Stadt-Wasser-3D - cpe - Universität Kaiserslautern
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Sascha Gläser<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong><br />
Strukturelle und ästhetische Planungsaspekte zur Gestaltung mit <strong>Wasser</strong><br />
im städtebaulichen Kontext unter Berücksichtigung dreidimensionaler<br />
Computersimulationen<br />
Anwendung am Beispiel der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>
Diplomarbeit<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong><br />
Strukturelle und ästhetische Planungsaspekte zur Gestaltung mit <strong>Wasser</strong><br />
im städtebaulichen Kontext unter Berücksichtigung<br />
dreidimensionaler Computersimulationen<br />
Anwendung am Beispiel der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Ausgeführt am Lehrgebiet Computergestützte Planungs- und Entwurfsmethoden<br />
im Fachbereich Architektur/Raum- und Umweltplanung/Bauingenieurwesen<br />
der Technischen <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Betreut von Prof. Dr.-Ing. Bernd Streich<br />
und Dipl.-Ing. Peter Zeile<br />
Sascha Gläser<br />
Matr.-Nr. 354 067<br />
Oktober 2008
Versicherung der selbstständigen Anfertigung der Diplomarbeit<br />
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig verfasst<br />
und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.<br />
<strong>Kaiserslautern</strong>, Oktober 2008<br />
____________________________<br />
Sascha Gläser
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung.......................................................................................................................1<br />
1.1. Problemstellung....................................................................................................1<br />
1.2. Zielsetzung ...........................................................................................................2<br />
1.3. Vorgehensweise...................................................................................................3<br />
1.4. Grenzen der Arbeit ...............................................................................................5<br />
2. Rahmenbedingungen ...................................................................................................7<br />
2.1. Historische Entwicklung .......................................................................................7<br />
2.2. Ökologische Grundlagen......................................................................................9<br />
2.3. Psychologische Grundlagen...............................................................................10<br />
2.4. Städtebauliche Computersimulation...................................................................12<br />
3. Städtebauliche Strukturplanung................................................................................15<br />
3.1. Grundlagen.........................................................................................................15<br />
3.2. Planungsmethodik..............................................................................................18<br />
3.3. Planungspraxis...................................................................................................19<br />
4. Städtebauliche Gestaltungsplanung.........................................................................23<br />
4.1. Grundlagen.........................................................................................................23<br />
4.2. Planungsmethodik..............................................................................................28<br />
4.3. Planungspraxis...................................................................................................29<br />
5. Handlungsleitfaden.....................................................................................................33<br />
5.1. Zentrale Erkenntnisse ........................................................................................33<br />
5.2. Handlungsfelder .................................................................................................35<br />
5.3. Planerische Vorgehensweise .............................................................................36<br />
I
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Inhaltsverzeichnis<br />
6. Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong> ................................................................................37<br />
II<br />
6.1. Begründung zur gewählten Beispielstadt ...........................................................37<br />
6.2. Maßstabsebenen................................................................................................41<br />
6.3. Handlungsfelder .................................................................................................42<br />
6.4. Städtebauliche Strukturplanung .........................................................................43<br />
6.4.1. Analyse..................................................................................................43<br />
6.4.1.1. Baulich-räumliche Strukturen ................................................43<br />
6.4.1.2. Nutzungsstrukturen ...............................................................45<br />
6.4.1.3. Flächenhafte <strong>Wasser</strong>strukturen.............................................45<br />
6.4.1.4. Lineare <strong>Wasser</strong>strukturen .....................................................48<br />
6.4.1.5. Punktuelle <strong>Wasser</strong>strukturen.................................................51<br />
6.4.2. Bewertung .............................................................................................55<br />
6.4.2.1. Städtebauliche Bewertung.....................................................55<br />
6.4.2.2. Ökologische Bewertung.........................................................56<br />
6.4.3. Entwurf ..................................................................................................57<br />
6.4.3.1. Blaue Schiene .......................................................................57<br />
6.4.3.2. Blaues Netz ...........................................................................60<br />
6.5. Städtebauliche Gestaltungsplanung...................................................................65<br />
6.5.1. Analyse..................................................................................................65<br />
6.5.1.1. Platzräume mit vorhandenen <strong>Wasser</strong>elementen...................65<br />
6.5.1.2. Platzräume ohne vorhandene <strong>Wasser</strong>elemente ...................72<br />
6.5.1.3. Parkanlagen ..........................................................................75<br />
6.5.2. Bewertung .............................................................................................78<br />
6.5.2.1. Städtebauliche Bewertung.....................................................78<br />
6.5.2.2. Psychologische Bewertung ...................................................79<br />
6.5.3. Entwurf ..................................................................................................80<br />
6.5.3.1. Einzelelemente......................................................................80<br />
6.5.3.2. Vernetzungselemente............................................................85
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Inhaltsverzeichnis<br />
6.6. Städtebauliche Computersimulation...................................................................88<br />
6.6.1. Einsatzmöglichkeiten.............................................................................88<br />
6.6.2. Darstellungsformen ...............................................................................89<br />
6.6.3. Voraussetzungen ..................................................................................90<br />
6.6.4. Praxisbeispiel ........................................................................................92<br />
7. Fazit und Ausblick ......................................................................................................93<br />
Literaturverzeichnis .............................................................................................................95<br />
Bildnachweis ........................................................................................................................99<br />
III
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Inhaltsverzeichnis<br />
IV
1. Einleitung<br />
1.1. Problemstellung<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Einleitung<br />
Was ist Lebensqualität? Genau diese Frage stellen sich zunehmend <strong>Stadt</strong>planung<br />
und Wissenschaft vor dem Hintergrund, dass Städte und Kommunen einem<br />
fortschreitenden Wettbewerb um vorhandene und zuzugswillige Einwohner<br />
ausgesetzt sind. In Zeiten des demographischen Wandels und anderer<br />
bevölkerungsspezifischer Prozesse gewinnen gerade die weichen Standortfaktoren<br />
an Bedeutung, um Städten wichtige Standortvorteile einzuräumen. Darunter fällt<br />
insbesondere die Lebensqualität, also der bestmögliche Umstand, in einer<br />
bestimmten <strong>Stadt</strong> gerne leben, arbeiten und sich erholen zu wollen. Städte werden<br />
zunehmend als laut und schmutzig angesehen. Die bauliche Enge und ein<br />
unterschwelliges Unsicherheitsgefühl stellen die Verantwortlichen vor schwierige<br />
Aufgaben. Demnach stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln die Lebensqualität<br />
nachhaltig, also möglichst für jedermann erkennbar und langfristig anhaltend erhöht<br />
werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine Bereicherung des Alltags<br />
notwendig.<br />
In weiten Teilen der <strong>Stadt</strong>, beispielsweise im Bestand der privaten Bebauung, hat der<br />
Planer keine selbst bestimmte Möglichkeit, in die Gestaltung einzugreifen. Daher<br />
muss Gestaltung vorrangig im öffentlichen Raum stattfinden. Dazu zählen der<br />
Straßenraum, öffentliche Plätze und Grünanlagen sowie öffentliche Einrichtungen. In<br />
der jüngeren Vergangenheit wurden bereits vielfältige Umgestaltungsmaßnahmen im<br />
Straßenraum, insbesondere durch neu angelegte Grünelemente, durchgeführt.<br />
Öffentliche Grünanlagen und Grünelemente im <strong>Stadt</strong>raum werden inzwischen nicht<br />
mehr als eigenständige Bereiche oder Inseln gesehen, sondern als vernetzte<br />
Grünsysteme miteinander verbunden. Diese und weitere Maßnahmen haben bereits<br />
Gestaltungsdefizite im öffentlichen Raum vermindert, doch ist die Bandbreite<br />
öffentlicher Einflussmöglichkeiten noch nicht vollends ausgeschöpft.<br />
Aufbauend auf den bisherigen Maßnahmen zur besseren Gestaltung des öffentlichen<br />
Raumes müssen weitere Handlungsfelder erschlossen werden. Sowohl durch die<br />
historische, als auch durch die ökologische Bedeutung ist das Naturelement <strong>Wasser</strong><br />
geradezu prädestiniert dazu, mittels ansprechender Gestaltungsmaßnahmen den<br />
öffentlichen Raum aufzuwerten. <strong>Wasser</strong> ist das wichtigste Lebensmittel des<br />
Menschen. Es dient nicht nur zur Aufrechterhaltung der Lebensgewohnheiten, es<br />
steigert vielmehr das Wohlbefinden. Nicht nur durch die Nahrungsaufnahme wird<br />
dieser Effekt erzielt. Die Einrichtung öffentlicher Bäder hat eine lange Tradition,<br />
zudem wirken <strong>Wasser</strong>elemente im <strong>Stadt</strong>raum durch ihre physikalischen Merkmale<br />
auflockernd in der statischen Bebauung, durch das Plätschern entsteht eine<br />
Belebung und klimatisch führen <strong>Wasser</strong>elemente zu einer Verbesserung der Luft.<br />
Historisch besteht ein enger Zusammenhang zwischen <strong>Stadt</strong> und <strong>Wasser</strong>. Die<br />
Versorgung der Bevölkerung mit dem flüssigen Rohstoff war ebenso wichtig wie die<br />
Nutzung der Flüsse zu Handels- und Transportzwecken. <strong>Wasser</strong> besitzt die<br />
Möglichkeit, <strong>Stadt</strong>räume dauerhaft aufzuwerten und die Lebensqualität zu steigern.<br />
1
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Einleitung<br />
Das Themenfeld <strong>Stadt</strong> und <strong>Wasser</strong> ist vielschichtig und wurde daher bereits von den<br />
verschiedensten Fachbereichen untersucht. Neben Architektur und <strong>Stadt</strong>planung<br />
sind dies vorrangig die <strong>Wasser</strong>wirtschaft, Ökologie und das Bauingenieurwesen.<br />
Aber auch Historiker und Soziologen haben die Thematik analysiert.<br />
Kai-Uwe Graw beschäftigte sich aus Sicht des <strong>Wasser</strong>baus mit der<br />
„Wiederherstellung eines völlig verrohrten Gewässers“ [Graw 2003]. Aus einer ähnlichen<br />
Richtung kommt Wolfgang F. Geiger, der die „siedlungswasserwirtschaftlichen<br />
Voraussetzungen für die Ökologie von <strong>Stadt</strong>bächen“ beschrieben hat [GEIGER 1991].<br />
Das Buch „<strong>Wasser</strong>kulturen“ von Detlev Ipsen [IPSEN 1998] gibt Artikel aus<br />
verschiedenen Bereichen, beispielsweise auch der <strong>Stadt</strong>planung, wieder.<br />
Auf Seiten der Planer orientierte sich Gretl Hoffmann stark an der städtebaulichen<br />
Gestaltungsplanung, als sie verschiedene „Brunnen und <strong>Wasser</strong>spiele“ [HOFFMANN<br />
1980] anführte. Die städtebauliche Strukturplanung deckte vielmehr Christopher<br />
Alexander ab [ALEXANDER 1995]. Herbert Dreiseitl verfolgt mit seinen Planungen das<br />
Ziel, funktionale und gestalterische Aspekte zu verbinden [DREISEITL 2001].<br />
1.2. Zielsetzung<br />
Ziel dieser Arbeit ist es, den Einsatz des Naturelementes <strong>Wasser</strong> auf die<br />
Möglichkeiten einer Qualitätssteigerung des öffentlichen Raumes näher zu<br />
analysieren. Es gilt, bestehende Ansätze zu untersuchen und weiterzuentwickeln.<br />
Dabei wird zwischen städtebaulicher Struktur- und Gestaltungsplanung<br />
unterschieden. Um die gewonnenen Erkenntnisse auf ihre Durchführbarkeit zu<br />
überprüfen, werden diese an einem konkreten Praxisbeispiel angewandt. In Form<br />
von städtebaulichen Computersimulationen, entsprechend dem aktuellen Stand der<br />
Technik und der Möglichkeiten innerhalb dieser Arbeit, sollen die<br />
Planungsergebnisse visualisiert werden. Dabei wird durch die Animation, also das<br />
bewegte Modell, die Kerncharakteristik des Fließens im Gegensatz zu einem<br />
statischen Modell oder Bild mit eingebunden. Die Simulation wird dem Bericht auf<br />
einem Datenträger beigefügt. Der angestrebte Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der<br />
wissenschaftlichen Ausarbeitung des Textes, die praktische Umsetzung der<br />
Simulation steht hierbei im Hintergrund.<br />
Der aktuelle Trend zur Überplanung von stillgelegten Hafenarealen und der<br />
Schaffung neuer <strong>Wasser</strong>kanten, die planerisch miteinbezogen werden, entfaltet eine<br />
neue Beziehung zwischen <strong>Stadt</strong> und <strong>Wasser</strong>. Darüber hinausgehend versucht die<br />
vorliegende Arbeit, <strong>Wasser</strong> auch abseits von bestehenden Flüssen als Struktur- und<br />
Gestaltungselement in die <strong>Stadt</strong> zu bringen. Die Freilegung geschlossen kanalisierter<br />
Flüsse und Bäche soll thematisiert und analysiert werden. Zudem gilt es auch für<br />
Städte und Gemeinden, die bislang gar keinen Bezug zu <strong>Wasser</strong> hatten,<br />
Handlungsansätze zu entwickeln. Diese Arbeit soll auch anhand des<br />
Anwendungsfalls kommunale Entscheidungsträger von der Zweckmäßigkeit der<br />
Fortentwicklung wasserorientierter Gestaltung des öffentlichen Raumes überzeugen.<br />
2
1.3. Vorgehensweise<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Einleitung<br />
Inhaltlich ist die vorliegende Arbeit in sieben Kapitel untergliedert. Dabei bilden die<br />
ersten fünf Kapitel den theoretischen, das sechste Kapitel den praktischen Teil der<br />
Ausarbeitung.<br />
Abbildung 1: Aufbau und Struktur der Arbeit [Eigene Darstellung]<br />
3
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Einleitung<br />
Das erste Kapitel befasst sich mit den formellen Grundlagen der Arbeit. Dabei<br />
beschreibt die Problemstellung den Anlass beziehungsweise die Motivation, sich<br />
diesem Thema zu widmen. Darauf aufbauend werden Ziele formuliert, die mit der<br />
Erarbeitung des Themas erreicht werden sollen. Die Vorgehensweise schildert den<br />
strukturellen Aufbau, welcher der Arbeit zugrunde liegt. Zur Aufklärung über das<br />
Betrachtungsfeld und die nicht behandelten Themen dienen die Grenzen der Arbeit.<br />
Im zweiten Kapitel werden die wichtigen Rahmenbedingungen genannt, welche die<br />
Zweckmäßigkeit der gewählten Thematik verdeutlichen. Dabei wird auf die<br />
historische Entwicklung des Themenfeldes <strong>Stadt</strong> und <strong>Wasser</strong> eingegangen, um den<br />
Sinnzusammenhang, der dieser Arbeit zugrunde liegt, zu verdeutlichen. Die<br />
ökologischen Grundlagen sollen die biologisch und klimatisch verifizierbaren Vorteile<br />
im Bereich der Qualitätssteigerung definieren und die Anforderungen an städtische<br />
Planungen bezüglich des <strong>Wasser</strong>s aufzeigen. Aus den psychologischen Grundlagen<br />
ergibt sich die Begründung, dass <strong>Wasser</strong> zur wahrnehmbaren Steigerung der<br />
Lebensqualität führt. Die Grundlagen der städtebaulichen Computersimulation<br />
schließen den Bereich der Rahmenbedingungen ab.<br />
Die städtebauliche Strukturplanung wird im dritten Kapitel beschrieben. Dabei<br />
werden die strukturellen bzw. funktionalen Bedingungen der <strong>Stadt</strong>, mit besonderer<br />
Betrachtung des Naturelements <strong>Wasser</strong>, aufgezeigt. <strong>Wasser</strong>flächen gelten als<br />
besondere Freiflächen, zudem gründet sich der Entwurf einer <strong>Wasser</strong>vernetzung auf<br />
dem Ansatz der städtebaulichen Strukturplanung. Neben den grundlegenden<br />
Sachverhalten, welche diesen Planungsansatz beschreiben, wird auf die<br />
entsprechende Methodik hingewiesen. Ein angeführtes Praxisbeispiel zeigt die<br />
Anwendung der theoretischen Gedanken und bereitet auf den Anwendungsfall in<br />
Kapitel sechs vor.<br />
Im vierten Kapitel gilt es die Abgrenzung der städtebaulichen Gestaltungsplanung zur<br />
vorgenannten Strukturplanung zu definieren. Dies geschieht in einer gestalterischen<br />
beziehungsweise ästhetischen Betrachtungsform unter Beschreibung der<br />
verschiedenen Gestaltungstypologien.<br />
Das fünfte Kapitel wird mit einem Zwischenfazit eingeläutet, das die Grundlage für<br />
einen Handlungsleitfaden darstellt. Dieser wiederum wird benötigt, um mit Hilfe des<br />
Anwendungsfalls exemplarisch eine wasserorientierte Planung durchzuführen.<br />
Darauf aufbauend wird im sechsten Kapitel das Anwendungsbeispiel näher<br />
dargestellt. Sowohl die struktur-, als auch gestaltungsplanerischen Sichtweisen<br />
werden beschrieben. Es erfolgt eine Überprüfung, inwiefern die Ergebnisse aus den<br />
vorgenannten Planungsbereichen anhand von <strong>3D</strong>-Visualisierungen veranschaulicht<br />
werden können. Die Theorie dieser Arbeit soll mithilfe des Anwendungsfalls eine<br />
praktische Umsetzung erfahren, um den Adressatenkreis von den Vorteilen dieses<br />
Planungsansatzes zu überzeugen.<br />
Abschließend werden im siebten Kapitel eine Quintessenz formuliert und ein<br />
kritischer Ausblick über die zukünftigen Planungsanforderungen und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten gegeben.<br />
4
1.4. Grenzen der Arbeit<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Einleitung<br />
Die vorliegende Arbeit untersucht das Themenfeld vorrangig nach raum-<br />
beziehungsweise stadtplanerischen Gesichtspunkten. Insofern dies notwendig ist,<br />
werden andere Fachdisziplinen tangiert. Technisch-konstruktive und finanzielle<br />
Details werden nicht behandelt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind demnach<br />
Handlungsvorschläge, aber keine konkret umsetzbaren Entwürfe.<br />
Die Thematik der neuen <strong>Wasser</strong>kanten beziehungsweise die Konversion von<br />
Brachflächen und stillgelegten Hafen- und Industrieflächen zu neuen <strong>Stadt</strong>teilen am<br />
<strong>Wasser</strong> wird nicht behandelt. Zudem wird die <strong>Wasser</strong>ver- und Abwasserentsorgung<br />
nicht thematisiert.<br />
5
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Einleitung<br />
6
2. Rahmenbedingungen<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Rahmenbedingungen<br />
Zur näheren Bestimmung der Bedeutung von <strong>Wasser</strong> als Gestaltungselement in<br />
städtischen Räumen soll an dieser Stelle in kurzer Form auf die historischen,<br />
ökologischen und psychologischen Grundlagen eingegangen werden. Zudem<br />
verdeutlichen die Grundlagen zur städtebaulichen Computersimulation den Nutzen<br />
der Anwendung dieser Technologie für das Thema.<br />
2.1. Historische Entwicklung<br />
Seit jeher spielt das <strong>Wasser</strong> eine entscheidende Rolle in der <strong>Stadt</strong>planung. Die<br />
ersten <strong>Stadt</strong>gründungen erfolgten in der Nähe von offenen Quellen oder an großen<br />
Oberflächengewässern. Dadurch war eine stetige Versorgung mit dem wichtigen<br />
Rohstoff <strong>Wasser</strong> sichergestellt. Neben der Deckung des Trinkwasserbedarfs wurde<br />
<strong>Wasser</strong> auch zum Betrieb diverser Gewerbebetriebe, wie Mühlen und Ziegeleien,<br />
benötigt. Im Laufe der Zeit gewannen insbesondere die Fließgewässer an Bedeutung<br />
für die städtische Entwicklung, da hier Transport und Handel möglich waren.<br />
Abbildung 2: Gemälde von Nicolas Poussin [ZENODOT VERLAGSGESELLSCHAFT MBH 2008]<br />
Die <strong>Wasser</strong>versorgung innerhalb der Städte und Dörfer wurde durch Brunnen<br />
gesichert, die sich bald zum Treffpunkt der Bürger entwickelten. So besitzen diese<br />
Förderanlagen nicht nur eine versorgungstechnische, sondern auch eine soziale<br />
Bedeutung. Durch die Entwicklung der <strong>Wasser</strong>leitungen, die jedem Gebäude einen<br />
eigenen <strong>Wasser</strong>anschluss brachten, verlor die soziale Komponente an Bedeutung.<br />
7
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Rahmenbedingungen<br />
Die Brunnen wurden mit der Zeit zu Kunstobjekten umgewandelt oder zugeschüttet<br />
und abgetragen. Der eigentliche Nutzen war überholt, ermöglichte aber eine<br />
gestalterische Nutzung der Anlagen, die einer Aufwertung des <strong>Stadt</strong>bildes dient.<br />
Doch ist der Wandel der Versorgungseinrichtungen nicht der einzige Zugang zum<br />
stadtgestalterischen Einsatz von <strong>Wasser</strong>elementen. Bereits in der Römerzeit wurde<br />
<strong>Wasser</strong> als Gestaltungsmittel in Form von „offenen und verdeckten Kanälen (…),<br />
Springbrunnen, Kaskaden und Becken“ [KELLER 1976: 33] geschätzt. Während der<br />
Renaissance wurden auch aufwendigere <strong>Wasser</strong>elemente wie Fontänen und<br />
<strong>Wasser</strong>orgeln errichtet. Der französische Garten enthält regelmäßig gerade<br />
<strong>Wasser</strong>läufe und Kanäle sowie <strong>Wasser</strong>spiele. [vgl. KELLER 1976]<br />
Die Geschichte dieser Thematik hat auch eine medizinische bzw. hygienische<br />
Dimension. Diese äußert sich in der langen Tradition des Badewesens, welche<br />
bereits in der Antike eine hohe Wertschätzung erfuhr. Die Griechen schufen die<br />
ersten öffentlichen Bäder. In diesen stand neben der Reinigung des Körpers auch<br />
das Erholen auf dem Programm. Ähnlich wie bei den Brunnen entwickelten sich auch<br />
hier Treffpunkte, die dem kommunikativen Austausch der Menschen dienten. Die<br />
Entwicklung der Badeanstalten erreichte ihren Höhepunkt zur Römerzeit, wo solch<br />
große Bäder errichtet wurden, die bis zu 1.000 Menschen aufnahmen. Auch der<br />
Gestaltung der Einrichtungen schenkten die Römer große Aufmerksamkeit. Das<br />
Badewesen litt unter dem Untergang des römischen Reiches und erlebte seine<br />
Wiederkehr erst im 12. Jahrhundert durch die mittelalterliche <strong>Stadt</strong>kultur. Hier wurde<br />
das Angebot innerhalb der Bäder stark ausgedehnt, wodurch diese zu wahren<br />
Publikumsmagneten avancierten. Der nächste negative Wendepunkt trat im 14./15.<br />
Jahrhundert ein, als sich Pest, Syphilis und Cholera schlagartig ausbreiteten. Diese<br />
Seuchen führten zu einer langen Abkehr vom öffentlichen Baden. [vgl. BAUNETZ<br />
WISSEN 2008]<br />
Die vorgenannten Krankheiten führten nicht nur zur Abwendung vom öffentlichen<br />
Badewesen, sondern verursachten auch bei Flüssen, Bächen und offenen Kanälen<br />
in der <strong>Stadt</strong> eine Trendwende. Die bis dahin vorherrschenden unhygienischen<br />
Verhältnisse versuchte man durch Verrohrung und Verdeckung der Fließgewässer<br />
zu bereinigen. Teiche und Weiher wurden vielfach trockengelegt. Zwar stellte sich<br />
eine Verbesserung des sichtbaren hygienischen Umfeldes ein, doch verhinderte dies<br />
zugleich Attraktivierungsmöglichkeiten des <strong>Stadt</strong>bildes.<br />
8
2.2. Ökologische Grundlagen<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Rahmenbedingungen<br />
Die Ökologie überprüft die Beziehungen zwischen Lebewesen und ihrer biotischen<br />
sowie abiotischen Umwelt. Ferner beschäftigt sie sich über das einzelne Individuum<br />
hinausgehend mit den Lebensgemeinschaften und den Lebensräumen. Handelt es<br />
sich um die spezifische Betrachtung des Menschen in seinem natürlichen Umfeld, so<br />
wird auch der Begriff Humanökologie verwendet. [vgl. JESSEL/TOBIAS 2002]<br />
Abbildung 3: Funktionen von <strong>Wasser</strong> im <strong>Stadt</strong>raum [Eigene Darstellung]<br />
Zu den abiotischen Faktoren gehört auch das <strong>Wasser</strong>. Zwischen diesem natürlichen<br />
Element und den Pflanzen, Tieren und dem Menschen bestehen verschiedene<br />
Beziehungen. In erster Linie ist es das Grundlebensmittel aller Lebewesen. So<br />
bestehen deren Körper zu großen Teilen aus <strong>Wasser</strong> und benötigen eine<br />
fortlaufende Versorgung mit diesem Rohstoff. Darüber hinaus ist das <strong>Wasser</strong> der<br />
Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten. Die Artenvielfalt an Bächen und<br />
Flussläufen sowie Seen und Teichen stellt einen hohen Beitrag für den<br />
Gesamthaushalt der Natur dar. Die Verrohrung und geschlossene Kanalisierung von<br />
städtischen Fließgewässern in der Geschichte ist aus ökologischer Sicht als<br />
nachteilig zu beschreiben. Für den Menschen bieten <strong>Wasser</strong>flächen und<br />
<strong>Wasser</strong>elemente einen hohen Erholungswert und eine Naturidentifikation.<br />
Vor diesem Hintergrund spielt das Naturelement <strong>Wasser</strong> eine wichtige ökologische<br />
Rolle im <strong>Stadt</strong>raum. Dieser sehr anthropogen geprägte Ort lässt vielfach natürliche<br />
Merkmale vermissen. Neben Grünflächen beziehungsweise Vegetation stellt das<br />
<strong>Wasser</strong> die einzig verbliebene Möglichkeit dar, natürliche Kennzeichen in die <strong>Stadt</strong><br />
zurückzuholen und so den Lebensraum des Menschen ökologisch wertvoll zu<br />
attraktivieren. Dabei sollte verständlicherweise darauf geachtet werden, dass die<br />
neuen Grün- bzw. <strong>Wasser</strong>elemente nicht durch städtische Nutzungen negativ<br />
beeinflusst werden und somit die Wertigkeit der Neuanlage vermindert würde. Die<br />
gegenseitige Verträglichkeit muss im Sinne der Nachhaltigkeit besonders geprüft<br />
werden.<br />
9
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Rahmenbedingungen<br />
In Bezug auf nachhaltigen Städtebau muss zudem beachtet werden, dass die<br />
