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Ali... - Aktion Kirche und Tiere

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AKUTe Nachrichten: 2 – 2008 � S. 24<br />

albtraumartigen Darstellungen. Eines dieser Wandbilder hat Goya „Der halbversunkene H<strong>und</strong>“ genannt. Damit<br />

bekommen die sandfarbenen Töne eine Deutung. Der Erdboden erscheint als eine Art Sanddüne, in der der H<strong>und</strong> eingesunken<br />

ist. Der sandfarbene Hintergr<strong>und</strong> ist wie ein Sandsturm, oder eine im Sonnenlicht über dem Sand flirrende Luft.<br />

Seit ich dieses Bild das erste Mal sah, im vergangenen Oktober bei einer Reise nach Madrid, im Prado, lässt mich eine<br />

Frage nicht mehr los: Wen guckt der H<strong>und</strong> an? Guckt er überhaupt jemanden an? Mir scheint es, als blicke er auf eine<br />

Person außerhalb des rechten Bildrandes. Vielleicht sein „Herrchen“ oder „Frauchen“? Der Blick ist hilfesuchend. Will der<br />

unsichtbar bleibenden Mensch nicht helfen? Oder kann er nicht? Sinkt er vielleicht selber im Sand ein? Oder ist da niemand?<br />

Der H<strong>und</strong> scheint mit den Beinen zu rudern, um sich zu befreien, scheint aber durch seine Bewegung nur tiefer zu<br />

versinken. Vielleicht geht es dem unsichtbaren Menschen ebenso. Vielleicht aber ist der Mensch auch einfach mitleidlos.<br />

Ich kann dieses Bild auch als Gleichnis lesen. Als Gleichnis auf die bedrohte, versinkende Kreatur. Gequälte <strong>Tiere</strong>, hilflos<br />

dem Leid <strong>und</strong> dem Tod preisgegeben. In Tierversuchen, Viehtransporten, Schlachthöfen oder gequält durch nicht wesensgerechte<br />

Haltung. Das Gesicht des H<strong>und</strong>es erinnert mich an die Worte des Paulus im Römerbrief: „Das ängstliche Harren<br />

der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.“<br />

Auch die Unsichtbarkeit des Menschen auf dem Bild passt gut zum Gleichnis. Denn wo übernehmen wir Verantwortung?<br />

Wenn es um Verantwortung für unser Handeln geht, dann machen wir uns gerne unsichtbar. Zu Zuschauern, die außerhalb<br />

des Bildes, des Geschehens, bleiben.<br />

Aber auch die Deutung, dass der Mensch außerhalb des Bildrandes selber am Versinken ist, hat tiefere Bedeutung. Denn<br />

so ist es ja: Wenn unsere Mitgeschöpfe untergehen, werden wir auch nicht überleben. Eine Weile vielleicht ja, aber auf<br />

Dauer nicht. Alle Geschöpfe Gottes sind in ihrem Leben <strong>und</strong> Überleben als Mitgeschöpfe aufeinander verwiesen <strong>und</strong> aneinander<br />

geb<strong>und</strong>en. Selbst das Ende von etwas scheinbar so Unwichtigem oder Lästigem wie den Bakterien wäre unser<br />

Tod.<br />

So wird dieses Bild für mich zur Anfrage an unser Leben <strong>und</strong> Überleben. Schuldzuweisungen sind schnell ausgesprochen,<br />

wenn wir an die Tierhaltung oder an Tierversuche denken. Letztlich aber geht es doch um unser aller Lebensweise. Weil<br />

wir Fleisch essen wollen, natürlich nur zartes <strong>und</strong> fettarmes Fleisch <strong>und</strong> billig dazu,weil wir zu jeder Jahreszeit Südfrüchte<br />

essen <strong>und</strong> Speisen aus der ganzen Welt auf unserem Teller haben wollen, nur deshalb geschieht die Nahrungsmittelproduktion<br />

so, wie sie geschieht. Es sind nicht einzelne Schuld. Wenn wir überleben wollen auf dieser Erde, nicht versinken<br />

wollen, dann müssen wir alle unsere Lebensweise in Frage stellen. Von außerhalb des Bildes in das Bild hineintreten <strong>und</strong><br />

Verantwortung übernehmen. Für die Kreatur, für uns selber.<br />

Ein Blick auf das Bild zum Schluss: Erst nach langem Betrachten erkannte ich, dass die scheinbar zufälligen Hell-Dunkel-<br />

Abstufungen des Hintergr<strong>und</strong>es die Gestalt eines Engels ergeben. Wenn Sie genau vom H<strong>und</strong>ekopf nach oben gehen, im<br />

oberen Drittel, ist der Kopf des Engels. Darunter der Körper. Rechts ein nach oben ausgetreckter Flügel. Der andere Flügel<br />

ist am linken Bildrand nur unvollständig zu sehen. Ein segnender Engel. Gott segnet seine Kreatur.<br />

Als ich noch länger hinschaute, entdeckte ich über dem Kopf des Engels, etwas dunkler, zwei Fratzen, wie von dunklen<br />

Dämonen. Die Augen müssen sich eine Weile einstellen, um Augen <strong>und</strong> Nasen dieser Dämonen zu erkennen. Man könnte<br />

denken, das sei in das Bild hineininterpretiert. Da aber alle Werke der „pinturas negras“ fratzenhafte Gesichter zeigen, wäre<br />

es eher unwahrscheinlich, dass sie in diesem Bild fehlen sollten. Durch die Dämonen bekommt die Gestalt des Engels<br />

noch eine andere Bedeutung: Nicht nur Segen, auch Schutz. Der Engel hebt schützend die Flügel.<br />

Gott segnet <strong>und</strong> schützt alle seine Geschöpfe. Wie Paulus schreibt: „Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der<br />

Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ Amen.<br />

Tiersegen (Propst Dr. Horst Gorski)<br />

Gott segne die <strong>Tiere</strong> als unsere Mitgeschöpfe. Er schenke ihnen, was sie nach ihrer Art brauchen. Er<br />

bewahre sie vor Schmerz <strong>und</strong> allem, was ihrer Art widerspricht. Gott schenke allen Geschöpfen<br />

Achtung voreinander <strong>und</strong> lasse sie einander zum Segen sein. Im Namen Jesu, der zum Heil für die<br />

Welt gekommen ist, im Namen des Heiligen Geistes, der das Band der Liebe zwischen den<br />

Geschöpfen ist. Amen.

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