Handel– der gutmütige Champion - Handelsverband
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Satire<br />
Aufgedeckt:<br />
Herbstlohnrunden gibt es nicht!<br />
Wien – „Es ist alles nur eine große Show“,<br />
das geben Vertreter des Gewerkschaftsbundes<br />
und <strong>der</strong> Wirtschaftskammer nun erstmals<br />
zu. Ins Rollen kam die Sache durch die Indiskretionen<br />
eines ehemaligen Insi<strong>der</strong>s, <strong>der</strong><br />
gegenüber Medien offenlegte, dass die alljährlichen<br />
Verhandlungsrituale gar nicht<br />
wirklich stattfänden. Ergebnisse und Choreographie<br />
<strong>der</strong> Verhandlungen würden im Vorfeld<br />
von den Sozialpartnern festgelegt. „Damit<br />
die Geschichte aber für unsere Mitglie<strong>der</strong><br />
spannen<strong>der</strong> wird, und damit wir hinterher erklären<br />
können, warum nicht mehr drin war,<br />
brauchen wir ein wenig mediales Gepolter“,<br />
erklärt ein hochrangiger Gewerkschafter hinter<br />
vorgehaltener Hand.<br />
In <strong>der</strong> Realität folge die Festlegung <strong>der</strong> Tarife<br />
ganz an<strong>der</strong>en Regeln. „Das läuft heutzutage<br />
alles per e-Mail“, wird ein Metaller zitiert.<br />
„Heuer hat mich die Arbeitgeberseite im Sommer<br />
zwar einmal zum Heurigen eingeladen.<br />
Da haben wir aber vor allem über Tennis geredet“,<br />
gibt ein Mitglied des Verhandlungsteams<br />
<strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>der</strong> Privatangestellten zu.<br />
Tatsächlich folgen die Lohnabschlüsse einem<br />
fix vereinbarten Vierjahres-Rhythmus: im ersten<br />
Jahr 0,2 Prozentpunkte über <strong>der</strong> Inflationsrate,<br />
im nächsten 0,1 Prozent darunter,<br />
im dritten Jahr doppelte Inflationsrate – also<br />
hoher Abschluss – und im vierten Jahr exakt<br />
auf Höhe <strong>der</strong> Inflationsrate. Dann beginnt <strong>der</strong><br />
nächste Vierjahres-Turnus.<br />
„Im Sommer legen wir per E-Mail fest, wie<br />
lange wir verhandeln, wer was wann in den<br />
Medien sagt und ob wir gegebenenfalls ein<br />
bisserl warnstreiken – o<strong>der</strong> so“, schil<strong>der</strong>t ein<br />
Kenner <strong>der</strong> Prozesse. Außerdem würden noch<br />
die jeweiligen Argumente – wie Weltwirtschaftskrisen<br />
o<strong>der</strong> hohe Gewinne in <strong>der</strong> Branche<br />
– abgestimmt. Natürlich müsse man sich<br />
dann während <strong>der</strong> Verhandlungen schon<br />
auch zum Schein treffen, weil man ja unter<br />
medialer Beobachtung stehe. „Meist gibt’s<br />
dann auch ein Glaserl Wein und wir nehmen<br />
dann irgendeinen Hinterausgang“, verrät ein<br />
langjähriger Verhandler <strong>der</strong> Wirtschaftskammer.<br />
Zum festgelegten Zeitpunkt verkünde<br />
man dann seinen Mitglie<strong>der</strong>n via Medien das<br />
Ergebnis. „Dabei machen sich natürlich eine<br />
schöne Nachtsitzung und gerötete Augen<br />
nicht schlecht“, räumt <strong>der</strong> Kämmerer ein. Das<br />
sei aber nicht jedes Jahr notwendig.<br />
Für retail exklusiv aber nur scheinbar von <strong>der</strong><br />
dritten Verhandlungsrunde für den Handelskollektivvertrag:<br />
Michael Schiebel<br />
retail satire<br />
Michael Schiebel<br />
www.salamiNEWS.at<br />
seite 35 | meinung