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Bericht zur Waffentauglichkeit von Reaktorplutonium - IANUS ...

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”Die Zusammensetzung des in kommerziellen Kernkraftwerken entstehenden<br />

Plutoniums aus spaltbaren und etwa 40 % nicht spaltbaren Isotopen macht es<br />

unmöglich, aus diesem Material wirksame Kernwaffen zu produzieren, die die<br />

Sprengkraft konventioneller Waffen überschreiten.”<br />

Später versuchte Münch geltend zu machen, daß er seine Aussage implizit nur auf Mißbrauch<br />

durch Terroristen ohne Zugang zu moderner Schießtechnik gemünzt gehabt habe<br />

[EHRE79]. 1979 [MUEN79] hielt Münch den Bau <strong>von</strong> Sprengkörpern im Bereich einiger<br />

kt TNT mit <strong>Reaktorplutonium</strong> durch einen Staat für möglich, sagte jedoch andererseits:<br />

”Die Herstellung einer wirksamen und sicher zu zündenden Atombombe durch<br />

Terroristen aus den im Reaktor anfallenden Spaltstoffgemischen kann ausgeschlossen<br />

werden.”<br />

Eine etwas kürzere Fassung des Aufsatzes <strong>von</strong> Münch [MUEN79], die jedoch in vielen<br />

wesentlichen Punkten wortgleich ist, wurde in einer Broschüre der Kernforschungsanlage<br />

Jülich abgedruckt [BORS78]. In der Auflage dieser Broschüre <strong>von</strong> 1980 [BORS80] ist<br />

sie gegenüber ihrer Auflage <strong>von</strong> 1978 um den Satz ”Für einen Staat könnte jedoch die<br />

Herstellung nuklearer Sprengkörper mit begrenzter Sprengkraft möglich sein” ergänzt.<br />

In einem <strong>von</strong> Münch herausgegebenen Taschenbuch (”Tatsachen über Kernenergie”) in<br />

dessen zweiter Auflage <strong>von</strong> 1980 [MUEN80] beschreibt Münch die Schwierigkeiten bei Verwendung<br />

<strong>von</strong> <strong>Reaktorplutonium</strong> noch identisch mit seiner Abhandlung im Aufsatz <strong>von</strong><br />

1979 [MUEN79]. Ähnlich wie Münch äußerte sich Klaus-Detlef Cloß in Bild der Wissenschaft<br />

im Juli 1979 [CLOS79]. <strong>Reaktorplutonium</strong> müßte Cloß’ Meinung nach mit einer<br />

Geschwindigkeit <strong>von</strong> mindestens 10 km/s komprimiert werden und diesbezügliche Erfahrungen<br />

lägen nur in Kernwaffenstaaten vor. Eine Abbildung des Aufsatzes ist in fetten<br />

Buchstaben mit ”Reaktor-Plutonium eignet sich nicht für Bomben” unterschrieben. Die<br />

Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) bezeichnete <strong>Reaktorplutonium</strong> im <strong>Bericht</strong> ”Plutonium”<br />

[MUEL79] vom April 1979 als ”zum Waffenbau verwendbar”, die Herstellung<br />

eines Sprengsatzes sei gegenüber Waffenplutonium ”weit schwieriger ... aber grundsätzlich<br />

möglich.” Die notwendige Implosionsgeschwindigkeit setzten die Autoren der GRS<br />

bei <strong>Reaktorplutonium</strong> mit einigen 10 km/s an, hielten in ”Heimarbeit” nur 100 m/s für<br />

erreichbar. Diese einigen 100 m/s sollten allerdings noch zu einer Sprengkraft <strong>von</strong> 20 t<br />

TNT führen können.<br />

Selbst unter Atomkraftgegenern wurde das Proliferationsproblem des <strong>Reaktorplutonium</strong>s<br />

lange Zeit nicht wahrgenommen. Relativ früh zwar, aber dennoch erst im September<br />

1977, schrieb der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU) in seiner<br />

Broschüre ”Plutonium” [BBU77]: ”Es gilt heute als sicher, daß man aus Plutonium, das<br />

in Atomkraftwerken entsteht, Atombomben bauen kann.”( Diese Broschüre basiert auf<br />

[KOLL78] ). Dagegen enthielt beispielsweise das Taschenbuch ”Reaktoren und Raketen<br />

- Atomare Gefahren und Bürgerproteste”, herausgegeben <strong>von</strong> Joachim Grumbach 1980<br />

[GRUM80] und verfaßt <strong>von</strong> Atomkraftkritikern, trotz seines vielversprechenden Titels keinerlei<br />

Hinweis auf eine <strong>Waffentauglichkeit</strong> <strong>von</strong> <strong>Reaktorplutonium</strong>. Ganz im Gegenteil: Die<br />

Tauglichkeit des <strong>Reaktorplutonium</strong>s wurde sogar abgestritten.<br />

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