Ausgabe lesen - Rheinkiesel

Private
Spekulationen
Spätestens seit der Finanzkrise genießen Spekulanten alles
andere als einen guten Ruf. Doch jeder kann zu einem solchen
Finanzjongleur werden – zumindest in den Augen des Fiskus.
Egal, ob Flohmarkt, Kleinanzeige
oder Internet-Auktionshaus: Wer
privat Gegenstände erwirbt und
diese später verkauft, zahlt dafür
nor malerweise keine Steuern.
Doch der Unterschied zwischen
privatem und gewerblichem Ver -
käufer ist fließend, wie man bei
manchen Trödlern oder auch bei
Internet-Anbietern sieht. Die Fi -
nanzämter fahnden vor allem im
Internet nach potentiellen Steuer -
pflichtigen, die mehr verkaufen als
nur die zu klein gewordenen Klei -
der ihrer Kinder.
Wer Gegenstände verkauft, die
Teil eines Betriebsvermögens sind
oder die er nutzte, um ein Ein -
kommen zu erzielen, muß dieses
Einkommen grundsätzlich mit be -
rücksichtigen. Das gilt jedoch
nicht, wenn der Steuerpflichtige
die Gegenstände zuerst in sein Pri -
vatvermögen überführt, etwa, in -
dem er seinen Betrieb aufgibt. Ver -
kauft er später einen oder mehrere
dieser Gegenstände, handelt es
sich um einen reinen Privatver -
kauf. Derartige Geschäfte betreffen
nach § 23 Einkommensteuer -
gesetz Grundstücke, grundstücksgleiche
Rechte, etwa ein Erbbau -
recht, sowie andere Wirtschafts -
güter.
Andere Regeln
für Aktien
Unter den Begriff „derartige an -
dere Wirtschaftsgüter“ fielen bis
2008 vor allem Aktien und sonstige
Wertpapiere im Privatbesitz.
Doch mittlerweile gehören die
Ein nahmen aus dem Verkauf von
Aktien zu den Einkünften aus
Kapitalvermögen und unterliegen
pauschal der Abgeltungssteuer.
Die größte Rolle spielt die unter
dem Namen Spekulationssteuer
bekannte Form der Einkommens -
teuer jetzt noch bei dem Verkauf
von Grundstücken: Liegt zwischen
dem Zeitpunkt der An schaffung
und der Veräußerung eines
Grund stückes ein Zeitraum von
bis zu zehn Jahren, muß der
Eigenheim oder schnöde Kapitalanlage?
Eigen tümer einen etwaigen Ge -
winn versteuern. Die Frist bei den
„anderen Wirtschaftsgütern“ be -
trägt lediglich ein Jahr.
Steuerpflicht
aushebeln
Für Grundstücke gilt dabei die
Unter zeichnung des entsprechenden
schuldrechtlichen Vertrages
als Anschaffungszeitpunkt, nicht
etwa die Eintragung ins Grund -
buch, die meist wesentlich später
er folgt. Die Anschaffung muß
kein Kauf, es kann sich auch um
eine Schenkung oder eine Erb -
schaft handeln.
Nutzt der Steuerpflichtige das
Grundstück in dem Zehn-Jahres-
Ihr Geld
Zeitraum oder zumindest in den
letzten rund drei Jahren vor dem
Verkauf zu eigenen Wohn zwec ken,
ist ein eventueller Ge winn nicht
steuerpflichtig. Bei unbebauten
Grundstücken gibt es diese Mög -
lichkeit der Steuerersparnis logischerweise
nicht.
Wer ein Grundstück mit Verlust
ver kauft, kann diesen grundsätzlich
nur mit Gewinnen aus anderen
privaten Veräußerungsge schäf -
ten verrechnen. Der Verlust mindert
also nicht automatisch die
Steu er last. Im Jahr 2008 entschied
der Bundesfinanzhof, dass auch
der An- und Verkauf eines Ge -
braucht wagens steuerlich zum
Nach teil des Fiskus, wenn bei die-
sem Geschäft Verluste entstehen.
2010 wurde daher ausdrücklich in
das Gesetz aufgenommen, daß Ver -
äußerungen von Gegenstän den
des täglichen Gebrauchs nicht
steuerbar sind. Beträgt der Ge -
winn aus privaten Veräußerungs -
geschäften in einem Jahr weniger
als 600 Euro, bleibt er insgesamt
steuerfrei. •
Rechtsanwalt Christof Ankele
– u.a. Fachanwalt für Miet- und
Wohnungseigentumsrecht
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September 2012 13