asb-Rundbrief 01/2004 Titel - Aktion Selbstbesteuerung
asb-Rundbrief 01/2004 Titel - Aktion Selbstbesteuerung
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war<br />
eine wichtige Informationsquelle für die AktivistInnen.<br />
Das Radioforum als Zusammenschluss freier<br />
Radios wandte sich mehr an die internationale Öf-<br />
fentlichkeit. Allein im deutschsprachigen Raum<br />
strahlten im Verlauf der Woche 17 freie Radios den<br />
Stream des Radioforums aus. Ein internationaler<br />
Stream in Englisch, Französisch und Spanisch wurde<br />
von vielen Community Radios übernommen und war<br />
so auf vier Kontinenten zu hören.<br />
Video:<br />
Die Zusammenarbeit verschiedener Videokollektive<br />
hatte ihren Höhepunkt in der täglichen halbstündigen<br />
Live-Sendung "G8-TV". Kurze<br />
Nachrichtenclips<br />
von den Protestaktionen<br />
wurden gezeigt<br />
und die<br />
Themen in Moderationen und Interviews vertieft. Die<br />
Sendung wurde auf Leinwänden in den Protestcamps<br />
und an 200 Orten weltweit gezeigt. Zuschauerzuschriften<br />
kamen zum Beispiel aus Osteuropa, Malaysia<br />
und Südkorea. Die Sendungen und Clips sind<br />
unter http://g8-tv.org archiviert.<br />
Print:<br />
Video-Studio von G8-TV<br />
Aus den Berichten und Fotos auf "Indymedia"<br />
wurde jede Nacht die zweisprachige sechsseitige<br />
Printausgabe "offline" erstellt. Sie wurde<br />
in einer<br />
Auflage von 5. 000 Stück gedruckt und rund um Hei-<br />
ligendamm verteilt.<br />
So konnten auch diejenigen<br />
erreicht werden, die an den teilweise tagelang andauernden<br />
Blockaden beteiligt waren und keine elektronischen<br />
Medien nutzen konnten. Die Printausgaben<br />
sind unter folgendem Link downloadbar:<br />
http://de.indymedia.org/2007/06/180639.shtml<br />
Das IMC als Gegenöffentlichkeit<br />
Die Berichterstattung des IMC unterschied sich<br />
deutlich von den kommerziellen Medien. Da alle<br />
MedienaktivistInnen freiwillig gearbeitet haben, ori-<br />
entierten sich die Berichte allein an der<br />
subjektiv<br />
wahrgenommenen Wichtigkeit<br />
der Ereignisse, nicht<br />
an Sendeschemata oder Verkaufbarkeit von Nachrichteninhalten.<br />
Gemäß dem partizipativen Motto<br />
"Don´t hate the Media - Be the Media"<br />
39<br />
mussten die AktivistInnen in den Protesten nicht<br />
abwarten, was die bürgerlichen Medien aus ihren<br />
<strong>Aktion</strong>en machen würden, sondern trugen die Bilder<br />
und Inhalte ihrer Proteste selber in die weltweite<br />
Öffentlichkeit.<br />
Neben den interessierten Menschen zu Hause waren<br />
es vor allem die<br />
AktivistInnen vor Ort, für die die<br />
IMC-Berichterstattung nützlich war. Gerade weil die<br />
Proteste weit verstreut waren, war es wichtig, dass<br />
die Protestierenden durchs Radio, die Zeitungen<br />
oder die täglichen Video-Screenings in den Camps<br />
erfahren haben, was an anderen Protestorten geschah<br />
– und sie sich auch sicher sein konnten, dass<br />
ihre eigenen <strong>Aktion</strong>en nicht unbeachtet geblieben<br />
sind. So geschah es häufig, dass Menschen, die abends<br />
im IMC-Zelt noch einen Bericht über ihre <strong>Aktion</strong><br />
geschrieben hatten, miterleben konnten, wie<br />
dieser in gedruckter Form zu Hunderten auf einer<br />
Blockade verteilt und gelesen wurde.<br />
Dadurch, dass das IMC eine breite Akzeptanz innerhalb<br />
der Bewegung hatte, waren an allen<br />
Protestorten<br />
Menschen zugegen, die dem IMC Bericht erstatteten<br />
und Gerüchte überprüften. Falschinformationen<br />
der Polizei, die bereitwillig von den etablierten<br />
Medien übernommen wurden, konnten so entlarvt<br />
werden: Etwa die Meldung, dass in der Blockade am<br />
Westtor Molotowcocktails vorbereitet würden oder<br />
dass Protest-Clowns Polizisten mit Säure bespritzt<br />
hätten. Der Einsatz<br />
der Bundeswehr im<br />
Inneren wurde von<br />
VideoaktivistInnen<br />
von G8-TV dokumentiert.<br />
Als ihr<br />
Material auch in<br />
der "Tagesschau"<br />
gesendet wurde,<br />
wurde die Zusammenarbeit<br />
von<br />
Polizei und Heer zu<br />
einem öffentlichen<br />
Skandal.<br />
LeserInnen der "offline"<br />
Das IMC für eine solidarische<br />
Welt<br />
Im IMC arbeiteten Menschen<br />
aus Deutschland,<br />
Österreich, der Schweiz, Schweden, Irland, England,<br />
Belgien,<br />
den Niederlanden, Frankreich, Spanien,<br />
Italien, Griechenland, Polen, Belarus, Russland, Israel,<br />
Mexiko, Senegal, Südafrika, Indien, Japan, den<br />
USA und weiteren Ländern. Sie alle arbeiteten freiwillig<br />
und in einem unhierarchischen, basisdemokratischen<br />
Miteinander. So konnten wir zeigen, dass<br />
massenhafte, mehrsprachige, umfassende und zeitnahe<br />
Nachrichtenproduktion völlig ohne Profitinteresse<br />
solidarisch organisiert werden kann.