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Vom Col des Voza ging es dann runter<br />
nach Les Contamines (km 24), auf ca.<br />
1.121 Meter über NN. Dort war die 2.<br />
große Verpflegungsstelle, und es gab<br />
dort das erste Zeitfenster, welches man<br />
einzuhalten hatte (bis 02.00 Uhr). Hier<br />
hatte ich ein absolut mulmiges Gefühl,<br />
da ich mir im vergangenen Jahr hier die<br />
Bänder gerissen hatte und bei km 42<br />
dann aussteigen musste. Kurz vor Les<br />
Contamines überholte mich Andrea. Ihr<br />
schien es gut zu gehen, und sie lief<br />
leichtfüßig und fröhlich an mir vorbei. An<br />
der Verpflegungsstelle selbst wartete<br />
Frank, und wir wollten doch versuchen,<br />
wieder ein paar Kilometer zusammen zu<br />
laufen. Andrea schloss sich an, und es<br />
ging weiter. Bis km 28 läuft man entspannt<br />
flach an einem Bach entlang. Die<br />
beiden waren mir eindeutig einen Tick<br />
zu schnell, und so ließ ich sie ziehen.<br />
Schließlich wusste ich ja, was gleich<br />
kommen sollte. Ab km 28 waren auf einer<br />
Länge von ca. 9 km weitere positive<br />
1.250 Höhenmeter zu überwinden. Also<br />
Wolfgang, bleib locker!<br />
Die dritte größere Verpflegungsstelle in<br />
La Balme bei Kilometer 32 wurde wieder<br />
ausgiebig genossen. Hier hatte man einen<br />
herrlichen Nachtblick auf die mit<br />
Stirnlampen ausgestatteten <strong>Teil</strong>nehmer.<br />
Mein Gott, so viele Verrückte! Der Blick<br />
nach oben war dann allerdings eher ernüchternd!<br />
Bei Kilometer 37 war dann Croix Bonhomme<br />
erreicht (ca. 2.479 Meter über<br />
NN). Im letzten Jahr habe ich mir in der<br />
dortigen Hütte ein. heißes Süppchen genehmigt,<br />
weil es damals s.....ehr kalt<br />
gewesen ist. Aber mir ging es diesmal<br />
richtig gut, und ich wollte nach der dortigen<br />
Kontrolle gleich weiter. Es ging nun<br />
bergab nach Les Chapieux, bei km 42<br />
(ca. 1.549 Meter über NN). Dort musste<br />
ich letztes Jahr aussteigen. Aber auch<br />
das hatte zurückblickend sein Gutes,<br />
lernte ich doch dort Elisabeth und Bernhard<br />
kennen. Dieses Jahr genoss ich<br />
den "Einlauf" dort und labte mich an<br />
warmem Essen und, ja genau, leckerem<br />
Bier! .<br />
Aber was ist, wenn man wieder die ganzen<br />
Höhenmeter ruriter gelaufen ist?<br />
Genau, jetzt ging es wieder bergauf zum<br />
Col de la Seigne (ca. 2.516 Meter über<br />
NN), diesmal als positive knapp 1.000<br />
HM auf ca. 11 km. Der Col de la Seigne<br />
ist gleichzeitig die Grenze nach Italien.<br />
Beim Bergablaufen wurde es langsam<br />
wieder Tag, und es bot sich ein berauschendes<br />
Panorama. Bis Lac Combal,<br />
bei km 59, ging es wieder ca. 500 HM<br />
herunter auf 1.975 Meter über NN. Dort<br />
war die nächste größere VerpflegungssteIle.<br />
Der Nachteil: danach ging es auf<br />
ca. 2 km wieder hoch auf ca. 2.435 Meter<br />
über NN zu Arete Mont Favre. Aua!<br />
Jetzt ging es bis km 72 (Courmayeur)<br />
bergab. Einziger Wermutstropfen bei idealem<br />
Laufwetter und Bergsicht: Die<br />
Verpflegungsstelle am Col Chtkroui.<br />
Dort gab es neben der üblichen Läufernahrung<br />
noch eine Ansammlung verschiedener<br />
italienischer Weine, Brot und<br />
mindestens 6 verschiedene Käsesorten.<br />
Ich nahm jedenfalls erstmal Platz! Meine<br />
Güte, hat das Überwindung gekostet,<br />
hier wieder weg zu gehen. Folter pur!!!<br />
Dann kam Courmayeur. Da man hier<br />
auch mit Wertung aussteigen konnte,<br />
war das quasi der erste Zieleinlauf. Alles<br />
war super vorbereitet. Ich fand schnell<br />
meinen hier hinterlegten Sack mit<br />
Duschzeug .und Wechselklamotten und<br />
genoss die Dusche und die frischen Sachen.<br />
Auch war ich froh, andere Laufschuhe<br />
anziehen und die abgetapten<br />
Stellen neu pflastern zu können und die<br />
Scheuerstellen mit Vaseline neu einzu-<br />
Wolfgang im Ziel<br />
reiben. Frisch geduscht ging es dann<br />
zur Verpflegung! Oh Mann, alleine dafür<br />