Ressource <strong>Wasser</strong> nicht in unendlichem Maße zur Verfügung steht. Gerade im<br />
Bereich der Gestaltung, die nicht die Priorität wie die <strong>Wasser</strong>versorgung der<br />
Haushalte und Betriebe genießt, ist auf einen sparsamen Ressourceneinsatz zu<br />
achten. Hierbei stellt sich die Frage, ob und inwieweit <strong>Wasser</strong>gestaltungselemente<br />
mit Trinkwasser betrieben werden müssen oder ob die Speisung mit Regenwasser<br />
möglich ist. Diese Frage soll in Kapitel 4 bei der Darstellung der verschiedenen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten näher beleuchtet werden.<br />
Die Qualität eines Lebensraumes, gewissermaßen die Lebensqualität einer <strong>Stadt</strong>,<br />
wird in besonderem Maße von den vorherrschenden klimatischen Bedingungen und<br />
der Beschaffenheit der Luft geprägt. Zur Beschreibung dieser Faktoren verwendet<br />
die Ökologie sogenannte Klimatope. Das typische <strong>Stadt</strong>-Klimatop beschreibt die<br />
Problematik, dass in stark bebauten Gebieten mit geringem Grünflächenanteil in<br />
heißen Monaten die Temperatur nachts kaum sinkt. Die Qualität leidet zudem unter<br />
Lärm und schadstoffhaltiger Luft. [vgl. JESSEL/TOBIAS 2002]<br />
Klimatisch betrachtet wirkt sich <strong>Wasser</strong> im <strong>Stadt</strong>raum positiv auf das Makroklima,<br />
also auf das Klima kleiner Räume, aus. Dort kommt es zu einer Abkühlung und<br />
Reinigung der Luft in bodennahen Schichten bis zu zwei Metern Höhe, also dem<br />
Raum, den Menschen außerhalb von Gebäuden maßgeblich nutzen. Durch die<br />
massive Versiegelung in der <strong>Stadt</strong> sind genau diese kleinklimatischen Effekte<br />
inzwischen auf ein Minimum reduziert. Zur Verbesserung der Situation können neu<br />
angelegte <strong>Wasser</strong>elemente beitragen. Hilfreich hierbei ist die Verknüpfung von<br />
<strong>Wasser</strong>- und Grünelementen, um zugleich die Verdunstung und Versickerung zu<br />
fördern.<br />
Da die räumliche Reichweite solcher Maßnahmen naturgemäß nicht allzu groß ist,<br />
empfiehlt sich analog der Grünvernetzung im <strong>Stadt</strong>raum auch die Vernetzung von<br />
<strong>Wasser</strong>flächen und <strong>Wasser</strong>elementen auf gesamtstädtischer Ebene.<br />
2.3. Psychologische Grundlagen<br />
Das <strong>Wasser</strong> hat für den Menschen nicht nur eine ökologische, sondern auch eine<br />
psychologische beziehungsweise „symbolische Bedeutung“ [HELLWEG 2000: 9]. Es<br />
beeinflusst das Wohlbefinden desjenigen, der mit diesem in Berührung kommt oder<br />
es näher betrachtet. Dabei ist die Art des Empfindens als sehr subjektiv<br />
einzuschätzen. Dennoch lassen sich Grundtendenzen für die städtebauliche Planung<br />
mit <strong>Wasser</strong> und die psychologischen Folgen daraus formulieren.<br />
Die Wahrnehmung erfolgt über verschiedene Sinne. In der klassischen Definition von<br />
Aristoteles sind dies der Gesichtssinn (Sehen), Gehörsinn, Geruchssinn,<br />
Geschmackssinn und der Tastsinn (Fühlen; auch Temperatur) [vgl. SPEKTRUM DER<br />
WISSENSCHAFT VERLAGSGESELLSCHAFT MBH 2008]. Die volle Bandbreite dieser Sinne<br />
wird von <strong>Wasser</strong>elementen im <strong>Stadt</strong>bild angesprochen oder regt zumindest<br />
Assoziationen an.<br />
10
Abbildung 4: Sinneswahrnehmung des <strong>Wasser</strong>s [Eigene Darstellung]<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Rahmenbedingungen<br />
Am deutlichsten lässt sich <strong>Wasser</strong> im <strong>Stadt</strong>raum über den Gesichts- und den<br />
Gehörsinn wahrnehmen. Die verschiedenen <strong>Wasser</strong>spielarten besitzen vielfältige<br />
visuell und auditiv wahrnehmbare Eigenschaften, die sich auch kombinieren lassen.<br />
Durch die optischen Merkmale eines <strong>Wasser</strong>elementes ist es beispielsweise<br />
möglich, bestimmte Bereiche des <strong>Stadt</strong>bildes zu verdecken und so den<br />
Gestaltungseindruck zu optimieren. Dies gilt analog im akustischen Bereich, wenn<br />
zum Beispiel eine sprudelnde oder plätschernde <strong>Wasser</strong>wand den Lärm einer stark<br />
befahrenen Straße überdeckt.<br />
Die Fühlbarkeit des <strong>Wasser</strong>s ist dann gegeben, wenn der Passant sich nah genug<br />
am <strong>Wasser</strong>element aufhält oder dicht daran vorbei geht. Die kleinklimatische<br />
Abkühlung ist nicht nur im ökologischen Sinne nachzuweisen, sondern regt auch den<br />
Tast- bzw. Temperatursinn des Menschen an. Eine Abkühlung der Luft ist durchaus<br />
spürbar. Zudem lassen sich diverse Empfindungen durch das direkte Berühren des<br />
<strong>Wasser</strong>s ausmachen.<br />
Problematisch stellt sich dahingegen die Wahrnehmung durch den Geruchs- und<br />
Geschmackssinn dar. <strong>Wasser</strong> wird weitgehend als geruch- und geschmacklos<br />
dargestellt. Jedoch weckt <strong>Wasser</strong> beim Menschen Assoziationen zu Frische und<br />
reiner Luft. Durch die Abkühlung der Luft kann auch ein erdiger oder feuchter Geruch<br />
empfunden werden.<br />
In Verbindung mit anderen Elementen sprechen <strong>Wasser</strong>körper die verschiedenen<br />
Sinne ebenfalls an. So befriedigt die Kombination mit Licht den Gesichtssinn, mit<br />
Stein oder ähnlichem den Gehörsinn und mit Vegetation oder Erde den Geruchssinn.<br />
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die besondere Situation von Kindern,<br />
die mit <strong>Wasser</strong> in Kontakt kommen. Die ausgeprägte Neugier und Lernbereitschaft in<br />
jungen Jahren verleiht dem zunächst spielerischen Umgang mit <strong>Wasser</strong> auch einen<br />
pädagogischen Aspekt. Demnach sollten <strong>Wasser</strong>elemente im <strong>Stadt</strong>bild neben<br />
gestalterischen und allein auf das Wohlbefinden ausgerichteten Merkmalen ebenso<br />
erzieherische Kennzeichen besitzen.<br />
11
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Rahmenbedingungen<br />
2.4. Städtebauliche Computersimulation<br />
Der Begriff der Simulation beschreibt die Methodik, komplexe Sachverhalte<br />
verständlich darzustellen. Dabei ist es möglich, Veränderungen der bestehenden<br />
Situation einzubinden und deren Folgen zu visualisieren. Im Rahmen der<br />
<strong>Stadt</strong>planung stellt dies ein wichtiges Werkzeug dar, weil Planungsergebnisse bereits<br />
vor ihrer Verwirklichung überprüft werden können. [vgl. ARL 1983]<br />
Abbildung 5: Vergleich der Modellarten am Beispiel München [Links: AUDIOTRAVEL 2008;<br />
Mitte: STADT MÜNCHEN 2008; Rechts: WIDEMANN SYSTEME GMBH 2008]<br />
Grundlage einer städtebaulichen Simulation ist eine modellhafte Nachbildung der<br />
Wirklichkeit, an der die beabsichtigten Planungen vollzogen werden. Von<br />
zweidimensionalen Ansichten bzw. Plänen ist abzusehen, da diese nur einen Teil der<br />
Wirklichkeit darstellen und einen verzerrten Blick liefern. Zudem sind viele Planarten<br />
vom interessierten, aber fachlich nicht involvierten Bürger nicht lesbar. Das<br />
dreidimensionale Modell bietet einen deutlicheren Realitätsbezug und kann im<br />
klassischen Sinne real gebaut oder virtuell am Computer erstellt werden. Bei<br />
letzterem wird dann von der städtebaulichen Computersimulation gesprochen. Diese<br />
bietet im Vergleich zum klassischen Weg bedeutsame Vorteile, die im Folgenden<br />
beschrieben werden sollen.<br />
Das virtuelle Modell lässt sich in beliebigen Maßstabsansichten betrachten. So ist es<br />
sogar möglich, das Modell originalgetreu im Maßstab 1:1 zu begehen. Jegliche<br />
Veränderung an der Wirklichkeit wird so bei der Begehung nahezu greifbar. Der<br />
Betrachter erfährt die städtebauliche Situation aus derselben Perspektive, als ob er<br />
sich in der realen Umgebung befinden würde. Dazu zählt insbesondere das<br />
Verhältnis von Gebäudehöhen und der räumlichen Ausdehnung der Freiflächen. Im<br />
klassischen Modellbau ist dies nur durch ein im Maßstab 1:1 nachgebautes Modell<br />
möglich, was auf der einen Seite einen hohen Ressourceneinsatz erfordert. Auf der<br />
anderen Seite ist es oftmals gar nicht möglich, eine städtebauliche Planung<br />
versuchsweise umzusetzen. Unabhängig von der Maßstabsebene lässt sich ein<br />
virtuelles Modell leichter simulieren. Hierunter wird verstanden, das Modell zu<br />
beleben, indem die Beleuchtung dargestellt wird, <strong>Wasser</strong>elemente in Bewegung<br />
gesetzt werden oder Publikum in der Szenerie umhergeht. So lassen sich aus dem<br />
12
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Rahmenbedingungen<br />
starren Modell am Computer bewegte Bilder, in Form von Videos oder sogenannten<br />
Echtzeitsimulationen erstellen.<br />
Zunächst klingt es widersprüchlich, das Naturelement <strong>Wasser</strong> künstlich darzustellen.<br />
Doch durch die oben genannten Gründe ist deutlich geworden, dass städtebauliche<br />
Planungen, die <strong>Wasser</strong>elemente enthalten, nur schwierig bzw. gar nicht probeweise<br />
installiert werden können. Die moderne Computertechnik macht es dahingegen<br />
möglich, die beabsichtigten Planungen wirklichkeitsnah zu simulieren. Die Vorzüge<br />
des virtuellen Modells sollen innerhalb des praktischen Teils dieser Arbeit an einem<br />
Praxisbeispiel dargestellt werden und die Argumentation zur Planung mit <strong>Wasser</strong><br />
unterstützen.<br />
13
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Rahmenbedingungen<br />
14
3. Städtebauliche Strukturplanung<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Strukturplanung<br />
Die Aufgabe der städtebaulichen Strukturplanung besteht darin, die städtischen<br />
Strukturen zu ordnen und ihnen sinnvolle Funktionen zuzuweisen. Die Anführung der<br />
folgenden Grundlagen ermöglicht anschließend eine nähere Betrachtung der<br />
zugrunde liegenden Planungsmethodik und des Praxisbeispiels.<br />
3.1. Grundlagen<br />
Der Begriff Struktur bezeichnet grundsätzlich „die Art, wie ein Körper in seinen Teilen<br />
zusammengefügt ist“ [ARL 1983: 355]. Vor dem Hintergrund, dass es sich um einen<br />
<strong>Stadt</strong>körper handelt, beschreibt die Struktur die Ganzheit der vorherrschenden<br />
Elemente, aus denen die <strong>Stadt</strong> besteht. Dabei sind diese Elemente als Teile des<br />
Gesamtgefüges wiederum Strukturen mit Unterelementen. [vgl. ARL 1983]<br />
Abbildung 6: Gliederung der <strong>Stadt</strong>struktur [Eigene Darstellung auf der Grundlage: ARL<br />
1983: 355]<br />
Städte und Gemeinden weisen baulich-räumliche Strukturen und Nutzungsstrukturen<br />
als vom <strong>Stadt</strong>planer direkt beeinflussbare Elemente auf. Dahingegen bieten<br />
Wirtschaftsstrukturen und Sozialstrukturen, die auch zum <strong>Stadt</strong>gebilde gehören,<br />
keinen unmittelbaren Planungsspielraum. Städtebauliche Strukturplanung,<br />
insbesondere unter Berücksichtigung des Einsatzes von <strong>Wasser</strong>elementen, wird<br />
demnach vordergründig auf baulich-räumliche Strukturen und Nutzungsstrukturen<br />
einwirken und sich auf diese ausrichten. [vgl. STREICH 2005]<br />
Generell wird zwischen unbebauten Flächen (Freiflächen) und bebauten Flächen<br />
(Siedlungsflächen) unterschieden. Eine weitergehende Differenzierung ist<br />
beispielsweise dahingehend möglich, dass <strong>Wasser</strong>flächen als besondere Freiflächen<br />
gelten. Anzumerken ist, dass die grundsätzliche Unterscheidung kein<br />
Ausschlusskriterium darstellt, da auch Mehrfachnutzungen möglich sind. Die<br />
Funktionen des Städtebaus auf solchen Flächen sind das Wohnen und Arbeiten, die<br />
Erholung sowie der Verkehr.<br />
15
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Strukturplanung<br />
Bei der Zuweisung von Funktionen steht die Planung vor einem Dilemma. Auf der<br />
einen Seite gilt seit der Charta von Athen das Prinzip der Funktionstrennung.<br />
Demnach sollen Funktionen, die störende Wirkungen gegenüber anderen Funktionen<br />
entwickeln, von diesen räumlich getrennt angesiedelt werden. Auf der anderen Seite<br />
wird „gewachsenen Funktionsmischungen (…) eine städtebauliche Qualität<br />
eingeräumt“ [STREICH 2005: 220]. Dementsprechend sollte sowohl auf eine Trennung<br />
von störenden Funktionen, als auch auf eine Durchmischung von sich gegenseitig<br />
positiv beeinflussenden Nutzungen geachtet werden.<br />
Es geht somit nicht um die isolierte Zuweisung, sondern vielmehr um die<br />
Verknüpfung von Funktionen und Nutzungen. Dabei ist das Optimierungsgebot zu<br />
beachten, wonach auf eine hinreichende Flächenzuteilung für<br />
nachgewiesenermaßen erforderliche Nutzungen und eine bestmögliche räumliche<br />
Nutzungszuordnung zu achten ist. In diesem Punkt besteht der gravierende<br />
Unterschied der Strukturplanung zur Gestaltungsplanung, die vielmehr auf ein<br />
subjektives Wohlbefinden ausgerichtet ist. [vgl. STREICH 2005]<br />
In der Fachliteratur finden sich zwar Empfehlungen dazu, wie groß die Grünanteile<br />
einer <strong>Stadt</strong> sein sollen und welche Entfernung Bürger von ihrer Wohnung aus<br />
maximal zurücklegen müssen, um zur nächsten Grünfläche zu gelangen. Doch<br />
fehlen Hinweise darauf, welche Bedeutung dabei <strong>Wasser</strong>elemente spielen sollen. In<br />
Kapitel 2.2 wurde bereits darauf eingegangen, dass <strong>Wasser</strong>elemente und -flächen<br />
möglichst vernetzt an verschiedenen Standorten der <strong>Stadt</strong> angelegt werden sollen.<br />
Dadurch entwickelt sich eine Optimierung des gesamtstädtischen Kleinklimas.<br />
Zudem entspricht dieser Handlungsansatz auch den Zielvorstellungen der<br />
städtebaulichen Strukturplanung, da Funktionen und Nutzungen kombiniert werden<br />
sollen, wenn hierdurch positive Synergien entstehen.<br />
Um die Verknüpfungsfähigkeit von <strong>Wasser</strong>elementen unter sich und mit anderen<br />
Nutzungen darzustellen, wird zunächst eine Beschreibung der Strukturtypologien von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen benötigt. Geometrisch betrachtet sind <strong>Wasser</strong>elemente analog zu<br />
anderen Elementen des <strong>Stadt</strong>körpers in den drei Formen Punkt (beispielsweise<br />
Brunnen), Linie (Bach) und Fläche (Teich) möglich. Diese Strukturtypen erlauben<br />
bereits eine Verknüpfung der <strong>Wasser</strong>elemente unter sich. So macht es Sinn, dass<br />
beispielsweise ein freigelegter, zuvor geschlossen kanalisierter, Bachlauf einen<br />
<strong>Stadt</strong>weiher mit einer Brunnenanlage verbindet. Die Verbindung mit anderen<br />
Nutzungen erfolgt über eine Verschneidung (beispielsweise Punkt/Fläche: Brunnen<br />
auf einem Platz; Linie/Fläche: <strong>Wasser</strong>lauf durch eine Grünanlage). Schematisch<br />
lassen sich Vernetzungen in diesem Zusammenhang als Kreis- oder Axialmodelle<br />
darstellen. Bei der Neuschaffung von <strong>Wasser</strong>elementen im Bestand städtischer<br />
Gebilde sind naturgemäß die vorhandenen Strukturen zu beachten, so dass diese<br />
sehr vereinfachten Modelle angepasst werden müssen. [vgl. STREICH 2005]<br />
16
Abbildung 7: Vernetzte <strong>Wasser</strong>elemente [Eigene Darstellung]<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Strukturplanung<br />
Als weitere Differenzierung der <strong>Stadt</strong>struktur sind deren Einzelelemente zu<br />
benennen. Die folgende Aufzählung beschränkt sich auf die bei der Planung von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen zu berücksichtigenden Unterstrukturen. Charakteristisch für eine<br />
<strong>Stadt</strong> oder Gemeinde sind vorrangig die Gebäude und Bauwerke. Bei<br />
innerstädtischen Gebieten werden bauliche Einrichtungen vorwiegend mit<br />
verschiedenen Nutzungen belegt. Wie in Kapitel 1.1 bereits beschrieben, verfügt die<br />
<strong>Stadt</strong>planung nur über geringe Einflussmöglichkeiten bei privaten Gebäuden und den<br />
dazu gehörenden Grundstücken. Daher genießen die Verkehrsanlagen und<br />
öffentlichen Räume (beispielsweise Plätze) als weiteres Element eine bevorzugte<br />
Beachtung, da diese vielfältige Möglichkeiten für die Schaffung von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen bieten. Öffentliche Bäder zählen zu den Einrichtungen des<br />
Gemeinbedarfs. Abschließend sind Freiräume als Strukturelemente zu bezeichnen.<br />
Dazu gehören maßgeblich Grünflächen (Grünanlagen, Parks) und <strong>Wasser</strong>flächen.<br />
Vernetzte Grünflächen werden in England als Green Belt bezeichnet, neuere<br />
Ansätze verfolgen analog hierzu das Prinzip Blue Belt als Vernetzung von<br />
<strong>Wasser</strong>flächen. [vgl. STREICH 2005]<br />
17
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Strukturplanung<br />
3.2. Planungsmethodik<br />
Der Methodenbaukasten der städtebaulichen Strukturplanung umfasst vier<br />
grundsätzliche Planungsinstrumente. Flächennutzungspläne, städtebauliche<br />
Strukturmodelle und Strukturkonzepte stellen allesamt zweidimensionale Pläne dar,<br />
welche aus der Vogelperspektive die Planinhalte präsentieren. Funktionsmodelle<br />
sind schematische Darstellungen in Diagrammform. Für die Thematik der<br />
vorliegenden Arbeit eignen sich am ehesten städtebauliche Strukturkonzepte. Diese<br />
beinhalten „skizzenhafte Darstellungen über das Funktionsgefüge einer zu<br />
beplanenden Fläche“ [STREICH 2005: 278]. Auf der Grundlage dieser Konzepte<br />
entsteht dann der städtebauliche Entwurf. [vgl. STREICH 2005]<br />
<strong>Stadt</strong>strukturelles Entwerfen mit der Zielsetzung, <strong>Wasser</strong>elemente in einen<br />
<strong>Stadt</strong>körper zu integrieren und diese sowie die bereits vorhandenen Elemente dieser<br />
Art miteinander zu vernetzen, erfordert verschiedene Maßstabsebenen bei der<br />
Analyse- und Entwurfsarbeit. Zunächst erfolgt die Betrachtung auf der Ebene, welche<br />
die <strong>Stadt</strong> in ihrer Umgebung zeigt. Bei der Planung von <strong>Wasser</strong>elementen ist zu<br />
bedenken, dass oftmals <strong>Wasser</strong>läufe innerhalb der <strong>Stadt</strong> geschlossen kanalisiert<br />
sind, im Umland jedoch offen verlaufen. Eine Anknüpfung daran scheint sinnvoll,<br />
insofern dies möglich ist. Anschließend wird die Gesamtstadt untersucht, ehe der<br />
genaue Untersuchungsraum (beispielsweise die Innenstadt oder der Altstadtkern)<br />
umrissen und näher betrachtet wird. Eine parzellengenaue Analyse erscheint im<br />
Rahmen der strukturellen Planung von <strong>Wasser</strong>elementen nicht unbedingt<br />
erforderlich, kann jedoch im Einzelfall sinnvoll sein. Unabhängig vom Maßstab muss<br />
bei allen Untersuchungsschritten sowohl auf die historischen, gegenwärtigen und<br />
geplanten <strong>Wasser</strong>elemente eingegangen werden. [vgl. STREICH 2005]<br />
Die von Gerhard Curdes aufgestellten Entwurfstechniken beschreiben auch im<br />
vorliegenden Fall die Grundvorgehensweise. Dazu gehören insbesondere das<br />
„skizzenhafte Erarbeiten von Ideen, (…) räumlicher Kontext (Berücksichtigung<br />
örtlicher Bedingungen) und (…) synchrones Arbeiten in verschiedenen Maßstäben“<br />
[STREICH 2005: 281]. Aufgrund der relativen Neuartigkeit der Thematik ist jedoch der<br />
Rückgriff auf umfangreiche Beispielsammlungen nicht möglich. Doch wurden bereits<br />
verschiedene Planungsansätze in der Vergangenheit formuliert und teilweise<br />
umgesetzt, so dass eine grobe Orientierung hieran erfolgen kann. Im Anschluss an<br />
dieses Kapitel werden zwei Praxisbeispiele vorgestellt, die eine städtebauliche<br />
Strukturplanung unter Bezugnahme des Naturelements <strong>Wasser</strong> erfolgreich bewältigt<br />
haben. [vgl. STREICH 2005]<br />
Eine besondere Entwurfstechnik hat Christopher Alexander entwickelt. Mit seiner<br />
Mustersprache ermöglicht er die Entwurfsbildung durch Rückgriff auf bestehende<br />
Entwurfsmuster und Verknüpfungen. Zum Bereich <strong>Wasser</strong> und den dazugehörenden<br />
Grünflächen und Plätzen werden einige Ausführungen gemacht. Auch wenn dieses<br />
Standardwerk interessante Aspekte zum Zusammenhang zwischen <strong>Wasser</strong> und<br />
<strong>Stadt</strong> vermittelt, erscheint ein aus der Mustersprache entwickelter Entwurf im<br />
Rahmen der vorliegenden Arbeit als nicht sinnvoll.<br />
18
3.3. Planungspraxis<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Strukturplanung<br />
Die städtebauliche Strukturplanung ist inzwischen auf formaler und informeller Ebene<br />
im Planungsalltag manifestiert. Der städtebauliche Entwurf bietet konzeptionelle<br />
Möglichkeiten, die langfristigen strukturellen Ziele zu formulieren und diese im<br />
Rahmen des Flächennutzungsplanes zumindest behördenintern rechtlich<br />
festzusetzen.<br />
In der Planungspraxis sind diese Planarten weit verbreitet und stellen einen<br />
Schwerpunkt der raumplanerischen Tätigkeit auf städtischer Ebene dar. Kernthemen<br />
sind insbesondere die Ausweisung von Wohn- und Gewerbegebieten sowie die<br />
Fortentwicklung des Verkehrssystems. Der Themenbereich <strong>Wasser</strong> spielt<br />
gegenwärtig keine entscheidende Rolle in der städtebaulichen Strukturplanung. Zwar<br />
stellt die Konversation von alten Hafenarealen und Industriebrachen hin zu neuen<br />
Innenstadtgebieten am <strong>Wasser</strong> einen aktuellen Trend dar, doch ist dies auf<br />
vorhandene Oberflächengewässer beschränkt. Bei der Neuanlage von<br />
<strong>Wasser</strong>objekten und der Freilegung geschlossen kanalisierter Bach- und Flussläufe<br />
besteht ein deutliches Entwicklungspotential.<br />
Stellvertretend für die aktuelle und vergangene Strukturplanung mit <strong>Wasser</strong>bezug<br />
sollen an dieser Stelle zwei Projekte exemplarisch angeführt werden. Die beiden<br />
Beispiele sind sowohl strukturplanerischer als auch gestaltungsplanerischer Natur<br />
und stellen eine gute Vorlage für den Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong> dar.<br />
Nachfolgend werden die strukturellen Aspekte benannt, während in Kapitel 4.3 eine<br />
Beschreibung der gestalterischen Faktoren erfolgt.<br />
19
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Strukturplanung<br />
Abbildung 8: Ausschnitt aus der <strong>Stadt</strong>karte von Freiburg aus dem Jahre 1589 [HAUSER ET AL.<br />
2008]<br />
Die <strong>Stadt</strong> Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) liegt am Fluss Dreisam. Dieser<br />
speist über verschiedene Gewerbebäche ein Netz von künstlichen Rinnen, den<br />
sogenannten Bächle. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1238, in einer<br />
erhaltenen Karte von 1589 sind die Bächle zudem eingezeichnet. Die Gesamtlänge<br />
des Netzes beträgt rund sechzehn Kilometer, wovon lediglich ein Drittel unterirdisch<br />
verläuft. Der Hauptteil der Rinnen fließt offen durch die Straßen der <strong>Stadt</strong>. Zunächst<br />
wurden sie als Brauch- und Schmutzwasserkanäle genutzt. Durch die Vernetzung<br />
der <strong>Wasser</strong>läufe mit den Brunnen der <strong>Stadt</strong> kommt es zu einer Abkühlung und<br />
Reinigung der Luft. Durch die Maße (Breite 35 bis 100 cm; Tiefe 15 bis 60 cm)<br />
ergaben sich in der Vergangenheit diverse Konflikte, vor allem im Rahmen der<br />
Verkehrsplanung. Allen Widerständen zum Trotz bestehen die Bächle weiter und das<br />
Netz soll nach Ansicht des Tiefbauamtes der <strong>Stadt</strong> Freiburg zukünftig weiter<br />
ausgebaut werden. [vgl. STADT FREIBURG 2008; KAIER 2008]<br />
20
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Strukturplanung<br />
Abbildung 9: Städtebauliches Strukturkonzept zur Freilegung der Lutter in Bielefeld [PRO<br />
LUTTER E.V. 2008]<br />
Der Bielefelder Verein Pro Lutter e.V. (Nordrhein-Westfalen) hat in Eigenregie<br />
bewiesen, dass es technisch und wirtschaftlich möglich ist, einen geschlossen<br />
kanalisierten Bachlauf wieder an das Tageslicht zu befördern und so das <strong>Stadt</strong>bild zu<br />
attraktivieren. Auf einer Strecke von beinahe zweieinhalb Kilometern soll die Lutter<br />
zukünftig ein prägendes Strukturelement sein. Aufgeteilt in vier Bauabschnitte wurde<br />
bereits die erste Maßnahme erfolgreich durchgeführt. Der Abschnitt Ia ist ein 175<br />
Meter langer <strong>Wasser</strong>lauf innerhalb einer Grünfläche, die an eine Schule angrenzt.<br />
Dabei wurde nicht das ursprüngliche Profil freigelegt, sondern ein Abzweig<br />
geschaffen. Grund hierfür ist die zu große Tiefe des Kanals. Die Abschnitte Ib (250<br />
Meter) und 2 (650 Meter) werden zurzeit nicht weiterverfolgt, vermutlich aufgrund der<br />
Lage in dichter bebautem Gebiet. Der Vereinsvorsitzende Bruno Peters hofft nach<br />
Aussage in der Neuen Westfälischen vom 14.06.2008 auf die Umsetzung des 1.300<br />
Meter langen dritten Abschnitts im Jahre 2010 oder 2011. Hierbei würde ein<br />
Grünkorridor, der entlang der verrohrten Lutter Platz für eine Freilegung bieten. [vgl.<br />
PRO LUTTER E.V. 2008]<br />
21
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Strukturplanung<br />
22
4. Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
Die städtebauliche Gestaltungsplanung hat das Ziel, die Qualität des <strong>Stadt</strong>bildes zu<br />
sichern und zu attraktivieren. Dabei steht nicht die objektive Optimierung, sondern<br />
die subjektive Wahrnehmung im Vordergrund. Im folgenden Abschnitt werden die<br />
Grundlagen städtebaulicher Gestaltungsplanung dargestellt. Darauf aufbauend<br />
werden die Planungsmethodik und ein Praxisbeispiel erläutert.<br />
4.1. Grundlagen<br />
Die städtebauliche Strukturplanung und die städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
lassen sich nicht ganz trennen. Nur ein Zusammenspiel der beiden Planungswege<br />
ermöglicht eine Bereicherung für die <strong>Stadt</strong> und deren Bewohner. Dennoch lassen<br />
sich bedeutende Unterschiede herausstellen. Wie in Kapitel 3.2 angeführt, werden<br />
Strukturplanungen in der zweidimensionalen Form aus der Vogelperspektive<br />
dargestellt. Das System aus Raum und Bebauung sowie dessen ästhetisches Bild<br />
lassen sich jedoch nur in der dritten Dimension nachvollziehbar visualisieren. Gestalt<br />
wirkt somit direkter auf den Menschen als Strukturen, da sich der Betrachter im und<br />
nicht über dem Raum bewegt. Wie der Mensch die Gestaltung des <strong>Stadt</strong>raumes<br />
wahrnimmt und verarbeitet ist bereits in Kapitel 2.3 ausführlich beschrieben.<br />
Abschließend unterscheiden sich die beiden Planungsweisen dadurch, dass die<br />
Strukturplanung analytisch und die Gestaltungsplanung synthetisch erfolgt. [vgl.<br />
STREICH 2005]<br />
Eine hohe Bedeutung im Rahmen der Gestaltungsplanung spielt der Raum<br />
beziehungsweise die Raumwahrnehmung. Dabei wird zwischen verschiedenen<br />
Räumen und Raumansichten unterschieden: der physisch vorhandene Raum in<br />
Form der <strong>Stadt</strong>gestalt, der Erscheinungsraum als <strong>Stadt</strong>erscheinung und der<br />
Wahrnehmungsraum als <strong>Stadt</strong>bild. Der dahinter stehende wissenschaftliche Ansatz<br />
versucht so zu umschreiben, dass der Mensch nicht die <strong>Stadt</strong>gestalt als Ganzes<br />
wahrnimmt und verarbeitet, sondern nur einen wirksamen Teil dessen. Abgesehen<br />
davon unterliegt jede Bewertung der Beeinflussung durch externe Faktoren wie<br />
Tageszeitwechsel, Bewegungsabläufen und Stimmungen. [vgl. STREICH 2005]<br />
Ein attraktives <strong>Stadt</strong>bild muss nicht nur angenehm wahrnehmbar sein, sondern auch<br />
gewisse Bedingungen erfüllen. Diese dürfen nicht vernachlässigt werden und<br />
müssen bei jeglicher Gestaltungsplanung beachtet werden. So sind bei einer<br />
Gestaltungsmaßnahme Risiken für die daran beteiligten und die nicht daran<br />
beteiligten Personengruppen auszuschließen. Wie in Kapitel 2.3 beschrieben, erfolgt<br />
