Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
27. - 29.08.04<br />
Ultra-Trail um den Mont Blanc<br />
über 155 km in 8.500 Höhenmetern<br />
DER MINI-KLASSIKER<br />
Wolfgang Olbrich-Beilig<br />
Erst nach einigen Monaten komme ich<br />
dazu, meinen absoluten Jahreshöhepunkt<br />
2004 zu beschreiben. Die Gründe<br />
sind sehr vielfältig. Aber besser spät als<br />
nie! Viel Spaß dennoch beim Lesen!<br />
Nach einem Jahr Warten geht es endlich<br />
wieder nach Chamonix.<br />
Frank, Walter und ich fahren<br />
am Mittwoch m<strong>org</strong>en in Köln<br />
los. Nachdem Frank letztes<br />
Jahr bei Kilometer 117 in<br />
Champex Lac und ich bei Kilometer<br />
42 in Les Chapieux<br />
ausgestiegen waren, wollten<br />
wir es diesmal endlich schaffen,<br />
die Gesamtstrecke unter<br />
die Füße zu nehmen. Walter<br />
hatte sich auch in diesem Jahr<br />
wieder bereit erklärt, uns während<br />
des Laufes zu betreuen.<br />
Nach langer Fahrt erreichten<br />
wir gegen Abend unsere Unterkunft<br />
in Chamonix. Frank<br />
hatte sich wieder einmal als<br />
Quartiermeister herv<strong>org</strong>etan<br />
und ein günstiges Appartement<br />
im Innenstadtbereich <strong>org</strong>anisiert.<br />
Wir bezogen die Zimmer und betrachteten<br />
ehrfürchtig den Mont Blanc<br />
und die phantastische Gebirgswelt. Das<br />
erste mulmige Gefühl beschlich mich.<br />
Nachdem wir vom letzten Jahr her<br />
wussten, wie teuer das Leben in Chamonix<br />
ist, hatten wir diesmal besser<br />
v<strong>org</strong>es<strong>org</strong>t und sämtliche Lebensmittel<br />
für eine Woche mitgebracht. Natürlich<br />
inklusive dem wichtigsten Grundnahrungsmittel,<br />
dem Kölsch!<br />
Am nächsten Tag konnte man bereits im<br />
Eiszentrum von Chamonix die Startunterlagen<br />
abholen. Nachdem wir am<br />
Vormittag mit Walter die einzelnen<br />
Treffpunkte abgefahren waren, an denen<br />
er während des Rennes auf uns<br />
warten sollte, fuhren wir zur Startkartenausgabe.<br />
In diesem Jahr erfolgte eine<br />
Kontrolle der Pflichtausrüstung, bevor<br />
man sich die Startnummer abholen durfte.<br />
Glücklicherweise hatte uns. das Kunibert<br />
Schmitz vorab telefonisch mitgeteilt,<br />
ansonsten hätten wir noch mal zur Unterkunft<br />
gemusst, da davon nichts in der<br />
Ausschreibung stand.<br />
30<br />
Die Revanche<br />
Bei der Ausgabe wurde wieder ein T<br />
Shirt ausgeteilt. Man kann wirklich sagen,<br />
dass bei diesem Wettkampf das<br />
Preis-leistungs-Verhältnis mehr als gegeben<br />
ist. Für die 70 Euro werden 44<br />
Stunden Verpflegung und Streckenservice<br />
geboten sowie ein ansprechendes<br />
Finishergeschenk von "The North Face"<br />
(hochwertig) an den jeweiligen Etappenorten.<br />
In diesem Jahr gab es sogar<br />
eine elektronische Zeit- und Kontrolinahme<br />
durch einen Chip auf der Rückseite<br />
der Startnummer. Nach der Kontrolle<br />
und Vollzähligkeit der Ausrüstung<br />
musste man noch unterschreiben, dass<br />
man keine Dopingmittel (Wie war das<br />
jetzt mit dem importierten Kölsch?) genommen<br />
hat und die' Pflichtausrüstung<br />
Welch herrliche Landschaft!<br />
auch im Wettkampf mitführt. Dann zur<br />
Startnummernausgabe, Startnummer<br />
und letzte Infos abgeholt, T-Shirt anprobiert<br />
und noch schnell die Mini<br />
