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suggeriert eine größere Macht als der KV tatsächlich zusteht. - KVHH

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Schwerpunkt<br />

Der Scheinriese<br />

Sicherstellungsauftrag – und was er wirklich bedeutet<br />

Aber die <strong>KV</strong> muss doch... sie hat doch<br />

den Sicherstellungsauftrag! Zum Handeln<br />

wird die <strong>KV</strong> <strong>der</strong>zeit sehr häufig aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

aber nicht immer ist allen klar,<br />

was <strong>KV</strong> eigentlich kann – und was eben<br />

nicht. Denn das Wort „Sicherstellungsauftrag“<br />

verspricht mehr, <strong>als</strong> die <strong>KV</strong> an<br />

Rechten zugewiesen bekommen hat.<br />

Stark verkürzt gesagt, hat <strong>eine</strong><br />

Kassenärztliche Vereinigung dafür zu<br />

sorgen, dass die Bevölkerung ihres<br />

Gebietes zu je<strong>der</strong> Zeit und an jedem<br />

Ort <strong>eine</strong> adäquate ambulante ärztliche<br />

Versorgung erhält. Dies bedeutet<br />

nicht, dass rund um die Uhr haus- und<br />

fachärztliche Versorgung in breitem<br />

Umfang vorgehalten werden muss.<br />

Unter die Räuber gefallen<br />

Die <strong>KV</strong> Hamburg im Fadenkreuz <strong>der</strong> Medien<br />

Eigentlich freut man sich ja, wenn<br />

<strong>KV</strong>-Themen in den Medien auftauchen.<br />

Immerhin geht man mit uns<br />

sonst gerne um nach dem Motto<br />

von Karl Valentin: „Gar nicht erst<br />

ignorieren.“ So war die Wahl des<br />

<strong>KV</strong>-Vorstandes vor vier Jahren k<strong>eine</strong>r<br />

Zeitung in Hamburg auch nur<br />

<strong>eine</strong> Zeile wert.<br />

Aber manchmal wird es doch<br />

ein wenig viel. So prasselten im<br />

April innerhalb weniger Tage veritable<br />

<strong>KV</strong>-Schlagzeilen auf die Leser<br />

nie<strong>der</strong> – und auch die Fernseh-<br />

Teams gaben sich im <strong>KV</strong>-Haus an<br />

<strong>der</strong> Humboldtstraße die Klinke in<br />

die Hand.<br />

Was war geschehen? Während<br />

die Turbulenzen um die Verlegung<br />

<strong>eine</strong>s Hausarztsitzes aus<br />

Finkenwer<strong>der</strong> <strong>eine</strong> Debatte über<br />

Unter- o<strong>der</strong> Schlechtversorgung in<br />

Hamburg auslösten (siehe Bericht<br />

auf S. 5), ritt ein Boulevardblatt<br />

<strong>eine</strong> Attacke auf den vertragsärztlichen<br />

Notfalldienst („Wenn Sie<br />

die <strong>KV</strong>-Notfall-Nummer anrufen,<br />

müssen Sie Glück haben“) und das<br />

Fernseh-Magazin Panorama reaktivierte<br />

lebende Leichname, um das<br />

alte Lied <strong>der</strong> Abschaffung <strong>der</strong> <strong>KV</strong><br />