die Wahrnehmung über verschiedene Sinne. Um eine besonders angenehme<br />
Wahrnehmung zu ermöglichen, sollen dementsprechend verschiedene Sinne<br />
angesprochen werden. Im Bereich der <strong>Wasser</strong>gestaltung bedeutet dies<br />
beispielsweise Interaktionsmöglichkeiten für Kinder. Dabei ist darauf zu achten, dass<br />
die Kinder keinen Gefahren beim Spielen durch die <strong>Wasser</strong>tiefe oder ähnliches<br />
ausgesetzt sind. Der Vorteil des <strong>Wasser</strong>s, dass es durch Wettereinflüsse<br />
verschiedene Gestaltungsformen annimmt, ist zugleich auch ein Nachteil. So muss<br />
23
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
bei niedrigen Temperaturen darauf geachtet werden, dass <strong>Wasser</strong>flächen oder das<br />
Umfeld von <strong>Wasser</strong>elementen keine Gefahren durch Gefrieren beziehungsweise<br />
Glatteis darstellen. Bei entsprechend langen oder breiten <strong>Wasser</strong>flächen an<br />
zentralen Orten ist auf Querungsmöglichkeiten zu achten. Zu den<br />
Sicherheitsaspekten gehört auch die Frage danach, welche Qualität das <strong>Wasser</strong><br />
haben muss, mit dem die Gestaltungselemente betrieben werden. Bei Anlagen, die<br />
speziell für Kinder eingerichtet werden, sollte eine bestmögliche <strong>Wasser</strong>qualität, also<br />
Trinkwasser, gewährleistet werden. Bei anderen Anlagen und insbesondere solchen,<br />
bei denen ein <strong>Wasser</strong>kontakt durch den Menschen unwahrscheinlich ist, kann eine<br />
geringere Qualität eingespeist werden, solange deutlich darauf hingewiesen wird.<br />
Abbildung 10: Merkmale von <strong>Wasser</strong>-Gestaltungselementen [Eigene Darstellung]<br />
Auch unter Berücksichtigung der zu beachtenden Sicherheitsaspekte ist eine<br />
Vielzahl von städtebaulichen Gestaltungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung des<br />
<strong>Wasser</strong>s durchaus vorstellbar. Dabei unterscheidet man zunächst zwischen<br />
natürlichen <strong>Wasser</strong>elementen, deren Pflege und gegebenenfalls Erweiterung<br />
anzustreben ist und künstlichen <strong>Wasser</strong>elementen, die vom Menschen geschaffen<br />
wurden oder in Zukunft neu angelegt werden sollen. Bei der Planung von künstlichen<br />
Gestaltungselementen ist es sowohl möglich, einen möglichst naturnahen Zustand<br />
oder einen bewusst künstlichen Eindruck zu vermitteln. Bei der Freilegung<br />
geschlossen kanalisierter Fließgewässer sind beide Richtungen abhängig vom<br />
jeweiligen Umfeld sinnvoll. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass bei einer<br />
Freilegung innerhalb der <strong>Stadt</strong> nicht von einer Renaturierung gesprochen werden<br />
kann. So handelt es sich vielmehr um eine symbolisierende Gestaltungsmaßnahme.<br />
Ein wichtiger Aspekt bei der Planung von neuen <strong>Wasser</strong>elementen ist die Frage<br />
nach der räumlichen Wirkung der Maßnahme. Eine <strong>Wasser</strong>fläche kann sowohl<br />
stadtraumprägend sein, was sowohl strukturell als auch gestalterisch gilt, aber auch<br />
als Einzelelement einen kleineren Raum attraktivieren. Zur Definition eines Platzes<br />
gehören die Platzwände, die weitestgehend durch Bebauung den Raum eingrenzen.<br />
Diese können auch durch Vegetation oder <strong>Wasser</strong>elemente entstehen. Dabei muss<br />
jedoch eine bestimmt Höhe erreicht werden, um als Abgrenzung wahrgenommen zu<br />
werden. [vgl. STREICH 2005]<br />
24
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
Abbildung 11: Gestaltungsformen von <strong>Wasser</strong>elementen [Eigene Darstellung]<br />
Gestaltungselemente sind analog zu den Grundtypen von Strukturelementen (Kapitel<br />
3.1) in punktueller, linearer oder flächenhafter Gestalt vorstellbar. Punktuelle Objekte<br />
lassen sich unterscheiden in Brunnen und <strong>Wasser</strong>spiele. Zu letzterem gehören auch<br />
Anlagen, die eine pädagogisch wertvolle Nutzung durch Kinder erfahren sollen. Der<br />
Begriff des <strong>Wasser</strong>laufes ist bereits aus dem Bereich der Strukturplanung bekannt,<br />
beschäftigt sich an dieser Stelle jedoch mit der ästhetischen Gestaltung des Bereichs<br />
zwischen Quelle und Mündung. <strong>Wasser</strong>anlagen sind solche Elemente, welche dem<br />
<strong>Wasser</strong> als Gestaltungselement eine größere Fläche zur Verfügung stellen. Dabei<br />
unterscheidet man horizontale <strong>Wasser</strong>flächen wie Teiche und Becken von vertikalen<br />
<strong>Wasser</strong>flächen, die als <strong>Wasser</strong>wände bezeichnet werden. Dazu gehören <strong>Wasser</strong>fälle<br />
und Kaskaden. Allerdings fällt eine strikte Einteilung schwer, da beispielsweise ein<br />
<strong>Wasser</strong>fall auch als punktuelles <strong>Wasser</strong>element angesehen werden kann. [vgl.<br />
Boeminghaus 1980]<br />
Zur besseren Unterscheidung der verschiedenen Gestaltungsformen werden nun<br />
einige Beispiele aus Berlin angeführt.<br />
25
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
Abbildung 12: Fontäne und Springbrunnen in Berlin [SENATSVERWALTUNG FÜR STADTENTWICKLUNG<br />
BERLIN 2008]<br />
Der Unterschied zwischen Fontänen und Springbrunnen besteht in der Höhe der sich<br />
entwickelnden <strong>Wasser</strong>säule und der dadurch erzielten Geräuschkulisse. Fontänen<br />
erreichen eine Höhe von mehreren Metern, während Springbrunnen näher am Boden<br />
sprudeln. Die Akustik einer Fontäne wirkt aufregend, während die des<br />
Springbrunnens eher beruhigt.<br />
Abbildung 13: Trinkbrunnen und Zierbrunnen in Berlin [SENATSVERWALTUNG FÜR<br />
STADTENTWICKLUNG BERLIN 2008]<br />
Trinkbrunnen können als Nutzbrunnen bezeichnet werden, da sie vorbeigehenden<br />
Passanten eine kühle Erfrischung liefern. Hierfür werden sie ausschließlich mit<br />
Trinkwasser betrieben. Im Gegensatz dazu werden künstlerisch gestaltete<br />
Zierbrunnen nur in den seltensten Fällen mit diesem wertvollen Rohstoff gespeist.<br />
26
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
Abbildung 14: Kaskade und <strong>Wasser</strong>fall in Berlin [SENATSVERWALTUNG FÜR STADTENTWICKLUNG<br />
BERLIN 2008]<br />
<strong>Wasser</strong>fälle bilden in der Regel nur einen Bereich aus, an dem <strong>Wasser</strong> auf ein<br />
niedrigeres Niveau abstürzt. Kaskaden sind dahingegen so gestaltet, dass mehrere<br />
Ebenen aneinander angeschlossen sind, wodurch es zu mehr als einem Absturz<br />
kommt.<br />
Die Begriffe <strong>Wasser</strong>treppe und Kaskade können gewissermaßen synonym<br />
verwendet werden. In Abbildung 11 unterscheidet sich jedoch der Begriff der<br />
<strong>Wasser</strong>treppe in erster Linie vom ebenen <strong>Wasser</strong>lauf in Form von Rinnen oder<br />
Bächen.<br />
Die Bandbreite an möglichen Gestaltungsformen verdeutlicht, dass auch Städte und<br />
Gemeinden, die über keine natürlichen Oberflächengewässer verfügen, ihre Gestalt<br />
durch <strong>Wasser</strong>elemente aufwerten können. Es sei darauf hingewiesen, dass die<br />
Attraktivitätssteigerung durch die Verknüpfung von <strong>Wasser</strong>- und Lichtobjekten sowie<br />
Vegetation synergetisch steigt. Die Verwirklichung von <strong>Wasser</strong>planungen führt auch<br />
zu einer Identifikationssteigerung der Bürger mit ihrer <strong>Stadt</strong>, da sich die entstandene<br />
individuelle Ästhetik von der Monotonie der anderen Städte und Gemeinden abhebt.<br />
27
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
4.2. Planungsmethodik<br />
Das Methodenrepertoire der städtebaulichen Gestaltungsplanung beinhaltet sowohl<br />
Analyse- als auch Entwurfstechniken. Grundlage jedes gestalterischen Entwurfs ist<br />
eine fundierte Analyse der Bestandsgestalt, um die vorherrschenden Stärken und<br />
Schwächen in einen späteren Entwurf zu integrieren. Während die meisten<br />
Analysemethoden auf die Gestalt der Bebauung abzielen, eignen sich insbesondere<br />
die Raum-Gestalt-, Gestaltwert- und Erlebniswert-Analyse nach Karl-Jürgen Krause<br />
für die Analyseschritte im Vorlauf einer <strong>Wasser</strong>gestaltungsplanung. Die Raum-<br />
Gestalt-Analyse betrachtet vorwiegend die strukturellen Merkmale der <strong>Stadt</strong>gestalt.<br />
Dabei werden die Elemente untersucht, die den Raum bilden, beispielsweise eine<br />
vorhandene <strong>Wasser</strong>wand. Bei der Gestaltwert-Analyse werden die vorhandenen<br />
Eigenschaften der Gestalt, wie beispielsweise „Dominanz, (…) Maßstäblichkeit (und)<br />
Lichtqualität“ [STREICH 2005: 304] bewertet. Die Erlebniswert-Analyse verfolgt das<br />
Ziel, die wahrgenommenen Eigenschaften beziehungsweise die mögliche Reaktion<br />
des Menschen auf die Gestalt zu beschreiben. Sowohl im Bereich der Analyse- als<br />
auch der Entwurfsphase kommen computergestützte Simulationsverfahren zum<br />
Einsatz. Die Merkmale dieser Technik wurden bereits in Kapitel 2.4 näher beleuchtet.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass zur Planung von <strong>Wasser</strong>elementen<br />
vorrangig die Platz- und Wegesituation sowie die Grünanlagen in einer <strong>Stadt</strong><br />
analysiert werden müssen, da hier der Einsatz der <strong>Wasser</strong>elemente am<br />
wahrscheinlichsten ist. Untersuchungspunkte hierbei sind die Raumwirkung, die<br />
wirklich vorhandene Gestaltqualität und die Wirkung dieser auf einen potentiellen<br />
Betrachter. [vgl. STREICH 2005]<br />
Dem Entwurf einer städtebaulichen Gestaltungsplanung sind kaum Grenzen gesetzt.<br />
Erst eine originelle und individuelle Herangehensweise ermöglicht das bestmögliche<br />
Ergebnis, um die Problematik der subjektiven Wahrnehmung von <strong>Stadt</strong>gestalt zu<br />
überwinden. Der eigentliche Entwurf wird am ehesten pragmatisch-situativ<br />
entwickelt, was so viel heißt wie die direkte Umsetzung und Weiterentwicklung einer<br />
spontanen und zugleich kreativen Idee. Diese aus dem Stegreif entwickelten<br />
Planungsansätze können sowohl klassisch manuell als auch maschinell erstellt und<br />
visualisiert werden. Die Qualität des Entwurfes leidet nicht unter dem Einsatz eines<br />
Computers, sondern höchstens an einer fehlgeleiteten Idee. Die Planform des<br />
Gestaltungsentwurfes wird als städtebaulicher Rahmenplan bezeichnet. Dieser ist<br />
ein Mittelweg zwischen der informellen (städtebaulicher Entwurf) und der formellen<br />
(Bebauungsplan, Gestaltungssatzung) Ebene. Inhaltlich wird die Planung von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen einerseits im stadtgestalterischen Konzept (Raumkanten,<br />
dominierende Einzelobjekte, Gestaltungselemente) bearbeitet, das Teil des<br />
Rahmenplanes ist. Wie eingangs erwähnt, läuft Gestaltungsplanung in der dritten<br />
Dimension ab. Dies wird insbesondere bei der Visualisierung der Entwurfsergebnisse<br />
deutlich, wo gezielt durch den Computereinsatz dreidimensionale photorealistische<br />
Modelle, Animationen und Simulationen erstellt werden können. [vgl. STREICH 2005]<br />
28
4.3. Planungspraxis<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
Die städtebauliche Gestaltungsplanung gewinnt zunehmend an Bedeutung,<br />
nachdem die negativen Folgen der zumeist funktional orientierten Bauweise in der<br />
Vergangenheit inzwischen deutlich erkennbar sind. Der formelle Bebauungsplan baut<br />
auf gestalterischen Entwürfen auf. Die Zahl der Gestaltungssatzungen steigt.<br />
Für die Planungspraxis ist der Bebauungsplan unentbehrlich. Im Rahmen des<br />
nachhaltigen Städtebaus enthalten bereits viele dieser Pläne Maßnahmen zur<br />
Regenwasserbewirtschaftung und -abführung in offenen <strong>Wasser</strong>läufen. Ästhetische<br />
Aspekte der Planung stehen in Konkurrenz zur Wirtschaftlichkeit. Doch mittlerweile<br />
wurde vielerorts erkannt, dass die <strong>Stadt</strong>gestalt den ansässigen Bürgern wichtig<br />
erscheint und zudem touristisch von Vorteil sein kann. Auch die wasserorientierte<br />
Planung genießt eine gewisse Anerkennung, wobei diese noch ausbaubar ist.<br />
Im Bereich der Landschaftsplanung wird <strong>Wasser</strong> im Sinne der geschichtlichen<br />
Entwicklung der Gartenkunst als fester Planungsbestandteil gesehen.<br />
Innerstädtische Grünanlagen, die saniert werden, erhalten zunehmend<br />
<strong>Wasser</strong>objekte. Doch herausragend sind oftmals die Landes- oder auch<br />
Bundesgartenschauen. Als Beispiel sei an dieser Stelle die Landesgartenschau<br />
Nordrhein-Westfalen in Gronau von 2003 zu nennen. Diese erfolgte<br />
grenzüberschreitend in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Ort Losser. Die<br />
beiden Gemeinden sind über den Fluss Dinkel miteinander verbunden, der auch<br />
durch den <strong>Stadt</strong>kern Gronaus fließt. Dort wurde für die Gartenschau auf einer<br />
industriellen Brachfläche ein Grachtensystem installiert, wobei die einzelnen Inseln<br />
dazwischen verschiedene Nutzungen innehatten und über Brücken miteinander<br />
verbunden sind.<br />
In Kapitel 3.3 wurden die strukturellen Merkmale zweier Praxisbeispiele dargelegt.<br />
Darauf aufbauend sollen nachfolgend die gestalterischen Aspekte näher beleuchtet<br />
werden.<br />
29
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
Abbildung 15: Freiburger Bächle [KAIER 2008]<br />
Das <strong>Stadt</strong>bild von Freiburg erhält durch die zahlreichen Rinnen, welche die engen<br />
Altstadtgassen und die Plätze der <strong>Stadt</strong> durchfließen, eine besondere Attraktivität.<br />
Auch wenn die Bächle nicht sehr breit sind, werden diese optisch gut<br />
wahrgenommen. Da sich das <strong>Wasser</strong> durch das Gefälle der <strong>Stadt</strong> ständig in<br />
Bewegung befindet, ist ein sanftes Plätschern akustisch wahrnehmbar. Zudem<br />
bestehen keine Absperrungen oder dergleichen, so dass der uneingeschränkte<br />
Kontakt mit dem <strong>Wasser</strong> möglich ist. Kinder werden von den <strong>Wasser</strong>läufen zum<br />
Spielen und Erkunden eingeladen. An verschiedenen Stellen sind die Rinnen mit<br />
<strong>Wasser</strong>objekten, wie zum Beispiel Brunnen, verknüpft. An diesen Orten bewegt sich<br />
das <strong>Wasser</strong> nicht nur fließend, sondern auch fallend. Die künstlerische Gestaltung<br />
der Brunnen trägt zum attraktiven <strong>Stadt</strong>bild bei, auch wenn die Bächle aufgrund<br />
schlechter Witterung abgestellt sind. Querungsmöglichkeiten sind insbesondere an<br />
verkehrlichen Kreuzungspunkten eingerichtet, um einen sicheren Straßenverkehr zu<br />
ermöglichen. Die Rinnen sind abdeckbar, so dass bei Veranstaltungen eine<br />
Verunreinigung oder Anstauung des <strong>Wasser</strong>s mit Abfällen nahezu ausgeschlossen<br />
ist. Durch die großflächige Vernetzung ist das Gestaltungselement <strong>Wasser</strong> in großen<br />
Teilen der Innenstadt Freiburgs wahrnehmbar und erlebbar.<br />
30
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
Abbildung 16: Erster Abschnitt der freigelegten Lutter in Bielefeld [PRO LUTTER E.V.]<br />
Bei der Gestaltung der freigelegten Lutter wurde darauf geachtet, dass dieses an<br />
sich künstliche <strong>Wasser</strong>element möglichst naturnah erscheint und empfunden wird.<br />
Der bereits umgesetzte erste Planungsabschnitt vermittelt einen Eindruck davon, wie<br />
in einigen Jahren das <strong>Stadt</strong>bild von Bielefeld aufgewertet wird. Mit einer<br />
Gesamtlänge von bis zu zweieinhalb Kilometern wird der bislang geschlossen<br />
kanalisierte Bachlauf ein stadtraumprägendes Gestaltungselement darstellen. Die<br />
<strong>Wasser</strong>breite und -tiefe ist dafür ausgelegt, dass vor allem Kinder sicher mit dem<br />
Gewässer in Kontakt treten können. Die Einfassung des Bachlaufs mit Natursteinen<br />
wirkt natürlich und bietet einen ästhetischen Übergang zur Grünfläche. Dort sind<br />
größere Natursteinbrocken abgelegt, um unter den Schatten spendenden Bäumen<br />
zu verweilen. Die Kommunikationsfunktion, die in alten Zeiten Brunnen bewirkten,<br />
wird nun am freigelegten Bach gelebt. Der dritte Bauabschnitt wird in besonderer<br />
Weise als Lernort und <strong>Wasser</strong>spielplatz dienen, indem gezielt Infotafeln und<br />
gestalterische Erlebnispunkte gesetzt werden. Der inzwischen weit bekannte Begriff<br />
des grünen Klassenzimmers erhält bei dieser innerstädtischen Lage eine besondere<br />
Qualität. Am Ende des freigelegten Lutterbaches erfolgt der Anschluss an den<br />
offenen <strong>Wasser</strong>lauf.<br />
31
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
32
5. Handlungsleitfaden<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Handlungsleitfaden<br />
In den vorhergehenden Kapiteln wurden die notwendigen Informationen, Methoden<br />
und Praxisbeispiele zusammengetragen, um an dieser Stelle einen<br />
Handlungsleitfaden zu entwickeln. Zunächst gilt es die zentralen Erkenntnisse zu<br />
bündeln und zusammengefasst wiederzugeben. Darauf aufbauend werden<br />
Handlungsfelder formuliert, welche die Grundlage für den Ablauf der eigentlichen<br />
Planung darstellen.<br />
5.1. Zentrale Erkenntnisse<br />
Die historische Entwicklung verdeutlicht, dass es seit jeher eine enge Beziehung<br />
zwischen <strong>Stadt</strong> und <strong>Wasser</strong> beziehungsweise zwischen dem Städter und <strong>Wasser</strong><br />
gibt. Die in der Vergangenheit herrschenden Funktionen von <strong>Wasser</strong>elementen im<br />
<strong>Stadt</strong>gebiet sind durch den technischen Fortschritt überholt, doch verbleiben gewisse<br />
Anknüpfungspunkte für die zukünftige Planung. So besaßen Brunnen<br />
Anziehungskraft auf die Bewohner der <strong>Stadt</strong>, welche in eine Kommunikationsfunktion<br />
gipfelte. Zudem steigerte schon in frühen Zeitaltern die Gestaltung der<br />
<strong>Wasser</strong>elemente die Attraktivität der Gesamtstadt. Die Badekultur war einem steten<br />
Wandel unterworfen, doch lässt sich festmachen, dass öffentliche Schwimmbäder<br />
adäquate Nachfolger der Thermen und Badehäuser sind.<br />
Ökologisch betrachtet besitzen <strong>Wasser</strong>elemente im <strong>Stadt</strong>raum eine klimatische<br />
Funktion. Sie führen zu einer Reinigung und Abkühlung der Luft. Darüber hinaus<br />
stellt das <strong>Wasser</strong> sowohl Lebensraum als auch Lebensmittel beziehungsweise einen<br />
Rohstoff dar. Die <strong>Stadt</strong> gilt als der Lebensraum des Menschen und wird durch das<br />
Vorhandensein von <strong>Wasser</strong>objekten positiv verändert. Zu beachten ist, dass <strong>Wasser</strong><br />
neben vegetativen Elementen die einzige Möglichkeit bietet, den künstlichen Raum<br />
der <strong>Stadt</strong> natürlich oder zumindest naturnah zu gestalten. Da es sich beim <strong>Wasser</strong><br />
um ein nicht unendlich vorkommendes Naturelement handelt, ist bei jeglicher<br />
<strong>Wasser</strong>planung auf eine Ressourcen sparende Bauweise zu achten. Soweit möglich,<br />
sollte der Einsatz von Trinkwasser oder einer ähnlich hohen <strong>Wasser</strong>qualität<br />
vermieden werden. Zur optimalen Ausreizung der ökologischen Vorteile sollten die<br />
<strong>Wasser</strong>elemente der <strong>Stadt</strong> unter sich vernetzt und mit Grünelementen verknüpft<br />
werden.<br />
Eine bedeutende Rolle bei der Gestaltungsplanung unter Bezugnahme von <strong>Wasser</strong><br />
spielen wahrnehmungspsychologische Faktoren. Menschen nehmen Elemente der<br />
<strong>Stadt</strong>gestalt subjektiv wahr und bilden daraus Empfindlichkeiten. Trotz dieses<br />
Umstandes ist es möglich, unter Berücksichtigung der wesentlichen psychologischen<br />
Aspekte die Wahrnehmung des Betrachters zu lenken. Das <strong>Wasser</strong> besitzt den<br />
Vorteil, dass es alle Sinne des Menschen anspricht und nicht nur optisch wirkt wie<br />
die meisten Gestaltungselemente. Durch die Bewegung und Interaktion des <strong>Wasser</strong>s<br />
mit anderen verwendeten Materialien wird insbesondere der Gehörsinn<br />
angesprochen. Durch Berühren des <strong>Wasser</strong>s wird zudem der Tastsinn angeregt, so<br />
dass es zu einer Vielfalt von Eindrücken kommt, die weitere Assoziationen entfalten<br />
33
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Handlungsleitfaden<br />
kann. Kinder fühlen sich vom <strong>Wasser</strong> angezogen und können durch eine gezielte<br />
Ausstattung mit <strong>Wasser</strong>elementen erzieherisch beeinflusst werden.<br />
Der Einsatz von computergestützten Visualisierungs- und Simulationstechniken<br />
überzeugt Fachleute sowie Planungslaien schnell und nachvollziehbar von den<br />
Vorzügen eines neu zu schaffenden <strong>Wasser</strong>elementes. Eine Begehung<br />
dreidimensionaler Modelle im wahrnehmungsgetreuen Maßstab 1:1 ist im Gegensatz<br />
zu real gebauten Modellen wirtschaftlich effizient möglich. Zudem lassen sich<br />
verschiedene Informationen und Elemente je nach Bedarf zu- oder abschalten.<br />
<strong>Wasser</strong> ist mit den modernen Techniken und Systemen realistisch darstellbar. Die<br />
Einspielung akustischer Effekte ermöglicht die Nachempfindung der Reize, die in der<br />
Wirklichkeit auf den Gehörsinn einwirken würden.<br />
Die städtebauliche Strukturplanung zielt auf die Ordnung der städtischen Strukturen<br />
und die Zuweisung passender Funktionen ab. Der Einflussbereich der Planung<br />
beschränkt sich weitestgehend auf baulich-räumliche und Nutzungsstrukturen.<br />
Hierzu zählen auch Struktur bildende <strong>Wasser</strong>elemente. Mehrfachnutzungen sind bei<br />
vorteilhaften Mischungen isolierten Planungen vorzuziehen. Bei der Planung von<br />
Strukturen ist auf eine möglichst optimale Zuweisung der Nutzungen und Funktionen<br />
in objektiver Sichtweise zu achten. <strong>Wasser</strong>objekte werden nach ihrer Form<br />
unterschieden. Die möglichen Hauptformen sind Punkt, Linie und Fläche. Im Sinne<br />
einer erfolgreichen Strukturplanung ist auf die Vernetzung von Einzelelementen zu<br />
achten, um Synergieeffekte zu ermöglichen. Ein Trendbegriff aus diesem Bereich ist<br />
das aus dem Englischen stammende Blue Belt, also die Vernetzung der<br />
<strong>Wasser</strong>objekte miteinander.<br />
Die Absicht der städtebaulichen Gestaltungsplanung besteht darin, das <strong>Stadt</strong>bild<br />
qualitativ zu attraktivieren. Es handelt sich dabei um eine ästhetische Bewertung der<br />
vorhandenen Gestaltungselemente, die der subjektiven Wahrnehmung des<br />
Betrachters ausgesetzt sind. Besonders bedeutsam in diesem Zusammenhang ist<br />
die Betrachtung des Raumes. Dieser wird unterschieden nach der Wirklichkeit, dem<br />
Erscheinen und der Wahrnehmung. Bei der Planung von <strong>Wasser</strong>gestaltelementen<br />
muss auch auf die unterschiedlichen Wahrnehmungseinflüsse wie Tageszeitwechsel<br />
und Beleuchtungseigenschaften geachtet werden. Die Wahrnehmung<br />
beziehungsweise die Interaktion mit dem Gestaltungselement darf den Betrachter<br />
keinen Gefahren aussetzen, insbesondere Kinder sind zu schützen. <strong>Wasser</strong>elemente<br />
weisen unterschiedliche Merkmale auf. Von besonderem Belang sind die<br />
Bewegungsformen des <strong>Wasser</strong>s, die räumliche Wirkung und der Ursprung. Die<br />
Unterscheidung zwischen natürlichen und künstlichen Objekten ist keine Banalität,<br />
da auch künstliche <strong>Wasser</strong>elemente sehr naturnah gestaltet werden können. Von<br />
Renaturierung kann jedoch keine Rede sein. Die grundsätzlichen Formen der<br />
Gestaltungselemente sind wie bei den Strukturelementen punktuell, linear und<br />
flächenhaft. Die weitere Differenzierung führt zu einem breiten Spektrum an<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Zudem bestehen Verknüpfungsmöglichkeiten mit anderen<br />
Materialien, Licht und Vegetation.<br />
34
5.2. Handlungsfelder<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Handlungsleitfaden<br />
Um eine städtebauliche Planung durchzuführen, die sowohl strukturelle als auch<br />
ästhetische Planungsaspekte zur Gestaltung mit <strong>Wasser</strong> beinhaltet, ist folgender<br />
Aufbau allgemein anwendbar.<br />
Abbildung 17: Potentielle Handlungsfelder [Eigene Darstellung]<br />
Aus den zentralen Erkenntnissen ergeben sich die in Abbildung 17 enthaltenen<br />
Handlungsfelder. Die Hierarchie deutet an, dass die städtebauliche Strukturplanung<br />
und die städtebauliche Gestaltungsplanung zwei Hauptbetrachtungsebenen bilden.<br />
Der Grund hierfür liegt in der formellen Aufteilung der <strong>Stadt</strong>planung.<br />
Beide Hauptebenen beinhalten historische Bezüge, da sie den Bestand im Vergleich<br />
zur <strong>Stadt</strong>geschichte analysieren. In Abhängigkeit vom Anwendungsfall kann der<br />
Bereich der <strong>Stadt</strong>geschichte eine untergeordnete Rolle bei der Untersuchung<br />
spielen, wenn beispielsweise bekannt ist, dass das Naturelement <strong>Wasser</strong> nie eine<br />
entscheidende Rolle im <strong>Stadt</strong>gefüge gespielt hat.<br />
Das Thema Ökologie baut in erster Linie auf der <strong>Stadt</strong>struktur auf und ist deshalb<br />
dieser Hauptebene zugeordnet. Ein Netz aus <strong>Wasser</strong>strukturen kann ebenso<br />
ökologische Vorteile bedeuten wie das Vorhandensein einer <strong>Wasser</strong>struktur. Die<br />
detaillierte Gestaltung derselben ist aus ökologischer Sicht zweitrangig.<br />
Dahingegen sind psychologische Aspekte wie die Wahrnehmung oder Wirkung eher<br />
bei der speziellen Gestaltung von Bedeutung. <strong>Stadt</strong>strukturen werden vom<br />
Betrachter nicht so direkt wahrgenommen wie deren Gestaltung. Auch die<br />
Kommunikation fördernden und pädagogischen Eigenschaften eines<br />
<strong>Wasser</strong>elementes werden durch die Gestaltung und nicht durch die Struktur<br />
beschrieben.<br />
Computergestützte <strong>3D</strong>-Simulationen stehen in der Hierarchie etwas abseits. Das<br />
liegt daran, dass sie ein Instrument der Visualisierung und Präsentation darstellen.<br />
Sie können unterstützend bei der Analyse- und Entwurfsarbeit eingesetzt werden,<br />
stellen jedoch kein direktes Themenfeld dar.<br />
35
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Handlungsleitfaden<br />
5.3. Planerische Vorgehensweise<br />
Planung erfolgt grundsätzlich auf den drei Ebenen Analyse, Bewertung und Entwurf.<br />
Das gilt gleichermaßen für die strukturelle und ästhetische Planung von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen. Im folgenden Abschnitt soll die Vorgehensweise auf den<br />
verschiedenen Ebenen dargestellt werden. Um den unterschiedlichen Ausrichtungen<br />
der Struktur- und Gestaltungsplanung Rechnung zu tragen, werden die beiden<br />
Bereiche getrennt voneinander analysiert, bewertet und beplant. Allerdings baut die<br />
Gestaltungsplanung auf der Strukturplanung auf. Die städtebauliche<br />
Computersimulation dient der Visualisierung und Präsentation der Entwurfergebnisse<br />
aus den beiden Planungsrichtungen.<br />
Die Analyse des Bestands bildet das Fundament jeden Entwurfs. Auf dieser ersten<br />
Planungsebene wird überprüft, welche Stärken und Schwächen vorherrschen und<br />
wie diese in der Konzeption berücksichtigt werden können. Dabei erfolgte eine<br />
vertiefende Betrachtung der Handlungsfelder. Methodisch erfolgt die Analyse der<br />
Historie, Ökologie und Psychologie verbal argumentativ und gegebenenfalls durch<br />
ergänzende Kartierungen. Die <strong>Stadt</strong>struktur baut auf zweidimensionalen Plänen aus<br />
der Vogelperspektive auf, welche auf vorhandene Strukturen und Verknüpfungen hin<br />
überprüft werden. In Form von Raum-Gestalt-, Gestaltwert- und Erlebniswert-<br />
Analysen wird die Gestaltung abgefragt.<br />
