</strong>n Prüfstand zu stellen?<br />
Werner Schienle ist Grün<strong>de</strong>r und Geschäftsführer <strong>de</strong>r CCC Creative Communication Consult, Neufferstr. 74, 70469 Stuttgart, Telefon: 0711 8895371.<br />
Der Konfliktspezialist CCC befasst sich seit über 20 Jahren professionell mit <strong>de</strong>m Thema betriebliches Konfliktmanagement. Ein CCC-Konfliktmanagementseminar<br />
wur<strong>de</strong> Testsieger bei einem Seminartest <strong>de</strong>r Stiftung Warentest. www.c-c-c.<strong>de</strong><br />
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