Handel– der gutmütige Champion - Handelsverband

Mag. René Tritscher, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Bundeswirtschaftskammer
entwickelten Marktwirtschaften. Dieses Phänomen
kann man weder wegverordnen noch
wegfördern. Der Hebel für eine Stärkung der
kleineren und mittleren Unternehmen und damit
auch der Nahversorgung liegt vielmehr im
ordnungspolitischen Bereich. Damit meine ich
vor allem die Raumordnungs- oder auch die
Fiskalpolitik.
Tritscher: Ich stimme Herrn Dr. Mumelter
zu. Insbesondere in der Raumordnungspolitik
sind in der Vergangenheit Fehler begangen
worden, die irreparable Schäden verursacht
haben. Man muss sich nicht wundern, dass Innenstädte
veröden, wenn man rund um eine
mittlere Gemeinde drei Shoppingcenter baut.
Es gibt aber auch Beispiele für eine gelungene
Raumordnungspolitik, die ein harmonisches
Nebeneinander von Einkaufszentren und belebten
Ortskernen ermöglichen.
Auch die Wirtschaftskammer ist gegen direkte
Eingriffe in den freien Wettbewerb. In welcher
Form Strukturanpassungen erfolgen, regelt
letztlich der Markt. Auch das Internet hat die
Branche enorm verändert, aber die niedergelassenen
Händler nicht abgeschafft. Es bedarf
einfach vernünftiger Rahmenbedingungen
und neuer Ansätze, wie das Beispiel der Postpartnerschaften
zeigt – vor 20 Jahren noch
undenkbar und zu Beginn gegen enorme Widerstände
vorangetrieben. Die Rolle des Händlers
verändert sich.
Mumelter: So ist es. Aber der Handel stellt
sich seit jeher sehr schnell auf veränderte Umfelder
ein. So hat die Implementierung von
Multichannel-Strategien in den letzten Jahren
dazu geführt, dass das Internet mit seinen
Möglichkeiten nicht so sehr als Gefahr, als vielmehr
als Ergänzung der bestehenden Möglichkeiten
– ja sogar als Chance begriffen wurde.
Tritscher: Wesentlich war und ist, dass die
neuen Kanäle so eingesetzt werden, dass sie
zu jedem Zeitpunkt des Konsumprozesses,
den Weg zum Händler ermöglichen. Das muss
sinnvoll ineinander greifen. Erfolgreiche Händler
zeigen, wie sie ihre Kunden an sich binden,
sie unterwegs nicht verlieren. Allerdings sehen
wir auch in diesem Bereich eine erhebliche Investitionsaufgabe.
Daher sind niedrige Zinsen
für den Handel besonders wichtig. Letztlich
war es dem niedrigen Zinsniveau zu verdanken,
dass die Erträge 2010 nicht gesunken,
sondern sogar leicht gestiegen sind.
retail: Sie haben das Thema Ortskerne und
Nahversorgung schon angesprochen. Braucht
es ein zentrales Einkaufsstraßenmanagement
im Wettbewerb gegen die Shopping Center,
oder ist das Match sowieso schon entschieden.
Tritscher: Einerseits helfen Kooperationsmodelle,
wie dies in erfolgreichen Innenstädten
oder etwa von einigen Wiener Einkaufsstraßen
vorgelebt wird. Es geht letztlich darum, den
Kunden ein attraktives Angebot zu machen.
Andererseits muss man aber über die grundsätzlichen
Rahmenbedingungen reden. Dabei
ist über Gemeinde- und sogar Bundesländergrenzen
hinaus zu blicken. Der interkommunale
Finanzausgleich wäre ein wesentlicher
retail interview
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