Die Bewertung der Bestandssituation erfolgt verbal argumentativ und liefert<br />
Erkenntnisse darüber, ob die gesetzten Ziele in Form von Handlungsfeldern im<br />
weiteren Verlauf der Planung erreicht werden können. Gegebenenfalls ist eine<br />
Anpassung dieser Zielsetzungen notwendig. Durch die Bewertung ist es möglich, zu<br />
beplanende Räume beziehungsweise Flächen festzulegen. Abschließend beschreibt<br />
die Bewertung Chancen und Risiken, die durch wasserorientierte Planungen<br />
eintreten können.<br />
Auf der dritten Planungsebene wird die eigentliche Konzeption erarbeitet. Unter<br />
Beachtung der Ergebnisse aus Analyse und Bewertung werden einzelne<br />
<strong>Wasser</strong>elemente ausgewählt, ihrem Standort zugewiesen und miteinander vernetzt.<br />
Methodisch erfolgt die Strukturplanung durch städtebauliche Strukturkonzepte und<br />
den städtebaulichen Entwurf. Wie bei der Analyse fällt die Darstellung der<br />
Ergebnisse zweidimensional aus. Die Gestaltungsplanung bedient sich<br />
computergestützten Simulationen, welche die klassischen Entwurfsmethoden<br />
unterstützen.<br />
36
6. Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Das Ergebnis der theoretischen Ausarbeitung ist, dass <strong>Wasser</strong> als Struktur- und<br />
Gestaltungselement die Lebensqualität einer <strong>Stadt</strong> steigert. Um diese These auch<br />
praktisch zu untermauern, erfolgt nun die Durchführung einer gesamtstädtischen<br />
<strong>Wasser</strong>planung am Beispiel der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
6.1. Begründung zur gewählten Beispielstadt<br />
Die Thematik <strong>Stadt</strong> und <strong>Wasser</strong> regt Assoziationen an zu Städten wie Venedig,<br />
Hamburg oder Amsterdam. Orte, die an großen Flüssen liegen oder Zugang zum<br />
Meer besitzen, solche die von <strong>Wasser</strong> umschlossen sind oder über einen großen<br />
Anteil an <strong>Wasser</strong>flächen verfügen. All dieses bietet <strong>Kaiserslautern</strong> nicht. Zumindest<br />
auf den ersten Blick, da es an keinem offenen Fluss oder See liegt. Innerhalb des<br />
<strong>Stadt</strong>gebietes nimmt das <strong>Wasser</strong> weder strukturell noch gestalterisch einen hohen<br />
Stellenwert ein.<br />
Doch ein Blick darauf, wie sich der <strong>Stadt</strong>name herleitet, eröffnet eine andere<br />
Perspektive. Der Namensbestandteil „lauter bedeutet hell, klar und zeigt die<br />
<strong>Wasser</strong>qualität des Baches an“ [FRIEDEL 1995: 7], an dem die <strong>Stadt</strong> im Jahre 830<br />
gegründet wurde. Fränkische Könige bauten sowohl südlich als auch nördlich der<br />
Lauter einen Königshof. Die eigentliche <strong>Stadt</strong>gründung im Sinne eines<br />
Gemeinwesens geht jedoch auf Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurück, der 1152 bzw.<br />
1160 seine Kaiserpfalz an diesem Ort als Teil des festen Burgenkranzes im<br />
Westricher Hügelland errichtete. Durch diesen Zusammenhang entwickelte sich der<br />
<strong>Stadt</strong>name im Laufe der Zeit von Lautern zu <strong>Kaiserslautern</strong>. Im Jahre 1276 wurde<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> zur Reichsstadt ernannt und führt seitdem die Farben Rot und Weiß.<br />
[vgl. MÜNCH 1957]<br />
1266 1600 1842 1995<br />
Abbildung 18: Siegel und Wappen der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> [FRIEDEL 1995]<br />
Das älteste <strong>Stadt</strong>siegel aus dem Jahre 1266 zeigt die beiden Königshöfe an den<br />
Ufern der Lauter. Während die Königshöfe im mittelalterlichen Siegel und später im<br />
<strong>Stadt</strong>wappen nicht mehr enthalten sind, wird die Lauter weiterhin in Form eines<br />
37
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
silbernen Pfahles dargestellt. Dieser Umstand verdeutlicht die Bedeutung des<br />
Flusses für die <strong>Stadt</strong>. [vgl. MÜNCH 1957]<br />
Das Wappen zeigte in seiner gestalterischen Entwicklung meist auch einen oder<br />
zwei Fische. Es handelt sich abwechselnd um einen Karpfen oder einen Hecht. Der<br />
Grund für die Wahl dieses Wappentieres liegt im Fischreichtum der städtischen<br />
Gewässer. Darauf aufbauend entwickelte sich eine weitreichende Fischzucht auf<br />
dem Gebiet der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. Hierzu wurden künstlich Wooge (Weiher)<br />
angelegt, in denen Fische gezüchtet und gefangen wurden. Diese Gewässer<br />
versorgten die <strong>Stadt</strong> nicht nur mit dem wichtigen und beliebten Lebensmittel, sondern<br />
brachten auch reichlich finanzielle Erträge. Zusätzlich zur Lauter durchzogen<br />
verschiedene Bäche das <strong>Stadt</strong>gebiet, die zum Betrieb der Mühlen und zur Flutung<br />
der Wooge genutzt wurden. [vgl. MÜNCH 1957; FRIEDEL 1995]<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> liegt in einer Talsenke, die ursprünglich fast vollständig versumpft war.<br />
Die zahlreichen Quellen und Bäche wurden vom Grundwasser gespeist, das in hoher<br />
Menge im Bundsandstein des Untergrundes gespeichert war. Auch wenn die meisten<br />
Quellen und Bäche heute gefasst sind, wodurch eine Nutzung des Bodens möglich<br />
ist, fördern Bauarbeiten, die in den Untergrund eingreifen schnell <strong>Wasser</strong> zu Tage.<br />
Dieser Umstand bereitete der <strong>Stadt</strong> gewisse Probleme beim Bau des Kaufhauses<br />
Karstadt in den 1970er Jahren und später beim Bau der Tiefgarage am Stiftsplatz.<br />
[vgl. MÜNCH 1957; STADT KAISERSLAUTERN 2008]<br />
Abbildung 19: <strong>Kaiserslautern</strong>, fishing for fantasy [SCHMITT 2008]<br />
Das aktuell geltende <strong>Stadt</strong>wappen beruht auf dem des Jahres 1842 und zeigt einen<br />
blauen Fisch auf einem silbernen Pfahl, die Grundfarbe des Schildes ist rot [vgl.<br />
FRIEDEL 1995]. Die <strong>Stadt</strong> präsentiert sich der Außenwelt also weiterhin mit der<br />
symbolischen Lauter und dem Fisch als Wappentier. Zudem wurde 2001 anlässlich<br />
der 725-Jahrfeier eine Aktion ins Leben berufen, in deren Folge mehr als 240<br />
künstlerische Fischskulpturen im <strong>Stadt</strong>gebiet aufgestellt wurden [vgl.<br />
STADTVERWALTUNG KAISERSLAUTERN 2001]. Doch sucht ein Besucher oder ein<br />
Neuankömmling in der <strong>Stadt</strong> vergeblich nach den Bächen, Woogen und der Lauter.<br />
38
Abbildung 20: Kanalbauarbeiten 1893 [FRIEDEL 1998]<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Das Schicksal der städtischen Gewässer war in Zeiten weit verbreiteter<br />
Krankheitsbilder (vgl. Kapitel 2.1) wie in vielen anderen Städten vorprogrammiert. Die<br />
dauerhafte Verschmutzung der <strong>Wasser</strong>läufe und -flächen mit Abfällen, Abwässern<br />
sowie sonstigem Unrat führte zu einem entscheidenden Wandel der Struktur und<br />
Gestalt der Städte. Anstatt das Problem bei den Wurzeln zu greifen und die<br />
Verunreinigung des <strong>Wasser</strong>s zu stoppen, wurden die <strong>Wasser</strong>läufe unter die Erde<br />
verbannt. Teiche und andere <strong>Wasser</strong>flächen wurden ausgelassen beziehungsweise<br />
trockengelegt. Auch in <strong>Kaiserslautern</strong> verloren die Wooge im 18. Jahrhundert ihre<br />
Zweckbestimmung und wurden zu Wiesen umgewandelt. Eine Ausnahme bilden der<br />
Vogelwoog, Gelterswoog und Blechhammer außerhalb der städtischen Bebauung.<br />
Die Lauter wurde im Jahre 1893 geschlossen kanalisiert und verschwand aus dem<br />
<strong>Stadt</strong>bild. Nur südöstlich und nordwestlich außerhalb der heutigen <strong>Stadt</strong>grenzen<br />
verläuft der Flusslauf noch oberirdisch. [vgl. STADT KAISERSLAUTERN 2008; FRIEDEL<br />
1995; FRIEDEL 1998]<br />
Aufgrund der historischen Zusammenhänge und des fortwährenden<br />
<strong>Wasser</strong>reichtums der städtischen Böden besteht in <strong>Kaiserslautern</strong> ein bislang nicht<br />
genutztes Potential zur Steigerung der Lebensqualität in struktureller und<br />
gestalterischer Hinsicht. In der <strong>Stadt</strong> leben rund 100.000 Einwohner, weitere Zuzüge<br />
sind erwünscht. Als einziges Oberzentrum der Region Westpfalz ist <strong>Kaiserslautern</strong><br />
der Anziehungspunkt für viele Menschen, die dort ihre Freizeit begehen oder<br />
einkaufen möchten. Touristen, welche wohl vorrangig wegen der Nähe zum Pfälzer<br />
Wald nach <strong>Kaiserslautern</strong> kommen, würden ebenso von einer Attraktivierung des<br />
39
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
<strong>Stadt</strong>bildes profitieren. Mit wasserorientierten Planungen können demnach<br />
ausreichend Zielgruppen angesprochen werden.<br />
In der Vergangenheit wurde dieses Potential von städtischer Seite zwar erkannt,<br />
aber nur unzureichend planerisch verfolgt und umgesetzt. Nachfolgend soll ein<br />
Überblick über die städtischen <strong>Wasser</strong>planungen der letzten Jahre erfolgen.<br />
Der ehemalige Oberbürgermeister der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>, Bernhard J. Deubig,<br />
formulierte 1992 als Bürgermeister und Baudezernent ein „Gesamtkonzept einer<br />
lebendigen Innenstadt“ [STEINBRECHER 1992: 4], welches dem Struktur- und<br />
Gestaltungskonzept <strong>Wasser</strong> eine hohe Bedeutung beimaß. Seiner Ansicht nach<br />
sollte die Lauter ab der Burgstraße Richtung Nordwesten wieder freigelegt werden.<br />
Der Vorplatz des neuen Pfalztheaters, das sich damals noch im Bau befand, sollte<br />
gestufte <strong>Wasser</strong>becken beinhalten. Für den Bereich, an dem sich das alte Theater<br />
befand, war ein Weiher vorgesehen, um den eine Boulevardzone eingerichtet<br />
werden könnte. Auch die Idee einer Landesgartenschau in <strong>Kaiserslautern</strong> enthielt<br />
dieses Gesamtkonzept. Mit Ausnahme der Gartenschauplanung sind diese Visionen<br />
bis heute nicht umgesetzt worden. [vgl. STEINBRECHER 1992; KRUSE 2000]<br />
Im April 2000 öffneten in <strong>Kaiserslautern</strong> sowohl die Gartenschau als auch der<br />
Japanische Garten ihre Pforten. Auf dem Gelände der ersten rheinland-pfälzischen<br />
Gartenschau wurde ein kleiner Abschnitt der Lauter naturnah rekonstruiert. Aus<br />
einem künstlich angelegten Quellteich fließt das <strong>Wasser</strong> Richtung Nordwesten und<br />
mündet in die kanalisierte Lauter, die einige Kilometer später wieder oberirdisch<br />
verläuft. Der Japanische Garten verfolgt ein eigenes <strong>Wasser</strong>konzept, wonach das<br />
<strong>Wasser</strong> als Kernelement der Gartengestaltung angesehen wird und alle<br />
<strong>Wasser</strong>elemente miteinander verbunden sind. „Als stiller See, leise plätschernder<br />
Bachlauf oder tosender <strong>Wasser</strong>fall“ [JAPANISCHER GARTEN KAISERSLAUTERN E.V. 2008]<br />
wird der Symbolcharakter des <strong>Wasser</strong>s für den Besucher wahrnehmbar. Beide<br />
Einrichtungen sind Teil des Grünvernetzungskonzeptes Grüne Schiene Lautertal und<br />
leisten auch im Bereich der gesamtstädtischen <strong>Wasser</strong>planung einen wichtigen<br />
Beitrag. Der Nachteil der beiden Anlagen besteht darin, dass diese nicht ganzjährig<br />
und nur nach Zahlung eines Eintrittsgeldes besucht werden können. [vgl. STADT<br />
KAISERSLAUTERN 2008; GARTENSCHAU KAISERSLAUTERN GMBH 2008; JAPANISCHER<br />
GARTEN KAISERSLAUTERN E.V. 2008]<br />
Im Dezember 2000 beschloss der Rat der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> ein Leitbild im<br />
Rahmen der Agenda 21, in dem das Ziel formuliert ist, dem <strong>Wasser</strong> wieder mehr<br />
Raum im <strong>Stadt</strong>bild zu geben [vgl. STADT KAISERSLAUTERN 2008].<br />
Nach einem <strong>Stadt</strong>ratsbeschluss aus dem März 2008 wird der letzte Bauabschnitt des<br />
<strong>Stadt</strong>parks das Gestaltungselement <strong>Wasser</strong> aufgreifen und eine kaskadenartige<br />
Brunnenanlage beinhalten.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine gesamtstädtische <strong>Wasser</strong>planung für<br />
die <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> und die angesprochenen Zielgruppen einen Gewinn<br />
darstellt. Darüber hinaus wird aus der Begründung deutlich, dass <strong>Kaiserslautern</strong><br />
exemplarisch für andere Städte abseits vorhandener <strong>Wasser</strong>flächen und<br />
<strong>Wasser</strong>läufe als Anwendungsfall geeignet ist.<br />
40
6.2. Maßstabsebenen<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Im Vorlauf einer zielorientierten Analyse- und Entwurfsarbeit ist es wichtig,<br />
Maßstabsebenen festzulegen. Für den konkreten Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
gelten die Ebenen der Gemarkung, Kernstadt, Innenstadt und <strong>Stadt</strong>kern.<br />
Abbildung 21: Maßstabsebenen [Eigene Darstellung auf der Grundlage: LANDESAMT FÜR<br />
VERMESSUNG UND GEOBASISINFORMATION RHEINLAND-PFALZ 2008]<br />
Die Maßstabsebene der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong> ist insbesondere für die Analyse<br />
im Rahmen der städtebaulichen Strukturplanung interessant. Der Entwurf wird diese<br />
nicht detailliert betrachten. Zudem werden vorhandenen <strong>Wasser</strong>elemente in den<br />
eingemeindeten <strong>Stadt</strong>teilen nicht in die Planung miteinbezogen.<br />
Die Kernstadt beschreibt den geschlossenen Siedlungskörper des städtischen<br />
Gefüges, während die Innenstadt den zentralen Versorgungsbereich der Kernstadt<br />
abbildet. Der <strong>Stadt</strong>kern wird insbesondere beim Entwurf wichtig sein, er wird<br />
maßgeblich gekennzeichnet durch die Fußgängerzone.<br />
41
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
6.3. Handlungsfelder<br />
Damit eine am Beispiel der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> angewandte strukturelle und<br />
ästhetische Planung von <strong>Wasser</strong>elementen zur Steigerung der Lebensqualität<br />
beitragen kann, sollen in deren Vorlauf Ziele festgelegt werden. Diese sind Teil der<br />
Handlungsfelder, welche die Planung berücksichtigen wird.<br />
Die <strong>Stadt</strong>struktur ist eines der beiden Haupthandlungsfelder. Die räumliche<br />
Zuweisung der einzelnen Strukturen und Nutzungen schafft die Grundlage der darauf<br />
aufbauenden Gestaltungsplanung. Darüber soll eine sinnvolle Vernetzung und<br />
Verknüpfung der Einzelelemente erreicht werden. Die Schaffung einer <strong>Wasser</strong>achse<br />
und eines <strong>Wasser</strong>netzes wird angestrebt.<br />
Im Rahmen der Gestaltung müssen die Strukturen der <strong>Stadt</strong> nach ästhetischen<br />
Gesichtpunkten beplant werden. Dabei sind wahrnehmungspsychologische Faktoren<br />
zu beachten. Die Attraktivierung des Platzbestandes und die Überlagerung negativ<br />
wirkender Baukörper stellt das Hauptaugenmerk dar.<br />
Aus der Begründung, warum <strong>Kaiserslautern</strong> als Beispielstadt ausgewählt wurde, geht<br />
hervor, dass die <strong>Stadt</strong>geschichte eine zentrale Rolle bei der Planung von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen spielen wird. Sowohl der verrohrte Flusslauf, als auch die<br />
wirtschaftliche Bedeutung des <strong>Wasser</strong>s in der Vergangenheit bieten ausreichend<br />
Ansatzpunkte für den späteren Entwurf.<br />
Die wichtigste Frage hierbei wird es sein, inwieweit eine Freilegung der Lauter<br />
möglich und sinnvoll ist. Falls diese Vision nicht realisierbar ist, sollten alternative<br />
Planungen mit <strong>Wasser</strong>elementen angeführt werden, die zumindest als eine<br />
symbolische Freilegung verstanden werden können. Innerhalb dieser Arbeit gilt es<br />
vorhandene Konzepte soweit möglich einzubinden oder gegebenenfalls<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Durch die Anlage natürlicher beziehungsweise naturnaher Struktur- und<br />
Gestaltungselemente soll der Naturanteil im <strong>Stadt</strong>gefüge steigen. Um im Bereich des<br />
Kleinklimas die bestmöglichen Ergebnisse zu bewirken ist auf eine Vernetzung der<br />
<strong>Wasser</strong>elemente und Verknüpfung mit anderen Elementen zu achten.<br />
Psychologische Aspekte im Städtebau sind insbesondere die Wahrnehmung der<br />
<strong>Stadt</strong>gestalt und das Wohlbefinden desjenigen, der sich in der <strong>Stadt</strong> aufhält. Bei der<br />
Planung von <strong>Wasser</strong>objekten ist darauf zu achten, dass positive Eindrücke der<br />
<strong>Stadt</strong>gestalt unterstrichen und negative überlagert werden.<br />
Eine Förderung der Kommunikation an öffentlichen Plätzen ist anzustreben. Insofern<br />
Möglichkeiten bestehen, pädagogische Aspekte in die Planung mit einzubeziehen<br />
sollte dies nicht untergeordnet erfolgen.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Handlungsfelder bei der ausgewählten<br />
Beispielstadt von Belang sind und dass die Hierarchie aus Kapitel 5.2 auf den<br />
Anwendungsfall angewandt wird.<br />
42
6.4. Städtebauliche Strukturplanung<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Die Struktur einer <strong>Stadt</strong> spiegelt die gegenwärtige Ordnung und zukünftige<br />
Entwicklungsperspektiven im Städtebau wider. Zunächst gilt es die aktuelle Struktur<br />
zu analysieren und sie mit historisch bedeutsamen Strukturmerkmalen zu<br />
vergleichen. Die Ergebnisse der Analyse werden städtebaulich und ökologisch<br />
bewertet, sodass Handlungsbedarfe und Handlungsspielräume definiert werden<br />
können. Diese bilden die Grundlage für den abschließenden Entwurf.<br />
6.4.1. Analyse<br />
In den Grundlagen zur städtebaulichen Strukturplanung wurde darauf hingewiesen,<br />
dass sich der Einflussbereich des <strong>Stadt</strong>planers weitestgehend auf die baulichräumlichen<br />
Strukturen und die Nutzungsstrukturen einer <strong>Stadt</strong> beschränkt. Zudem<br />
wurde der öffentliche Raum - im Gegensatz zu dem privaten Raum - als<br />
Interaktionsraum für städtebauliche <strong>Wasser</strong>planungen bestimmt. Im folgenden<br />
Abschnitt sollen die baulich-räumlichen Strukturen der <strong>Stadt</strong> untersucht werden, um<br />
feststellen zu können, wo konkrete Möglichkeiten für den Einsatz von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen bestehen. Ein Blick auf die vorherrschenden Nutzungsstrukturen<br />
konkretisiert diese Erkenntnisse. Die Analyse der flächenhaften, linearen und<br />
punktuellen <strong>Wasser</strong>strukturen ermöglicht die Einbindung des Bestands in die<br />
Neuplanungen und stellt diesen den historischen Gegebenheiten gegenüber.<br />
6.4.1.1. Baulich-räumliche Strukturen<br />
Die baulich-räumlichen Strukturen auf der Ebene der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong><br />
lassen sich in drei Bereiche untergliedern: städtisch geprägte Siedlungsflächen in der<br />
Kernstadt, ländlich geprägte Siedlungsflächen in den <strong>Stadt</strong>teilen und unbebaute<br />
Freiflächen. Rund drei Viertel der Gemarkungsfläche sind Freiflächen [vgl.<br />
STADTVERWALTUNG KAISERSLAUTERN 2006].<br />
43
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 22: Luftbild der Kernstadt <strong>Kaiserslautern</strong> [GOOGLE EARTH 2008]<br />
Die Kernstadt <strong>Kaiserslautern</strong> ist durch eine hohe bauliche Dichte geprägt. Der Anteil<br />
an innerstädtischen Freiflächen ist sehr gering und nur die <strong>Stadt</strong>randgebiete<br />
profitieren von der Einbettung der <strong>Stadt</strong> in einen attraktiven Landschaftsraum. Die<br />
Ortsbereiche Vogelweh, Bännjerrück, Lämmchesberg und Betzenberg ragen<br />
fingerartig in den Pfälzer Wald hinein und besitzen einen relativ hohen Grünanteil.<br />
Insbesondere die Innenstadt <strong>Kaiserslautern</strong>s wird dominiert von den<br />
Straßenverkehrsflächen und der Blockrandbebauung. Vielfach sind die<br />
Innenhofflächen versiegelt. Die Geschäftsstraßen sind teilweise als Fußgängerzone<br />
(Fackelstraße, Marktstraße) ausgewiesen, teilweise von Kraftfahrzeugen stark<br />
frequentiert (Schneiderstraße, Eisenbahnstraße). Eine Zäsur bildet die vierspurig<br />
ausgebaute Fruchthallstraße/Burgstraße. Die dazwischen liegende Grünfläche und<br />
die eigentlich als weitere Geschäftsstraße gedachte Mühlstraße verlieren hierdurch<br />
an Anziehungskraft. Der alte Theaterplatz wird derzeit als Parkplatz genutzt und<br />
verschärft den Eindruck des hohen Verkehrsanteils in der Innenstadt. Der<br />
Hauptbahnhof als Tor zur <strong>Stadt</strong> liegt relativ weit entfernt von dem Geschäftskern, ist<br />
aber durch den zentralen Omnibusbahnhof an den <strong>Stadt</strong>kern angebunden.<br />
Die Zahl der Parks und Gärten in der Innenstadt kann als gering beschrieben<br />
werden. Der <strong>Stadt</strong>park liegt in der Nähe der Innenstadt, während sich die<br />
Gartenschau, der Japanische Garten und der Volkspark am <strong>Stadt</strong>rand befinden. Eine<br />
kleine Grünfläche bildet der Synagogenplatz als Rasenfläche.<br />
44
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Der zentrale Platz <strong>Kaiserslautern</strong>s ist der Stiftsplatz, der an die Altstadt und<br />
Geschäftstraßen angrenzt. In der Nähe des Volksparks befindet sich der Messeplatz,<br />
die wohl größte Platzfläche der <strong>Stadt</strong>. Zudem lockern diverse kleinere Plätze die<br />
Baudichte der Innenstadt auf. Dazu zählen insbesondere der Rathaus-/<br />
Theatervorplatz, der Schillerplatz, der St. Martinsplatz und der Platz am Altenhof. Die<br />
Aufweitung des öffentlichen Raumes am Gebäudekomplex der Bau AG in der<br />
Fischerstraße kann zu den öffentlichen Plätzen addiert werden. Eine Analyse der<br />
Gestaltung und Raumwirkung der Plätze erfolgt in Kapitel 6.5.1.<br />
Durch die baulich-räumlichen Strukturen in der Innenstadt werden dem Entwurf von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen und deren Vernetzung deutliche Grenzen aufgezeigt. Die hohe<br />
Bebauungsdichte und der deutliche Anteil an Verkehrsflächen stellt eine<br />
Herausforderung dar.<br />
6.4.1.2. Nutzungsstrukturen<br />
Das Nutzungsgefüge der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> gliedert sich ähnlich den baulichräumlichen<br />
Strukturzuordnungen. Während die <strong>Stadt</strong>teile innerhalb der<br />
Gemarkungsfläche vorrangig der Wohnfunktion dienen, besitzt die Kernstadt<br />
vielfältigere Funktionen. Bestimmte Ortsbereiche wie Bännjerrück und<br />
Lämmchesberg sind ähnlich strukturiert wie die eingemeindeten <strong>Stadt</strong>teile. Hinzu<br />
kommen Sondergebiete wie im Bereich der Technischen <strong>Universität</strong> oder des PRE-<br />
Parks, in denen vorrangig Bildung und Forschung angesiedelt sind. Die<br />
Erholungsfunktion wird vorrangig im direkten Umfeld der Kernstadt und in den<br />
städtischen Parkanlagen erfüllt.<br />
Die Innenstadt erweist sich als klassisches Mischgebiet, in dem gewohnt, gearbeitet<br />
und Freizeitzwecken nachgegangen wird. Doch auch hier sind weite Bereiche allein<br />
mit der Wohnfunktion belegt. Ein zusätzliches Kennzeichen der Innenstadt ist die<br />
Ansiedlung der Verwaltungsbehörden und anderer öffentlicher Einrichtungen. Die<br />
kleinen Plätze der Innenstadt besitzen vor allem Aufenthaltsfunktionen und bieten<br />
den dort angesiedelten Gastronomiebetrieben Platz zur Außenbewirtschaftung. Der<br />
Stiftsplatz wird für den Wochenmarkt, der Messeplatz für Ausstellungen und<br />
Veranstaltungen genutzt.<br />
Aus den beschriebenen Nutzungen, die den Flächen der Innenstadt zugewiesen<br />
sind, ergeben sich keine schwerwiegenden Beschränkungen für den Einsatz von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen. In der Zuweisung von Aufenthaltsfunktionen kann eher die<br />
Möglichkeit gesehen werden, neue Qualitäten zu schaffen.<br />
6.4.1.3. Flächenhafte <strong>Wasser</strong>strukturen<br />
Die unbebaute Fläche der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong> ist weitestgehend bewaldet<br />
und bietet vielfältige Potentiale zur Freizeit und Erholung. Das Strukturelement<br />
<strong>Wasser</strong> spielt bezogen auf die gesamte Gemarkung eine weitaus größere Rolle als<br />
im Bereich der Kernstadt. Dennoch machen die <strong>Wasser</strong>flächen der Gemarkung mit<br />
45
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
33 ha Größe nur einen Flächenanteil von 0,2 Prozent aus [vgl. STADTVERWALTUNG<br />
KAISERSLAUTERN 2006].<br />
In den Hochzeiten der Woogwirtschaft bestanden bis zu 44 Wooge [vgl.<br />
STEINBRECHER 1992], die allesamt künstlich angelegt wurden. Dazu wurden Dämme<br />
errichtet, innerhalb derer das <strong>Wasser</strong> gesammelt wurde. Die Dämme dienten ebenso<br />
als Triftwege (Querungsmöglichkeit). Die Wooge wurden nicht einzeln für sich<br />
geschaffen, vielmehr entstand ein Netz aus <strong>Wasser</strong>flächen und <strong>Wasser</strong>läufen. Da<br />
die Wooge vorrangig der Fischzucht dienten, werden folgende <strong>Wasser</strong>körper<br />
unterschieden: Laichwooge zum Laichen, Speiswooge zur Aufzucht und<br />
Hauptwooge zum Fischfang. Die drei jeweils zueinander gehörenden <strong>Wasser</strong>flächen<br />
wurden über Kanäle miteinander verbunden, hinzu kamen ein <strong>Wasser</strong>zulauf und ein<br />
sogenannter Grundzapfen, an dem das Ablassen des <strong>Wasser</strong>s möglich war. Es ist<br />
anzumerken, dass die Wooge nicht fortwährend mit <strong>Wasser</strong> gefüllt waren, unter<br />
anderem in der Zeit, in der die Wooge vom Schlamm befreit werden mussten. [vgl.<br />
ZINK 1914]<br />
Abbildung 23: Stillgewässer in der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong> [STADT KAISERSLAUTERN 2008]<br />
46
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Die letzten Zeugen der einst so florierenden Woogwirtschaft sind in der Gemarkung<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> der Gelterswoog (Abbildung 23, 1), der Vogelwoog (Nummer 7) und<br />
der Blechhammerweiher (Nummer 8). Während der Gelterswoog heute ein Badesee<br />
ist und Freizeitzwecken dient, gehört der Vogelwoog zu einem Naturschutzgebiet.<br />
Am Blechhammerweiher wird auch aktuell noch gefischt. Diesen Zweck erfüllt auch<br />
die Teichanlage Siegelbach (Nummer 4). Mit der Nummer 15 sind die<br />
Schönungsteiche der städtischen Kläranlage markiert. Gut zu erkennen ist zudem,<br />
dass innerhalb des städtischen Gefüges keine Wooge mehr bestehen. Eine<br />
Ausnahme bildet der kleine Schwanenweiher (Nummer 11) als Teil des Volksparkes<br />
am südöstlichen <strong>Stadt</strong>rand. Innerhalb der alten <strong>Stadt</strong>grenzen waren die Wooge<br />
zeitweise Teil der <strong>Stadt</strong>befestigung. So bildete der Fackelwoog die westliche<br />
<strong>Stadt</strong>grenze an der Stelle, wo sich heute das Warenhaus Karstadt befindet. An diese<br />
<strong>Wasser</strong>fläche erinnert inzwischen nur noch der danach benannte Straßenname. [vgl.<br />
STADT KAISERSLAUTERN 2008]<br />
Abbildung 24: <strong>Wasser</strong>flächen und Bäder im Bereich der Innenstadt [Eigene Darstellung auf<br />
der Grundlage: STADTVERMESSUNG KAISERSLAUTERN]<br />
Neben dem letzten innerhalb der Kernstadt verbliebenen Woog Schwanenweiher<br />
(Abbildung 24, Nummer 1) machen der symbolische Quellteich Barbarossawoog<br />
(Nummer 2) der Neuen Lauter sowie deren Endteich Neumühlewoog (Nummer 3)<br />
innerhalb des Gartenschaugeländes und die <strong>Wasser</strong>anlagen des Japanischen<br />
Gartens (Nummer 4) die einzigen <strong>Wasser</strong>flächen innerhalb der Kaiserlauterer<br />
Kernstadt aus.<br />
In Kapitel 5.1 wurde darauf verwiesen, dass Schwimmbäder als Nachfolger der<br />
Badehäuser gesehen werden können und deren Kommunikationsfunktion aufgreifen.<br />
47
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Von 1924 bis 1975 gab es in <strong>Kaiserslautern</strong> ein Badehaus, das Pfaffbad, am<br />
