suggeriert eine größere Macht als der KV tatsächlich zusteht. - KVHH
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Entwertete Zulassungskarte des Grün<strong>der</strong>s <strong>der</strong> <strong>KV</strong> Hamburg - die Diskriminierung war für alle Kollegen wahrnehmbar.<br />
Im August 1933 verlor die Kassenärztliche<br />
Vereinigung Hamburg<br />
ihren unabhängigen Status und ging<br />
in <strong>der</strong> Kassenärztlichen Vereinigung<br />
Deutschlands auf. Der letzte frei gewählte<br />
Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>KV</strong> Hamburg,<br />
Dr. Hugo Niemeyer, wurde von <strong>eine</strong>r<br />
Reihe nation<strong>als</strong>ozialistischer Ärzte denunziert<br />
und <strong>der</strong> Beleidigung und <strong>der</strong><br />
Veruntreuung von Gel<strong>der</strong>n beschuldigt.<br />
Die Verfahren wurden mangels<br />
Beweisen eingestellt. Es handelte sich<br />
ziemlich offensichtlich um den Versuch<br />
<strong>eine</strong>r politischen Abrechnung.<br />
Schon am 1. April 1933 inszenierte<br />
die NSDAP <strong>eine</strong>n Boykott jüdischer<br />
Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte.<br />
Unter an<strong>der</strong>em vor dem Haus<br />
des Wandsbeker Arztes Fritz Heppner<br />
bezogen SA-Männer Posten. Sie<br />
stellten ein Schild auf mit <strong>der</strong> Parole:<br />
„Jüdischen Ärzten überlasset nicht<br />
deutsche Gesundheit!“<br />
Im Mai 1933 mussten alle nie<strong>der</strong>gelassenen<br />
Ärzte <strong>eine</strong>n Fragebogen<br />
<strong>der</strong> Kassenärztlichen Vereinigung<br />
ausfüllen, in dem sie über Vorfahren,<br />
Konfession und Kriegstätigkeiten Auskunft<br />
zu geben hatten. Die Angaben<br />
wurden von dem neu eingerichteten<br />
Amt für Rasseangelegenheiten <strong>der</strong><br />
NSDAP überprüft. Die <strong>KV</strong> schloss im<br />
ersten Jahr <strong>der</strong> nation<strong>als</strong>ozialistischen<br />
Herrschaft mindestens 68 Hamburger<br />
Ärzte <strong>als</strong> „Nichtarier“ aus.<br />
Die Diskriminierung ihrer jüdischen<br />
Kollegen war für die Hamburger<br />
Kassenärzte deutlich wahrnehmbar:<br />
Seit Juli 1933 durften sich<br />
„nichtarische“ und „arische“ Ärzte<br />
nicht mehr vertreten, gegenseitige<br />
Überweisungen wurden verboten.<br />
Ab 17. Mai 1934 erhielten auch Ärzte<br />
mit „nichtarischen“ Ehegatten k<strong>eine</strong><br />
Zulassung mehr. Bis dahin geltende<br />
Ausnahmeregelungen für Frontkämpfer<br />
wurden zurückgenommen. 1938<br />
folgte schließlich das totale Berufsverbot<br />
für jüdische Ärzte.<br />
Dr. Julius Adam gab s<strong>eine</strong> Praxis,<br />
die er über vierzig Jahre lang geführt<br />
hatte, im April 1935 auf und plante,<br />
nach Amerika auszuwan<strong>der</strong>n. Am 29.<br />
Oktober 1938 wurde er <strong>der</strong> „Heimtücke“<br />
beschuldigt und im KZ Fuhlsbüttel<br />
inhaftiert. S<strong>eine</strong> Denunziation und<br />
Verhaftung stand möglicherweise in<br />
Zusammenhang mit s<strong>eine</strong>m früheren<br />
<strong>KV</strong>H Journal <strong>der</strong> <strong>KV</strong> Hamburg Ausgabe 2/08<br />
<strong>KV</strong>H Intern<br />
Engagement im kassenärztlichen<br />
Wesen, das <strong>als</strong> Projekt <strong>der</strong> Sozialdemokratie<br />
galt. Nach einjähriger Haft<br />
kam er frei. In <strong>der</strong> Folge musste er<br />
wie alle in Hamburg verbliebenen<br />
Juden in <strong>eine</strong>s <strong>der</strong> "Judenhäuser"<br />
ziehen. Am 19. Juli 1942 wurde <strong>der</strong><br />
inzwischen 80jährige nach Theresienstadt<br />
deportiert, wo er drei Monate<br />
später umkam.<br />
Anna von Villiez,<br />
Martin Niggeschmidt<br />
Der nebenstehende Artikel basiert<br />
auf Recherchen, die von<br />
<strong>der</strong> Historikerin Anna v. Villiez<br />
für ihr Buch "Entrechtung und<br />
Verfolgung jüdischer Ärzte in<br />
Hamburg 1933 bis 1945" vorgenommen<br />
wurden. Unterstützt<br />
wurde das Buch, das im Laufe des<br />
Jahres ersch<strong>eine</strong>n wird, durch die<br />
Hamburger Ärztekammer und<br />
Spenden Hamburger Ärzte.<br />
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