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asb-Rundbrief 01/2004 Titel - Aktion Selbstbesteuerung

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I.15/ 2008 F<br />

Informationskampagne zum Thema<br />

„koloniale Beutekunst“<br />

Cultur Cooperation e.V.<br />

beantragt: 1.100,- €<br />

Bearbeitung: Maren Pauselius-Gallon<br />

s. auch: www.cultur-and-development.info.<br />

Unter dem <strong>Titel</strong> „Benin – Könige und Rituale“ findet<br />

derzeit im Berliner Völkerkundemuseum eine<br />

spektakuläre Ausstellung von Bronzeplastiken und<br />

Elfenbeinschnitzerein statt. Die Exponate zählen zu<br />

den herausragenden Kunstwerken des afrikanischen<br />

Kontinents; sie wurden allerdings für dieses Ausstellungsprojekt<br />

nicht aus Afrika geliehen sondern<br />

kommen ausschließlich aus europäischen Museen<br />

bzw. Privatsammlungen in Europa und den USA.<br />

Der größte Teil der Objekte, die in dieser Ausstellung<br />

gezeigt werden, wurde 1897 im Rahmen einer<br />

militärischen Strafexpedition von den Briten geraubt<br />

und nach Europa verfrachtet. Bei der Ausstellungeröffung<br />

in Wien gab es deshalb in den Medien eine<br />

breite Diskussion über Beutekunst; in Deutschland<br />

wird das Thema aber bisher nicht öffentlich diskutiert.<br />

In dem Vorwort zum Ausstellungskatalog – formuliert<br />

von den DirektorInnen der beteiligten Museen<br />

in Wien, Berlin, Paris und Chicago – wird sogar<br />

mit zynischer Arroganz behauptet, der Raub der<br />

Kunstschätze sei ein Glücksfall gewesen, weshalb<br />

die Beraubten eigentlich dankbar sein sollten, dass<br />

ihre Kultur nun endlich von Europäern anerkannt<br />

wird. Hier zeigt sich voll die Fortschreibung kolonialer<br />

Denk- und Verhaltensmuster.<br />

Tatsächlich fordern Nigeria und Benin schon lange<br />

die Rückgabe ihrer Kunstschätze, die auf dem<br />

Kunstmarkt seit vielen Jahren zu Höchstpreisen gehandelt<br />

werden: Sotheby´s verkaufte 2006 ein<br />

Bronzerelief für 964.000,- €. Die internationale<br />

Rechtslage untermauert diese Forderungen.<br />

Die „Haager Landkriegsordnung“ (1907) untersagt<br />

den Raub von Kulturgütern als Kriegsbeute und<br />

auch zwischen Museen existieren internationale Vereinbarungen,<br />

wie die ICOM-Code of Ethics, in denen<br />

sich die Museen selbst verpflichtet haben, im Umgang<br />

mit kolonialer Beutekunst bzw. in der Kolonialzeit<br />

erworbenen Objekten, einvernehmliche Lösungen<br />

mit den Herkunftsländern anzustreben, wenn<br />

Restitutionsforderungen gestellt werden.<br />

Aber die Bundesregierung handelt einseitig; sie<br />

pocht bei Verhandlungen mit Russland und Polen auf<br />

diese internationalen Rechte, wendet aber nicht den<br />

gleichen Maßstab bei kolonialer Beutekunst an.<br />

Der Verein Cultur Cooperation e.V. arbeitet seit<br />

20 Jahren im internationalen Kulturaustausch und<br />

beschäftigt sich schon länger mit den Themen Raub<br />

und Verlust von Kulturgütern. Anläßlich der Benin-<br />

17<br />

Ausstellung plant die Gruppe eine Informationskampagne,<br />

für die eine Broschüre (eigene Beiträge, Interviews<br />

und Kommentare, historische Dokumente)<br />

im August 2008 erscheinen soll und eine Veranstaltung<br />

mit Vertretern aus Kulturpolitik, den Museen<br />

und Experten aus Afrika im September stattfinden<br />

soll. Die Broschüre soll kostenlos verteilt werden an<br />

kultur- und entwicklungspolitische NRO und Verbände,<br />

Museumsmitarbeiter, Bibliotheken und Hochschulen.<br />

Die Gruppe erhofft sich eine öffentliche Wahrnehmung<br />

des Problems und eine sicherlich höchst<br />

kontroverse Debatte. Außerdem möchten sie aber<br />

auch direkt politisch intervenieren, indem die Bundesregierung<br />

und die deutschen Museen aufgefordert<br />

werden, einige ihrer Exponate (2.000 gibt es in<br />

dt. Museen) an Benin-City bzw. das Nigerianische<br />

Nationalmuseum zurückzugeben.<br />

Da dies Thema politisch sehr brisant ist, musste<br />

die Gruppe feststellen, „dass sich viele unserer sonstigen<br />

Förderer scheuen, ein solches Programm zu<br />

unterstützen.“<br />

Die Gesamtkosten belaufen sich auf 5.100,- €.<br />

An Eigenmitteln bringt der Verein 1.000,- € auf,<br />

beim Ausschuss für kirchliche Weltdienste (AKWD)<br />

sind 3.000,- € beantragt, der Rest bei uns.

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