Pfaffplatz in der Innenstadt, das letztlich geschlossen und abgerissen wurde. Heute<br />
existieren drei Schwimmbäder, die allesamt am Rand der Kernstadt liegen. Im<br />
Norden das Freibad Waschmühle, im Südosten beim Volkspark das Warmfreibad<br />
(Nummer 5) und im Nordosten das privat betriebene Hallenbad monte mare. Das<br />
öffentliche Hallenbad am <strong>Stadt</strong>park in der Innenstadt wurde jüngst abgerissen.<br />
<strong>Wasser</strong>flächen sind sowohl in der Gemarkung, als auch in der Kernstadt kein<br />
prägendes Strukturmerkmal. Zwischen den historischen Gegebenheiten und den<br />
heutigen Verhältnissen besteht ein deutlicher Unterschied. Abbildung 24 verdeutlicht,<br />
dass die <strong>Wasser</strong>flächen im Bereich der Innenstadt zwar grob auf einer Achse liegen,<br />
jedoch die Verbindung zwischen Volkspark und Japanischem Garten fehlt.<br />
6.4.1.4. Lineare <strong>Wasser</strong>strukturen<br />
Zu den zu untersuchenden linearen <strong>Wasser</strong>strukturen zählen sowohl natürliche<br />
Fließgewässer, als auch künstlich angelegte und sonstige <strong>Wasser</strong>läufe.<br />
Abbildung 25: Fließgewässer in der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong> [STADT KAISERSLAUTERN 2008]<br />
48
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Der <strong>Wasser</strong>reichtum innerhalb der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong> wird anhand von rund<br />
70 Kilometern natürlicher Bachläufe sichtbar. Das wohl wichtigste Fließgewässer<br />
stellt die Lauter dar, die der <strong>Stadt</strong> ihren Namen gibt. Wie in Abbildung 25 ersichtlich,<br />
liegt deren Quelle im Südosten der Kernstadt <strong>Kaiserslautern</strong>. Bis zum <strong>Stadt</strong>rand ist<br />
das natürliche Flussbett noch erhalten. Durch den Anschluss der Lauterquelle an die<br />
städtische <strong>Wasser</strong>gewinnung wird das Bett nur noch saisonal durch den<br />
Hungerbrunnen und andere Quellen gefüllt. Seit der Kanalisierung der Lauter im<br />
Jahre 1892 verläuft der <strong>Wasser</strong>lauf innerhalb des <strong>Stadt</strong>gebietes unterirdisch. Nach<br />
Auskunft des städtischen <strong>Wasser</strong>wirtschaftsamtes wird er als Mischwasserkanal,<br />
also zum Abführen von Abwasser und Niederschlagswasser, genutzt.<br />
Paradoxerweise verläuft innerhalb des <strong>Stadt</strong>gebietes ein Reinwasserkanal, der<br />
überschüssiges Grundwasser abführt, um den Boden unter der Bebauung trocken zu<br />
halten. Seit der Landesgartenschau im Jahre 2000 durchfließt im Nordwesten der<br />
<strong>Stadt</strong> die Neue Lauter das Gartenschaugelände. Dabei handelt es sich um einen<br />
naturnahen <strong>Wasser</strong>lauf, der an die Lauter erinnern soll. Es kann demnach weder von<br />
einer Freilegung noch von einer Renaturierung gesprochen werden. Das zur Flutung<br />
des Bettes benötigte <strong>Wasser</strong> kommt aus dem Reinwasserkanal. Noch innerhalb des<br />
Gartenschaugeländes verschwindet das Fließgewässer wieder im Untergrund. Auf<br />
der anderen Straßenseite tritt der Reinwasserkanal zu Tage und verläuft ähnlich dem<br />
alten Lauterbett Richtung Otterbach. Der Mischwasserkanal ist an die städtische<br />
Kläranlage angeschlossen. Am Ende von deren Schönungsteichen folgt die Lauter<br />
wieder oberirdisch in ihrem natürlichen Verlauf. [vgl. STADT KAISERSLAUTERN 2008]<br />
In der Vergangenheit durchflossen neben der offen verlaufenden Lauter weitere<br />
Bäche das direkte <strong>Stadt</strong>gebiet. Hierzu gehörte der Ziegelbach im westlichen<br />
<strong>Stadt</strong>gebiet, der nach der Ziegelhütte am damaligen Kersttor benannt wurde. Der<br />
Katzenbach war ein Abzweig der Lauter zwischen Fruchthalle und Ohligmühle. Es<br />
gab zudem zwei kanalisierte <strong>Wasser</strong>läufe, die jeweils einen Woog durchflossen und<br />
als Mittelbäche benannt wurden. Der Gerberbach an der Barbarossaschule<br />
durchfloss die <strong>Stadt</strong>mauer in der Nähe der damaligen Münchpforte. Diese Bäche<br />
sind allesamt verrohrt und im heutigen <strong>Stadt</strong>bild nicht mehr erkennbar, das <strong>Wasser</strong><br />
wird dem Reinwasserkanal zugeführt. [vgl. ZINK 1914]<br />
Zum historischen Wehrsystem der <strong>Stadt</strong> gehörten neben den Woogen auch<br />
<strong>Wasser</strong>gräben, an die in der heutigen <strong>Stadt</strong>struktur nichts mehr erinnert. Innerhalb<br />
des <strong>Stadt</strong>gebietes trennte die Lauter, zu jener Zeit auch Scherbach genannt, die<br />
beiden Ortsbereiche Ober- und Unterstadt voneinander. Eine Überquerung des<br />
<strong>Wasser</strong>laufes, der durch verschließbare Öffnungen in der <strong>Stadt</strong>mauer floss, war an<br />
der Scherbrücke möglich. [vgl. BLOHN/SCHÄFER o.J.]<br />
49
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 26: Projektion der <strong>Wasser</strong>läufe in das heutige <strong>Stadt</strong>bild [Eigene Darstellung auf<br />
der Grundlage: STADTVERMESSUNG KAISERSLAUTERN]<br />
Mithilfe des Situationsplanes (<strong>Stadt</strong>plan) der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> aus dem Jahre<br />
1890 ist es möglich, die in jener Zeit oberirdisch geführten <strong>Wasser</strong>läufe in das<br />
heutige <strong>Stadt</strong>bild zu projizieren (Abbildung 26). Dadurch wird ersichtlich, dass neben<br />
der Lauter auch die anderen Bäche innerhalb des <strong>Stadt</strong>gebietes nicht nur unter die<br />
Erde verlegt wurden, sondern auch in der heutigen Struktur kaum noch zu erkennen<br />
sind. Oftmals durchqueren die <strong>Wasser</strong>läufe unterirdisch die heutige Bebauung, so<br />
dass eine Freilegung, auch symbolischer Natur, weitestgehend nicht möglich ist. Der<br />
Entwurf von linearen <strong>Wasser</strong>elementen ist der heutigen <strong>Stadt</strong>struktur unterworfen. Im<br />
Bereich der Kanalstraße stimmen der Verlauf der Lauter und die Straßenführung<br />
weitestgehend überein. Das liegt daran, dass der <strong>Wasser</strong>lauf in die Verkehrsfläche<br />
integriert war, als er noch oberirdisch floss. Die heutigen Ansprüche und<br />
Nutzungsvorgaben einer Verkehrsfläche widersprechen jedoch diesem alten Muster.<br />
Ein Rückbau zum historischen Bild ist demnach ausgeschlossen. Das bedeutet<br />
jedoch nicht, dass auf den Einsatz von linearen <strong>Wasser</strong>elementen gänzlich verzichtet<br />
werden muss.<br />
Von den in der Vergangenheit oberirdisch fließenden Gewässern ist heute nichts<br />
mehr zu sehen. Neben der Neuen Lauter auf dem Gartenschaugelände stellt der<br />
künstliche <strong>Wasser</strong>lauf im Volkspark, der in den Schwanenweiher mündet, den<br />
einzigen erkennbaren <strong>Wasser</strong>lauf im heutigen <strong>Stadt</strong>gefüge dar. Ähnlich wie bei den<br />
flächenhaften <strong>Wasser</strong>strukturen erscheint es so, dass der <strong>Stadt</strong>rand gegenüber der<br />
Gemarkung eine Zäsur darstellt, welche das Naturelement <strong>Wasser</strong> weitestgehend<br />
aus der Kernstadt isoliert.<br />
50
6.4.1.5. Punktuelle <strong>Wasser</strong>strukturen<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Als Quellen werden natürliche Grundwasseraustritte benannt, die vorwiegend am<br />
Talrand und an Verwerfungen vorkommen. Die Menge des herausquellenden<br />
<strong>Wasser</strong>s hängt von der Speicherfähigkeit und Durchlässigkeit der Böden ab. Insofern<br />
Quellen gefasst sind, werden sie als Brunnen bezeichnet. Sowohl Quellen als auch<br />
Brunnen können den Beginn eines Baches darstellen. [vgl. STADT KAISERSLAUTERN<br />
2008]<br />
Abbildung 27: Quellen in der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong> [STADT KAISERSLAUTERN 2008]<br />
Die Böden innerhalb der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong> bestehen zu weiten Teilen aus<br />
Bundsandstein, der viel <strong>Wasser</strong> speichern kann und eine hohe<br />
<strong>Wasser</strong>durchlässigkeit aufweist. Außerhalb der <strong>Stadt</strong>grenzen befinden sich heute<br />
noch 35 Quellen, die zum größten Teil gefasst sind. Die wohl bedeutendste Quelle ist<br />
die Lauterspring (Abbildung 27, Nummer 20) südöstlich der Kaiserslauterer<br />
Kernstadt, die erstmals im Jahre 1303 urkundlich erwähnt wurde. Diese versorgt die<br />
Lauter mit ausreichend <strong>Wasser</strong>, das noch immer eine hohe Qualität aufweist. Der<br />
51
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Namensbestandteil -spring bedeutet Quelle, dahingegen bezeichnet -born einen<br />
Brunnen. Diverse Quellen tragen in ihrem Namen den Bach, den sie mit <strong>Wasser</strong><br />
speisen, beispielsweise der Rambachbrunnen (Nummer 2) und der Letzbachbrunnen<br />
(Nummer 10). Eine Besonderheit weist der Hungerbrunnen (Nummer 14) auf, der nur<br />
in nassen Jahren <strong>Wasser</strong> liefert. Zu Zeiten der Woogwirtschaft versorgte dieser<br />
Brunnen zwei Wooge mit <strong>Wasser</strong>. [vgl. STADT KAISERSLAUTERN 2008; ZINK 1914]<br />
Innerhalb der <strong>Stadt</strong>grenzen gab es auch einige natürliche Quellen. Diese sind<br />
heutzutage alle „verrohrt und an den Lauter-Reinwasserkanal angeschlossen“ [STADT<br />
KAISERSLAUTERN 2008], insofern sie noch existieren. Als Beispiel seien an dieser<br />
Stelle die Lutzerquelle am Adolph-Kolping-Platz und der Hertelsbrunnen im<br />
Nordosten der <strong>Stadt</strong> genannt. An letzteren erinnert heute nur noch der Straßenname<br />
Hertelsbrunnenring. [vgl. STADT KAISERSLAUTERN 2008; ZINK 1914]<br />
Abbildung 28: Schematische Darstellung (1824) der Laufbrunnen entlang der <strong>Wasser</strong>leitung<br />
[BLOHN/SCHÄFER o.J.]<br />
52
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Das Brunnenwesen entwickelte sich in <strong>Kaiserslautern</strong> während des Mittelalters, als<br />
die <strong>Stadt</strong>rechte verliehen und die <strong>Stadt</strong>befestigung errichtet wurden. Die<br />
Trinkwasserversorgung war bis zu diesem Zeitpunkt über die natürlichen Gewässer<br />
und Quellen möglich. Doch durch die Verleihung der <strong>Stadt</strong>rechte wuchs die<br />
Bevölkerung entsprechend deutlich. Mittels Ziehbrunnen, von denen in jeder Straße<br />
einer für eine bestimmte Zahl an Haushalten errichtet wurde, sollte die Versorgung<br />
der Einwohner mit Trinkwasser sichergestellt werden. Die Haushalte, die jeweils<br />
einen Brunnen nutzten, wurden als Brunnengemeinschaft bezeichnet und waren<br />
selbst für die Reinigung und Instandhaltung des Brunnens verantwortlich. Jedoch<br />
litten die meisten <strong>Wasser</strong>entnahmestellen unter fortwährender Verschmutzung und<br />
waren im Laufe der Zeit ein guter Nährboden für Krankheiten und Seuchen. [vgl.<br />
BLOHN/SCHÄFER o.J.]<br />
Bevor im Jahre 1889 die zentrale städtische <strong>Wasser</strong>leitung gebaut wurde,<br />
ermöglichten weitestgehend Schacht- und Laufbrunnen die ständige<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung. Die erste städtische <strong>Wasser</strong>leitung wurde vermutlich im Jahre<br />
1560 angelegt und 1571 erneuert. Diese führte <strong>Wasser</strong> aus dem Südwesten der<br />
<strong>Stadt</strong> zu den Brunnen der Unterstadt (altes Rathaus und Stiftskirche). Am Ende des<br />
18. Jahrhunderts wurde die <strong>Wasser</strong>leitung ausgebaut, sodass auch die Oberstadt<br />
Anschluss erhielt. Die Zahl der Brunnen an der <strong>Wasser</strong>leitung stieg an und diente<br />
hauptsächlich der <strong>Wasser</strong>versorgung (Abbildung 28). Über die Jahrzehnte hinweg<br />
wurden Pumpbrunnen und artesische Brunnen angelegt, da die <strong>Wasser</strong>leitung nicht<br />
mehr ausreichend <strong>Wasser</strong> lieferte. Im Jahre 1884 befanden sich 84 öffentliche<br />
Brunnen in <strong>Kaiserslautern</strong>, hinzu kamen etliche private Brunnen. Nach der Schaffung<br />
einer zentralen öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung verloren die Brunnen an Bedeutung<br />
und etwa Hälfte derer wurde stillgelegt. Einige Laufbrunnen, wie der Marktbrunnen<br />
(auch als der schöne Brunnen bezeichnet) an der Stiftskirche, bestehen bis heute<br />
und erlangten bereits im 17. Jahrhundert die Funktion als Zierbrunnen. [vgl.<br />
BLOHN/SCHÄFER o.J.]<br />
53
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 29: Aktuelle Brunnenkartierung für den Bereich der Innenstadt [Eigene<br />
Darstellung auf der Grundlage: STADTVERMESSUNG KAISERSLAUTERN]<br />
Aktuell befinden sich innerhalb der Kernstadt <strong>Kaiserslautern</strong> 23 öffentliche<br />
Zierbrunnen. Hinzu kommen private Zierbrunnen in unbekannter Zahl, beispielsweise<br />
in der Hand der Bau AG. Die öffentlichen Zierbrunnen sind entweder an das<br />
<strong>Wasser</strong>netz angeschlossene Laufbrunnen oder solche Brunnen mit einem<br />
Umwälzsystem. Das <strong>Wasser</strong>, welches durch die Laufbrunnen fließt, gelangt in die<br />
Kanalisation. Die <strong>Stadt</strong>verwaltung verfolgt seit einigen Jahren das Ziel, vermehrt<br />
Brunnen in die <strong>Stadt</strong>struktur einzubinden. Allerdings besteht dabei die Schwierigkeit,<br />
dass die bestehenden Brunnen über das gesamte <strong>Stadt</strong>gebiet verteilt liegen.<br />
[Auskunft von Norbert Christmann, <strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Kaiserslautern</strong>, Abteilung<br />
Gebäudewirtschaft]<br />
Im Gegensatz zu flächenhaften und linearen <strong>Wasser</strong>strukturen prägen auch heute<br />
noch punktuelle <strong>Wasser</strong>strukturen die <strong>Stadt</strong>struktur. Eine erkennbare Vernetzung<br />
derer liegt nicht vor, die Einzelelemente sind über die ganze <strong>Stadt</strong> verstreut. Die<br />
ausschließliche Funktion dieser Brunnen ist heutzutage die Zierde des <strong>Stadt</strong>bildes,<br />
sie dienen nicht mehr der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
54
6.4.2. Bewertung<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Die Resultate aus der Analyse der baulich-räumlichen und Nutzungsstrukturen sowie<br />
der flächenhaften, linearen und punktuellen <strong>Wasser</strong>strukturen werden an dieser<br />
Stelle einer Bewertung unterzogen. Auf der einen Seite gilt es die Strukturen in<br />
städtebaulicher Hinsicht dahingehend zu charakterisieren, inwieweit eine strukturelle<br />
<strong>Wasser</strong>planung am Beispiel der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> erfolgen kann. Zum anderen<br />
sollen die ökologischen Zusammenhänge abgeschätzt werden. Hieraus ergeben sich<br />
Handlungsansätze zur Optimierung der ökologischen Verhältnisse.<br />
6.4.2.1. Städtebauliche Bewertung<br />
Das wohl größte Potential in Sachen <strong>Wasser</strong>planung bleibt bei der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Kaiserslautern</strong> bislang weitestgehend ungenutzt: der hohe Stellenwert des <strong>Wasser</strong>s<br />
im Laufe der <strong>Stadt</strong>geschichte. Wenn auch zu anderen Zwecken genutzt, spielte es<br />
immer eine wichtige Rolle innerhalb der <strong>Stadt</strong>struktur. Dieses Naturelement war in<br />
den verschiedensten Formen vorhanden, ob als <strong>Wasser</strong>fläche wie die Wooge, als<br />
<strong>Wasser</strong>lauf wie die Lauter oder punktuell in Form von Brunnen und Quellen.<br />
Viele <strong>Wasser</strong>strukturen haben nicht bis zur heutigen Zeit fortbestanden. Doch trotz<br />
aller Widrigkeiten konnten einige Brunnen erhalten werden. Diese besitzen nun die<br />
Funktion als Zierbrunnen und werten die städtischen Plätze qualitativ auf. So besteht<br />
eine Verknüpfung zwischen den Strukturen des öffentlichen Raums und den<br />
punktuellen <strong>Wasser</strong>strukturen.<br />
Die in der Innenstadt vorherrschenden Nutzungsstrukturen bieten die Chance, das<br />
Naturelement <strong>Wasser</strong> deutlicher in den öffentlichen Raum zu integrieren. Die<br />
Aufenthaltsfunktion und die Außenbewirtschaftung können hiervon profitieren.<br />
Neben den positiven Faktoren der heutigen <strong>Stadt</strong>struktur sind jedoch auch negative<br />
Erscheinungen zu bewerten. Die baulich-räumliche Struktur in der Innenstadt birgt<br />
ein deutlich erkennbares Konfliktpotential für die Schaffung weiterer<br />
<strong>Wasser</strong>elemente. Der Bestand weist keine Vernetzungen auf und wird auch in<br />
Zukunft schwierig zu vernetzen sein.<br />
In der Baudichte und dem Mangel an Freiflächen liegt die Schwäche, dass<br />
insbesondere bei der Planung von flächenhaften und linearen <strong>Wasser</strong>strukturen der<br />
Spielraum eingegrenzt ist. Auch wenn die geschlossene Kanalisierung der<br />
<strong>Wasser</strong>läufe erst rund einhundert Jahre her ist, besitzen die Bauwerke, die heute auf<br />
diesen Flächen stehen, Denkmal- oder zumindest Bestandsschutz. Zudem ist es im<br />
Städtebau grundsätzlich schwierig, in die vorhandene Bebauung einzugreifen, um<br />
<strong>Wasser</strong>strukturen anstelle von rentablen Gebäuden zu schaffen.<br />
Die zusammenfassende Erkenntnis der städtebaulichen Bewertung ist, dass eine<br />
strukturelle <strong>Wasser</strong>planung in <strong>Kaiserslautern</strong> sinnvoll erscheint, aber mit<br />
Hindernissen verbunden ist. Eine größtmögliche Nutzung der Potentiale unter<br />
Beachtung der Risiken wird angestrebt. Der Entwurf muss die historischen Bezüge<br />
aufgreifen und in die heutige Struktur integrieren. Als Plangebiet soll primär der<br />
55
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
<strong>Stadt</strong>kern betrachtet werden. Dort befinden sich bereits verschiedene<br />
<strong>Wasser</strong>strukturen auf engerem Raum, sodass diese in einer noch näher zu<br />
definierenden Form vernetzt werden können. Auf einer übergeordneten<br />
Planungsebene erscheint es sinnvoll, dem alten Verlauf der Lauter folgend, eine<br />
mittels <strong>Wasser</strong>elementen gestaltete Achse durch die <strong>Stadt</strong> zu legen.<br />
Es gilt, neue <strong>Wasser</strong>strukturen zu schaffen und diese mit den bereits vorhandenen<br />
zu verbinden, insofern dies möglich ist. Die bereits vorhandene Verknüpfung von<br />
verschiedenen Struktur- und Nutzungsarten soll gesteigert werden. Als vorrangig zu<br />
planende <strong>Wasser</strong>strukturen kommen lineare und punktuelle Elemente in Betracht.<br />
Aufbauend auf der vorgenannten Achse bilden die vernetzten und darüber hinaus die<br />
bestehenden, weiter entfernten <strong>Wasser</strong>strukturen eine netzartige Struktur, welche<br />
die <strong>Stadt</strong> überspannt.<br />
6.4.2.2. Ökologische Bewertung<br />
Aus ökologischer Sicht stellt die Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong> einen sehr attraktiven<br />
Raum dar. Dieser ist außerordentlich geprägt durch den hohen Anteil an Freiflächen,<br />
die weitestgehend bewaldet sind. Zudem sind <strong>Wasser</strong>flächen, <strong>Wasser</strong>läufe und<br />
Quellen in einem respektablen Maße vorhanden.<br />
Die Stärken der Gemarkung stellen eine Qualität dar, welche das <strong>Stadt</strong>gebiet nicht<br />
für sich beanspruchen kann. Im Bereich der baulich-räumlichen Strukturen ist zu<br />
beklagen, dass nur wenige Freiflächen vorhanden sind. Der Mangel an Grünflächen<br />
macht ein deutliches Defizit aus. Flächenhafte und lineare <strong>Wasser</strong>strukturen sind<br />
weitestgehend nicht vorhanden und können den voran beschriebenen Missstand<br />
nicht ausgleichen. Die vorhandenen punktuellen <strong>Wasser</strong>elemente bewirken zwar<br />
kleinräumige Verbesserungen, doch muss die fehlende Vernetzung als Schwäche<br />
angesehen werden.<br />
Mit der Strategie der Grünen Schiene wurde bereits ein positiver Schritt zur<br />
Aufwertung der stadtökologischen Gegebenheiten gegangen. Dieses Potential sollte<br />
aufgegriffen und im Rahmen der bereits benannten Blauen Schiene verfeinert<br />
werden. Der ökologische Handlungsspielraum ist zwar eingeengt, doch können auch<br />
kleine Schritte einen positiven Beitrag zur Gesamtstruktur leisten.<br />
56
6.4.3. Entwurf<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Der strukturelle Entwurf gliedert sich in zwei Teilbereiche: die Blaue Schiene als<br />
Fortsetzung der Grünen Schiene Lautertal und das Blaue Netz als neue Strategie für<br />
die <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. Die Unterteilung erfolgt auch unter dem Umstand,<br />
verschiedene Maßstabsebenen zu bedienen.<br />
6.4.3.1. Blaue Schiene<br />
Das Konzept der Blauen Schiene verfolgt das Ziel, die durch die <strong>Stadt</strong>grenzen<br />
geschaffene Zäsur der <strong>Wasser</strong>strukturen zu durchbrechen und eine Verbindung zu<br />
schaffen zwischen den <strong>Wasser</strong>elementen innerhalb und außerhalb der <strong>Stadt</strong>.<br />
Abbildung 30: Entwurfsskizze zur Blauen Schiene [Eigene Darstellung]<br />
Der Verlauf der Blauen Schiene orientiert sich an dem der Lauter, als diese noch<br />
oberirdisch durch die <strong>Stadt</strong> floss. Die Anknüpfungspunkte sind im Südosten der<br />
Schwanenweiher und im Nordwesten die Neue Lauter auf dem Gartenschaugelände.<br />
Auf beziehungsweise entlang der Blauen Schiene befinden sich sowohl neue als<br />
auch bestehende <strong>Wasser</strong>elemente. Für die Abfolge dieser Elemente ist allerdings<br />
nicht nur das ehemalige Flussbett der Lauter maßgeblich, sondern auch die<br />
gegenwärtige baulich-räumliche Struktur. Dabei werden stark frequentierte Plätze<br />
und Straßen sowie potentiell eher genutzte öffentliche Räume einbezogen. So folgt<br />
die Blaue Schiene nicht wie einst die Lauter der Kanalstraße, sondern der daran<br />
57
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
angrenzenden Fischerstraße. Die Verbindung der Einzelelemente miteinander erfolgt<br />
nicht faktisch durch weitere Strukturen, sondern tritt durch die räumliche Abfolge der<br />
Elemente in Erscheinung.<br />
Abbildung 31: Strukturkonzept zur Blauen Schiene [Eigene Darstellung auf der Grundlage:<br />
STADTVERMESSUNG KAISERSLAUTERN]<br />
Die Zäsur am <strong>Stadt</strong>rand ist besonders deutlich an der Eisenbahntrasse zu erkennen,<br />
die sich ihren Weg durch das städtische Gefüge bahnt. Auf der östlichen Seite der<br />
Gleise befindet sich der Schwanenweiher im Volkspark, also der erste<br />
Anknüpfungspunkt für die Blaue Schiene. Im Westen grenzt der Messeplatz direkt an<br />
den Bahndamm an. Dieser stellt den ersten Punkt auf der Blauen Schiene dar.<br />
Gegenwärtig wird dieser als Veranstaltungsort in unregelmäßigen Abständen<br />
genutzt. Die meiste Zeit über ist er jedoch ungenutzt und lässt sich gut in ein<br />
<strong>Wasser</strong>konzept einbinden. An seiner südlichen Grenze liegt die Fischerstraße.<br />
Entlang dieser ist ein <strong>Wasser</strong>lauf vorstellbar, der den Platz abgrenzt und ihm im<br />
Zusammenspiel mit einem anzulegenden Grünstreifen auch außerhalb von<br />
Veranstaltungen eine Aufenthaltsfunktion verleiht. Entgegen dem ursprünglichen<br />
Verlauf der Lauter durchteilt diese neue lineare <strong>Wasser</strong>struktur den Platz nicht, so<br />
dass dessen heutige Funktion auch in Zukunft noch wahrgenommen werden kann.<br />
Dabei verliert der Messeplatz nur einen geringen Anteil seiner Gesamtfläche und<br />
erfährt im Gegenzug eine strukturelle Aufwertung. An der Kreuzung Fischerstraße/<br />
Barbarossaring, die einen Eckpunkt des Messeplatzes darstellt, endet der<br />
<strong>Wasser</strong>lauf und somit der erste Abschnitt der Blauen Schiene.<br />
Am Kennedyplatz mündet die Altenwoogstraße in die Fischerstraße. Diese<br />
Grünfläche weist bereits eine punktuelle <strong>Wasser</strong>struktur in Form eines erst kürzlich<br />
umgestalteten Brunnens auf. Dieser liegt auf der anderen Straßenseite vom<br />
58
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Messeplatz und verleiht der Blauen Schiene den ersten Bogen und erinnert somit an<br />
die Form eines sich windenden <strong>Wasser</strong>laufes.<br />
Als dritte Station bietet sich der begrünte Vorplatz des Gebäudekomplexes der Bau<br />
AG an der nördlichen Seite der Fischerstraße an. Hier sollten mehrere punktuelle<br />
<strong>Wasser</strong>strukturen geschaffen werden, die wie Perlen aneinander gereiht an den<br />
Verlauf des Mittelbaches erinnern.<br />
Nach einem weiteren Seitenwechsel erreicht die Blaue Schiene einen Höhepunkt.<br />
Als der Mittelbach und die Lauter noch oberirdisch durch die <strong>Stadt</strong> flossen,<br />
vereinigten sie sich etwa an der Stelle, welche heute den Nordrand des Stiftsplatzes<br />
bedeutet. Dieser ist durch den nicht fertig gestellten Hotelbau offen und widerspricht<br />
der städtebaulichen Theorie des geschlossenen Platzraumes. Daher ist für diesen<br />
Standort eine <strong>Wasser</strong>struktur vorgesehen, die der Bedeutung des zentralen Platzes<br />
gerecht wird. Eine Einstufung in das grobe Raster der flächenhaften, linearen und<br />
punktuellen Strukturen erscheint hierbei nicht sinnvoll. Im Rahmen der<br />
städtebaulichen Gestaltungsplanung soll eine freie Struktur geschaffen werden,<br />
welche zugleich einen Blickfang bildet, sich aber auch in die Gesamtstruktur der<br />
Blauen Schiene einbindet.<br />
Der St.-Martins-Platz bildet den Eingang der Steinstraße, an der weitere Geschäfts-<br />
und Gastronomiebetriebe angesiedelt sind. Dieser Platzraum dient maßgeblich der<br />
Außenbewirtschaftung und verfügt durch eine vorhandene punktuelle <strong>Wasser</strong>struktur<br />
über eine wichtige Aufenthaltsfunktion. Die Platzfläche ist zwar etwas von der<br />
Hauptstraße zurückgesetzt, bildet dennoch einen wichtigen Teil der Blauen Schiene<br />
als bereits etablierter Standort.<br />
Dem ursprünglichen Verlauf der Lauter folgend, erreicht die Blaue Schiene den<br />
neuen Theatervorplatz. Auch an dieser Stelle ist ein Höhepunkt vorstellbar. In der<br />
jüngeren Vergangenheit wurden bereits einige Konzepte erstellt, die eine<br />
<strong>Wasser</strong>struktur innerhalb dieser Fläche zu verwirklichen suchten. In Kapitel 6.1<br />
wurde bereits auf die Ausgestaltung dieser Ideen eingegangen, die bislang leider<br />
keine Verwirklichung erreichten. Im Gefüge des Pfalztheaters, des Rathauses, der<br />
Fruchthalle und der zentralen Bushaltestelle erscheint diese Platzfläche als sehr<br />
geeignet für eine <strong>Wasser</strong>struktur, welche zu einer strukturellen Aufwertung derselben<br />
führen würde. Details zu diesem <strong>Wasser</strong>element werden wie bei der voran<br />
genannten Station am Stiftsplatz in Kapitel 6.5.3 formuliert.<br />
Eine weitere Windung der Blauen Schiene erfolgt, um den Fackelbrunnen auf der<br />
Fläche zwischen der Fruchthallstraße und der Burgstraße in die neue Struktur<br />
aufzunehmen. Die kleine Grünfläche bietet gegenwärtig eine gewisse Ruheoase,<br />
auch wenn dies im städtisch-verkehrlichen Sinne paradox wirken mag. Um diesen<br />
Umstand zu verdeutlichen ist es vorgesehen, auf dem gegenüberliegenden Bereich<br />
des alten Theaterplatzes eine Parallelstruktur als Spiegel des Fackelbrunnens<br />
umzusetzen. Im Zuge der verkehrplanerischen Neuordnung der Kaiserslauterer<br />
Innenstadt mit der Nord- und Südtangente kann der angesprochene Bereich<br />
verkehrlich beruhigt und für die Fußgänger aufgewertet werden. Frühere Konzepte<br />
sahen eine <strong>Wasser</strong>fläche vor, welche beinahe den gesamten alten Theaterplatz<br />
59
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
beanspruchten. Um der Nutzungsvielfalt in diesem zentralen <strong>Stadt</strong>bereich Rechnung<br />
zu tragen, sollte hier lieber eine weitere Nutzungsstruktur geschaffen werden.<br />
