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Bericht zur Waffentauglichkeit von Reaktorplutonium - IANUS ...

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schließlich durch. Daran ist ersichtlich, wie besorgt Expertenkreise bezüglich einer ”Bastlerbombe”<br />

bereits waren. (Mit der Nennung einer klassifizierten Quelle, wäre diese noch<br />

nicht zugänglich gewesen.) Willrich und Taylor hielten es für möglich, mittels nicht klassifizierter<br />

Literatur einen Informationsstand zu erreichen, der denjenigen vor Zündung der<br />

ersten Plutoniumbombe übersteige. Mögliche Energieausbeuten schätzten die Autoren im<br />

Bereich <strong>von</strong> Kilotonnen TNT (”very likely”) und betonten, daß mit Zündung einer einfachen<br />

Bombe an geeigneter Stelle Terroristen 100 000 und mehr Menschen töten könnten.<br />

Im Jahre 1974 faßte das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) Beiträge<br />

einer Review Conference zu Proliferationsproblemen vom Juni 1973 in einem Buch<br />

[SIPR74] zusammen. John C. Hopkins vom Los Alamos Scientific Laboratory meinte<br />

darin, die Erzeugung riesiger Mengen <strong>von</strong> Plutonium in Leistungsreaktoren sei kein solcher<br />

Grund <strong>zur</strong> Sorge, wenn nicht - entgegen früheren Behauptungen - es möglich sein<br />

könne, dieses <strong>Reaktorplutonium</strong> in Nuklearwaffen zu verwenden [HOPK74]. Jan Prawitz<br />

vom Verteidigungsministerium in Stockholm [PRAW74] verwies auf Aussagen der finnischen<br />

Physiker P. Jauho und J. Virtamo, denen zufolge mit <strong>Reaktorplutonium</strong> auch<br />

unter ungünstigsten Umständen eine Explosionsstärke <strong>von</strong> bis zu einer Kilotonne TNT<br />

erreichbar sei. Jorma K. Miettinen, Professor am Institut für Radiochemie der Universität<br />

Helsinki [MIET74] schließlich untersuchte spezielle Verwendungsmöglichkeiten für<br />

<strong>Reaktorplutonium</strong>. In einem 1969 geschriebenen aber erst 1971 veröffentlichten Artikel<br />

der Zeitschrift General Military Review soll, so Miettinen, ein Robert M. Lawrence bereits<br />

die Vorteile <strong>von</strong> Atomwaffen im Bereich <strong>von</strong> Tonnen TNT-Äquivalent betont haben<br />

[LAWR71]. Diese Waffen sollten auch in der Nähe eigener Truppen einsetzbar sein und ein<br />

”günstigeres” Verhältnis <strong>von</strong> Toten und Verletzten gegenüber konventionellen Waffen (3:1<br />

statt 1:3) aufweisen. Weiter argumentierte Miettinen, daß ja mit <strong>Reaktorplutonium</strong> eine<br />

solche relativ niedrige Energieausbeute erreichbar sei, deren genaue Grösse jedoch nicht<br />

sicher vorhergesagt werden könne. Beim Einsatz solcher Waffen müsse aber lediglich darauf<br />

geachtet werden, daß eigene Truppen einen so großen Abstand vom Explosionsort<br />

hätten, wie er beim Erreichen der maximal möglichen Sprengkraft nötig erscheine. Miettinen<br />

erkannte allerdings auch, daß über ausgesprochenes Waffenplutonium verfügende<br />

Staaten den Nachteil der unsicheren Sprengkraft neben der etwas unhandlicheren Gestalt<br />

einer solchen ”Miniwaffe” mit <strong>Reaktorplutonium</strong> nicht in Kauf nähmen.<br />

Anmerkung: In einem Interview am 13. April 1972 soll der frühere amerikanische Verteidigungsminister<br />

Melvin Laird den ersten Hinweis gegeben haben, daß solche ”Miniwaffen”<br />

tatsächlich entwickelt wurden [SIPR74; SIPR76]. Arkin und Mitarbeiter [ARKI84] schätzten,<br />

daß die USA 1984 über 922 ”W48-Sprengkörper” (Sprengkraft unter 100 t TNT) und<br />

260 ”W54-Sprengkörper” (Sprengkraft zwischen 10 und 1000 t TNT) verfügten.<br />

Erst die Zündung einer indischen Atombombe im Mai 1974 jedoch, leitete in den USA<br />

einen Prozeß ein, der innerhalb <strong>von</strong> drei Jahren dazu führte, daß sich nicht mehr nur Einzelpersonen<br />

des U.S. Kongresses neben Wissenschaftlern mit Proliferations-Problemen<br />

auseinandersetzten. Ab Frühjahr 1976 wurde die Proliferation ein Thema des Wahlkampfes<br />

um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten. (Diesen Wandel beschreibt eingehend<br />

Michael J. Brenner der University of Pittsburgh [BREN81]). Der damalige Präsident der<br />

Vereinigten Staaten, Gerald R. Ford, und sein Konkurrent, Jimmy Carter, erklärten Re-<br />

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