Diplomarbeit - Laura Steiner – Design and Concept
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„Da die Herstellung sehr aufwändig war und es meist an Zeit mangelte, waren diese Gewebe<br />
eher grob, die geschnittene Streifenbreite lag zwischen einem und vier Zentimetern. Haupt-<br />
sächlich entst<strong>and</strong>en daraus Arbeitskleider, Unterwäsche oder Textilien für den Wohnraum.“<br />
(Leitner, Papiertextilien, 24) „Gegen Ende der Edo-Periode verwebten die Samurai Streifen,<br />
die meist nicht breiter als zwei Millimeter waren. Aus einem Blatt Papier im Format von 38<br />
mal 53 cm wurden Garne von über 100 m Länge gewonnen. Wenn man diese feinen Ge-<br />
spinnste verwebte, entst<strong>and</strong>en völlig neue Stoffqualitäten, deren Glanz und Geschmeidig-<br />
keit den Körper auf eine noble Art verhüllten und nur mit edelster Seide vergleichbar wa-<br />
ren. Weil die Herstellung eines einzigen Shifu-Kimonos mehrere Monate dauerte, waren<br />
die Kleidungsstücke extrem kostbar und st<strong>and</strong>en für schlichten, prunklosen Luxus.“ (Leit-<br />
ner, Papiertextilien, ebd.) „Es hieß, man umhülle sich mit einem guten, göttlichen Geist, der<br />
über die Kleidung Einfluss auf das Innere des Trägers nehmen würde. Die feinen Shifu-Ge-<br />
wänder wurden deshalb fast ausschließlich für zeremonielle Zwecke verwendet.“ (Leitner,<br />
Papiertextilien, ebd.) „Außerdem wird berichtet, dass die Samurai für die wenigen kriegeri-<br />
schen Ausein<strong>and</strong>ersetzungen der Edo-Zeit ihre Uniformen aus Shifu genäht haben sollen.<br />
Darin seien erstaunliche Erfolge zu verbuchen gewesen, was auf die schützenden Kräfte des<br />
Materials zurückgeführt wurde. Es hieß, die Schwerter der Gegner wären beim Attackie-<br />
ren durch die Reibung mit dem Papier so schnell stumpf geworden, dass man darin jede<br />
Schlacht zu gewinnen vermochte.“ (Leitner, Papiertextilien, 25)<br />
„Um 1700 kamen Kleider aus feinsten Papiergeweben auch in Adelskreisen in Mode, für etwa<br />
dreißig Jahre verdrängten sie sogar Seide als beliebtestes und teuerstes Material. ‚Wenn ei-<br />
ner genug Seide getragen hat, wechselt er auf Papier‘, hieß eine japanische Redewendung<br />
dieser Zeit.“ (Leitner, Papiertextilien, ebd.) „Binnen kurzer Zeit<br />
wurden die Shifu-Stoffe der Adeligen so wie die Kamiko auf-<br />
wändig verziert, gefüttert, bestickt oder mit Schablonen be-<br />
malt.“ (Leitner, Papiertextilien, ebd.) Die Papierfäden wurden<br />
„… wie Seide beh<strong>and</strong>elt, mit denselben Färbemethoden gefärbt<br />
und oft auf seidener Kette verwoben. Stücke von unnachahm-<br />
licher Eleganz entst<strong>and</strong>en.“ (Berger, Textilforum, 16)<br />
„Bauern und Samurai stellten ihre Papiergewebe für den Eigen-<br />
gebrauch selbst her. Als aber auch die Adeligen das Material<br />
für sich entdeckten, entst<strong>and</strong>en große Werkstätten, in denen<br />
in einem arbeitsteiligen Verfahren die steigende Nachfrage<br />
gedeckt wurde. In der zweiten Hälfte der Edo-Zeit wurde bei-<br />
nahe in allen großen Papiermacherdörfern Japans Shifu her-<br />
gestellt.“ (Leitner, Textilien, 25)<br />
Die Nachwirkungen des einstmals verbreiteten Shifus<br />
„Da die Produktion von Shifu […] durch die Shogune gefördert<br />
wurde, erlebte es denselben Aufstieg wie Kamiko.“ (Berger,<br />