Der Burgstraße folgend bietet sich an deren Nordseite eine großzügige Freifläche zur<br />
Überplanung an. Diese wird derzeit noch als Parkfläche genutzt, zudem ist auf dem<br />
nördlichen Teil der Fläche eine Tankstelle angesiedelt. Ähnlich der Umplanung des<br />
Messeplatzes kann auch an dieser Fläche im südlichen Bereich ein <strong>Wasser</strong>lauf<br />
geschaffen werden, der in eine Neugestaltung des Parkplatzes und der<br />
Bushaltestelle integriert werden kann. Eine solche Planung würde auch mit der<br />
Umgestaltung des Fachhochschulgeländes (Kammgarn) harmonieren, die eine<br />
lineare <strong>Wasser</strong>struktur entlang der Schoenstraße beinhaltet [Auskunft von Jörg<br />
Zimmermann, <strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Kaiserslautern</strong>, Abteilung <strong>Stadt</strong>entwässerung].<br />
Mit der Schoenstraße hat die Blaue Schiene ihr Ziel erreicht, auf der anderen Seite<br />
der Lauterstraße beginnt die Neue Lauter auf dem Gartenschaugelände. Somit<br />
stellen die beschriebenen neun <strong>Wasser</strong>strukturen und deren Verknüpfung eine<br />
zielorientierte Möglichkeit dar, die Lebensqualität in <strong>Kaiserslautern</strong> durch eine<br />
strukturelle Neuausrichtung zu steigern. Dabei kann diese Strategie als nachhaltig<br />
angesehen werden, da sie neue und altbewährte <strong>Wasser</strong>strukturen miteinander<br />
kombiniert. Grundlage für die Abfolge der Strukturen der Blauen Schiene ist der<br />
ehemalige Verlauf der Lauter durch das <strong>Stadt</strong>gebiet, sodass der Entwurf auch den<br />
historischen Gegebenheiten gerecht wird. Aus ökologischer Sicht bedeutet eine<br />
solche Schneise durch die <strong>Stadt</strong>struktur eine kleinräumige Aufwertung an den<br />
Standorten der Einzelstrukturen. Der ökologische Nutzen wäre wahrlich größer,<br />
wenn eine Freilegung der Lauter erfolgen würde, da dies eine zusammenhängende<br />
Struktur wäre. Bei der Gestaltungsplanung muss nun darauf geachtet werden, dass<br />
die Einzelstrukturen möglichst ökologisch wertvoll ausgestaltet und mit<br />
Grünelementen verknüpft werden.<br />
6.4.3.2. Blaues Netz<br />
Der <strong>Stadt</strong>kern <strong>Kaiserslautern</strong>s verfügt bereits punktuell über wichtige<br />
<strong>Wasser</strong>strukturen, die weitestgehend fester Bestandteil der Plätze sind, auf denen<br />
sie angelegt wurden. Nun soll mit dem Konzept des Blauen Netzes die Idee verfolgt<br />
werden, diese <strong>Wasser</strong>elemente miteinander zu verbinden und das Netz durch<br />
weitere Elemente zu verdichten. Darüber hinaus können die <strong>Wasser</strong>strukturen im<br />
größeren Umfeld der <strong>Stadt</strong> miteinbezogen werden.<br />
60
Abbildung 32: Entwurfsskizze zum Blauen Netz [Eigene Darstellung]<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Der Aufbau des Blauen Netzes ähnelt dem eines Spinnennetzes. In der Mitte liegen<br />
die Knoten beziehungsweise <strong>Wasser</strong>strukturen noch dicht beieinander und sind<br />
miteinander verbunden. Das erfolgt im <strong>Stadt</strong>kern von <strong>Kaiserslautern</strong> über lineare<br />
<strong>Wasser</strong>strukturen, welche die dort befindlichen, insbesondere punktuellen,<br />
<strong>Wasser</strong>strukturen aneinander anschließt. Ohne den gestalterischen Aspekten in<br />
Kapitel 6.5.3 vorweg zu greifen, sei an dieser Stelle an die Freiburger Bächle<br />
erinnert, welche die verschiedenen Brunnen der <strong>Stadt</strong> verknüpfen und so ein dichtes<br />
Netz im <strong>Stadt</strong>kern bilden. Die äußeren Bereiche des Netzes verlieren an Dichte und<br />
stellen eine offene Struktur dar. So werden die <strong>Wasser</strong>strukturen außerhalb des<br />
<strong>Stadt</strong>kerns nicht mehr faktisch miteinander verbunden, sondern zeigen die<br />
Netzstruktur nur noch über eine räumliche Abfolge.<br />
61
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 33: Strukturkonzept zum inneren Blauen Netz [Eigene Darstellung auf der<br />
Grundlage: STADTVERMESSUNG KAISERSLAUTERN]<br />
Der innere Bereich, in dem die <strong>Wasser</strong>strukturen faktisch miteinander verbunden<br />
werden sollen, wird weitestgehend durch die Fußgängerzone beziehungsweise die<br />
Haupteinkaufsstraßen beschrieben. Die zentralen <strong>Wasser</strong>strukturen liegen demnach<br />
am Schillerplatz, St.-Martins-Platz und auf dem neuen Theatervorplatz. Wenn nun<br />
noch der Fackelbrunnen zu dieser Gruppe gezählt wird, bildet sich der zentrale<br />
Knoten des Blauen Netzes an der Fruchthalle/Tourist Info. Diese Planung steht durch<br />
die gegenwärtige Nutzungsstruktur in Konflikt mit dem Verkehrsschwerpunkt<br />
Burgstraße/Fruchthallstraße. Eine faktische Verbindung durch lineare<br />
<strong>Wasser</strong>strukturen ist hier erst mittelfristig im Zuge der verkehrsplanerischen<br />
Umgestaltung möglich. Kurzfristig sollte der Schillerplatz als Ausgangspunkt der<br />
Vernetzung angesehen werden, da dieser und der <strong>Stadt</strong>kern südlich der<br />
Fruchthallstraße liegen.<br />
Vom Brunnen auf dem Schillerplatz ausgehend teilt sich das Blaue Netz in zwei<br />
Richtungen auf. Zum einen wird über die Schillerstraße der Marktbrunnen an der<br />
Stiftskirche, der Brunnen vor der Deutschen Bank und der Spittelbrunnen am<br />
Stiftsplatz angebunden. Zuvor zweigt das <strong>Wasser</strong>netz an der Marktstraße Richtung<br />
Norden ab, um den Brunnen am St.-Martins-Platz zu verknüpfen. Von dort aus ist<br />
eine lineare <strong>Wasser</strong>struktur durch die Steinstraße denkbar, sodass der Brunnen am<br />
Stockhausplatz und der Kaiserbrunnen am Mainzer Tor integriert werden. Zum<br />
anderen verknüpft der <strong>Wasser</strong>lauf den Brunnen am Schillerplatz mit dem am<br />
62
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Altenhof. Angeschlossen wird hierüber zudem die Fackelstraße mit dem Ziel<br />
Fackelrondell. Dieses entspricht gegenwärtig der Unterführung am Karstadt, welche<br />
durch ein <strong>Wasser</strong>element aufgewertet werden kann. Eine Verlängerung zur<br />
optischen Anknüpfung der Mühlstraße an die Innenstadt ist über diese möglich.<br />
Andererseits kann ein umgestalteter alter Theaterplatz wie im Konzept der Blauen<br />
Schiene beschrieben, ebenfalls angebunden werden, sodass sich das Netz am<br />
Fackelbrunnen schließt. Der Kreuzungspunkt zwischen Fackelstraße und<br />
Marktstraße weist dem Blauen Netz den Weg zum Brunnen am Ende der<br />
Riesenstraße.<br />
Durch die Umsetzung der Blauen Schiene ergibt sich eine Achse vom<br />
Schwanenweiher im Volkspark bis zur Neuen Lauter innerhalb der Gartenschau.<br />
Dabei würden die neuen Strukturen an der Schoenstraße, Burgstraße, Fischerstraße<br />
(Bau AG) und am Messeplatz auch Teile des Blauen Netzes bilden, die jedoch nicht<br />
mehr faktisch miteinander verbunden sind.<br />
Im nördlichen <strong>Stadt</strong>gebiet erscheinen der Japanische Garten und der Museumsplatz<br />
vor der Pfalzgalerie als geeignete Standorte für den äußeren Bereich des Netzes.<br />
Auf dem Museumsplatz kann eine punktuelle <strong>Wasser</strong>struktur geschaffen werden,<br />
von der ein <strong>Wasser</strong>lauf Richtung Innenstadt durch die Martin-Luther-Straße bis zur<br />
trennenden Ludwigstraße ausgeht. Das dortige Gefälle kann in der Gestaltung der<br />
linearen <strong>Wasser</strong>struktur aufgehen.<br />
Mit dem St.-Marien-Platz, Musikerplatz und Adolph-Kolping-Platz existieren drei<br />
Platzflächen im südlichen Außenbereich, welche durch Schaffung von punktuellen<br />
<strong>Wasser</strong>strukturen in das Blaue Netz integriert werden können. Für den Musikerplatz<br />
gab es in der jüngeren Vergangenheit bereits einen detaillierten Entwurf, der eine<br />
eindrucksvolle <strong>Wasser</strong>orgel vorsah [Auskunft von Norbert Christmann,<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Kaiserslautern</strong>, Abteilung Gebäudewirtschaft]. Der Entwurf wurde<br />
zwischenzeitlich zu den Akten gelegt, sollte jedoch im Zuge der Umsetzung eines<br />
Blauen Netzes reaktiviert werden. Die <strong>Wasser</strong>strukturen am Rundbau und<br />
Hauptbahnhof sowie die beschlossene Anlage im <strong>Stadt</strong>park bilden den äußersten<br />
südlichen Ring im Blauen Netz.<br />
Im beschriebenen Aufbau des Blauen Netzes wird ein planerischer Ansatz gesehen,<br />
der verschiedene Zielsetzungen erreicht. Dem Vorhaben der <strong>Stadt</strong>verwaltung, mehr<br />
<strong>Wasser</strong> im städtischen Gefüge einzusetzen, wird hierbei entsprochen. Dabei werden<br />
bestehende Strukturen aufgenommen, die bereits etabliert sind. Durch die Verlegung<br />
von linearen <strong>Wasser</strong>strukturen im <strong>Stadt</strong>kern wird ein neuer Weg vorgeschlagen. Das<br />
Naturelement wird somit in einer für die <strong>Stadt</strong> neuen Form genutzt, die sich aber<br />
zugleich an den historischen Umstand anlehnt, dass in der Vergangenheit neben der<br />
Lauter weitere Bäche das <strong>Stadt</strong>gebiet durchzogen. Die faktische Vernetzung bietet<br />
zudem ökologische Vorteile, da nicht nur kleinräumige Einheiten aufgewertet werden,<br />
sondern auch die Wegeführungen dazwischen. Für die ansässigen Gastronomie-<br />
und Einzelhandelsbetriebe sind die linearen <strong>Wasser</strong>strukturen aus psychologischen<br />
Gründen von Nutzen, dieser Umstand wird in Kapitel 6.5.3 näher beleuchtet.<br />
63
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
64
6.5. Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Die <strong>Stadt</strong>gestalt liefert dem Betrachter erste Hinweise auf städtebauliche Qualitäten<br />
oder Missstände. Im Gegensatz zur <strong>Stadt</strong>struktur ist diese leichter wahrnehmbar und<br />
unterliegt der subjektiven Prüfung jedes einzelnen Beobachters. Zudem entsteht<br />
<strong>Stadt</strong>gestalt durch die dritte Dimension, also durch Räume. Da die <strong>Stadt</strong>gestalt<br />
gewissermaßen auf der <strong>Stadt</strong>struktur aufbaut, sollen nachfolgend insbesondere<br />
diejenigen Räume analysiert werden, die im strukturellen Entwurf enthalten sind. Im<br />
Rahmen der darauf folgenden städtebaulichen und psychologischen Bewertung<br />
werden Kriterien charakterisiert, die im späteren Entwurf enthalten sein können.<br />
6.5.1. Analyse<br />
In dieser Arbeit wurde bereits darauf hingewiesen, dass die <strong>Stadt</strong>planung<br />
vornehmlich im öffentlichen Raum agieren kann. Dort befinden sich auch die<br />
Platzräume und Parkanlagen, die nun auf ihre Raumwirkung, ihre wirklich<br />
vorhandene Gestaltqualität und ihre Wirkung auf den Betrachter analysiert werden<br />
sollen. Dieser Weg ist sinnvoll, um die Stärken und Schwächen der öffentlichen<br />
Räume herauszustellen. Im Rahmen des Entwurfes müssen dann die sich daraus<br />
ergebenden Chancen genutzt und die Risiken vermieden werden.<br />
6.5.1.1. Platzräume mit vorhandenen <strong>Wasser</strong>elementen<br />
Zunächst sollen diejenigen Platzräume analysiert werden, die bereits über ein<br />
<strong>Wasser</strong>element verfügen. Die Reihenfolge der Untersuchungsräume erfolgt<br />
alphabetisch ohne vorherige Klassifizierung.<br />
Abbildung 34: Am Altenhof [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: SCHMITT 2008]<br />
Der Platz am Altenhof erhält seine Raumwirkung durch die angrenzende<br />
mehrgeschossige Bebauung. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei um eine<br />
Aufweitung der Straße Am Altenhof, wodurch eine Platzfläche entsteht. Diese wird<br />
65
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
zur Außenbewirtschaftung durch die angesiedelten Gastronomiebetriebe am<br />
nördlichen Platzrand genutzt. Nicht ganz mittig auf dem Platz befinden sich drei<br />
Springbrunnen, deren Beckenrand als Sitzfläche genutzt werden kann. Der Platz<br />
liegt im Geschäftszentrum von <strong>Kaiserslautern</strong> zwischen der Schneiderstraße und der<br />
Fackelstraße. Er wird stark wahr- und angenommen. Eine Beleuchtungseinrichtung<br />
innerhalb der Becken macht auch in der Dunkelheit auf die Brunnen aufmerksam.<br />
Abbildung 35: Fackelbrunnen [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: SCHMITT 2008]<br />
Der Fackelbrunnen liegt auf einer Platzfläche zwischen der Burgstraße und der<br />
Fruchthallstraße, nachts wird er beleuchtet. Während der Platz zur Straßenseite<br />
offen ist, wird er durch dichten Baumbewuchs von der Tourist Info abgegrenzt.<br />
Wenige Meter vom Brunnen entfernt befindet sich eine Schotterfläche mit<br />
Sitzgelegenheit, die etwas tiefer liegt als das Straßenprofil. Zählt man die zur<br />
Umplanung mögliche Verkehrsfläche zur Platzfläche, so würde der Raum zukünftig<br />
durch die Geschäftshäuser auf der südlichen und die Schlossruine auf der nördlichen<br />
Seite begrenzt. Gegenwärtig ist die innere Platzfläche mit Brunnen, Rasen und<br />
Ruhezone einladend gestaltet. Das Manko liegt jedoch in der stark befahrenen<br />
Verkehrsfläche. Der Platz wirkt auf Besucher, welche die Ruhezone aufgesucht<br />
haben, positiv. Der Platz leidet jedoch, bedingt durch seine Lage, unter zu geringer<br />
Wahrnehmung.<br />
66
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 36: Innenhof des Rundbaus [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: PANORAMIO 2008]<br />
Südwestlich der Kaiserslauterer Innenstadt bildet der von Hermann Hussong<br />
geschaffene Rundbau eine städtebauliche Dominante. Der halbkreisförmige Innenhof<br />
erhält seine Raumwirkung durch den mehrgeschossigen Gebäudekomplex. Bäume<br />
bilden die Grenze des Platzes gegenüber der Fahrbahn heraus. Die eigentliche<br />
Platzfläche besteht weitestgehend aus großzügig angelegten Rasenflächen und<br />
Schotterwegen mit Sitz- sowie Spielmöglichkeiten. Vom Ursprung des Kreises<br />
ausgehend ist ein ebenfalls halbrundes <strong>Wasser</strong>becken angelegt, das mit drei<br />
kräftigen <strong>Wasser</strong>strahlern ausgestattet ist. Der Innenhof wirkt positiv auf den<br />
Betrachter, gilt jedoch in erster Linie den Bewohnern des Rundbaus. Die<br />
Brunnenanlage wird von der Bau AG unterhalten.<br />
Abbildung 37: Kennedyplatz [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: SCHMITT 2008]<br />
Dort, wo sich die Altenwoog- und Fischerstraße vereinigen liegt der Kennedyplatz.<br />
Bei der kleinen Platzfläche handelt es sich um eine mit Bäumen und Sträuchern<br />
bepflanzte Rasenfläche. Der Raum ist zur Fischerstraße hin geöffnet. Auf dem Platz<br />
befindet sich ein Springbrunnen, der erst kürzlich saniert wurde. Die Kupferschale<br />
wurde entfernt, stattdessen sprudelt das <strong>Wasser</strong> direkt vom Beckenboden in die<br />
Höhe. Die naturnahe Gestaltung des Platzes wirkt auf Besucher einladend und regt<br />
zur Entspannung an.<br />
67
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 38: Mainzer Tor [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: SCHMITT 2008]<br />
Benannt nach einem mittelalterlichen <strong>Stadt</strong>tor bildet der Platz am Mainzer Tor einen<br />
Eingang zur verlängerten Fußgängerzone in der Steinstraße. Der Raum ist nur im<br />
Südosten durch eine Bebauungskante geschlossen, ansonsten wird die dreieckige<br />
Platzfläche durch Bäume begrenzt. Neben Sitzmöglichkeiten beherbergt der Platz<br />
einen detailreich ausgestalteten Zierbrunnen, der zum Entdecken der<br />
<strong>Stadt</strong>geschichte einlädt. Grundsätzlich wirkt der Platz gut angenommen, doch fehlt<br />
eine enge Verbindung zum <strong>Stadt</strong>kern.<br />
Abbildung 39: Marktstraße/Stiftskirche [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: SCHMITT 2008]<br />
An der Stiftskirche befand sich zu früheren Zeiten der zentrale Marktplatz, aber<br />
zeitweise auch der Friedhof der <strong>Stadt</strong>. Die kleine Platzfläche ist durchweg gepflastert<br />
und wird periodisch für Veranstaltungen genutzt. Der Marktbrunnen oder auch als<br />
der Schöne Brunnen bezeichnet ist ein Laufbrunnen, der an die städtische<br />
<strong>Wasser</strong>leitung angeschlossen, bereits im 16. Jahrhundert zur <strong>Wasser</strong>versorgung der<br />
Bevölkerung diente. Heute trägt er als Zierbrunnen zur Verbesserung des lokalen<br />
Kleinklimas bei. Im Bereich dieses Platzes sind diverse Gastronomiebetriebe<br />
angesiedelt, welche ihn zur Außenbewirtschaftung nutzen. Der Platz an der<br />
Marktstraße entfaltet eine positive Wirkung auf die Besucher und spielt eine wichtige<br />
Rolle für die Vernetzung der <strong>Wasser</strong>elemente im <strong>Stadt</strong>kern.<br />
68
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 40: Platz von Guimaraes [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: WIKIPEDIA COMMONS<br />
2008]<br />
Vor dem Hauptbahnhof <strong>Kaiserslautern</strong> liegt der Platz von Guimaraes. Dieser ist<br />
aufgeteilt in den zentralen Omnibusbahnhof und eine Platzfläche, die keine<br />
Aufenthaltsfunktion besitzt, sondern vielmehr Zubringer zum Bahnhofsgebäude für<br />
die Fußgänger ist. Der Raum ist an allen Seiten durch Bebauung geschlossen und<br />
weist eine karge Gestaltung auf. Auf der offenen Platzfläche befinden sich<br />
aneinander gereihte Bodensprudler, die allerdings keinen raumprägenden Charakter<br />
besitzen. Im Gegensatz zur historischen Gestaltung des Platzes wirkt sich die<br />
gegenwärtige nüchtern auf den Betrachter aus.<br />
Abbildung 41: Riesenstraße [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: SCHMITT 2008]<br />
Die Riesenstraße ist Teil des <strong>Stadt</strong>- und Geschäftskerns von <strong>Kaiserslautern</strong>. Mit ihr<br />
endet die Fußgängerzone an der Eisenbahnstraße. An diesem Kreuzungspunkt<br />
weitet sich die Riesenstraße zu einer Platzfläche auf, die einen erst kürzlich<br />
angelegten Kugelbrunnen in ihrer Mitte besitzt. Dieser ist besonders für Kinder<br />
reizvoll und ist pädagogisch von Vorteil. Die Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen<br />
ein. Mit der Öffnung des Platzes hin zur Eisenbahnstraße wird auch dieser<br />
Geschäftsbereich an die Fußgängerzone angeschlossen.<br />
69
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 42: Schillerplatz [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: SCHMITT 2008]<br />
Der Schillerplatz liegt an der zentralen Bushaltestelle und ist somit zur<br />
Fruchthallstraße hin geöffnet. Der Raumwirkung tut dies keinen Abbruch, vielmehr ist<br />
so die Blickachse vom Platz aus auf die Fruchthalle gegeben. Mehrere Bäume und<br />
ein modern gestalteter Stelenbrunnen sorgen für kühle und saubere Luft. Durch die<br />
Bushaltestelle ist der Schillerplatz ein Portal zum <strong>Stadt</strong>kern, das von Fußgängern<br />
stark frequentiert wird.<br />
Abbildung 43: St.-Martins-Platz [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: SCHMITT 2008]<br />
Die Spittelstraße durchtrennt die Fußgängerzone in der Markt- und Steinstraße. An<br />
dieser Stelle liegt, etwas von der Straße zurückgesetzt, der St.-Martins-Platz. Dieser<br />
bietet durch seine Lage und Gestaltung ein angenehmes Altstadtflair und wird von<br />
den anliegenden Gastronomiebetrieben zur Außenbewirtschaftung genutzt. Der<br />
Martinsbrunnen ist der zentrale Punkt des Platzes und harmoniert mit den<br />
vorhandenen Bäumen. Er ist aufwendig gestaltet, das <strong>Wasser</strong> fällt über zwei Ebenen<br />
kaskadenartig in das Becken. Auch durch diesen optischen sowie akustischen<br />
Höhepunkt ist der St.-Martins-Platz einer der beliebtesten Plätze <strong>Kaiserslautern</strong>s.<br />
70
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 44: Stiftsplatz [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: SCHMITT 2008]<br />
Bei dem Stiftsplatz handelt es sich um den zentralen und größten Platz der<br />
Innenstadt. Er wurde erst vor wenigen Jahren aufwendig saniert. Durch die vor<br />
Jahren ins Stocken geratenen Bauarbeiten am Stiftsplatzhotel fehlt dem Platz eine<br />
echte Raumkante zur Spittelstraße. Zwar finden hier der Wochenmarkt und diverse<br />
Veranstaltungen statt, doch außerhalb dieser Zeiten wird er von der Bevölkerung<br />
nicht angenommen und höchstens als Durchgangsweg genutzt. Lediglich ein<br />
Gastronomiebetrieb am südlichen Rand nutzt den Platz zur Außenbewirtschaftung.<br />
In den meisten Gebäuden entlang des Platzes sind Geldinstitute untergebracht. Der<br />
Spittelbrunnen befindet sich an der westlichen Fassade des Hotelrohbaus und ist<br />
kaum wahrnehmbar. Im Südwesten befindet sich ein weiterer Brunnen, wobei<br />
bestenfalls dessen Skulptur von Passanten wahrgenommen wird.<br />
Abbildung 45: Stockhausplatz [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: SCHMITT 2008]<br />
Der Stockhausplatz liegt an der Steinstraße, unweit des Platzes am Mainzer Tor.<br />
Trotz der Bäume und des <strong>Wasser</strong>spiels wirkt der Brunnen auf Betrachter wenig<br />
einladend und ist zumeist menschenleer. Lediglich im Rahmen des jährlich<br />
stattfindenden Altstadtfestes wird der Platz intensiv genutzt. Bei Besuchern der <strong>Stadt</strong><br />
71
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
ist der Platz durch die fehlende Anbindung an den <strong>Stadt</strong>kern weitestgehend<br />
unbekannt.<br />
6.5.1.2. Platzräume ohne vorhandene <strong>Wasser</strong>elemente<br />
Für eine städtebauliche Gestaltungsplanung ist es notwendig, ebenfalls Platzräume<br />
ohne vorhandene <strong>Wasser</strong>elemente zu analysieren, um potentielle Neustandorte zu<br />
definieren. Die Untersuchungsreihenfolge stellt keine vorherige Bewertung dar.<br />
Abbildung 46: Alter Theaterplatz und Fackelrondell/Karstadt [MS Virtual Earth 2008]<br />
Der alte Theaterplatz wird zurzeit als Parkplatz genutzt und ist wenig ansehnlich. Die<br />
Platzfläche ist vollständig asphaltiert, nur an deren Rand befinden sich kleine<br />
Grünelemente. Für den Betrachter wirkt der Platz verstörend und erhöht den<br />
negativen Eindruck, der schon durch die fünfspurige Verkehrsführung erfolgt.<br />
Am Platz des ehemaligen Fackelrondells befinden sich gegenwärtig die<br />
Fußgängerunterführung und der Vorplatz des Warenhauses Karstadt. Beide<br />
Bereiche sind wenig einladend und werden lediglich von zweifelhaften<br />
Personenkreisen genutzt. Die Gestaltung entspricht nicht mehr den aktuellen<br />
Erfordernissen eines angenehmen <strong>Stadt</strong>bildes.<br />
Sowohl der alte Theaterplatz sowie das ehemalige Fackelrondell haben unter den<br />
bisherigen Umplanungen gelitten und bedürfen einer dringenden Umgestaltung.<br />
Dabei kann auch das Naturelement <strong>Wasser</strong> eine förderliche Wirkung beweisen.<br />
72
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 47: Bau AG/Fischerstraße und Messeplatz [MS Virtual Earth 2008]<br />
An der Fischerstraße liegt ein von Hermann Hussong geschaffener<br />
Gebäudekomplex, welcher der Bau AG gehört. Dessen Vorplatz wird von einer<br />
breiten Verkehrsfläche umrandet. Gegenwärtig sind etwa zwei Drittel der Platzfläche<br />
begrünt, der zentrale Bereich ist gepflastert. Die gelungene Gestaltung der Gebäude<br />
verdient eine Aufwertung des Platzes, von der auch die Bau AG profitieren würde.<br />
Der Messeplatz wirkt abseits von Veranstaltungen als überdimensionierte<br />
Brachfläche, die durch mangelnde Raumkanten keine Raumwirkung entfaltet. Im<br />
Osten wird die Fläche vom Bahndamm begrenzt, im Westen vom Barbarossaring.<br />
Der Platz ist etwa zur Hälfte asphaltiert und bedarf einer dringenden gestalterischen<br />
Umplanung. Dabei sollte die Fläche weiterhin für größere Veranstaltungen genutzt<br />
werden können und nicht durch Gestaltungselemente zerteilt werden.<br />
Abbildung 48: Museumsplatz und Vorplatz des neuen Theaters [MS Virtual Earth 2008]<br />
Die Pfalzgalerie ist nicht an die Innenstadt angebunden und liegt regelrecht abseits<br />
der Besucherströme. Dabei stellt die Martin-Luther-Straße eine interessante<br />
Blickachse von der Fruchthalle auf die Galerie dar. Der Museumsplatz als Vorplatz<br />
des einprägsamen Bauwerkes ist zu etwa zwei Dritteln begrünt, der zentrale Bereich<br />
weist als Pflasterfläche auf den Eingang des Gebäudes hin. Der Bereich der Martin-<br />
73
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Luther-Straße nördlich der Ludwigstraße ist verkehrsberuhigt und dient vorrangig als<br />
Parkraum. Dieser sollte überplant und in eine Umgestaltung des Museumsplatzes<br />
unter Berücksichtigung von <strong>Wasser</strong>elementen integriert werden. Eine Verbindung<br />
zum Theater und zur Fruchthalle ist anzustreben, um auf eine breitere<br />
Betrachtergruppe wirken zu können.<br />
Der Vorplatz des neuen Theaters wurde bereits in mehrere Gestaltungskonzepte<br />
einbezogen und sollte mit <strong>Wasser</strong>elementen versehen werden. Bislang erfolgte<br />
jedoch noch keine Umgestaltung, obwohl dies dem hohen Potential des Platzes<br />
gerecht werden würde. Über eine Attraktivierung des Platzes würde das Pfalztheater<br />
besser an die Innenstadt angebunden. Gegenwärtig sind nur der direkte<br />
Eingangsbereich und ein Weg dorthin gepflastert. Die Fläche auf und neben dem<br />
Parkhaus sind mehr oder weniger gepflegte Rasenflächen. Saisonal wird die<br />
Rasenfläche neben der Parkgarage mit dem <strong>Stadt</strong>wappen aus Blumen geschmückt.<br />
Für einen Betrachter wirkt der Platz nicht als solcher und entfaltet unter der<br />
gegenwärtigen Nutzung keine wirkliche Raumwirkung. Der Erlebniswert beschränkt<br />
sich auf die Veranstaltungen im Theatergebäude, so dass Qualitäten ungenutzt<br />
bleiben.<br />
Abbildung 49: Adolph-Kolping-Platz, Musiker-Platz und St.-Marien-Platz [MS VIRTUAL EARTH<br />
2008]<br />
Der Adolph-Kolping-Platz ist eine schlicht gestaltete Platzfläche in der Mitte eines<br />
Verkehrsrondells. Die Gesamtfläche aus Fahrbahn und Platz bedeutet eine deutliche<br />
Aufweitung zwischen der mehrgeschossigen Bebauung. Die Platzfläche ist<br />
weitestgehend geschottert, nur in der Mitte befindet sich eine Rasenfläche. Auf einen<br />
Betrachter wirkt der Platz nüchtern, durch eine Umgestaltung könnte er zu einem<br />
wichtigen Quartiersplatz entwickelt werden.<br />
Bei dem Musikerplatz handelt es sich um eine kleine Platzfläche, die von einer<br />
mehrgeschossigen Bebauung dominiert wird. Eine Aufwertung des zurzeit vollständig<br />
gepflasterten Platzes könnte eine ähnliche Entwicklung wie bei dem Adolph-Kolping-<br />
Platz nach sich ziehen.<br />
An die St.-Marien-Kirche in der westlichen Innenstadt ist eine für den Passanten<br />
nicht direkt als solche wahrnehmbare Platzfläche angeschlossen. Diese wird zerteilt<br />
und dominiert durch die Rudolf-Breitscheid-Straße und die Königstraße. Eine<br />
Integration in eine städtische <strong>Wasser</strong>planung wird sich als schwierig gestalten.<br />
74
6.5.1.3. Parkanlagen<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Neben den Straßen- und Platzräumen stellen auch die Parkanlagen einer <strong>Stadt</strong><br />
wichtige Räume dar, innerhalb derer <strong>Wasser</strong>elemente zum Einsatz kommen können.<br />
Nachfolgend werden die vier Parks der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> in alphabetischer<br />
Reihenfolge untersucht.<br />
Abbildung 50: Gartenschau [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: GARTENSCHAU KAISERSLAUTERN<br />
GMBH 2008]<br />
Das Gartenschaugelände ist eine Teilverwirklichung des Konzeptes der Grünen<br />
Schiene Lautertal und stellt eine bedeutende Parkanlage dar. Mit der Neuen Lauter<br />
und den beiden kleinen Weihern in Anlehnung an die historische Bedeutung des<br />
