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20 KAPITEL 2. GEFAHREN UND GEGENMASSNAHMEN<br />
Kanne hieß das Restaurant, wenn ich mich nicht irre.<br />
Fallen Abendessen <strong>und</strong> Frühstück wegen eines ungeplanten Biwaks aus,<br />
so werden morgens nach wenigen St<strong>und</strong>en Gehen die Beine spürbar schwer.<br />
Für solche Fälle ist eine kleine Reserve an Schokolade oder Landjägern im<br />
Rucksack nicht schlecht. Reserven haben schon manche Situation entschärft.<br />
Durst ist schlimmer als Hunger, nicht nur gefühlt, sondern auch erklärbar.<br />
Da wir zu zwei Dritteln aus Wasser bestehen, macht sich schon ein mäßiger<br />
Wasserverlust infolge Atmens, Schwitzens <strong>und</strong> der Ausscheidung von Harn<br />
rasch <strong>und</strong> unangenehm bemerkbar. Der Wasserverlust beim Bergsteigen kann<br />
1 l pro h <strong>und</strong> mehr erreichen. Kann man den Wasservorrat unterwegs nicht<br />
ergänzen, ist 1 l im Rucksack als untere Grenze anzusehen. Den Durst zu<br />
unterdrücken, obwohl sauberes Wasser zur Verfügung steht, ist Unsinn <strong>und</strong><br />
setzt das Leistungsvermögen herab. Kalte Getränke löschen den Durst nicht<br />
besser als warme <strong>und</strong> können – insbesondere hastig auf leeren Magen getrunken<br />
– diesen unnötig bis hin zum Erbrechen reizen. Das spricht nicht gegen ein<br />
kühles, langsam genossenes Bier nach Erreichen der Hütte. Auf einer längeren<br />
Tour sollte man jede Gelegenheit zum Trinken nutzen. In den Bergen<br />
geht man davon aus, dass Gewässer, oberhalb derer keine Hütte, Alm oder<br />
Viehweide liegt, sauber sind. Auf den Hütten sind Apfelschorle (gespritzter<br />
Apfelsaft) <strong>und</strong> Radler beliebte Durstlöscher.<br />
Wasserverluste von 10 oder mehr Litern pro Tag durch Schwitzen lassen<br />
sich nicht mehr durch Trinken von Wasser allein ausgleichen, da auch<br />
Salze ausgeschieden werden. Ähnlich verhält es sich auf Wintertouren, wenn<br />
tagelang alles Trinkwasser aus Schnee oder Eis gewonnen wird. Das erste<br />
Anzeichen von Kochsalzmangel ist ein ausgeprägter Appetit auf salzige Speisen.<br />
Auf unseren Touren unwahrscheinlich; die Mitnahme von Salztabletten<br />
ist überflüssig. Auf Wanderungen im Norden hatte ich Boullionwürfel dabei.<br />
Langfristig werden außer Kochsalz auch andere Salze benötigt, bei gemischter<br />
Kost jedoch immer in ausreichender Menge zugeführt, bei dem meist<br />
vorzüglichen Essen auf den Hütten erst recht.<br />
Erschöpfung ist ein aus mehreren Faktoren (Symptomen) zusammengesetzer<br />
Zustand von Körper <strong>und</strong> Geist, der seine Ursache letzten Endes darin<br />
hat, dass die Leistungsfähigkeit des Bergsteigers nicht den Anforderungen<br />
der Tour genügt. Nun haben anspruchsvolle Aufgaben ihren besonderen Reiz,<br />
auch kommt man nicht weiter – im Gegenteil – wenn man immer nur das unternimmt,<br />
was man ohnehin beherrscht. Tritt auf einer schwierigen Tour ein<br />
Verlust der Orientierung, eine Verletzung oder ein Wetterumschwung hinzu,<br />
wird es knapp. Dann braucht man seine Reserven in den Beinen, im Rucksack<br />
<strong>und</strong> im Kopf. Kritisch ist insbesondere das Nachlassen der Konzentration <strong>und</strong><br />
Trittsicherheit im Gelände.<br />
Ist abzusehen, dass man vor Einbruch der Dunkelheit keine Unterkunft<br />
oder wenigstens leichtes Gelände (Forststraßen, Almwege) erreicht, muss man<br />
sich auf ein Biwak einstellen, <strong>und</strong> zwar bevor man erschöpft ist. Die Entscheidung<br />
ist nicht einfach. Man muss das Risiko des Biwaks gegen das Risiko des