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und st.Gallen die - Saiten

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man solle den vögeln zuhören, von<br />

ihnen komme alle musik, heis<strong>st</strong> es im<br />

er<strong>st</strong>en der berühmten zehn gebote<br />

von captain beefheart an alle gitarri<strong>st</strong>en<br />

<strong>die</strong>ser Welt. Eine grandiose<br />

Auf<strong>st</strong>ellung, unter uns gesagt: Wer<br />

hernach noch gitarre spielt, ähm, zu<br />

spielen wagt, macht das nicht mehr<br />

ohne <strong>die</strong> Kapitänsbefehle im grind<br />

<<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> sicher mit mehr Pfeffer im Arsch.<br />

übe vor einem busch. laufe mit dem<br />

Teufel. bewahre deine gitarre an einem<br />

dunklen ort auf. <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> so weiter,<br />

das tut seine Wirkung. <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> wer noch<br />

ein originelles Weihnachtsgeschenk<br />

sucht: <strong>die</strong> von einem hippiekün<strong>st</strong>ler<br />

gemalte Plakatversion <strong>die</strong>ser gebotsli<strong>st</strong>e<br />

i<strong>st</strong> eines, das immer gut ankommt;<br />

allerdings fällt es bekanntlich<br />

schwer, einen sympathischen gitarri<strong>st</strong>en<br />

zu finden, den man er<strong>st</strong> noch<br />

beschenken will.<br />

Aber egal, ich war bei den vögeln,<br />

<<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> wir hielten uns zwei oktoberwochen<br />

an deren gesang, braunauge<br />

<<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> ich, nachdem wir etwas sehr<br />

viel geschwätz erlebt hatten in letzter<br />

zeit; es war viel zu viel geredet <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong><br />

wenig gesagt worden in den r<<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong>en<br />

unseres beruflichen Seins, darum zog<br />

es braunauge <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> mich weitschweifig<br />

in <strong>die</strong> landschaft, wo wir mei<strong>st</strong><br />

schweigend, aber sinnlich son<strong>st</strong> r<<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong>um<br />

wohl versorgt im unverhofften<br />

Spätsommer dem Winter entgegen<br />

<strong>st</strong>reunten. zeitweise wohnten wir in<br />

einem efeuumrankten früheren zugwärterhäuschen,<br />

zeitweise in einem<br />

alten holzhaus im Weiler unter einer<br />

Seilbahn­zwischen<strong>st</strong>ation, abends<br />

machten wir weissweingetränkte Käseschnitten<br />

mit Tomaten obendrauf<br />

auf einem offenen holzfeuer, alles<br />

war ein bisschen wie im<br />

märchen, aber sorry, ich<br />

werde geschwätzig…<br />

<strong>die</strong> vögel waren in<br />

Form, aber es i<strong>st</strong> klar der<br />

herb<strong>st</strong> der Spinnen – sie<br />

sind überall – <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> vor allem<br />

der Pilze. Es gab, also<br />

zuminde<strong>st</strong> wo wir unterwegs<br />

waren in der Nordwe<strong>st</strong>­<br />

<<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> der Südwe<strong>st</strong>schweiz,<br />

kaum ein Feld<br />

<<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> kaum eine Wiese <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong><br />

sicher keinen Wald ohne<br />

wuchernde Pilzgebilde al­<br />

ler Art. Noch nie soviele Pilze gesehen! Nur<br />

hatten wir – ausser natürlich beim Fliegenpilz<br />

<<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> beim in unserer Jugend so beliebten<br />

(jurassischen) Psychozauberpilz ­ leider keine<br />

Ahnung, oder dann eher unheimliche, wenn es<br />

ins Knollige oder Franslige ging oder richtung<br />

seltsame Farbtöne. Sogar einen knallvioletten<br />

SAITEN 11.12<br />

wir liessen den<br />

schopf-tintling<br />

<strong>st</strong>ehen.<br />

sahen wir, <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> hatten<br />

eine kindliche Freude,<br />

aber eben auch respekt,<br />

um ihn einfach<br />

bar zu schlucken oder<br />

gekocht zu essen. violett,<br />

dachten wir, violett<br />

i<strong>st</strong> sicher giftig.<br />

der lacktrichterling (darum handelte es sich)<br />

wäre aber essbar. genau wieder hexenröhrling,<br />

den wir auch öfters sahen, nicht aber sein böser<br />

verwandter, der Satansröhrling.<br />

Fasziniert waren wir insbesondere beim<br />

raketenmässig aus dem boden schiessenden<br />

Schopf­Tintling, auch Tintenpilz genannt, weil<br />

77<br />

nachrichten aus dem sumpf pfahlbauer<br />

er mit der zeit in einer tintigen Flüssigkeit zerflies<strong>st</strong>.<br />

Also ganz sicher tödlich, mutmas<strong>st</strong>en wir,<br />

mit <strong>die</strong>ser Tinte! I<strong>st</strong> aber, wenn jung <<strong>st</strong>rong>und</<strong>st</strong>rong> frisch,<br />

ein ausgezeichneter Speisepilz, haha. Soll noch<br />

einer drauskommen… Wir überlegen uns jetzt<br />

ern<strong>st</strong>haft, noch im November einen Pilzkurs für<br />

Anfänger zu besuchen. Nicht um sogenannte<br />

Pilzler zu werden, aber halt dass man's weiss,<br />

wenn man darüber<strong>st</strong>olpert. zum beispiel im…<br />

pss<strong>st</strong>, nicht weitersagen. Ich wollte sowieso über<br />

all das nur schweigen. Wenig<strong>st</strong>ens noch einen<br />

monat lang. Schöne Saison! gehen Sie raus,<br />

Pilze schaun! Wir hören uns noch vor Jahresende,<br />

kurz vor dem untergang, mit oder ohne<br />

gift. Charles Pfahlbauer jr.

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