<strong>Wasser</strong>s ist es gelungen, dieses Naturelement wieder in die <strong>Stadt</strong> zu integrieren.<br />
Durch die Interaktionsmöglichkeiten besteht zudem ein pädagogischer Effekt. Von<br />
den Besuchern wird die Gartenschau als gelungenes Projekt angesehen. Jedoch<br />
birgt das Gelände zwei Schwächen, es liegt recht weit entfernt vom <strong>Stadt</strong>kern und<br />
der Zugang ist nicht für jedermann zu jeder Zeit möglich.<br />
75
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 51: Japanischer Garten [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: JAPANISCHER GARTEN<br />
KAISERSLAUTERN E.V. 2008]<br />
Mit dem Japanischen Garten an der Lauterstraße verfügt die <strong>Stadt</strong> über eine<br />
Parkanlage, die fremdländische Garten- und <strong>Wasser</strong>kunst in das <strong>Stadt</strong>bild integriert.<br />
Trotz der gelungenen Gestaltung weist die Anlage dieselben Schwächen auf wie die<br />
Gartenschau. Zudem ist der Park von außen aus nicht einsehbar.<br />
Abbildung 52: <strong>Stadt</strong>park [MS VIRTUAL EARTH 2008]<br />
Der <strong>Stadt</strong>park ist die am zentralsten gelegene Parkanlage in <strong>Kaiserslautern</strong>. Vor<br />
kurzer Zeit wurden weite Teile der Anlage umgestaltet. Dieser Bereich enthält neben<br />
gewöhnlichen Kinderspielgeräten auch eine Einrichtung zum pädagogischen<br />
<strong>Wasser</strong>spiel, die stark frequentiert wird. Für den noch nicht umgestalteten Bereich<br />
liegt bereits ein <strong>Stadt</strong>ratsbeschluss für die Schaffung einer Brunnenanlage vor.<br />
76
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 53: Volkspark [links: MS VIRTUAL EARTH 2008; rechts: Eigene Darstellung]<br />
Der Volkspark am südöstlichen <strong>Stadt</strong>rand bietet vielfältige Erholungsmöglichkeiten<br />
und grenzt zudem an das Warmfreibad. An den bereits beschriebenen<br />
Schwanenweiher ist ein <strong>Wasser</strong>lauf angeschlossen. Dieser bietet in seiner<br />
Gestaltung breite Interaktionsmöglichkeiten für Kinder an. Der Beginn des<br />
<strong>Wasser</strong>laufes im Osten des Schwanenweihers wird durch eine künstliche<br />
Quellsituation inszeniert. Der Volkspark entspricht der Bedeutung seines Namens<br />
und wird gut angenommen. Auf Besucher wirkt er wie ein Stück Natur in der <strong>Stadt</strong>.<br />
77
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
6.5.2. Bewertung<br />
Nach Abschluss der Untersuchung der Platzräume und Parkanlagen sollen die<br />
gewonnenen Erkenntnisse städtebaulich und psychologisch bewertet werden. Erst<br />
dadurch ist es möglich, den gestalterischen Entwurf problemorientiert zu entwickeln.<br />
6.5.2.1. Städtebauliche Bewertung<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> verfügt über mehrere Platzräume im <strong>Stadt</strong>kern und darüber<br />
hinaus, die städtebauliche Qualitäten aufweisen. Manche beherbergen schon<br />
<strong>Wasser</strong>elemente, andere sind für die Einrichtung solcher Gestaltungsobjekte<br />
zumindest geeignet.<br />
Plätze wie der Schillerplatz oder der St.-Martins-Platz weisen eine außerordentliche<br />
Gestaltung auf, während manch anderer Platz eher nüchtern oder kahl erscheint. Die<br />
Bandbreite an Gestaltungsmustern ist groß, sodass diese Plätze ein Potential<br />
besitzen, welches genutzt werden muss. Für die Gestaltungsplanung von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen bedeutet dies, dass bereits etablierte Plätze vorhanden sind, die<br />
direkt eingebunden werden können. Darüber hinaus besteht die Chance, andere<br />
Plätze zu attraktivieren und weitere mit <strong>Wasser</strong>elementen auszustatten.<br />
Die vorhandenen Parkanlagen weisen eine positive Gestaltung auf, sodass hier kein<br />
weiterer Handlungsbedarf besteht. Ein nicht korrigierbares Defizit liegt allerdings an<br />
der stadtkernfernen Lage der Anlagen. Im <strong>Stadt</strong>kern sind keine Flächen verfügbar,<br />
die zu einer Parkanlage umgewandelt werden können.<br />
Ein Risiko für die weitere <strong>Stadt</strong>entwicklung besteht darin, dass verschiedene Plätze<br />
wie der Stockhausplatz oder der Museumsplatz nicht an den <strong>Stadt</strong>kern angebunden<br />
sind. Sowohl die Plätze mit als auch die ohne vorhandene <strong>Wasser</strong>elemente stellen<br />
einen städtebaulichen Mangel dar, solange keine Vernetzung stattfindet.<br />
Mit dem Messeplatz gibt es einen Missstand, der dringend ausgeräumt werden<br />
muss. Eine Umgestaltung des Platzes ist dringend erforderlich und sollte den Einsatz<br />
von <strong>Wasser</strong>elementen prüfen. Doch auch ohne eine Komplettsanierung ist die<br />
Umsetzung der dort angesetzten Maßnahme des Strukturentwurfes durchführbar und<br />
gestalterisch weiter zu entwickeln.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in <strong>Kaiserslautern</strong> qualitativ hochwertige<br />
Räume, zum Teil mit bestehenden <strong>Wasser</strong>elementen, gibt. Zudem bietet sich die<br />
Chance, das Raumangebot auszubauen und zu attraktivieren. Dabei müssen jedoch<br />
gewisse Schwächen überwunden werden. Von echten Konflikten kann in diesem<br />
Zusammenhang jedoch keine Rede sein.<br />
Der gestalterische Entwurf soll aus städtebaulicher Sicht auf den Maßnahmen des<br />
strukturellen Entwurfes aufbauen. Das bedeutet, dass sowohl Einzelelemente als<br />
auch Vernetzungen gestaltet werden sollen.<br />
78
6.5.2.2. Psychologische Bewertung<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Eine psychologische Bewertung der Untersuchungsergebnisse beinhaltet Aspekte<br />
der Wahrnehmung, Wirkung, Kommunikation und Pädagogik. Während die<br />
Parkanlagen allesamt positive Reaktionen bei Besuchern auslösen und eine rege<br />
Kommunikationsfreude vor Ort feststellbar ist, zeigt sich bei den verschiedenen<br />
Plätzen ein gemischtes Bild. Die Qualitäten der Parkanlagen erreichen nur wenige<br />
Plätze wie der St.-Martins-Platz.<br />
Dahingegen leiden Plätze wie der Museumsplatz oder der Stockhausplatz an ihrer<br />
unbekannten Lage und können auch mit ihrer Gestaltung keine<br />
kommunikationsfreudigen Personenkreise anlocken. Dieses Defizit kann unter<br />
Umständen durch eine vernetzende Anbindung dieser Plätze an stärker<br />
frequentiertere Straßen und Plätze abgemildert werden.<br />
Kinder kommen auf dem Gartenschaugelände, im Volkspark und an manchen<br />
Plätzen auf ihre Kosten und können pädagogisch wertvoll im Umgang mit dem<br />
Naturelement <strong>Wasser</strong> erzogen werden. Diese Qualität sollte auch bei der Gestaltung<br />
neuer <strong>Wasser</strong>elemente sowie bei der Vernetzung einbezogen werden. So können<br />
beispielsweise an den Vernetzungswasserläufen Dämme, Ventile und andere<br />
<strong>Wasser</strong>spiele eingerichtet werden, um dieses Potential zu nutzen.<br />
79
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
6.5.3. Entwurf<br />
Analog der Ausführungen zum strukturellen Entwurf wird auch der gestalterische<br />
Entwurf zweigeteilt. Auf der einen Seite erfolgt die Gestaltung von Einzelelementen,<br />
die Bestandteil der Blauen Schiene oder des Blauen Netzes sind. Zum anderen<br />
werden diejenigen Elemente entwickelt, die zur Vernetzung der Einzelelemente<br />
beitragen sollen.<br />
6.5.3.1. Einzelelemente<br />
Der gestalterische Entwurf verzichtet auf Maßnahmen bezüglich der vorhandenen<br />
Parkanlagen, neue können nicht geschaffen werden. Demnach gilt der Entwurf der<br />
Einzelelemente den in der Analyse untersuchten Platzräumen. Obwohl die<br />
städtebauliche Gestaltungsplanung zu gewissen Teilen auf der städtebaulichen<br />
Strukturplanung aufbaut, sind deren Entwürfe unabhängig von einander umsetzbar.<br />
Die gestalterische Konzeption der Einzelelemente führt bereits zu einer Aufwertung<br />
der einzelnen Platzräume für sich. Zudem können städtebauliche Missstände<br />
teilweise auch ohne die Vernetzung der <strong>Wasser</strong>elemente überlagert oder verdeckt<br />
werden. Ziel soll es jedoch sein, dass sowohl die Entwurfsideen der Struktur- als<br />
auch der Gestaltungsplanung Schritt für Schritt umgesetzt werden.<br />
Abbildung 54: Gestaltungsskizze Stiftsplatz [Eigene Darstellung auf der Grundlage:<br />
STADTVERMESSUNG KAISERSLAUTERN]<br />
Aus gestalterischer Sicht ergeben sich nach Abschluss der Analyse- und<br />
Bewertungsschritte einige Handlungsspielräume, die jedoch nicht allesamt<br />
gleichwertig verfolgt werden. Der Hauptansatzpunkt der Gestaltungsplanung soll im<br />
Bereich des Stiftsplatzes liegen. Dieser besitzt eine hohe Bedeutung im städtischen<br />
80
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Gefüge, leidet jedoch unter Wahrnehmungs- und Nutzungsmängeln. Die<br />
Gestaltqualität und deren Wirkung auf Passanten entsprechen nicht dem<br />
vorhandenen Potential. Neben der letzten Raumkante fehlt dem Platz ein Blickfang,<br />
ein gestalterischer Höhepunkt, der zum Verweilen und Genießen einlädt.<br />
In Form einer städtebaulichen Dominante soll eine <strong>Wasser</strong>wand realisiert werden,<br />
welche die unvollständige Fassade der Hotelruine verdeckt. Dabei gilt es die Anlage<br />
so zu konstruieren, dass auch nach einer möglichen Fertigstellung des Hotels ein<br />
beidseitiger Nutzen entsteht und die <strong>Wasser</strong>wand nicht wieder abgebaut werden<br />
muss. Insofern eine Durchlässigkeit der <strong>Wasser</strong>wand umsetzbar ist, sind Blicke vom<br />
Platz auf das Hotelgebäude und Blicke aus dem späteren Hotel auf den Platz<br />
möglich.<br />
Um den gewünschten Effekt des gestalterischen Höhepunktes zu erreichen, ist auf<br />
eine Dimensionierung der Anlage zu achten, welche den Maßen des Platzraumes<br />
entspricht. Es erscheint daher sinnvoll, die komplette Länge und Höhe des<br />
unvollständigen Bauwerkes auszunutzen. Ab Einbruch der Dunkelheit entwickelt die<br />
Konzeption eine weitere Anziehungskraft. Die Konstruktion beinhaltet ein<br />
halbtransparentes überdimensionales <strong>Stadt</strong>wappen, welches durch die nächtliche<br />
Beleuchtung der <strong>Wasser</strong>wand auf den Stiftsplatz projiziert wird. Dabei wird nicht nur<br />
das Licht, sondern auch die Struktur des <strong>Wasser</strong>s auf dem Platz abgebildet.<br />
Abbildung 55: <strong>Wasser</strong>wand Kreissparkasse <strong>Kaiserslautern</strong> [ART AQUA GMBH & CO. 2008]<br />
81
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Der alte Theaterplatz und dessen Umfeld bis hin zur Fußgängerunterführung am<br />
Warenhaus Karstadt bedürfen einer umfassenden Umgestaltung. Die Planung von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen an diesem Standort erscheint nicht nur aus gestalterischen<br />
Aspekten sinnvoll, sondern auch unter Beachtung der historischen Verhältnisse vor<br />
Ort. Zu den Zeiten der Woogwirtschaft befand sich an der Stelle des heutigen<br />
Kaufhauses der Fackelwoog. Die Unterführung befindet sich projiziert in die damalige<br />
Situation gewissermaßen unter <strong>Wasser</strong>. Gestalterisch lässt sich dieser Umstand sehr<br />
gut aufnehmen. Die gegenwärtige Gestaltung der Wände kann als nicht mehr<br />
zeitgemäß beschrieben werden. Eine Attraktivierung kann dadurch erfolgen, dass<br />
anstelle der orange-braunen Kacheln eine blaue strukturierte Oberfläche geschaffen<br />
wird. Zwischen dieser dezent beleuchteten Oberfläche und einer schützenden<br />
Glasfront rinnt <strong>Wasser</strong> gemächlich von der Decke herab. Im Rahmen der Sanierung<br />
der Kreissparkasse in der Fackelstraße wurde eine ähnliche Maßnahme in kleinerer<br />
Dimensionierung verwirklicht. Diese <strong>Wasser</strong>vorhänge würden nicht nur die<br />
Unterführung aufwerten, sondern auch die Verbindung der Fackelstraße mit der<br />
Mühlstraße im Rahmen des Blauen Netzes symbolisieren.<br />
Auf dem alten Theaterplatz sollte eine Grünfläche geschaffen werden, an deren<br />
Endpunkt ein Spiegelbild des Fackelbrunnens in gleicher Bauart geschaffen wird.<br />
Durch die mittelfristig zu erwartende Umgestaltung der Verkehrsflächen in diesem<br />
Bereich dient die Grünfläche als weitere Verbindung der Geschäftsviertel<br />
Fackelstraße und Mühlstraße. Innerhalb der Grünfläche sollte eine noch näher zu<br />
bestimmende Freizeitaktivität angeboten werden. Dabei sei an die saisonal<br />
stattfindenden Skate Nights erinnert, in denen die Verkehrsflächen für<br />
Rollschuhfahrer reserviert werden. Ein dauerhaftes Angebot einer ähnlichen Aktivität<br />
im <strong>Stadt</strong>kern stellt eine Chance für die zukünftige <strong>Stadt</strong>entwicklung dar.<br />
Der Strukturentwurf sieht für die Platzfläche vor dem Gebäudekomplex der Bau AG<br />
in der Fischerstraße die Aufreihung von punktuellen <strong>Wasser</strong>strukturen vor.<br />
Übertragen auf die städtebauliche Gestaltungsplanung bedeutet dies die Schaffung<br />
verschiedener, in Reihe geschalteter, <strong>Wasser</strong>elemente. Um dem Ansatz der Blauen<br />
Schiene und dem damit verbundenen ehemaligen Verlauf der Lauter zu unterstützen<br />
erscheint die Einrichtung eines <strong>Wasser</strong>spiels sinnvoll. Dieses enthält vier<br />
<strong>Wasser</strong>schalen, wovon je zwei auf den beiden Grünflächen in unterschiedlicher<br />
Höhe montiert werden. Durch das Fließen des <strong>Wasser</strong>s von der jeweils oberen in die<br />
untere Schale entsteht ein plätscherndes Geräusch, dass den Passanten auch<br />
akustisch auf die <strong>Wasser</strong>anlage aufmerksam macht. Bei der Gestaltung der Schalen<br />
ist eine künstlerische Herangehensweise sinnvoll, um die Platzfläche auch bei<br />
Nichtbetrieb des <strong>Wasser</strong>spiels optisch aufzuwerten.<br />
82
Abbildung 56: Gestaltungsskizze Messeplatz [Eigene Darstellung]<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Ein etwa fünf Meter breiter Streifen des Messeplatzes wird an dessen südlichem<br />
Rand abgetrennt, um eine erste Umgestaltungsmaßnahme durchführen zu können.<br />
Dieser Streifen wird begrünt und mit einem <strong>Wasser</strong>lauf versehen, der einen Meter<br />
breit ist und in dessen Bett größere Steine eingelassen sind. Diese erzeugen<br />
Geräusche, welche auf die Neugestaltung aufmerksam machen. Zudem können sie<br />
so gestaltet sein, dass sie Kinder dazu verlocken, den Bach trockenen Fußes zu<br />
überqueren. Innerhalb der Grünfläche ist für ausreichend Sitzmöglichkeiten zu<br />
sorgen.<br />
Das Gebäude der Pfalzgalerie ist von imposanter Architektur und beherbergt ein<br />
wichtiges kulturelles Angebot der <strong>Stadt</strong>. Die Schwäche der Einrichtung liegt in seiner<br />
Lage begründet, durch die sie kaum wahrnehmbar ist. Die Platzfläche vor dem<br />
Bauwerk ist groß genug, um eine ebenso imposante Fontäne aufzunehmen.<br />
Hierdurch wird ein Blickfang gebildet, der neugierige Passanten auf den Standort und<br />
die Kunstausstellung aufmerksam macht. Mittelfristig kann durch eine Umgestaltung<br />
der Martin-Luther-Straße ein <strong>Wasser</strong>lauf vom Fuße des Brunnens Richtung<br />
<strong>Stadt</strong>kern fließen, der kaskadenartig die Geländesteigung auffängt.<br />
Der Adolph-Kolping-Platz sollte durch eine Umgestaltung unter Zuhilfenahme eines<br />
<strong>Wasser</strong>elementes zu einem ordentlichen Quartiersplatz aufgewertet werden. Die<br />
innere Platzfläche bietet ausreichend Raum für Vegetation und einen Brunnen.<br />
Durch die Schaffung einer gemütlichen Aufenthaltsatmosphäre steigt die<br />
Anziehungskraft des Platzes auf die lokal ansässige Bevölkerung. Der Brunnen sollte<br />
mehrere tief sprudelnde Austritte besitzen, die eine stimmungsvolle<br />
Geräuschumgebung schaffen. Mittels passender Beleuchtungsspiele kann die<br />
Anlage auch nach Einbruch der Dunkelheit genutzt werden.<br />
83
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Abbildung 57: Fremdentwurf für den Vorplatz des neuen Theaters [BLOHN/SCHÄFER o.J.]<br />
Für den Vorplatz des neuen Theaters liegt bereits ein detaillierter Entwurf vor, der<br />
eine neue städtebauliche Qualität an jenem Ort schaffen würde. Anstatt an dieser<br />
Stelle eine Neukonzeption zu wagen, sollte vielmehr das bestehende Konzept<br />
weiterverfolgt oder von anderer Stelle angepasst werden. Wie bereits in der<br />
Beschreibung des Strukturkonzeptes Blaues Netz angesprochen, liegt auch für den<br />
Bereich des Musikerplatzes eine sinnvolle Entwurfskonzeption vor, die fortgeführt<br />
werden sollte. Die Analyse hat gezeigt, dass der St.-Marien-Platz grundsätzlich eine<br />
Potentialfläche für den Außenbereich des Blauen Netzes darstellt. Jedoch ist eine<br />
Planung dort mit Problemen belastest, sodass darauf in dieser Arbeit verzichtet wird.<br />
Zu den Umplanungen des Fachhochschulgeländes mit Integration eines<br />
<strong>Wasser</strong>laufes in die Schoenstraße liegen noch keine Details vor. Daher enthält diese<br />
Arbeit keine Konzeption für den zusammenhängenden Bereich der Schoenstraße<br />
und Burgstraße.<br />
84
6.5.3.2. Vernetzungselemente<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Der Ansatz, <strong>Wasser</strong>elemente im städtischen Gefüge faktisch miteinander zu<br />
vernetzen, ist ein neuer Weg für die städtebauliche Gestaltungsplanung in<br />
<strong>Kaiserslautern</strong>. Unter einer faktischen Vernetzung wird verstanden, dass die<br />
Einzelelemente miteinander durch <strong>Wasser</strong>läufe miteinander verbunden werden.<br />
Solche Einrichtungen sind gegenwärtig in <strong>Kaiserslautern</strong> nicht vorhanden. Zu Zeiten<br />
der Woogwirtschaft waren die einzelnen Wooge über Kanäle miteinander verbunden.<br />
Dieses Bild wird mit der Neuausrichtung der Planung aufgenommen und in das<br />
heutige <strong>Stadt</strong>bild integriert. Dem <strong>Wasser</strong> wird somit, entsprechend den Agenda 21-<br />
Zielvorstellungen der <strong>Stadt</strong>verwaltung, mehr Raum im <strong>Stadt</strong>bild zurückgegeben.<br />
Abbildung 58: Künstlicher <strong>Wasser</strong>lauf in Balingen [ART AQUA GMBH & CO. 2008]<br />
Die Gestaltung der Vernetzungselemente orientiert sich an den Freiburger Bächle<br />
und an den <strong>Wasser</strong>rinnen, die sich bereits in anderen Städten befinden. Mit einer<br />
maximalen Breite von 60 Zentimetern und einer maximalen Tiefe von 12 Zentimeter<br />
stellen sie auch für unaufmerksame Fußgänger keine größere Gefahr dar. An<br />
Kreuzungspunkten und in regelmäßigen Abständen muss für Querungsmöglichkeiten<br />
gesorgt sein. Je nach den technischen Voraussetzungen sind die<br />
Vernetzungselemente entweder an den <strong>Wasser</strong>kreislauf der Einzelelemente<br />
angeschlossen oder verfügen über einen eigenen Kreislauf. Zudem muss für eine<br />
Filterung des <strong>Wasser</strong>s gesorgt werden, damit es nicht zu Aufstauungen kommt.<br />
85
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Zurzeit bilden die roten Pflasterreihen in der Mitte der Einkaufsstraßen Abführwege<br />
für Niederschlagswasser, welches in regelmäßigen Abständen in den Kanal<br />
abgeführt wird. Dieser Umstand muss in die Detailplanung der Vernetzungselemente<br />
integriert werden.<br />
Die tatsächliche Breite der Vernetzungselemente orientiert sich an den räumlichen<br />
Proportionen der jeweiligen Straße, in die sie integriert sind. Dahingegen kann die<br />
tatsächliche Höhe durch das Geländeprofil variieren, sodass ein ununterbrochener<br />
Weiterlauf des <strong>Wasser</strong>s garantiert ist. In bestimmten Bereichen kann es auch<br />
sinnvoll sein, das <strong>Wasser</strong> innerhalb eines bis zu 30 Zentimeter hohen Sockels zu<br />
führen, der ein korrektes Steigungsverhältnis sichert.<br />
Abbildung 59: Objekt an einer <strong>Wasser</strong>rinne in Balingen [ART AQUA GMBH & CO. 2008]<br />
Entlang der Vernetzungselemente sind in unregelmäßigen Abständen Spiel- und<br />
Lernmöglichkeiten für Kinder vorzusehen. Klappen, Ventile oder Dämme<br />
ermöglichen einen pädagogischen Umgang mit dem Naturelement <strong>Wasser</strong>. Die<br />
Gestaltung des neuen Brunnens in der Riesenstraße hat bewiesen, dass dieser<br />
Effekt einen wichtigen Beitrag zur <strong>Stadt</strong>entwicklung leisten kann. Auch außerhalb<br />
des Geschäftslebens kommen Menschen mit ihren Kindern in die <strong>Stadt</strong> und suchen<br />
die <strong>Wasser</strong>elemente auf.<br />
86
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Eine dezente Beleuchtung der <strong>Wasser</strong>rinnen sorgt aus sicherheitstechnischen<br />
Gründen dafür, dass diese auch in der Dunkelheit erkennbar sind. Zudem stellt die<br />
Kombination aus Licht und <strong>Wasser</strong> ein interessantes Gestaltungsergebnis dar.<br />
Die Vorteile dieser Gestaltungsmaßnahme liegen darin, dass zum einen das<br />
Naturelement <strong>Wasser</strong> auch in die Straßenzüge des <strong>Stadt</strong>kernes integriert wird.<br />
Neben gestalterischen Vorzügen ist dies auch aus ökologischer Sicht sinnvoll. Das<br />
<strong>Wasser</strong>, welches durch die Rinnen fließt kann dem Kaiserslauterer Reinwasserkanal<br />
entnommen werden, der bislang überschüssiges Grundwasser aus dem <strong>Stadt</strong>kern<br />
ableitet. Zum anderen ist die Wegeführung durch die Innenstadt mithilfe dieser<br />
<strong>Wasser</strong>rinnen eindrucksvoller und besser wahrzunehmen als wenn diese lediglich<br />
durch eine andere Pflasterfarbe erfolgt. Letztere wird im Gegensatz zu den<br />
Vernetzungselementen auch nicht beleuchtet. Die aktuelle Gestaltung beinhaltet<br />
keine Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder. Diese würden im Zusammenhang mit<br />
der farbigen Pflasterreihe ohnehin nur den Eindruck erwecken, dass sie im Weg<br />
stehen. Bei einer Verknüpfung der Spielgeräte mit dem <strong>Wasser</strong>lauf ist die<br />
Wahrnehmung eine andere.<br />
Naturgemäß birgt eine solche Installation auch Risiken. Dies liegt in erster Linie<br />
daran, dass es etwas völlig neues im Kaiserslauterer <strong>Stadt</strong>bild wäre und dass sich<br />
die Passanten erst an diese Elemente gewöhnen müssten. Die <strong>Stadt</strong> Freiburg hat<br />
den Vorteil, die Bächle bereits seit mehreren hundert Jahren zu besitzen. An<br />
kritischen Stellen kann die Ausführung der Rinnen aber auch verdeckt ausfallen.<br />
Mithilfe von durchsichtigen Platten oder Gittern wäre die Fläche wieder eben, ohne<br />
dass das <strong>Wasser</strong> wieder aus dem Blickfeld verschwindet. Gegenwärtig werden die<br />
Geschäfte in der Fackelstraße über diese beliefert. Durch die Dimensionierung der<br />
<strong>Wasser</strong>rinne in Anlehnung an die Proportionen der Straße in Verbindung mit<br />
Querungsmöglichkeiten wäre diese logistische Aufgabe auch in Zukunft zu<br />
bewältigen.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass solche Vernetzungsrinnen einige Vorteile,<br />
aber auch Risiken besitzen. Bei der konkreten Ausgestaltung müssen die lösbaren<br />
Konflikte näher betrachtet werden, sodass ein Verzicht auf dieses sprichwörtlich<br />
wegweisende Gestaltungselement nicht notwendig ist.<br />
87
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
6.6. Städtebauliche Computersimulation<br />
Städtebauliche Computersimulationen dienen der Visualisierung vorhergehender<br />
Planungen. Sowohl die Ergebnisse der städtebaulichen Strukturplanung als auch der<br />
städtebaulichen Gestaltungsplanung können realitätsnah dargestellt werden. Die<br />
planerischen Zielsetzungen werden so bereits vor ihrer Umsetzung veranschaulicht<br />
und die Simulation kann bei der Überzeugung der von der Planung betroffenen<br />
Personengruppen helfen.<br />
Nachfolgend werden Einsatzmöglichkeiten städtebaulicher Computersimulationen<br />
am Beispiel von <strong>Wasser</strong>planungen in der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> genannt. Zudem<br />
werden die verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten miteinander verglichen. Darauf<br />
aufbauend soll herausgestellt werden, welche Anforderungen zur Erstellung der<br />
Simulationen notwendig sind. Abschließend werden als Praxisbeispiel Auszüge aus<br />
den vorherigen Entwürfen visualisiert und beschrieben. Die Simulationen befinden<br />
sich zudem auf dem der Arbeit beiliegenden Datenträger.<br />
6.6.1. Einsatzmöglichkeiten<br />
Die grundsätzliche Bandbreite städtebaulicher Computersimulationen ist groß. An<br />
dieser Stelle soll jedoch kein allgemeiner Abriss über potentielle Einsatzfelder<br />
erfolgen. Vielmehr gilt es die für den konkreten Planungsfall relevanten Möglichkeiten<br />
zu benennen.<br />
Eine konkrete Anwendungsmöglichkeit ergibt sich schon durch den Unterschied<br />
zwischen dem <strong>Stadt</strong>bild heute und in der Vergangenheit. <strong>Kaiserslautern</strong> und <strong>Wasser</strong>,<br />
das bedeutete lange Zeit einen <strong>Wasser</strong>lauf im <strong>Stadt</strong>kern, dazu weitere Bäche,<br />
Quellen und sogar <strong>Wasser</strong>flächen in Form der Wooge. Davon ist heute nicht mehr<br />
viel zu erkennen. Allenfalls Straßen- und Platznamen erinnern daran, wie es wohl<br />
einmal in <strong>Kaiserslautern</strong> ausgesehen haben mag. In Kapitel 6.4.1.4 wurde mittels<br />
einer 2D-Projektion versucht, die Lauter in die heutige <strong>Stadt</strong>struktur zu integrieren.<br />
Dabei können bereits entscheidende Konflikte mit der gegenwärtigen Baustruktur<br />
erkannt werden. Im Bereich der städtebaulichen Strukturplanung stellt dies folglich<br />
ein adäquates Mittel zur Analyse dar. Eine dreidimensionale Darstellung würde<br />
allerdings ein Mehr an Untersuchungs- und Entwurfsmöglichkeiten bieten. Zudem<br />
kann ein bereits heute erstelltes Modell in Zukunft von Nutzen sein, wenn ein<br />
Grundstück oder Gebäude zur Disposition steht. So könnte nach und nach die<br />
Reintegration eines <strong>Wasser</strong>laufes in das <strong>Stadt</strong>bild simuliert und gegebenenfalls auch<br />
umgesetzt werden.<br />
Neben diesem sehr visionär erscheinenden Beispiel sind weitere Simulationen<br />
denkbar. In der Vergangenheit wurde oft darüber nachgedacht, wie das<br />
Naturelement <strong>Wasser</strong> wieder verstärkt in <strong>Kaiserslautern</strong> in Erscheinung treten<br />
könnte. Diverse Konzepte enthielten mutige, visionäre und forsche Entwürfe, doch<br />
nur wenige haben eine Umsetzung erfahren wie die der Gartenschau und des<br />
Japanischen Gartens. Ob ein Projekt realisiert wird, hängt von verschiedenen<br />
Faktoren ab. Ein zentraler Aspekt bei der Entscheidungsfindung ist die Art der<br />
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<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Darstellung und Präsentation sowie die Vehemenz, mit der auf eine Umsetzung<br />
gedrängt wird. Durch den Einsatz städtebaulicher Computersimulationen wird der<br />
Weg zur Verwirklichung wahrlich kein Kinderspiel, aber er kann einen bedeutenden<br />
Beitrag liefern. Daher sollte überlegt werden, die Darstellungsweise der bisherigen<br />
Entwürfe, dem aktuellen Stand der Technik entsprechend, zu optimieren.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wurden sowohl strukturelle, als auch gestalterische<br />
Konzeptideen formuliert. Für beide Planarten besteht die Möglichkeit, diese<br />
computergestützt zu visualisieren. Die städtebauliche Strukturplanung erfolgt<br />
vorwiegend auf der zweidimensionalen Ebene. Plangrundlagen sind daher<br />
Katasterkarten, <strong>Stadt</strong>pläne und Luftbilder. Letztere wurden in der jüngeren<br />
Vergangenheit verstärkt durch das Angebot von Google Earth durch die Planung in<br />
