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Erziehung zur Moderne - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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der Produktion auf militärisches Spielzeug für den Inlandsmarkt wie auch der<br />

Versuch, Exportanteile soweit irgend möglich zu halten, konnten allerdings nur<br />

bedingt erfolgreiche Strategien sein, eine Luxusbranche über den Krieg zu retten.<br />

Gerade die Metallspielwarenindustrie als die branchenführende Sparte,<br />

mußte sich den veränderten Bedingungen während des Krieges anpassen.<br />

Denn im Krieg wurden aus Metall andere Dinge hergestellt als ausgerechnet<br />

Spielwaren. Die staatlich zentralisierte Rohstoffbewirtschaftung setzte auf Initiative<br />

Rathenaus schon zu Beginn des Krieges ein. Es wundert daher nicht, daß<br />

Ende 1914 beklagt wurde, die Metallspielwarenindustrie liege „völlig darnieder“.<br />

83 Während kleinere Betriebe schon diese Umstellungskrise zu Beginn des<br />

Krieges nicht überlebten, oft aufgrund der Einberufung von Leitung und Belegschaft<br />

schließen mußten 84 , gelang es gerade größeren Betrieben, mit Heeresaufträgen<br />

ihre Existenz zu sichern.<br />

Eindrucksvolles Beispiel für die Umwandlung einer Spielwarenfabrik in einen<br />

Rüstungsbetrieb sind die maßgeblich durch den Ersten Weltkrieg zum<br />

Branchenführer aufgestiegenen Bing-Werke in Nürnberg. Obwohl man offensichtlich<br />

bemüht war, die Herstellung von Spielwaren nicht völlig einstellen zu<br />

müssen, gelang es sehr bald, in großem Umfang Heeresaufträge zu erhalten.<br />

Auch wenn „der Schwerpunkt naturgemäß in der Herstellung von Kriegsartikeln<br />

[lag], deren Produktion sich gegenüber dem Vorjahr wesentlich steigerte, so<br />

ermöglichten dennoch die von der Gesellschaft getroffenen Maßnahmen, den<br />

Umsatz der Friedenswaren etwa in der Höhe des Vorjahres zu halten.“ 85<br />

1918 und DSZ 1918, Heft 26, 20. Dezember 1918.<br />

83<br />

Vgl. den Bericht des Deutschen Metallarbeiterverbandes zum Kriegsausbruch 1914, in:<br />

Quellen <strong>zur</strong> Nürnberger Arbeiterbewegung; Elfi Müller (Bearb.), Dokumente <strong>zur</strong> Geschichte<br />

der Arbeiterbewegung in Nürnberg. Band 3. Vom Fall des Sozialistengesetzes<br />

bis <strong>zur</strong> Novemberrevolution 1890-1918, Nürnberg 1985, S. 213 f.; Berichte über Rohstoffbezugsquellen,<br />

Ersatzstoffe u.ä. sind in der Deutschen Spielwaren Zeitung der<br />

Kriegsjahre durchgehend und häufig zu finden.<br />

84<br />

Schuco z.B. stellte seine Produktion während des Ersten Weltkrieges ganz ein, danach<br />

gelang aber eine Neugründung. Vgl. Christoph Stölzl/Ulrike Zischka, Zur Geschichte der<br />

deutschen Blechspielzeugindustrie im 19. und 20. Jahrhundert, in: Die Welt aus Blech -<br />

Mechanisches Spielzeug aus zwei Jahrhunderten, Mainz 1981, S. 18-69, S. 41. Eine<br />

Vielzahl von ungenannten Kleinbetrieben schlossen für immer.<br />

85<br />

Geschäftsbericht 1916 und 1917 der Firma Bing, S. 1, StadtAN E 9, NW 94, 1-2.<br />

43

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