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18 KAPITEL 2. GEFAHREN UND GEGENMASSNAHMEN<br />
von Alpenmilchschokolade <strong>und</strong> der Genuss von Andechser Bergbock oder<br />
Enzianschnaps reichen ohne flankierende Maßnahmen nicht aus.<br />
In den Bergen geht man langsam. Außerdem sind wir nicht auf der Flucht,<br />
sondern zum Vergnügen in den Bergen. Dass trainierte Bergsteiger die in<br />
den Führern angegebenen Gehzeiten deutlich unterbieten, ist eine andere<br />
Geschichte. Eine größere Gruppe braucht mehr Zeit als zwei oder drei Bergsteiger.<br />
Am Anfang kann es erforderlich sein, nach 50 min Gehen 10 min<br />
Pause einzulegen, vor allem, wenn die Rucksäcke schwer sind. Im Lauf der<br />
Tage verringert sich die Anzahl der Pausen. Während der Pausen isst <strong>und</strong><br />
trinkt man eine Kleinigkeit <strong>und</strong> wartet nicht damit, bis sich Hunger <strong>und</strong><br />
Durst melden. Auf langen Touren ist nach vier bis fünf St<strong>und</strong>en Gehen eine<br />
ausgedehnte Rast notwendig.<br />
Der Abstieg vom Gipfel wird von den meisten Bergsteigern als schwieriger<br />
oder unangenehmer als der Aufstieg beurteilt. Erstens ist man bereits etwas<br />
müde, zweitens sind in steilem Gelände die nächsten Schritte nicht so gut zu<br />
sehen wie beim Aufstieg. So lange wie möglich steigt man vorwärts (taloffen)<br />
ab. Wird das Gelände zu steil, kann man seitwärts oder rückwärts absteigen.<br />
Dann sieht man aber noch weniger von der Route.<br />
Als Schrofen werden weglose Hänge mittlerer Steilheit bezeichnet, im AV-<br />
Lehrplan grasdurchsetzte Felshänge. Dort, wo wir wandern, ein sehr verbreiteter<br />
Geländetyp, der die Nachteile von Fels <strong>und</strong> Gras vereint. Mal überwiegt<br />
das Gras, mal lockeres Gestein. Tritte <strong>und</strong> Griffe sind unzuverlässig. In jedem<br />
Fall strengt das Gehen an <strong>und</strong> verlangt hohe Konzentration; ein Ausrutscher<br />
kann schnell in einen Absturz übergehen. In einem solchen Fall verhält<br />
man sich wie auf einem Firnfeld <strong>und</strong> rodelt keinesfalls auf dem Hosenboden<br />
abwärts.<br />
Bei Nässe (Regen, Nebel, Tau, Reif, Schneereste) werden Schrofen <strong>und</strong><br />
Grashänge richtig rutschig. Teilweise werden dann sogar Steigeisen (Grödel)<br />
getragen. Berüchtigt ist die Höfats (2259 m, ab II. Grad), ein markanter<br />
Grasberg nahe Oberstdorf im Allgäu, aber woanders gibt es diese Geländeform<br />
auch zur Genüge. Wenn das Gelände weglos ist, kommt der Routenwahl<br />
eine entscheidende Bedeutung zu.<br />
Als Sicherung gegen Abrutschen oder -stürzen werden Bergseile verwendet.<br />
Ihr richtiger Gebrauch setzt einige Kenntnisse <strong>und</strong> Übung voraus. Geht<br />
es nur darum, schwächeren Teilnehmern über kurze, nicht wirklich schwierige<br />
Stellen zu helfen, reichen zehn bis fünfzehn Meter eines dünneren Bergseils<br />
aus. Insbesondere Kinder nimmt man an absturzgefährdeten Passagen an das<br />
kurze Seil. Was darüber hinausgeht, ist nicht unser Thema. Auf anspruchsvollen<br />
Klettersteigen ist die Selbstsicherung mittels eines Klettersteigsets<br />
(Sitzgurt, Seilsicherung aus Bandschlingen in Y-Form, Seilbremse, Karabiner)<br />
üblich geworden. Auch das Selbstsichern will gelernt sein.