Anspruch genommen. Dabei ist es möglich, die Konzepte der Blauen Schiene und<br />
des Blauen Netzes in das Luftbildsystem zu integrieren und einer breiten<br />
Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dahingegen findet die städtebauliche<br />
Gestaltungsplanung besonders im dreidimensionalen Bereich statt. Auch hierfür<br />
bietet Google Earth Anwendungsmöglichkeiten, doch werden in Kapitel 6.6.2 Gründe<br />
dafür genannt, auf andere Darstellungen zurückzugreifen.<br />
Wie in den Grenzen der Arbeit (Kapitel 1.4) formuliert, versteht sich diese Arbeit als<br />
planerisch-konzeptionelle Ausführung der Entwürfe. Dabei wird nicht auf technischkonstruktive<br />
Details eingegangen. Diese würden sich indessen dafür eignen,<br />
beispielsweise Fluid- oder Steigungssimulationen zu erstellen. Anhand derer wäre es<br />
leicht nachvollziehbar, wie die technischen Zusammenhänge der Planung ablaufen.<br />
Resümierend ist erkennbar, dass auch für den speziellen Fall der Planung von<br />
<strong>Wasser</strong>elementen innerhalb der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> städtebauliche<br />
Computersimulationen vielfältig einsetzbar sind. Es bleibt nun zu prüfen, in welcher<br />
Form diese sinnvoll sind und welche Anforderungen erfüllt sein müssen, um ein<br />
problemorientiertes Ergebnis zu erzielen.<br />
6.6.2. Darstellungsformen<br />
Der Begriff der Simulation ist genauso vielfältig wie die Palette an denkbaren<br />
Darstellungsformen. Von der relativ einfachen Photomontage bis zur komplexen<br />
Echtzeitsimulation ist vieles denkbar. Aber auch diese Formen können nochmals<br />
nach den allgemeinen Kriterien des Detailgrades unterschieden werden. Inzwischen<br />
ist es möglich, Gebäudemodelle photorealistisch darzustellen. Dazu werden reale<br />
Photos herangezogen, um die Gebäudefassaden realistisch zu texturieren. Dies<br />
bedeutet einen hohen Wiedererkennungswert, erhöht aber auch den notwendigen<br />
Aufwand. Abstrakte Modelle benötigen dahingegen einen geringen Zeitaufwand, sind<br />
unter Umständen aber nicht so greifbar. Unter abstrakt wird dabei verstanden, dass<br />
die Gebäude entweder als grobe Klötzchen angezeigt werden oder dass Linien die<br />
Umrisse von Fenster und anderen Erkennungsmerkmalen andeuten. In bestimmten<br />
Fällen macht es Sinn, auf abstrakte Modelle zurückzugreifen, um beispielsweise ein<br />
beabsichtigtes <strong>Wasser</strong>element vor der vorhandenen Bebauung hervorzuheben.<br />
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<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Als Ergebnis städtebaulicher Computersimulationen sind auf der einen Seite<br />
statische Ansichten möglich. Dazu gehören Photomontagen und sogenannte<br />
Rendershots. Bei ersteren wird entweder ein Photo in der Weise bearbeitet, dass ein<br />
Element des Photos kopiert beziehungsweise verändert wird oder dadurch, dass ein<br />
Computermodell in eine reale Photographie integriert wird. Diese Methodik bietet den<br />
Vorteil, dass nicht die vollständige Umgebung des Elementes modelliert werden<br />
muss, sondern nur das Element an sich. Nachteilig ist der Umstand, dass die Ansicht<br />
nicht gedreht oder animiert werden kann. Unter Rendershots wird die Bildausgabe<br />
eines Computermodells oder einer Computeranimation verstanden.<br />
Auf der anderen Seite gibt es bewegte Ansichten. Entweder solche, in denen die<br />
Bewegung vom Betrachter nicht beeinflusst werden kann oder derartige, bei denen<br />
der Betrachter mit dem Modell interagiert und sich die Perspektive aussuchen kann.<br />
Videos zählen zur ersten Kategorie. Dabei wird eine Kamerafahrt durch das<br />
Computermodell erstellt. Der Vorteil liegt darin, dass nur ein Teil des Modells im<br />
gewünschten Detailgrad oder überhaupt sichtbar ist. Die fehlende<br />
Interaktionsmöglichkeit des Betrachters ist als negativ anzusehen. Innerhalb von<br />
Google Earth können dreidimensionale Modell frei skaliert und gedreht werden. Der<br />
Nachteil an diesem System ist die noch nicht gegebene Unterstützung für animierte<br />
Modelle wie beispielsweise <strong>Wasser</strong>wände, die dann nur als starre Fläche dargestellt<br />
werden. Ein Höchstmaß an Benutzerfreundlichkeit bieten Echtzeitsimulationen.<br />
Hierbei ist sowohl die Interaktion als auch die Unterstützung animierter Elemente<br />
gegeben. Negativ ist der hohe Aufwand, der betrieben werden muss, um eine<br />
qualitativ hochwertige Simulation zu erstellen.<br />
Für den Anwendungsfall sind nahezu alle Simulationstechniken anwendbar. Auch die<br />
unterschiedlichen Detailgrade erscheinen sinnvoll. So kann eine abstrakte<br />
Darstellung innerhalb eines Rendershots oder auch Videos die <strong>Wasser</strong>elemente vor<br />
nicht texturierten Gebäuden hervorheben. Dagegen sollte eine Echtzeitsimulation<br />
vollständig photorealistisch texturiert sein, um dem Betrachter schnell das Gefühl zu<br />
geben, mit der Szenerie vertraut zu sein. Dabei sollte es ferner möglich sein,<br />
unterschiedliche Varianten durchzuschalten. Auf der einen Seite die historische<br />
beziehungsweise historisch projizierte, die gegenwärtige und die geplante<br />
Simulation. Zum anderen kann ein Tageszeitenwechsel die Wirkung der<br />
Beleuchtungseinrichtungen simulieren. Im folgenden Absatz wird nun genauer<br />
beschrieben, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um eine solche<br />
Simulation zu erstellen und welcher Aufwand dabei entsteht.<br />
6.6.3. Voraussetzungen<br />
Beim Einsatz der verschiedenen Simulationstypen sind naturgemäß unterschiedliche<br />
Anforderungen zu erfüllen, wodurch der mit den Arbeiten verbundene Aufwand höher<br />
oder niedriger ausfallen kann. Grundsätzlich gilt, dass der Aufwand mit dem<br />
Detailgrad steigt. Aber auch bei abstrakten oder einfacheren Animationen kann das<br />
Fehlen bestimmter Grundlagen ein praktikables Ergebnis unmöglich machen.<br />
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<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Grundlage jeder dreidimensionalen Simulation ist zunächst einmal ein Modell, das<br />
animiert werden kann. Von der Quantität und Qualität der vorliegenden Daten hängt<br />
ab, welcher Aufwand betrieben werden muss, um das animierbare Grundmodell<br />
anzufertigen. Entweder liegen ausreichend Informationen vor, mit denen ein Modell<br />
vollkommen neu erstellt wird oder es gibt bereits dreidimensionale Daten, die weiter<br />
verarbeitet werden können. Im Fall <strong>Kaiserslautern</strong> gibt es zum einen ein<br />
experimentelles <strong>Stadt</strong>modell, das durch einen Laserscanüberflug erstellt wurde.<br />
Diese Daten weisen jedoch diverse Fehler und Mängel auf, die bereinigt werden<br />
müssen bevor das Modell verwendet werden kann. Auf der anderen Seite liegen<br />
dreidimensionale Modelle vor, die in Google Earth betrachtet werden können. Hierbei<br />
handelt es sich um detailgetreue texturierte Modelldateien, welche mehr oder<br />
weniger direkt in eine Animation eingebunden werden können.<br />
Im Zusammenhang mit den Grundlagendaten ist nicht nur wichtig, dass diese<br />
vorhanden sind, sondern dass auch der Zugang der Planenden zu diesem Material<br />
gesichert ist. Am Beispiel <strong>Kaiserslautern</strong> ist der grundsätzliche Wunsch zur<br />
Zusammenarbeit erkennbar, doch mangelt es an der Umsetzung. Die Herausgabe<br />
der Daten ist mit bürokratischen und personellen Hürden verbunden. So werden<br />
offensichtlich die befugten Abteilungen zu stark von kommerziellen Anfragen und<br />
alltäglichen Verwaltungsaufgaben beansprucht.<br />
Insofern Daten der einen oder anderen Art vorhanden sind müssen diese aufbereitet<br />
und zu einem einsatzbereiten Grundmodell vereinigt werden. Dazu ist eine<br />
technische Ausstattung notwendig, sowohl im Bereich der Geräte (Hardware) und<br />
der Anwendungsprogramme (Software). Bei der Erstellung von einfacheren<br />
Simulationen, beispielsweise unter Verwendung von Google Earth, sind die<br />
Anforderungen nicht so hoch wie bei komplexen Simulationswünschen. Gerade die<br />
Erarbeitung vielschichtiger Modelle und Animationen, sowie der Export in die<br />
gewünschte Darstellungsform sind rechenintensiv.<br />
Der Weg zum Sammeln der nötigen Informationen und die Aufbereitung der Daten<br />
mittels Hard- und Software gestalten sich insbesondere bei komplexen Simulationen<br />
als schwierig und binden schnell Personal. Zudem ist der Zeitfaktor nicht zu<br />
vernachlässigen. In Wartezeiten bis neues Material vorhanden ist, die Aufbereitung<br />
der Daten bis zur Verwendbarkeit, die Umsetzung der Simulationswünsche und<br />
grundsätzliche Pufferzeiten bedürfen eines ausreichenden Zeitkontingentes.<br />
Die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten und die Spanne der Darstellungsformen haben<br />
gezeigt, dass es durchaus sinnvoll ist, städtebauliche Computersimulationen bei der<br />
Durchführung struktureller und gestalterischer <strong>Wasser</strong>planungen am Beispiel der<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> anzuwenden. Den erkennbaren Vorteilen stehen jedoch einige<br />
gravierende Schwierigkeiten im Weg. Die Summe der datenbezogenen, technischen<br />
und zeitlichen Hindernisse macht es gerade im Bereich einer Diplomarbeit in<br />
Einzelbearbeitung unmöglich, eine komplexe und zugleich sehr detaillierte<br />
Echtzeitsimulation zu erstellen. Im nächsten Abschnitt wird beleuchtet, welche<br />
Simulationen innerhalb dieser Arbeit zumindest auszugsweise angefertigt werden<br />
können und sollen.<br />
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<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Anwendungsfall <strong>Kaiserslautern</strong><br />
6.6.4. Praxisbeispiel<br />
Die in Kapitel 1.2 angeführten Ziele beleuchten denn Sinn, die Entwurfsergebnisse<br />
dieser Arbeit einer städtebaulichen Computersimulation zu unterziehen. Im Rahmen<br />
der Möglichkeiten dieser Arbeit sollen gemäß dem Leitsatz Qualität statt Quantität<br />
exemplarische Simulationen erstellt werden. Diese sind auf dem der Ausarbeitung<br />
beigefügten Datenträger enthalten.<br />
Als wünschenswerte Simulation ist die <strong>3D</strong>-Projektion der Lauter und der anderen<br />
<strong>Wasser</strong>strukturen, die in der Vergangenheit das städtische Gefüge prägten,<br />
anzusehen. Hierzu wäre allerdings ein vollständiges Grundmodell der Kaiserslauterer<br />
Kern- oder zumindest Innenstadt notwendig. Von dem angeführten experimentellen<br />
<strong>Stadt</strong>modell liegt nur ein Ausschnitt vor, sodass eine detaillierte Simulation im<br />
Rahmen dieser Arbeit nicht möglich ist.<br />
Die Entwurfsergebnisse der städtebaulichen Strukturplanung sehen eine Blaue<br />
Schiene und ein Blaues Netz vor. Durch den Einsatz von Google Earth sollen die<br />
Konzeptideen zumindest abstrakt dargestellt werden. Dem Betrachter ist es hierbei<br />
möglich, die Ansicht zu vergrößern und zu schwenken. Somit ist die Aussagekraft<br />
durch den Einsatz dieser Simulationstechnik höher als bei den Entwurfsskizzen und<br />
Strukturkonzepten, die in Kapitel 6.4.3 angeführt sind.<br />
Als Höhepunkt des städtebaulichen Gestaltungsentwurfs wurde die <strong>Wasser</strong>planung<br />
am Stiftsplatz bezeichnet. Um die Wirkung dieses Konzeptes zu verdeutlichen, wird<br />
eine städtebauliche Computersimulation entwickelt. Die bereits vor dieser Arbeit<br />
bestehende Konzeption zur Umgestaltung des Theatervorplatzes soll ebenfalls<br />
simuliert werden. Diese kann direkt in den Entwurf der Blauen Schiene und des<br />
Blauen Netzes integriert werden und durch eine optimierte Darstellung reaktiviert<br />
werden.<br />
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7. Fazit und Ausblick<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Fazit und Ausblick<br />
<strong>Wasser</strong> ist Lebensqualität. Zwei bis drei Liter täglich reichen dem Menschen, um<br />
gesund zu bleiben. Doch schadet es nicht, die Dosis dieses wertvollen Rohstoffes zu<br />
erhöhen. Fragt sich nur, wie man in diesen Genuss kommt. Antworten auf diese<br />
Frage liefert die vorliegende Arbeit.<br />
Menschen trinken nicht nur <strong>Wasser</strong>, sie fühlen es auch. Sie sehen, hören und<br />
riechen es. Der Sinneseindruck einer frischen Quelle regt Assoziationen an und die<br />
Suche beginnt. Woher kommt dieses Rauschen, dieses Plätschern. Woher kommt<br />
diese kühle und saubere Luft. Gestern noch, Beton und Staub. Motorengeräusche,<br />
wildes Hupen.<br />
Zurück zur Realität.<br />
Dem Naturelement <strong>Wasser</strong> wurde nach und nach der Raum im <strong>Stadt</strong>gefüge<br />
entzogen. Schmutz, Krankheiten und der Mangel an Bauflächen waren schnell<br />
gefundene Gründe, um <strong>Wasser</strong>flächen trocken zu legen, Bachläufe zu verrohren und<br />
zu überbauen. <strong>Stadt</strong>planerische Eigentore wurden erzielt durch Maßnahmen wie den<br />
Bau der Autobahn direkt an der Saar in Saarbrücken oder die Hauptstraße auf dem<br />
alten Flussbett in Idar-Oberstein. Gewiss herrschen heute keine Seuchen mehr in<br />
den Städten. Aber mit der Krankheit ist auch ein Heilmittel in der Versenkung<br />
verschwunden.<br />
Das Beispiel <strong>Kaiserslautern</strong> zeigt, dass es kaum einen Weg gibt, um die bauliche<br />
Dichte der Innenstadt abzumildern. Der einstige Freiraum, der im offenen Verlauf der<br />
Lauter begründet lag, existiert nicht mehr. An seine Stelle ist eine Bebauung<br />
getreten, der volle Bestandsrechte eingeräumt werden. Exemplarisch auch für<br />
andere Städte zeigt sich, dass die Sehnsucht der Bürger nach natürlichen Elementen<br />
im <strong>Stadt</strong>raum nur im Bereich der vorhandenen öffentlichen Freiräume erfüllt werden<br />
kann. Doch allein mit den bisher durchgeführten Maßnahmen ist ein zufrieden<br />
stellendes Ergebnis nicht zu erreichen.<br />
Anstatt über das gesamte <strong>Stadt</strong>gebiete viele kleine Brunnen anzulegen, deren<br />
Nutzen mehr als fraglich ist, sollte verstärkt daran gearbeitet werden,<br />
<strong>Wasser</strong>elemente im <strong>Stadt</strong>kern zu bündeln und miteinander zu vernetzen. Hierdurch<br />
steigt nicht nur das Wohlbefinden des einzelnen Betrachters, auch das <strong>Stadt</strong>klima<br />
kann sich positiv verändern. In der jüngeren Vergangenheit wurde der Ruf nach<br />
Umweltzonen laut. Nur hilft der alleinige Ausschluss bestimmter Kraftfahrzeuge<br />
wenig, wenn nicht parallel dazu der Anteil natürlicher Elemente im <strong>Stadt</strong>gebiet erhöht<br />
wird.<br />
Unabhängig davon, ob eine Achse, eine Schiene oder ein Netz geplant wird, sollte<br />
die zeitliche Ebene nicht außer Acht gelassen werden. Heute muss die Planung<br />
erfolgen, um in die Zukunft hinein an der Umsetzung zu arbeiten. Auch langfristig<br />
angelegte, visionär anmutende Konzepte sind wichtig. Zudem geht es nicht darum,<br />
ein Netzkonzept von einem auf den anderen Tag umzusetzen. Am Bielefelder<br />
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<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Fazit und Ausblick<br />
Beispiel ist erkennbar, dass bereits ein erster kleiner Abschnitt nach seiner<br />
Umsetzung vielfältige Vorteile mit sich bringt.<br />
Damit die eingangs dieses Kapitels beschriebene Traumvorstellung nicht auf ewig<br />
Phantasie bleibt ist es wichtig, dass weiterhin mit Nachdruck an der Umsetzung der<br />
Ziele gearbeitet wird. Und solange die reale Umsetzung auf sich warten lässt, so ist<br />
doch die Darstellung mittels städtebaulicher Computersimulationen bereits<br />
realitätsnah möglich. Mithilfe dieser Argumente kann der Umsetzungsprozess<br />
beschleunigt werden.<br />
Für wahr gibt es ein Argument, dass jede visionäre Planung im Keim erstickt. Daher<br />
wurden finanzielle Aspekte im Rahmen dieser Arbeit bewusst ausgeblendet.<br />
Zunächst müssen Ideen entwickelt werden. Sobald diese überzeugt haben lässt sich<br />
immer noch ein Konsens zwischen dem gefühlten Nutzen und den berechneten<br />
Kosten finden. Zumal ein weiterer Aspekt hinzukommt. Vielleicht sollte die Frage<br />
nicht lauten, was Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität kosten, sondern was<br />
es kostet auf die Durchführung dieser Maßnahmen zu verzichten.<br />
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STRAUß, C. (2002): Amphibische <strong>Stadt</strong>entwicklung, <strong>Wasser</strong> im Lebensraum <strong>Stadt</strong>, zur<br />
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STREICH, B. (1983): Simulation von <strong>Stadt</strong>gestalt unter besonderer Berücksichtigung des<br />
Computereinsatzes, Bonn.<br />
STREICH, B. (2005): <strong>Stadt</strong>planung in der Wissensgesellschaft, Ein Handbuch, Wiesbaden.<br />
WALTHER, G., BAßLER, H. (1989): <strong>Kaiserslautern</strong>, Leben in einer pfälzischen <strong>Stadt</strong>,<br />
Landau/Pfalz.<br />
WATERSHOW.DE GMBH: www.watershow.de, Stand: 20.06.2008.<br />
ZINK, T. (1914): <strong>Kaiserslautern</strong> in Vergangenheit und Gegenwart, Eine Ortskunde auf<br />
geschichtlicher Grundlage, <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
ZINK, T. (1928): Fischfang und Fischzucht in der Pfalz; in: BEI UNS DAHEIM, Ausgabe vom<br />
11.07.1928, Heimatbeilage der Pfälzischen Post, <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
98
Bildnachweis<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Bildnachweis<br />
Die im praktischen Teil dieser Arbeit (Kapitel 6) abgedruckten <strong>3D</strong>-Ansichten und<br />
eigenen Karten basieren auf der Datengrundlage „<strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Kaiserslautern</strong> -<br />
Abteilung <strong>Stadt</strong>vermessung“ und „Geobasisinformationen der Vermessungs- und<br />
Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz (Zustimmung vom 15. Oktober 2002)“. Zur<br />
Wahrung der Übersichtlichkeit wird in den Abbildungsbeschriftungen der<br />
Kurzvermerk „Grundlage: STADTVERMESSUNG KAISERSLAUTERN“ verwendet.<br />
Nachfolgend das Verzeichnis der Abbildungen mit Seitenhinweis und<br />
Quellennachweis:<br />
Hintergrundbild des Deckblattes:<br />
<strong>Stadt</strong>plan Freiburg: HAUSER, M. ET AL.: www.burgenkunde.at, Stand:<br />
30.07.2008.<br />
Wappen <strong>Kaiserslautern</strong>: FRIEDEL, H. (1995): <strong>Kaiserslautern</strong>, Von den<br />
Anfängen bis zur Reichsgründung, <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
Hintergrundbild des Datenträgers:<br />
HAUSER, M. ET AL.: www.burgenkunde.at, Stand: 30.07.2008.<br />
Abbildung 1: Aufbau und Struktur der Arbeit, Seite 3<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 2: Gemälde von Nicolas Poussin, Seite 7<br />
ZENODOT VERLAGSGESELLSCHAFT MBH: www.zeno.org, Stand: 22.07.2008.<br />
Abbildung 3: Funktionen von <strong>Wasser</strong> im <strong>Stadt</strong>raum, Seite 9<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 4: Sinneswahrnehmung des <strong>Wasser</strong>s, Seite 11<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 5: Vergleich der Modellarten am Beispiel München, Seite 12<br />
AUDIOTRAVEL: www.audiotravel.com, Stand: 22.07.2008;<br />
STADT MÜNCHEN: www.muenchen.de, Stand: 22.07.2008;<br />
WIDEMANN SYSTEME GMBH: www.widemann.de, Stand: 22.07.2008.<br />
99
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Bildnachweis<br />
Abbildung 6: Gliederung der <strong>Stadt</strong>struktur, Seite 15<br />
100<br />
Eigene Darstellung auf der Grundlage: ARL - AKADEMIE FÜR<br />
RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG (Hrsg.) (1983): Grundriss der<br />
<strong>Stadt</strong>planung, Hannover, S. 355.<br />
Abbildung 7: Vernetzte <strong>Wasser</strong>elemente, Seite 17<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 8: Ausschnitt aus der <strong>Stadt</strong>karte von Freiburg aus dem Jahre 1589, Seite<br />
20<br />
HAUSER, M. ET AL.: www.burgenkunde.at, Stand: 30.07.2008.<br />
Abbildung 9: Städtebauliches Strukturkonzept zur Freilegung der Lutter in<br />
Bielefeld, Seite 21<br />
Pro Lutter e.V.: www.prolutter.de, Stand: 30.07.2008.<br />
Abbildung 10: Merkmale von <strong>Wasser</strong>-Gestaltungselementen, Seite 24<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 11: Gestaltungsformen von <strong>Wasser</strong>elementen, Seite 25<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 12: Fontäne und Springbrunnen in Berlin, Seite 26<br />
SENATSVERWALTUNG FÜR STADTENTWICKLUNG BERLIN:<br />
stadtentwicklung.berlin.de, Stand: 15.10.2008.<br />
Abbildung 13: Trinkbrunnen und Zierbrunnen in Berlin, Seite 26<br />
SENATSVERWALTUNG FÜR STADTENTWICKLUNG BERLIN:<br />
stadtentwicklung.berlin.de, Stand: 15.10.2008.<br />
Abbildung 14: Kaskade und <strong>Wasser</strong>fall in Berlin, Seite 27<br />
SENATSVERWALTUNG FÜR STADTENTWICKLUNG BERLIN:<br />
stadtentwicklung.berlin.de, Stand: 15.10.2008.<br />
Abbildung 15: Freiburger Bächle, Seite 30<br />
KAIER, E.: www.freiburg-dreisamtal.de, Stand: 30.07.2008.<br />
Abbildung 16: Erster Abschnitt der freigelegten Lutter in Bielefeld, Seite 31<br />
Pro Lutter e.V.: www.prolutter.de, Stand: 30.07.2008.<br />
Abbildung 17: Potentielle Handlungsfelder, Seite 35<br />
Eigene Darstellung.
Abbildung 18: Siegel und Wappen der <strong>Stadt</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>, Seite 37<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Bildnachweis<br />
FRIEDEL, H. (1995): <strong>Kaiserslautern</strong>, Von den Anfängen bis zur<br />
Reichsgründung, <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
Abbildung 19: <strong>Kaiserslautern</strong>, fishing for fantasy, Seite 38<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.<br />
Abbildung 20: Kanalbauarbeiten 1893, Seite 39<br />
FRIEDEL, H. (1998): <strong>Kaiserslautern</strong>, Von der Kaiserzeit bis zur<br />
<strong>Universität</strong>sgründung, <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
Abbildung 21: Maßstabsebenen, Seite 41<br />
Eigene Darstellung auf der Grundlage: LANDESAMT FÜR VERMESSUNG UND<br />
GEOBASISINFORMATIONEN RHEINLAND-PFALZ: geodaten.service24.rlp.de,<br />
Stand: 17.09.2008.<br />
Abbildung 22: Luftbild der Kernstadt <strong>Kaiserslautern</strong>, Seite 44<br />
GOOGLE EARTH.<br />
Abbildung 23: Stillgewässer in der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong>, Seite 46<br />
STADT KAISERSLAUTERN: www.kaiserslautern.de, Stand: 27.08.2008.<br />
Abbildung 24: <strong>Wasser</strong>flächen und Bäder im Bereich der Innenstadt, Seite 47<br />
Eigene Darstellung auf der Grundlage: STADTVERMESSUNG<br />
KAISERSLAUTERN.<br />
Abbildung 25: Fließgewässer in der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong>, Seite 48<br />
STADT KAISERSLAUTERN: www.kaiserslautern.de, Stand: 27.08.2008.<br />
Abbildung 26: Projektion der <strong>Wasser</strong>läufe in das heutige <strong>Stadt</strong>bild, Seite 50<br />
Eigene Darstellung auf der Grundlage: STADTVERMESSUNG<br />
KAISERSLAUTERN.<br />
Abbildung 27: Quellen in der Gemarkung <strong>Kaiserslautern</strong>, Seite 51<br />
STADT KAISERSLAUTERN: www.kaiserslautern.de, Stand: 27.08.2008.<br />
Abbildung 28: Schematische Darstellung (1824) der Laufbrunnen entlang der<br />
<strong>Wasser</strong>leitung, Seite 52<br />
BLOHN, H. V., SCHÄFER, F. (o.J.): Chronik der Brunnen von <strong>Kaiserslautern</strong>,<br />
Otterbach-<strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
101
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Bildnachweis<br />
Abbildung 29: Aktuelle Brunnenkartierung für den Bereich der Innenstadt, Seite 54<br />
102<br />
Eigene Darstellung auf der Grundlage: STADTVERMESSUNG<br />
KAISERSLAUTERN.<br />
Abbildung 30: Entwurfsskizze zur Blauen Schiene, Seite 57<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 31: Strukturkonzept zur Blauen Schiene, Seite 58<br />
Eigene Darstellung auf der Grundlage: STADTVERMESSUNG<br />
KAISERSLAUTERN.<br />
Abbildung 32: Entwurfsskizze zum Blauen Netz, Seite 61<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 33: Strukturkonzept zum inneren Blauen Netz, Seite 62<br />
Eigene Darstellung auf der Grundlage: STADTVERMESSUNG<br />
KAISERSLAUTERN.<br />
Abbildung 34: Am Altenhof, Seite 65<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.<br />
Abbildung 35: Fackelbrunnen, Seite 66<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.<br />
Abbildung 36: Innenhof des Rundbaus, Seite 67<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
PANORAMIO: www.panoramio.com, Stand: 09.10.2008.<br />
Abbildung 37: Kennedyplatz, Seite 67<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.<br />
Abbildung 38: Mainzer Tor, Seite 68<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.
Abbildung 39: Marktstraße/Stiftskirche, Seite 68<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.<br />
Abbildung 40: Platz von Guimaraes, Seite 69<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Bildnachweis<br />
WIKIPEDIA COMMONS: commons.wikipedia.org, Stand: 09.10.2008.<br />
Abbildung 41: Riesenstraße, Seite 69<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.<br />
Abbildung 42: Schillerplatz, Seite 70<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.<br />
Abbildung 43: St.-Martins-Platz, Seite 70<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.<br />
Abbildung 44: Stiftsplatz, Seite 71<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.<br />
Abbildung 45: Stockhausplatz, Seite 71<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
SCHMITT, J.: www.lautringer.de, Stand: 18.08.2008.<br />
Abbildung 46: Alter Theaterplatz und Fackelrondell/Karstadt, Seite 72<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
Abbildung 47: Bau AG/Fischerstraße und Messeplatz, Seite 73<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
Abbildung 48: Museumsplatz und Vorplatz des neuen Theaters, Seite 73<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
Abbildung 49: Adolph-Kolping-Platz, Musiker-Platz und St.-Marien-Platz, Seite 74<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
103
<strong>Stadt</strong>-<strong>Wasser</strong>-<strong>3D</strong> | Bildnachweis<br />
Abbildung 50: Gartenschau, Seite 75<br />
104<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
GARTENSCHAU KAISERSLAUTERN GMBH: www.gartenschau-kl.de, Stand:<br />
09.10.2008.<br />
Abbildung 51: Japanischer Garten, Seite 76<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
JAPANISCHER GARTEN KAISERSLAUTERN E.V.: www.japanischergarten.de,<br />
Stand: 09.10.2008.<br />
Abbildung 52: <strong>Stadt</strong>park, Seite 76<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
Abbildung 53: Volkspark, Seite 77<br />
MS VIRTUAL EARTH: maps.live.de, Stand: 08.10.2008.<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 54: Gestaltungsskizze Stiftsplatz, Seite 80<br />
Eigene Darstellung auf der Grundlage: STADTVERMESSUNG<br />
KAISERSLAUTERN.<br />
Abbildung 55: <strong>Wasser</strong>wand Kreissparkasse <strong>Kaiserslautern</strong>, Seite 81<br />
ART AQUA GMBH & CO.: www.artaqua.de, Stand: 12.10.2008.<br />
Abbildung 56: Gestaltungsskizze Messeplatz, Seite 83<br />
Eigene Darstellung.<br />
Abbildung 57: Fremdentwurf für den Vorplatz des neuen Theaters, Seite 84<br />
BLOHN, H. V., SCHÄFER, F. (o.J.): Chronik der Brunnen von <strong>Kaiserslautern</strong>,<br />
Otterbach-<strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
Abbildung 58: Künstlicher <strong>Wasser</strong>lauf in Balingen, Seite 85<br />
ART AQUA GMBH & CO.: www.artaqua.de, Stand: 12.10.2008.<br />
Abbildung 59: Objekt an einer <strong>Wasser</strong>rinne in Balingen, Seite 86<br />
ART AQUA GMBH & CO.: www.artaqua.de, Stand: 12.10.2008.