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und st.Gallen die - Saiten

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SAITEN 11.12<br />

LGBt<br />

Alles voll<br />

easy?<br />

Um <strong>die</strong> zwanzig Jahre alt, in der O<strong>st</strong>schweiz aufgewachsen,<br />

homo- oder bisexuell: Wie sieht für junge Leute <strong>die</strong> Realität aus?<br />

Wir haben vier von ihnen befragt. I<strong>st</strong> alles ganz einfach geworden<br />

heutzutage? Das Bild i<strong>st</strong> komplexer, Normalität noch immer<br />

vielerorts ein Fremdwort – dazu gehört auch <strong>die</strong> Tatsache, dass teilweise<br />

<strong>die</strong> Namen geändert werden mus<strong>st</strong>en. Hier <strong>die</strong> Berichte.<br />

seBa<strong>st</strong>ian Brecht, 24,<br />

aus <strong>st</strong>.<strong>Gallen</strong>, <strong>st</strong>u<strong>die</strong>rt kun<strong>st</strong>:<br />

Ich hatte meine er<strong>st</strong>en sexuellen Erfahrungen schon im Primarschulalter<br />

mit anderen Jungen. Später hab ich mir dann<br />

oft Nacktbilder von männern im Internet angeschaut. In<br />

der Sek hatte ich auch beziehungen mit Frauen; alles war<br />

also lange in der Schwebe. Er<strong>st</strong> mit zwanzig fühlte ich mich<br />

dann nur noch als Schwuler. Eines Nachmittags hab ich es<br />

meiner mutter gesagt; sie sagte gleich, dass sie es immer gewus<strong>st</strong><br />

habe, <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> w<<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong>erte sich, dass ich es ihr nicht schon<br />

früher gesagt hatte. Für meinen vater i<strong>st</strong> mein Schwulsein<br />

kein Problem, er möchte mit mir einfach nicht über meine<br />

männergeschichten reden. In meinem Fre<<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong>eskreis wurde<br />

immer offen über Sexualität gesprochen. In der Schule<br />

hingegen verbreitete sich das eher unterschwellig, wie ein<br />

gerücht. Ich weiss in St.gallen von keinem Netzwerk für<br />

Schwule, lesben <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> bisexuelle <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> spüre keinerlei unter<strong>st</strong>ützung<br />

zum beispiel seitens der Stadt. <strong>die</strong> Ausnahme<br />

bildet <strong>die</strong> Party­reihe leSchwu im Kugl. Es i<strong>st</strong> der einzige<br />

raum in der o<strong>st</strong>schweiz, wo tanzen <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> vernetzen zusammenkommen.<br />

Weil es der donner<strong>st</strong>agabend i<strong>st</strong>, kommen<br />

auch immer mal ein paar heteros. Ich finde es schade, dass<br />

sich solche Sachen oft nur in Nischen abspielen. da <strong>st</strong>ellt sich<br />

<strong>die</strong> Frage, ob man mit seiner «Andersartigkeit» an <strong>die</strong> Öffentlichkeit<br />

oder sich am rand bewegen will. das Stichwort<br />

hiesse für mich: gay­friendly. In zürich <strong>st</strong>eigen regelmässig<br />

grosse Partys, es wäre toll, wenn es in St.gallen auch mal so<br />

eine homo­Night gäbe. Neben dem Ausgang i<strong>st</strong> auch <strong>die</strong><br />

von<br />

timo posseLt<br />

Internetseite Purplemoon sehr wichtig. Es i<strong>st</strong> so etwas wie<br />

unser eigenes Facebook. das Entscheidende i<strong>st</strong> dort <strong>die</strong> Anonymität:<br />

In der gesellschaft eckt man als Schwuler an, der<br />

Weg geht nur übers coming­out. Auf Purplemoon kann<br />

man sich anonym mit menschen treffen <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> muss sich nicht<br />

gleich vor allen bloss<strong>st</strong>ellen. Ich kenne viele, <strong>die</strong> er<strong>st</strong> ein Profil<br />

auf Pm machten <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> er<strong>st</strong> später ihr coming­out hatten.<br />

21<br />

maura hermann, 24,<br />

aus <strong>st</strong>.<strong>Gallen</strong>, <strong>st</strong>u<strong>die</strong>rt kun<strong>st</strong>:<br />

Ich habe schon früh mit Frauen rumgeschmu<strong>st</strong>, habe mich<br />

allerdings er<strong>st</strong> später ern<strong>st</strong>haft mit homosexualität auseinandergesetzt.<br />

meine Eltern sind nicht ganz easy mit meiner<br />

bisexualität umgegangen: Ich glaube, sie dachten, es<br />

sei eine Phase <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> <strong>die</strong> gehe vorüber. Sie hatten auch Ang<strong>st</strong><br />

um mich, weil es homos in unserer gesellschaft auch heute<br />

noch schwer haben. mich hat es immer ein bisschen ge<strong>st</strong>ört,<br />

dass sich meine Sexualität nicht klar auf ein geschlecht<br />

konzentriert. Sehr viele homosexuelle definieren sich <strong>st</strong>ark<br />

über ihre Sexualität. manchmal wird man als bisexuelle nicht<br />

ern<strong>st</strong> genommen: «du bi<strong>st</strong> doch eigentlich eh eine hetero.»<br />

Es gibt viele Frauen, <strong>die</strong> in meinem Alter einfach nur<br />

ausprobieren wollen. Was auch total okay i<strong>st</strong>, manche homosexuelle<br />

haben dann aber Ang<strong>st</strong>, dass in einer beziehung<br />

mit einer bisexuellen plötzlich ein mann auftaucht <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> sie<br />

verlassen werden. bei den männern gibt es auch Probleme.

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