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Erziehung zur Moderne - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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sum“ ist größtenteils privat, somit quellenmäßig schwer zu erfassen, und breit<br />

gefächert, daher sind verfügbare wirtschaftsstatistische Daten nicht immer ein-<br />

deutig zuzuordnen. Andererseits wird bis heute richtig konstatiert, daß „im<br />

Prinzip mögliche Erhebungen und Forschungen fehlen“. 8<br />

Dennoch herrscht Einigkeit darüber, daß der Auf- und Ausbau der Kon-<br />

sumgüterindustrien Basis und Motor der Industrialisierung überhaupt war.<br />

„Daraus folgt jedoch nicht, daß die Konsumgüterindustrien insgesamt in einem<br />

Zeitraum von zwei bis drei Jahrzehnten mechanisiert wurden. Vielmehr zog<br />

sich dieser Vorgang über mehr als ein Jahrhundert hin.“ 9<br />

Es wäre natürlich falsch, die Rolle der Konsumgüterindustrie innerhalb<br />

der industriellen Revolution überzubewerten. Betont wird immer wieder, daß sie<br />

im Vergleich zu den Investitionsgüterindustrien eine wesentlich geringere<br />

Wachstumsrate aufwies. 10 Doch „selbst in dieser zweiten Phase der Industriali-<br />

sierung [arbeitete] noch fast die Hälfte aller in der Industrie Tätigen direkt für<br />

die Grundbedürfnisse Wohnen, Essen und Bekleidung“ 11 , nahm die Konsum-<br />

güterindustrie insgesamt auch im 20. Jahrhundert „weiterhin einen Haupt-<br />

platz“ 12 ein.<br />

Wichtig ist die Tendenz, über die Deckung von Grundbedürfnissen hinaus<br />

zu produzieren und zu konsumieren, so daß schließlich Konsum selbst <strong>zur</strong> Si-<br />

gnatur industrialisierter Gesellschaften werden konnte. Deshalb fragt diese<br />

Untersuchung danach, wann dieser Prozeß in Deutschland einsetzte und wel-<br />

che gesellschaftliche Bedeutung er gewann. Die Spielwarenindustrie als Unter-<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Dieser Einschätzung aus dem Jahr 1975 (Gerd Hohorst/Jürgen Kocka/Gerhard A. Ritter,<br />

Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch, Band II: Materialien <strong>zur</strong> Statistik des Kaiserreichs<br />

1870-1914, München 2. Auflage 1978, S. 94) schließen sich auch neuere Forschungsberichte<br />

an. Vgl. etwa Toni Pierenkemper, Der bürgerliche Haushalt in Deutschland an der<br />

Wende zum 20. Jahrhundert - Im Spiegel von Haushaltsrechnungen, in: Dietmar Petzina<br />

(Hg.), Zur Geschichte der Ökonomik der Privathaushalte, Berlin 1991, S. 160.<br />

Fischer, Bergbau, Industrie und Handwerk (1976), S. 540.<br />

Vgl. zusammenfassend Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866-1918. Erster<br />

Band: Arbeitswelt und Bürgergeist, München 1990, S. 233-240. Basis der hier und auch<br />

in anderen Handbüchern erwähnten Daten ist die umfassende Studie von Walther G.<br />

Hoffmann, Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts,<br />

Berlin, Heidelberg, New York 1965.<br />

Vgl. Fischer, Bergbau, Industrie und Handwerk (1976), S. 537; Hervorhebung im Original.<br />

Kellenbenz, Deutsche Wirtschaftsgeschichte II (1981), S. 264.<br />

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