Bericht zur Waffentauglichkeit von Reaktorplutonium - IANUS ...
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kunft der NRC). Zwar gibt es im militärischen Bereich besondere und bisher<br />
im Detail streng geheimgehaltene Geometrien aus Spezialsprengstoffen, die kugelzentrische<br />
Verdichtungswellen entsprechender Stärke auslösen, daß auch geringere<br />
Spaltstoffmengen noch kritisch gemacht werden können. Damit wurde<br />
auch einmal - wenn auch mit bescheidener Energieausbeute - (Zahlen wurden<br />
nicht veröffentlicht) Leichtwasser-Pu <strong>zur</strong> Detonation gebracht.”<br />
Nach DeVolpi [DEVO79] läßt sich mittels eines Reflektors aus natürlichem Uran die kritische<br />
Masse des typischen Leichwasserplutoniums in der Delta-Phase auf nahezu zehn<br />
und in der - allerdings schwieriger realisierbaren - Alpha-Phase auf etwa sechs Kilogramm<br />
reduzieren. Es ist nicht abzustreiten, daß bei der Fertigung eines Kernsprengsatzes - sei<br />
es durch Terroristen oder durch einen Staat - ein Reflektor eingebaut werden kann. Das<br />
Prinzip der sogenannten ”Sprenglinsen” - wie sie in Implosionswaffen verwendet werden<br />
- hat heute auch im zivilen Bereich Verbreitung gefunden (vgl. Kapitel 2.1).<br />
Im Jahre 1984 wurde im Hessischen Landtag in Wiesbaden ein Hearing veranstaltet,<br />
das die Proliferationsrisiken der Hanauer Brennelementfabriken NUKEM und ALKEM<br />
beleuchten sollte [HESS84]. Auch dort versuchte Stoll, mit den gleichen Argumenten seine<br />
Gegner zu widerlegen. Er leugnete weiterhin die eigentlichen Gründe (siehe hierzu<br />
Kapitel 2.6), warum das <strong>Reaktorplutonium</strong> <strong>von</strong> den Atomwaffenstaaten nicht in ihren<br />
Sprengkörpern eingesetzt wird. Zitat Stoll:<br />
”Ich habe klar gesagt, daß wir keine Waffenexperten sind. Aber natürlich lesen<br />
wir Literatur. Soweit wir aus dieser Literatur entnehmen können, ist das Material<br />
das wir haben, für die militärische Nutzung ungeeignet. Ich schließe das<br />
daraus, daß kein ernst zu nehmender Waffenexperte jemals daran gedacht hat,<br />
es einzusetzen, schon weil die Wirkung nur ganz ungenau vorbestimmt werden<br />
kann. Daran ändert überhaupt nichts, daß in den USA - und das wurde ja<br />
gesagt - unter dem strengsten Siegel der Verschwiegenheit in der Carter-Ära<br />
im März 1977 angeblich einmal - niemand weiß es genau - ein Versuch mit<br />
Leichwassermaterial gelungen sein soll. Niemand kennt die Voraussetzungen<br />
und Ergebnisse. Nur soviel ist sicher, daß dazu eine ganz besonders weit entwickelte<br />
und schwierige Technik notwendig ist ... Die friedliche Nutzung <strong>von</strong><br />
Leichtwasser-Plutonium hat mit der Nuklearwaffe nun wirklich nichts zu tun.”<br />
Ein anderer Referent des Hearings, Professor Karl Kummerer vom Kernforschungszentrum<br />
Karlsruhe, hielt <strong>Reaktorplutonium</strong> immerhin schon für ”im Prinzip waffenfähig”. Er wies<br />
allerdings auf einige Hindernisse hin, die bewirken sollten, daß es ”verdammt schwerfallen<br />
wird”, eine brauchbare Waffe zu bauen. Seltsamerweise hob Kummerer dabei gerade<br />
den im richtigen Moment - auf eine Mikrosekunde genau - erforderlichen Neutronenstoß<br />
<strong>zur</strong> Einleitung der Kettenreaktion hervor. Einerseits ist gerade der Neutronenstoß im<br />
richtigen Augenblick technisch nicht das größte Problem (vgl. Kapitel 2.3), andererseits<br />
können nicht Frühzündung und Neutronenstoß gleichzeitig eine große Schwierigkeit darstellen.<br />
Wenn mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin eine Frühzündung einträte, ist der<br />
zusätzliche gewollte Neutronenstoß schlicht überflüssig.<br />
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