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Erziehung zur Moderne - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Popularität einer vormals „konsumasketischen Knappheitsmoral“ schwinden<br />

sieht 26 , entwickelte sich <strong>zur</strong> Massenkonsumgesellschaft. Gesellschaftlicher<br />

Status wird käuflich und ist nicht mehr schicksalhaft von Geburt und Herkunft<br />

bestimmt; gesellschaftliche Zuordnungskriterien wurden zunehmend von der<br />

ökonomischen Situation und spezifischen Verbrauchsmustern geprägt. 27 Daß<br />

auf jene neuen Zwänge und Möglichkeiten zunächst die Oberschichten reagie-<br />

ren (konnten), erscheint logisch; Unter- und Mittelschichten folgten freiwillig<br />

oder unfreiwillig in der „Befreiung in den Kapitalismus“ 28 .<br />

Gerade hier liegt die konsumgeschichtliche Relevanz: Je weniger erbliche<br />

oder ständisch vorbestimmte, kaum beeinflußbare Faktoren den gesellschaftli-<br />

chen Status und ökonomischen Erfolg bestimmten, und je mehr Bildung und<br />

Ausbildung in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft relevant wurden,<br />

desto mehr konnte und mußte dafür getan werden. „Society required accom-<br />

plishment, and accomplishment required expenditure. The childrens new world<br />

became a market that could be exploited. Few desires will empty a pocket<br />

quicker than social aspiration.“ 29<br />

Wenn der Erwerb von statusbezogenen Fähigkeiten gesellschaftlich prä-<br />

gend wurde und dies zwangsläufig mit Investition und Ausgaben verknüpft war,<br />

so mußte sich eine vorwärtsstrebende Gesellschaft <strong>zur</strong> Konsumgesellschaft<br />

entwickeln. Wenn andererseits diese Art des Konsums (Ausgaben für Schule,<br />

Bücher etc.) im Kindesalter eingeübt und als alltäglich angesehen wurde, so<br />

entwickelte sich Eigendynamik: konsumgewohnte Generationen entstehen.<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

„The new wave of historians of childhood have not yet examined the role<br />

of children as consumers but the lives of children were influenced by the<br />

growth of a consumer economy as much as were gardens or politics or<br />

women or fashion. They became a sales target - their toys, their books,<br />

their clothes and even their education. Social envy, social pride expressed<br />

either in possessions or services enjoyed were easy to stimulate<br />

Thomas Nipperdey, Arbeitswelt und Bürgergeist (1990), S. 186 f.<br />

Pierenkemper, Ökonomik (1991), S. 61 f.<br />

Jost Hermand, Grüne Utopien in Deutschland. Zur Geschichte des ökologischen Bewußtseins,<br />

Frankfurt/Main 1991, S. 8.<br />

John Harold Plumb, Commercialization and Society, in: McKendrick/Brewer/Plumb, Birth<br />

of a Consumer Society (1982), S. 265-334, hier S. 292.<br />

9

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