musste man den Lauf einfach mitmachen!<br />
In diesem Jahr gab es wirklich<br />
nichts an der Verpflegung auszusetzen!<br />
Einfach Klasse. Zwei kleine Flaschen<br />
Bier hinterher und der Elektrolythaushalt<br />
stimmte wieder!<br />
Es ging mitten durch den Ort, und die<br />
Leute klatschten und riefen uns Mut zu.<br />
War richtig zum Genießen! Dann sollte<br />
aber mit dem Genuss schnell wieder<br />
Schluss sein. Denn nun ging es von<br />
1.226 Meter über NN auf 3 km hoch auf<br />
2.022 Meter über NN. Die ganze Frische<br />
der neuen Klamotten und der Dusche<br />
waren dahin! Auf Refuge Bertone bei Kilometer<br />
75 wurde noch mal ausgiebig<br />
Wasser getankt, und dann ging es recht<br />
wellig durch die schöne Bergwelt Italiens.<br />
Ab Lavachey (km 83) ging es<br />
dann von 1.690 Meter über NN auf<br />
2.537 Meter über NN auf den Grand Col<br />
Ferret bei km 90. Hier wurde die Grenze<br />
zur Schweiz passiert. Die nächsten 10<br />
km ging es ständig stark bis leicht berg-<br />
ab nach La Fouly. Ich freute mich auf<br />
schon auf Walter, der dort auf mich warten<br />
sollte. Mir ging es immer noch ausgezeichnet,<br />
und ich genoss das Wetter<br />
und die herrliche Aussicht. In La Fouly<br />
traute ich meinen Augen nicht. Nicht" nur<br />
Walter war dort, sondern auch Frank. Er<br />
musste bei km 80 aussteigen, weil er<br />
sich eine starke Knochenhautreizung<br />
zugezogen hatte und nicht mehr laufen<br />
konnte.<br />
Die beiden machten mir ein paar leckere<br />
Spaghetti auf dem Gaskocher, und es<br />
gab diverse mitgebrachte Leckereien.<br />
Und weiter ging es in Richtung Issert,<br />
weitere 10 km bergab. Also, im Nachhinein<br />
waren das die angenehmsten 20<br />
Kilometer des ganzen Laufes. Hier wurde<br />
es langsam dunkel, und die nächsten<br />
Anstiege folgten. Von Issert aus waren<br />
auf 4 km ca. 400 positive HM zu überwinden.<br />
Hier überholte ich Anke Drescher,<br />
die scheinbar ein paar Probleme<br />
hatte, aber dennoch den Lauf finishte. In<br />
Champex d'en Bas war die nächste<br />
Möglichkeit, den Lauf mit Wertung zu<br />
beenden. Es war mittlerweile stockduster,<br />
und ich war plötzlich ziemlich müde.<br />
Trotzdem wollte ich mich nicht hinlegen.<br />
Ich duschte mich hier und zog mir frische<br />
und wärmere Klamotten für die<br />
Nacht an. Denn es gab ab hier wieder<br />
einige Pässe zu "erklimmen". Und ich<br />
traf hier meine wohl beste Entscheidung<br />
des Laufes. Ich zog mir richtige Wanderschuhe<br />
an und beschloss, die ganze<br />
Nacht nur noch zu wandern.<br />
Also weiter! Angefeuert und motiviert<br />
durch Frank und Walter durch die zweite<br />
lange Nacht. Auf den nächsten 5 km<br />
zum Fermes de Bovine waren erneut ca.<br />
700 HM zu überwinden. Es ging über<br />
sehr schwer gehbare Wanderwege, und<br />
es gab auch mal den einen oder anderen<br />
Gebirgsbach zu überwinden. Aufgrund<br />
der Müdigkeit und der Wege war<br />
das hier wohl das anspruchvollste<br />
Stück. Auf fermes de Bovine bei km 122<br />
gab es heiße Suppe, welche während<br />
der Nacht meine Lieblingsverpflegung<br />
werden sollte, Es war recht kalt, und die<br />
heiße Suppe tat richtig gut. Dann ging<br />
es von 1.987 Meter über NN auf 7 km<br />
wieder runter auf 1.279 Meter über NN,<br />
nach Trient bei km 129. Hier erfolgte bei<br />
Trient wohl das ätzendste Stück der<br />
Strecke: es ging querfeldein auf einer<br />
Wiese runter. Ich rutschte ca. 100 HM<br />
auf dem Hosenboden nach unten, um<br />
dann dort unten zur Verpflegungsstelle<br />
nach Trient zurück zu wandern!<br />
Was habe ich mich hier geärgert! Das<br />
war wirklich nicht nötig und außerdem<br />
auch noch gefährlich. In Trient wartete<br />
Walter und baute mich wieder etwas<br />
auf. Ich war mir mittlerweile sicher, dass<br />
ich den Lauf finishen konnte. Ich war gut<br />
4 Stunden vor den Cut offs und nur noch<br />
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