Ali... - Aktion Kirche und Tiere
Ali... - Aktion Kirche und Tiere
Ali... - Aktion Kirche und Tiere
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 19<br />
erinnern uns elementar an unsere eigene Kreatürlichkeit, an all die Gefühle, die wir jenseits von<br />
Verstand <strong>und</strong> Vernunft mit allen Lebewesen teilen. Es sind nicht nur Hunger <strong>und</strong> Durst, sondern auch<br />
Schmerzempfinden <strong>und</strong> Angst, Wachen <strong>und</strong> Schlaf, Freude <strong>und</strong> Glücksempfinden, die alle Geschöpfe<br />
gemeinsam haben. Wer das leugnet, muss nur sehen, wie sich ein H<strong>und</strong> freuen kann. Wenn ich nach<br />
Hause komme – so begrüßt mich meine Frau nicht halb so freudig wie mich mein H<strong>und</strong>, der mich in<br />
überschwänglicher Freude empfängt (wofür es vielleicht auch noch andere Gründe gibt?)<br />
Es ist nicht zuletzt die Wissenschaft, die Stück um Stück, bis hin ins Genmaterial hinein, nachweist,<br />
wie tief verwandt alle Lebewesen sind. Hunger <strong>und</strong> Durst, lassen wir das stehen als Symbol fürs Gemeinsame<br />
von Mensch <strong>und</strong> Tier, auch wenn uns oft nicht bewusst ist, welche degradierende Sprache<br />
wir für die <strong>Tiere</strong> entwickelt haben: der Mensch isst, das Tier frisst – der Mensch trinkt <strong>und</strong> das Tier<br />
säuft. Wenn wir einen Menschen bewusst herabsetzen wollen, versehen wir ihn mit Ausdrücken aus<br />
der Tierwelt, der niederen Sphäre des Seins: „Du Säufer“ zum Beispiel… Unser Schimpfwortschatz<br />
spricht Bände: von „Rindvieh“ bis „Gans“ sind es gerade die <strong>Tiere</strong>, die wir am brutalsten <strong>und</strong> bedenkenlos<br />
ausbeuten, mit deren Namen wir einander verletzen. Unsere entwürdigende Sprache verrät uns.<br />
Unsere Kultur hat einen tiefen Graben gezogen zwischen Mensch <strong>und</strong> Tier, auch wenn ihn die Wissenschaft<br />
längst zugeschüttet hat. Glauben wir etwa, dass der Mensch in strahlenderem Licht erscheint,<br />
wenn wir die <strong>Tiere</strong> herabsetzen? Der Psychologe Sigm<strong>und</strong> Freud sprach von der Kränkung, die uns<br />
Menschen Charles Darwin zugefügt habe <strong>und</strong> die wir bis heute nicht verkraftet haben, dass wir Menschen<br />
aus dem Tierreich kommen. Ja, wir sind „niederer Abkunft“. Aber wieso sind wir „niederer Abkunft“,<br />
wenn wir zum Leben gehören <strong>und</strong> wie alle Lebewesen, das Dasein <strong>und</strong> die Seele in uns spüren?<br />
Wenn der Mensch nur endlich seine Arroganz aufgäbe, mehr <strong>und</strong> besseres zu sein als die anderen<br />
Lebewesen, nur weil er „Verstand“ hat. „Selig sind die Barmherzigen <strong>und</strong> die Sanftmütigen“, die die<br />
Welt mit dem Herzen sehen <strong>und</strong> durch die Brille des Mitleids, denn nirgendwo in der Bibel wird unser<br />
kalter Verstand selig gepriesen, der uns oft genug auf Abwege geführt hat.<br />
„Selig, die da hungert <strong>und</strong> dürstet nach der Gerechtigkeit“ – auch die gesch<strong>und</strong>ene Tierwelt hungert<br />
<strong>und</strong> dürstet nach der Gerechtigkeit. Auch wenn sie es nicht in Menschensprache ausdrücken können,<br />
kommt auch ihre Klage vor Gott, wo sie uns verklagen Tag <strong>und</strong> Nacht, für das was wir ihnen antun. Ist<br />
es etwa gerecht, welche unsäglichen Leiden wir im Industriezeitalter den <strong>Tiere</strong>n auferlegt haben. Wir<br />
vergrößern damit das Leid auf dieser Erde. Es gibt wirklich die „armen Schweine“, unsäglich gehalten,<br />
jährlich werden 45 Millionen von ihnen getötet. Geflügel wird nur noch in Tonnen, aber nicht mehr in<br />
einzelnen Lebewesen gerechnet. Und wie eng das Leid der <strong>Tiere</strong> <strong>und</strong> das Leid der Menschen zusammen<br />
hängen, das erkennen wir daran, dass die Hälfte aller Agrarflächen der Erde nur dazu da sind,<br />
Getreide <strong>und</strong> Soja für die Tiermast der reichen Länder zu produzieren. Regenwälder, Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten<br />
verschwinden unwiederbringlich. Ist das etwa gerecht? Es liegt an uns, wie weit wir bereit<br />
sind, Gerechtigkeit nicht nur dem Menschen angedeihen zu lassen, sondern Güte <strong>und</strong> Barmherzigkeit,<br />
den Geist der Seligpreisungen, auf alle Lebewesen auszudehnen <strong>und</strong> ob wir bereit sind, wie einst in die<br />
Arche des Noah uns in die Prozession des Lebens einzureihen <strong>und</strong> mit allen Lebewesen zu fühlen. Davon<br />
wird auch unser Überleben auf dieser Erde abhängen.<br />
Wir haben nun schon unser 11. Friedensgebet <strong>und</strong> ich kenne zur Genüge die Sprüche, dass das ohnehin<br />
alles keinen Sinn hat. Die <strong>Tiere</strong> sind nun mal kein christliches Thema, da steht der Mensch im Mittelpunkt.<br />
Nein: das Leben gehört in den Mittelpunkt. Trotzdem glaube ich, dass die Menschen langsam<br />
immer sensibler für den Umgang mit den <strong>Tiere</strong>n werden. Man erkennt es zum Beispiel daran, dass die<br />
vegetarische Rubrik in den Speisekarten des Restaurants immer länger wird. Vielleicht ist auch das ein<br />
Zeichen des Wirkens des Geistes der Seligpreiszungen, für den Jesus steht: Selig die hungert <strong>und</strong><br />
dürstet nach der Gerechtigkeit, selig die Barmherzigen. Amen<br />
Die <strong>Tiere</strong> leiden <strong>und</strong> erfüllen mit ihrem Seufzen die Lüfte. Die Wälder fallen der Vernichtung anheim. Die Berge werden ihrer<br />
Metalle beraubt. Aber das menschliche Verhalten ist schnell, jene zu ehren, welche durch ihr Tun der Natur wie der Menschheit<br />
den größten Schaden zufügen. Leonardo da Vinci ital. Maler, Dichter <strong>und</strong> Universalgenie (1452-1519)