2 Stand der Forschung - tuprints
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die Anzahl <strong>der</strong> bevorzugten Helixsegmente wesentlich größer ist. Die Helixsegmente<br />
mit <strong>der</strong> ungünstigen Konformation sind dann also häufiger durch Helixumkehrpunkte<br />
unterbrochen. [58]<br />
Die Anzahl an<br />
Umkehrpunkten in einem Polymer hängt von sterischen und<br />
elektronischen Einflüssen <strong>der</strong> jeweiligen Seitenkette [59] und sowie exponentiell von <strong>der</strong><br />
Temperatur ab. [55] Sie muss insgesamt klein sein, da die Wendepunkte<br />
thermodynamisch ungünstig sind. [31] So wurde zum Beispiel berechnet, dass sich in<br />
Poly(n–hexylisocyanat) bei 20°C etwa alle 600 Monomereinheiten ein Helixwende–<br />
punkt befindet. [58] Diese Helixumkehrpunkte können sich in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />
Temperatur durch die Kette bewegen. [60] Bei niedriger Temperatur sind die<br />
einheitlichen Helixsequenzen lang, bei hoher Temperatur sind die entsprechenden<br />
Abschnitte viel kürzer. Während bei den meisten an<strong>der</strong>en helikalen Polymeren die<br />
Konformation eingefroren ist, sind die mobilen Wendepunkte ein beson<strong>der</strong>es Merkmal<br />
<strong>der</strong> Polyisocyanate.<br />
Zur erhöhten Flexibilität<br />
und Gesamtdimension <strong>der</strong> Polyisocyanate tragen jedoch<br />
nicht nur die Helixwendepunkte bei. Einen wesentlich größeren Einfluss auf die<br />
Ausdehnung, die Konformation und die Persistenzlänge haben bereits kleine<br />
dynamische Schwankungen <strong>der</strong> Torsions– und Bindungswinkel entlang des<br />
Polymerrückgrats. [55, 58, 61, 62] Diese Helixparameter können außer von <strong>der</strong> Temperatur<br />
und den Eigenschaften <strong>der</strong> Seitenkette auch stark von verschiedenen Lösungsmitteln<br />
[46, 63-65]<br />
beeinflusst werden.<br />
Über die speziellen, strukturellen Eigenschaften von Poly(arylisocyanaten) ist weit<br />
weniger bekannt als über die <strong>der</strong> Poly(n–alkylisocyanate). Im Allgemeinen gelten<br />
aromatische Polyisocyanate im Vergleich zu alkylischen Polyisocyanate als<br />
flexibler [43, 66] und sie bilden weit weniger ausgedehnte Konformationen. [67]<br />
Bei gleichem Polymerisationsgrad enthalten sie damit mehr Helixwendepunkte und<br />
verfügen über eine kürzere Persistenzlänge als Poly(n–alkylisocyanate).<br />
Poly(arylisocyanate) sollen darüberhinaus eher zu Depolymerisation neigen,<br />
beson<strong>der</strong>s wenn elektronenziehende Gruppen an <strong>der</strong> aromatischen Seitenkette<br />
vorhanden sind. [68] Dennoch wurden bereits viele Synthesen von stabilen<br />
Poly(arylisocyanaten) mit einhändiger helikaler Konformation und hohen optischen<br />
[53, 66]<br />
Aktivitäten beschrieben.<br />
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<strong>Stand</strong> <strong>der</strong> <strong>Forschung</strong> 25