Laufmesse begutachtet.<br />
Am nächsten Tag langes Schlafen, noch<br />
schnell mal les Houches besichtigt (erste<br />
Verpflegungsstelle), Mittagessen im<br />
Appartement und einen ausgiebigen Mittagsschlaf.<br />
So langsam wurden wir nervös.<br />
Das offizielle Briefing wollten wir<br />
uns schenken. Edgar Kluge, der seit<br />
gestern bei uns wohnte, ging hin, und<br />
das war auch gut so. Denn wir erfuhren,<br />
dass vor dem Start jeder <strong>Teil</strong>nehmer<br />
gescannt werden musste und daher ein<br />
entsprechender Vorlauf nötig sei. Also<br />
nichts wie hin zu den Briefings!<br />
Wir machten uns langsam fertig, packten<br />
die Beutel für die beiden Etappenorte,<br />
zu denen diese transportiert werden<br />
würden (Courmayeur bei km 72 und<br />
Champex lac bei km 117). Die Beutel<br />
abgeben und anschließend zum Start.<br />
Der fand in diesem Jahr direkt vor dem<br />
Tourismusbüro statt, ca. 150 Meter von<br />
der Stelle des letzten Jahres entfernt.<br />
Mit Walter hatten wir verabredet, dass er<br />
erst in La Fouly da sein müsse. Das wäre<br />
dann bei km 100. Frank und icb waren<br />
der Meinung, dass es bis dahin aus<br />
eigener Kraft klappen müsse, um eine<br />
realistische Chance zu haben, den lauf<br />
zu finishen. Ich war zunächst etwas<br />
skeptisch, da im letzten Jahr die Verpflegungsstellen<br />
zum <strong>Teil</strong> schlecht bestückt<br />
waren. Aber was soll's, Frank<br />
hatte wohl Recht. Also hatte Walter<br />
nach dem Start erstmal bis zum späten<br />
Nachmittag des Folgetages Zeit und<br />
wollte diese für eine Bergtour nutzen.<br />
Wir kalkulierten ca. 20 Stunden bis La<br />
Fouly.<br />
Dann standen wir am<br />
Start. Mit ca. 5 Minuten<br />
Verspätung erfolgte der<br />
Startschuss, und wir setzten<br />
uns langsam in Bewegung.<br />
Frank und ich<br />
wollten versuchen, die<br />
erste Nacht zusammen zu<br />
laufen, wobei wir verabredeten,<br />
dass jeder sein<br />
Ding machen müsse,<br />
wenn das Tempo des anderen<br />
nicht passt.<br />
Es . war schon beeindruckend:<br />
Weit über tausend<br />
Starter, die sich in der<br />
Abenddämmerung in Bewegung<br />
setzten. Frank<br />
und ich genossen den<br />
Start. Es ging durch<br />
Chamonix und dann in Richtung Les<br />
Houches. Hier sollte die erste VerpflegungssteIle<br />
sein, und wir wussten, dass<br />
es unmittelbar danach das erste Mal<br />
steil bergan gehen sollte. Also ganz ruhig<br />
angehen, denn da macht man definitiv<br />
keine Zeit gut. Während dieser Strecke<br />
überholten uns Stefan, Markus und<br />
Wolli aus Köln. Auch Stefans Frau Andrea<br />
lief mit, wollte aber nur eine <strong>Teil</strong>wertung<br />
laufen. Wolli hatte sich die 117 km<br />
bis Champex lac v<strong>org</strong>enommen. Wir<br />
begrüßten uns fröhlich und ließen es<br />
laufen.<br />
Nach der ersten Verpflegung mussten<br />
dann auf 5 km ca. positive 650 Hm bewältigt<br />
werden. Ich freute mich schon<br />
beim Beginn der Steigung auf die erstklassig<br />
ausgestattete Verpflegungsstelle<br />
auf dem Col de Voza (ca. 1.653 Meter<br />
über NN). Echt lecker! Frank war am<br />
Berg einfach zu stark, und der Gedanke,<br />
zusammen die erste Nacht durchzulaufen,<br />
verabschiedete sich. Frank zog mit<br />
seinem Tempo davon, und ich krabbelte<br />
den Berg hinauf!