zu singen.<br />

Aber hausärztliche Versorgung wird in<br />

<strong>der</strong> Tat zu je<strong>der</strong> Tages- und Nachtzeit an<br />

jedem Ort angeboten – in sprechstundenfreien<br />

Zeiten über den Notfalldienst.<br />

Natürlich ist es wünschenswert,<br />

wenn die haus- und fachärztliche Versorgung<br />

gleichmäßig in <strong>eine</strong>m Zulassungsbezirk<br />

verteilt wäre – aber auch<br />

<strong>eine</strong> <strong>KV</strong> kann sich dies nur wünschen,<br />

anordnen kann sie es nicht. Denn <strong>der</strong><br />

Arztberuf ist ein freier Beruf; ein nie<strong>der</strong>gelassener<br />

Arzt ist selbständig tätig. Hat<br />

er einmal <strong>eine</strong> Zulassung erhalten, kann<br />

er innerhalb des Zulassungsbezirks den<br />

Ort s<strong>eine</strong>r Praxis frei wählen. Niemand<br />

– auch nicht die <strong>KV</strong> – kann ihm diesbezüglich<br />

Vorschriften machen.<br />

Panorama ging dabei beson<strong>der</strong>s<br />

perfide vor. Das NDR-Team hatte sich<br />

unter <strong>eine</strong>r ganz an<strong>der</strong>en (Redaktions-)<br />

Flagge angemeldet und brach die Interview-Bemühungen<br />

auch nicht ab,<br />

<strong>als</strong> die <strong>KV</strong> darauf hinwies, dass sie für<br />

Panorama nicht zur Verfügung stünde<br />

und das Material hierfür nicht freigegeben<br />

sei. Panorama-Redakteuren wird<br />

nachgesagt, dass sie die Stoßrichtung<br />

ihrer Beiträge längst im Kopf haben,<br />

bevor sie mit dem Recherchieren beginnen.<br />

Ihnen ein Interview zu geben,<br />

um sich anschließend öffentlich in die<br />

Pfanne hauen zu lassen – darauf ist<br />

niemand scharf.<br />

Misstrauisch wurden wir erst, <strong>als</strong><br />

das Fernseh-Interview, aus dem nur<br />

wenige Sekunden genutzt werden<br />

sollte, <strong>eine</strong> geschlagene halbe Stunde<br />

dauerte. Es wurde erkennbar auf <strong>eine</strong>n<br />

Satz gewartet, <strong>der</strong>, aus dem Zusammenhang<br />

gerissen, ins vorgefasstes<br />

Konzept passte.<br />

Panorama <strong>suggeriert</strong>e in s<strong>eine</strong>m<br />

Beitrag schließlich, die <strong>KV</strong> vergebe die<br />

Zulassungen und schnitt <strong>eine</strong>n Satz<br />

des <strong>KV</strong>-Vize dagegen, in dem dieser<br />

auf die Frage, warum es in einigen<br />

Stadtteilen weniger Ärzte <strong>als</strong> in an<strong>der</strong>en<br />

gäbe, dahingehend geantwortet<br />

hatte, dies liege an <strong>der</strong> unterschiedlich<br />

Die einzige Ausnahme hiervon besteht<br />

dann, wenn die Zulassung im Wege<br />

des „Son<strong>der</strong>bedarfs“ erteilt wurde.<br />

Diese Durchbrechung <strong>eine</strong>r Nie<strong>der</strong>lassungssperre<br />

kann immer dann<br />

ausgesprochen werden, wenn ärztliche<br />

Versorgung entwe<strong>der</strong> aus qualitativen<br />

Gründen (die entsprechende Leistung<br />

wird nicht o<strong>der</strong> nicht ausreichend angeboten)<br />

o<strong>der</strong> regionalen Gründen (in<br />

<strong>der</strong> betreffenden Region gibt es k<strong>eine</strong><br />

ausreichende Versorgung) so wenig<br />

angeboten wird, dass von „Sicherstellung“<br />

eben gerade nicht (mehr) gesprochen<br />

werden kann.<br />

Eine Zulassung aus regionalen<br />

Bedarfsgründen kann aber logischer-<br />

gefühlten Attraktivität <strong>der</strong> Stadtteile<br />

und beziehe sich auch auf an<strong>der</strong>e<br />

Lebensbereiche „wie Fleischereien<br />

und Boutiquen“. In Panorama kam<br />

dies maßlos ignorant rüber – was<br />

auch beabsichtigt war.<br />

Während diese Attacke bekannten<br />

Mustern folgte, konnte<br />

die <strong>KV</strong> die Angriffe auf den Notfalldienst<br />

zunächst nicht wirklich<br />

einordnen. Bis sich die Hinweise<br />

verdichteten, dass die Informationen<br />

offenbar auf <strong>eine</strong>n Fahrdienst<br />

zurückzuführen waren, <strong>der</strong><br />

außerhalb Hamburgs ansässig ist<br />

und <strong>der</strong> Meinung war, er habe <strong>eine</strong><br />

Rechnung mit <strong>der</strong> <strong>KV</strong> offen. Während<br />

<strong>der</strong> vielen Gespräche mit <strong>der</strong><br />

Zeitungsredaktion hatte diese uns<br />

übrigens zugesichert, die in den<br />

Beiträgen genannten Patienten<br />

stünden uns zur Verfügung zur<br />

Verfolgung <strong>der</strong> beklagten Schlecht-<br />

Behandlung durch <strong>eine</strong>n Arzt im<br />

Notfalldienst. Bis heute warten wir<br />

darauf, dass sich die Betroffenen<br />

melden...<br />

Jetzt stand ein paar Wochen<br />

lang kaum etwas über die <strong>KV</strong> in <strong>der</strong><br />

Zeitung. Auch mal ganz schön.<br />

8 <strong>KV</strong>H Journal <strong>der</strong> <strong>KV</strong> Hamburg Ausgabe 2/08<br />

Walter Plassmann

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