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Diplomarbeit - Laura Steiner – Design and Concept

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vertrieben und durch Nähen können die textilhaften Flächen problemlos mitein<strong>and</strong>er ver-<br />

bunden werden, allerdings muss darauf geachtet werden, dass die Stichlänge nicht zu kurz<br />

ist, denn zu enge Stiche würden das Papier zu sehr perforieren und es könnte an der Naht<br />

leicht reißen. Kamiko hielten durch ihre isolierenden Eigenschaften warm, konnten aber<br />

nicht gewaschen werden, was ihnen einen provisorischen Charakter verlieh und ihre Mys-<br />

tik unterstrich. (Vgl. Weber, Sprache, 161 / Leitner, Papiertextilien, ebd.)<br />

„Die ersten schriftlichen Belege für jumchi in Korea stammen aus der frühen Choson-Dynas-<br />

tie (1392<strong>–</strong>1910) Die Herstellung von jumchi erfolgt immer aus drei bis fünf Lagen hanji, Pa-<br />

pier, das aus Maulbeerstrauchfasern, koreanisch tak, geschöpft wird. Die einzelnen gleich-<br />

formatigen Bogen werden in destilliertes Wasser gelegt und eingeweicht. Danach stapelt<br />

man sie lagenweise, drückt sie anein<strong>and</strong>er und presst sie schließlich so fest, dass sich zwi-<br />

schen den einzelnen Papierbogen keine Luftblasen bilden können. Die weitere Verarbei-<br />

tung erfolgt wie bei momigami. Zur Verstärkung und Imprägnierung wird jumchi entspre-<br />

chend der späteren Verwendung mit Perillaöl sowie mit Walnuss- oder Erdnussöl beh<strong>and</strong>elt.<br />

Das Material muss anschließend gut gelüftet werden, damit es den strengen Geruch verliert.<br />

Durch die Beh<strong>and</strong>lung wirkt jumchi lederartig und es wird für Beutel, Taschen, Nackenkissen<br />

sowie für den koreanischen Kimono hampo, aber auch für Truhen und Schränke verwendet.“<br />

(Weber, Sprache, 161)<br />

„In den letzten Jahren haben maschinell geknüllte Papiere in Form von Geschenkpapieren<br />

vermehrt in den Papierabteilungen unserer Kaufhäuser Einzug gehalten. Eine alte Tradition<br />

wird aufgefrischt. Auch <strong>Design</strong>er/innen und Künstler/innen kreieren ihr individuelles momigami,<br />

um es in verschiedensten Produkten anzuwenden.“ (Weber, Sprache, 162)<br />

Anwendungen im Alltag<br />

Das ist aber noch nicht alles. In Japan f<strong>and</strong> Papier auch in den verschiedensten Bereichen<br />

der Alltagskultur Anwendung. „Während man im Westen das Material bis ins 20. Jahrhundert<br />

fast ausschließlich als Trägerstoff für Schrift und Bildgestaltung verst<strong>and</strong>, galt es in Japan<br />

seit jeher als eigenständiges Ausdrucksmittel.“ (Leitner, Papiertextilien, 17) „Neben den<br />

vielen religiösen und rituellen Verwendungszwecken benutzte man es auch zur Herstellung<br />

von Laternen, Schirmen, Fächern, Drachen, Spielzeug, Masken und Verpackungen. Im traditionellen<br />

japanischen Haus ist Papier zu einer unerlässlichen Bausubstanz geworden. Die<br />

berühmten Papierfenster (shoji) und Schiebetüren (fusuma) tragen durch ihre Aufgeschlossenheit<br />

gegenüber der Natur und dem speziellen Licht, das sie verbreiten, wesentlich zum<br />

einzigartigen Charakter der japanischen Architektur bei.“ (Leitner, Papiertextilien, ebd.) Sie<br />

„… haben in Japan, dem L<strong>and</strong> mit einer ganzjährigen hohen Luftfeuchtigkeit, eine sehr angenehme<br />

Wirkung. Die durch Washi unterstützte Ventilation verbreitet Wohlbefinden in<br />

den Lebensräumen.“ (Weber, Sprache, 169) Ein weiteres Beispiel sind „Kasas, Papierschirme<br />

aus Papiersegmenten, die über Bambusskelette gespannt werden. Sie vereinen Klarheit und<br />

Einfachheit in höchster Form.“ (Weber, Sprache, 16)<br />

Auch in Korea wird Papier „… nicht nur für Kalligrafie, Malerei- und Druckerzeugnisse, sondern<br />

seit der Silla-Dynastie (668<strong>–</strong>935) auch für Schirme, Schuhe, Laternen und weitere Alltagsprodukte<br />

eingesetzt, und dies zum Teil bis heute. In langen, kalten Winternächten dien-<br />

te es als Glasersatz bei Schiebetüren und Fenstern und schützte vor Einblicke und Kälte.“<br />