Textilforum, 16) Mit Beginn der Industrialisierung Japans im<br />
19. Jahrhundert wurde noch versucht, Shifu maschinell herzu-<br />
stellen, was sich aber schon ab 1910 als unrentabel herausstell-<br />
Shifu − Do it yourself!<br />
Oben links:<br />
Abb. 23: Ein im Zick-Zack gefalteter<br />
Papierbogen wird bis ca. 1<br />
cm vor der Faltkante alle 2-10 mm<br />
eingeschnitten und anschließend<br />
vorsichtig ausgefaltet.<br />
Oben rechts:<br />
Abb. 24: Befeuchten und über<br />
Nacht in feuchte Tücher einschlagen,<br />
um die Elastizität der Fasern<br />
zu erhöhen.<br />
Unten links:<br />
Abb. 25: Rollen der feuchten<br />
Papierstreifen auf einer griffigen<br />
Unterlage, hier eine Bambusmatte.<br />
Unten rechts:<br />
Abb. 26: Vorgeformte Papierstreifen.<br />
te, da der wesentlich billigere Import von Baumwolle und die zunehmende Bedeutung der<br />
Kunstfaser zunahm. 1921 kam schlussendlich dieser Produktionsversuch vollends zum Still-<br />
st<strong>and</strong> und das für die Shifu-Stoffe notwendige Papier wurde wegen nachlassender Nachfra-<br />
ge nicht mehr hergestellt. (Vgl. Weber, Sprache, 164 / Leitner, Papiertextilien, 26)<br />
„Erst durch die Gründung einer Industrie- und H<strong>and</strong>werkskammer im Jahre 1940 wurde die<br />
Shifu- und Kamiko-Verarbeitung wieder ins Leben gerufen. Es waren die Weberinnen, die<br />
die Papiermacher zu motivieren vermochten, erneut das shifugami-Spezialpapier herzustel-<br />
len, und das qualitativ hochstehende Papiergewebe zog für kurze Zeit die Bewunderung<br />
der Fachleute auf sich. Der erhoffte finanzielle Gewinn blieb jedoch aus, und bereits sechs<br />
Jahre später, in der schwierigen Nachkriegssituation, f<strong>and</strong> die ganze Renaissance dieses<br />
Verfahrens mit wenigen Ausnahmen wieder ein klägliches Ende.“ (Weber, Sprache, ebd.)<br />
„1955 wurden Shifu und Kamiko von der Regierung sogar mit dem prestigeträchtigen Titel<br />
‚japanisches Kulturerbe‘ ausgezeichnet, und ihre Erhaltung wird seither staatlich gefördert.“<br />
(Leitner, Papiertextilien, 26)<br />
Herstellungsverfahren<br />
Um den Papierbogen auch bei niedrigen Grammaturen maximale Reißfestigkeit zu gewäh-<br />
ren, wird beim Schöpfvorgang darauf geachtet, dass das Sieb, suketa, nur in eine Richtung<br />
bewegt wird, damit sich die Fasern parallel zur Längsseite ordnen. Auch die Lagerzeit spielt<br />
eine wesentliche Rolle bei der Herstellung der Garne: Washi, das ein Jahr und mehr alt ist,<br />
lässt sich besser rollen als ganz neues Papier. (Vgl. Weber, Sprache, 165)<br />
Für die Herstellung von Shifu-<br />
Garnen wird der Papierbogen<br />
zwei Mal in „… der Längsrich-<br />
tung gefaltet, wodurch vier Sek-<br />
toren entstehen. Dabei ist dar-<br />
auf zu achten, dass die Ränder<br />
der Längskanten mindestens 1<br />
cm vorstehen. Das Papier kann<br />
zuvor auch im Kamiko-Verfahren<br />
geknüllt werden, wodurch<br />
es bereits etwas weicher wird.<br />
Der gefaltete Papierbogen wird<br />
auf einer Unterlage mit dem<br />
Messer in schmale Streifen von<br />
2, 3, 4 mm oder mehr geschnitten,<br />
die kiru genannt werden.<br />
Die Ränder werden dabei nicht<br />
durchgeschnitten, nur so entsteht<br />
aus dem Papierbogen ein<br />
endloses Papierb<strong>and</strong>. Der eingeschnittene<br />
Papierbogen wird<br />
mit Wasser besprüht und wäh-