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Internationale Institutionen und nichtstaatliche Akteure

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Globale öffentliche Güter implizieren Konsuminterdependenz.<br />

Aber sie implizieren<br />

auch Politikinterdependenz: Sollten sich die<br />

Menschen in einem Land, beispielsweise in<br />

Deutschland, für eine dezidierte Reduktion<br />

von Treibhausgasen aussprechen, um der Erderwärmung<br />

entgegenzuwirken, dann könnten<br />

sie dieses Ziel nur erreichen, wenn alle anderen<br />

Staaten, vornehmlich die Hauptemittenten,<br />

sich ebenfalls zu einer solchen Reduktion<br />

der Gase verpflichten würden. Ähnliches<br />

gilt für viele andere globale Herausforderungen<br />

wie die Sicherheit der internationalen Zivilluftfahrt<br />

oder den internationalen Bankensektor:<br />

So ist es nur von begrenztem Nutzen,<br />

Bankenrisiken in lediglich einigen wenigen<br />

Ländern zu kontrollieren <strong>und</strong> nicht in allen<br />

relevanten Märkten, da beispielsweise ein<br />

Verbot von Leerverkäufen in einem Land zu<br />

einem Anstieg von Leerverkäufen in einem<br />

anderen Land führen kann.<br />

Globale öffentliche Güter verlangen oft<br />

nach einem multilateralen Politikansatz, oder<br />

anders formuliert, einer Harmonisierung nationaler<br />

Politikmaßnahmen. Dies bedarf internationaler<br />

Abkommen, welche den nationalen<br />

Interessen der einzelnen Staaten gerecht<br />

werden. Da die „Institution Staat“ auf internationaler<br />

Ebene kein vollwertiges Äquivalent<br />

besitzt, muss sich internationale Kooperation<br />

weitgehend auf freiwilliger Basis<br />

vollziehen <strong>und</strong> dementsprechend auch die Interessen<br />

aller betroffenen Staaten berücksichtigen.<br />

Kooperation muss aus Sicht der jeweiligen<br />

Nationalstaaten Sinn ergeben <strong>und</strong> sich<br />

lohnen. Aber an eben dieser Einsicht – dass<br />

internationale Kooperation Sinn ergibt <strong>und</strong><br />

mittlerweile unumgänglich ist – hapert es<br />

eben oft noch.<br />

Bisherige Politikantwort:<br />

Wandel unter dem Druck von Krisen<br />

Die Tatsache, dass viele Probleme <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

heute globaler Art sind <strong>und</strong><br />

mithin nach effektiver multilateraler Kooperation<br />

verlangen, ist nicht unbemerkt geblieben.<br />

Selbst Vertreter der stärksten Weltmacht<br />

USA, wie Präsident Barack Obama, erkennen<br />

dieses Faktum der Politikinterdependenz an.<br />

Die Suche nach neuen Politikansätzen hat begonnen.<br />

Doch sie wird oft nur dann vorangetrieben,<br />

wenn sich eine akute Krisensituation<br />

ergibt, <strong>und</strong> sie wird rasch wieder vergessen,<br />

wenn die Kriseneffekte verebben – oder die<br />

nächste Krise ins politische <strong>und</strong> mediale<br />

Rampenlicht tritt.<br />

Da die meisten multilateralen Entscheidungen<br />

auch weiterhin unverbindlicher Art<br />

sind, gibt es etliche multilaterale Stellungnahmen<br />

zu den globalen Zielen, welche die<br />

internationale Gemeinschaft gerne erreichen<br />

würde – Frieden, Sicherheit, Nachhaltigkeit,<br />

Halbierung der globalen Armut bis 2015 <strong>und</strong><br />

vieles anderes. Aber die Umsetzung solcher<br />

Zielvorstellungen vollzieht sich nur zögernd.<br />

Nur ein Bruchteil der Ressourcen, die national<br />

<strong>und</strong> international zur Verfügung stehen<br />

müssten, wird tatsächlich bereitgestellt. Die<br />

Gelder für Entwicklungszusammenarbeit<br />

haben nicht einmal die Hälfte des angekündigten<br />

Niveaus von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />

der Geberländer erreicht<br />

<strong>und</strong> werden dies aufgr<strong>und</strong> der gegenwärtigen<br />

Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise wohl auch<br />

nicht sehr bald tun. Das Auseinanderklaffen<br />

von multilateralen Politikzielen <strong>und</strong> tatsächlichem<br />

Handeln hat sich auch auf der Klimakonferenz<br />

in Kopenhagen Ende 2009 gezeigt.<br />

Aber solche Diskrepanzen tauchen nicht nur<br />

auf, wenn es um finanzielle Aspekte der internationalen<br />

Zusammenarbeit geht, sondern<br />

auch bei der Übernahme politischer Kosten,<br />

die sich zum Beispiel bei der Bekämpfung<br />

von Korruption, der Limitierung von Treibhausgasen<br />

oder der Erhebung einer Finanztransaktionssteuer<br />

ergeben könnten.<br />

Der Gr<strong>und</strong> dafür ist ein Verhalten, das in<br />

der Ökonomie als „Trittbrettfahren“ bezeichnet<br />

wird <strong>und</strong> häufig im Zusammenhang mit<br />

öffentlichen Gütern zu beobachten ist: Weil<br />

öffentliche Güter eben für alle da sind, neigen<br />

private <strong>Akteure</strong> dazu, anderen bei der Bereitstellung<br />

dieser Güter den Vortritt zu lassen,<br />

sprich, ihnen die Bezahlung zu überlassen,<br />

wohl wissend, dass, wenn das Gut zur Verfügung<br />

steht, es auch für sie da ist – kostenlos.<br />

Staaten verhalten sich wie Privatakteure:<br />

Auch sie unterliegen nur allzu oft, wie die<br />

heutige zunehmende Krisenhäufigkeit zeigt,<br />

der Versuchung des Trittbrettfahrens, des<br />

easy riding. Dabei spielen freilich auch andere<br />

Faktoren eine Rolle: Manche Staaten werden<br />

nicht die notwendigen Mittel oder Kapazitäten<br />

zur Bereitstellung des öffentlichen Gutes<br />

haben; in anderen Fällen kann mangelndes<br />

gegenseitiges Vertrauen dafür verantwortlich<br />

sein, dass alle warten, bis der jeweils an-<br />

APuZ 34–35/2010 35

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