Bericht zur Waffentauglichkeit von Reaktorplutonium - IANUS ...
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zusammengesetzt, daß die in einem Punkt an der äußeren Oberfläche der Sprengstoffschicht<br />
erzeugten Stoßwellen die Oberfläche der Plutonium-Hohlkugel an allen Punkten<br />
gleichzeitig erreichten (”Sprenglinsen”) [TSIP83].<br />
Der erste nukleare Test fand am 16. Juli 1945 bei Alamogordo in der Wüste <strong>von</strong> New<br />
Mexico statt. Vor dem Test unterschätzten fast sämtliche beteiligten Wissenschaftler die<br />
erreichbare Sprengkraft [BLUM76; JUNG64].<br />
Die Sprenglinsentechnik ist heute auch im zivilen Bereich weit verbreitet. Meist soll bei<br />
ihrer Anwendung mit einer Punktzündung eine ebene Stoßfront erreicht werden. Eine weitere<br />
Möglichkeit der Schockwellenformung neben der Verwendung mehrerer verschieden<br />
schnell detonierender Sprengstoffe ist der Einbau <strong>von</strong> Hohlräumen oder nichtexplodierenden<br />
Körpern in der Sprengstoffladung [SCHA71]. Die nötigen physikalischen und chemischen<br />
Daten einer Vielzahl brisanter Sprengstoffe sind in einem Handbuch des Lawrence<br />
Livermore Laboratory [DOBR74] zugänglich.<br />
Häufig ist auf die große Zahl an Wissenschaftlern und Technikern des Manhattan-Projekts<br />
verwiesen worden, um so ungeheure Schwierigkeiten des Bombenbaus zu begründen. Es<br />
sollte jedoch nicht vergessen werden, daß dieser Personenkreis an vielen Problemen zu<br />
arbeiten hatte, die heute längst gelöst sind, wie z.B. an der Bestimmung <strong>von</strong> kritischen<br />
Massen oder Reaktionswirkungsquerschnitten usw. mit gemessen an heutigen Stand der<br />
Technik primitiven Methoden. Außerdem standen damals keine leistungsfähigen Rechner<br />
<strong>zur</strong> Verfügung, so daß Theoretiker mit Berechnungen zu kämpfen hatten, die heute mittels<br />
einer Maschine innerhalb kürzester Zeit durchgeführt werden können.<br />
An dieser Stelle wollen wir noch einmal auf ein weitverbreitetes Mißverständnis aufmerksam<br />
machen. Es darf bei Betrachtungen <strong>zur</strong> <strong>Waffentauglichkeit</strong> nicht der Neutronenhintergrund<br />
<strong>von</strong> reinem Plutonium-239 und <strong>Reaktorplutonium</strong> verglichen werden (z.B.<br />
[SEIF84; NELS77]). Der Neutronenhintergrund unseres im Vorspann dieses <strong>Bericht</strong>es definierten<br />
<strong>Reaktorplutonium</strong>s ist in der Tat etwa 17000 mal größer als derjenige <strong>von</strong> reinem<br />
Plutonium-239. Vergleichen wir unser <strong>Reaktorplutonium</strong> jedoch mit dem Waffenplutonium<br />
niederer Qualität (7% 240 Pu), welches dennoch als Waffenplutonium gilt, so ist der<br />
Neutronenhintergrund des <strong>Reaktorplutonium</strong>s nur noch 4,6 mal so hoch.<br />
2.2 Aufbau der Pu-Isotope in Brennelementen und Neutronenhintergrund<br />
Für eine Abschätzung des Frühzündungsproblems relevant ist der Zusammenhang zwischen<br />
dem Abbrand der Brennelemente und dem Neutronenhintergrund. Die Erbrütung<br />
<strong>von</strong> Plutonium-Isotopen aus 238 U, sogenannte Inventarberechnungen, kann mit nichtlinearen<br />
gekoppelten Differentialgleichungen simuliert werden [FISH83,KIRC85]. Abb.1 gibt<br />
einen schematischen Zusammenhang dieses Prozesses wieder. Durch den, <strong>von</strong> der Spaltung<br />
des 235 U aufrechterhaltenen Neutronenfluß wandelt sich das 238 U über mehrere Zwischenschritte<br />
(n-Einfang & β-Zerfall) in 239 Pu um. Durch das Einfangen weitere Neutronen entstehen<br />
die ”höheren” Plutonium-Isotope 240,241,242. Mit der aus der Inventarberechnung<br />
resultierenden Pu-Zusammensetzung und den unten aufgeführten spezifischen Neutronenraten<br />
kann der Neutronenhintergrund als Funktion des Abbrandes bestimmt werden.<br />
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