(Weber, Sprache, 46) „Neben Fußböden wurden auch Zelte aus Papier errichtet, die jeder<br />

Witterung trotzten. Speziell beh<strong>and</strong>elte Papiere teng phi chih erhielten lederartige Eigenschaften,<br />

weshalb aus ihnen Regenmäntel und Schutzkleider für die Armee geschneidert<br />

wurden. Letztere waren nicht nur Wasser abstoßend, durch ihre Festigkeit sollten sie auch<br />

Schutz vor Waffen gewähren. Doch dem ist nicht genug: Geschichtete und verklebte Papierlagen<br />

dienten den M<strong>and</strong>schu sogar als Leichentücher.“ (Weber, Sprache, 46) „Wie das Papier<br />

wurde auch das Verfahren des Papiermachés in China erfunden, und zwar schon gegen<br />

Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. Die ersten Applikationen waren Helme aus gepresstem Papier<br />

und Gipsplatten, die für das Heer produziert wurden.“ (Weber, Sprache, 171)<br />

„Papier und Licht ergänzen sich sehr schön bei feierlichen Ritualen, zum Beispiel am 14.<br />

Mai, wenn zu Ehren von Buddhas Geburtstag Tausende von Laternen die Straßen Seouls<br />

schmücken. Gestalterische Entwicklungen wie Buntpapier, Papiermaché oder Papiergarn<br />

verhalfen dem koreanischen Papier, seinen guten Ruf zu begründen und zu erhalten.“ (Weber,<br />

Sprache, 46) „Ab dem 9. Jh. wurden Papiere verschiedener Qualitäten hergestellt, einige<br />

‚so stark wie Leinw<strong>and</strong>‘. Dieses Papier wurde im Häuserbau verwendet, vornehmlich im<br />

Innenausbau für Fenster und verschiebbare Wände.“ (Berger, Textilforum, 16)<br />

„Alte Traditionen wie auch kurzlebige Modeerscheinung erleben immer wieder eine Renaissance.<br />

Was ursprünglich vor dem Hintergrund einer asketischen Lebenshaltung oder aus<br />

wirtschaftlicher Not entwickelt wurde, findet im 21. Jahrhundert zum Modetrend auf den<br />

Laufstegen zurück.“ (Weber, Sprache, 159) „Auch das Papiergarn Shifu gehört in diese Kategorie;<br />

es entst<strong>and</strong> aus dem Gedanken der Wiederverwertung alter Textbücher. Früher verwendete<br />

man die aus Papiergarn gewobenen Shifu-Stoffe für profane Alltagsgegenstände,<br />

heute werden aus ihnen auch außerhalb des asiatischen Raums einfache, schlichte <strong>Design</strong>artikel<br />

hergestellt.“ (Weber, Sprache, 16f)<br />

„Mit Shifu umgeben wir den Körper mit einer natürlichen Hülle. Die ursprüngliche Haut des<br />

Strauches wird zur zweiten Haut des Menschen.“ (Weber, Sprache, 163) Shifu sind mit einer<br />

speziellen Technik geschnittene und zu Garnen verdrehte, textilhafte Papiergewebe aus<br />

geschöpften Kozo-Maulbeerstrauchfasern. Wie der vorhin beschriebene Kamiko, hat auch<br />

Shifu seinen Ursprung in dem papieraffinen Japan. Für die Shifu-Herstellung wird das geknüllte<br />

und imprägnierte Washi aus einem Papierbogen zu einem langen Streifen geschnitten.<br />

Im Gegensatz dazu wird das Papier bei Kamiko flächig verwendet. Übersetzt ist shi das<br />

japanische Wort für Papier und fu heißt Gewebe. Ist das Washi in Streifen geschnitten, wird<br />

es zu Fäden verdreht und zu Flächen gewoben, wodurch die für diese Stoffe charakteristische<br />

und unverkennbare Noppenstruktur entsteht. Wie Kamiko wird auch Shifu zur Imprägnierung<br />

mit konnyaku beh<strong>and</strong>elt, wodurch die entst<strong>and</strong>enen Gewebe sogar waschbar<br />

sind. Die verschiedenen Gewebebindungen, die im folgenden Kapitel vorgestellt werden,<br />

erzeugen unterschiedliche Resultate im fertigen Stoff und machen Shifu aufgrund seiner<br />

Luftdurchlässigkeit besonders im Sommer beliebt, während Kamiko wärmende Attribute<br />

zugesprochen werden und sich diese deshalb für die kühleren Temperaturen besser eignen.<br />

Beide Papiertextilien dienten letztlich auch als Ersatz für Seiden-, Leinen- oder Baumwolltextilien.<br />

(Vgl. Weber, Sprache, 163f)<br />

2.1.2 Shifu-Stoffe − Kleidung<br />

aus Papiergarnen

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