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Internationale Institutionen und nichtstaatliche Akteure

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gen diverse Privatisierungs- <strong>und</strong> Liberalisierungsmaßnahmen,<br />

die den Entwicklungsländern<br />

oft von internationalen Organisationen<br />

<strong>und</strong> Organisationen der bilateralen Hilfe abverlangt<br />

worden sind.<br />

Obwohl somit die Anpassung an die Folgen<br />

der Globalisierung bislang nur unzureichend<br />

ist, verändern sich nationale <strong>und</strong> internationale<br />

Politikprozesse, um auf globale Herausforderungen<br />

– neue Möglichkeiten <strong>und</strong> neue<br />

Zwänge – reagieren zu können. Wie gesagt,<br />

erste Ansätze eines neuen Multilateralismus<br />

sind erkennbar. Die Frage ist, welche Veränderungsnotwendigkeiten<br />

sie andeuten: In<br />

welche Richtung müsste sich multilaterale<br />

Kooperation bewegen, um die Welt aus der<br />

Krisenspirale zu befreien, in der sie sich gegenwärtig<br />

zu verfangen droht?<br />

Globalisierung <strong>und</strong> Souveränität<br />

vereinbaren<br />

Die bisherigen Politikantworten verdeutlichen,<br />

dass globale Herausforderungen nicht<br />

unbedingt zu einer De-Nationalisierung der<br />

Politik führen. In allererster Linie verlangen<br />

sie nach einer neuen Rolle des Staates.<br />

Sie sollte, wie die folgenden Punkte verdeutlichen,<br />

die Gr<strong>und</strong>lage zukünftiger Politikinnovation<br />

sein. Maßnahmen auf internationaler<br />

Ebene wären komplementärer Natur.<br />

Vom Staat eine Vermittlerrolle erwarten:<br />

Ein erster f<strong>und</strong>amentaler Schritt wäre, die<br />

bereits stattgef<strong>und</strong>ene Veränderung der Rolle<br />

des Staates genauer zu analysieren. Zu klären<br />

ist, ob <strong>und</strong> inwieweit Staaten in der Tat schon<br />

die erwähnte Rolle eines Vermittlers zwischen<br />

externen <strong>und</strong> internen Politikanforderungen<br />

spielen, welche Konsequenzen sich<br />

daraus ergeben, etwa für die nationale Demokratie,<br />

<strong>und</strong> wie eine solche Vermittlerrolle<br />

des Staates weiter gestärkt werden könnte.<br />

Eine Verringerung der Krisenhaftigkeit<br />

der gegenwärtigen Welt ist nicht ohne einen<br />

Wandel des konventionellen „Westfälischen<br />

Staates“ hin zum Vermittlerstaat denkbar.<br />

Auf lokaler Ebene haben wir gelernt, dass die<br />

Rücksicht auf die Freiheiten anderer unsere<br />

eigenen Freiheiten nicht notwendigerweise<br />

limitiert, sondern oft sogar erweitert. Wenn<br />

wir selbst Normen der Rücksichtnahme auf<br />

andere akzeptieren, dann erhöhen sich auch<br />

unsere Chancen, rücksichtsvolles Verhalten<br />

von anderen erwarten zu können. Souveränität<br />

kann als eine besondere Form von Freiheit<br />

gesehen werden: Respekt für die Souveränität<br />

anderer Staaten stärkt globale Normen wie<br />

die der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten<br />

eines Staates. Nationale Souveränität<br />

wird heute in zunehmendem Maße<br />

nicht nur durch militärische Interventionen<br />

verletzt. Weit häufiger sind Attacken, die von<br />

Krankheitserregern ausgehen oder ihren Ursprung<br />

in Luftverschmutzung, spekulativem<br />

Finanzgebaren <strong>und</strong> anderen Aktivitäten haben,<br />

die globale Spill-over-Effekte produzieren<br />

können. Wenn alle Staaten mehr tun würden,<br />

um solche Effekte zu reduzieren, gäbe es<br />

weniger globale Probleme.<br />

Das genau macht Politikinterdependenz<br />

zu einer neuen Herausforderung: Sie konfrontiert<br />

die Welt mit der Tatsache, dass eine<br />

Öffnung der Grenzen nur dann mit Souveränität<br />

zu vereinbaren ist, wenn Staaten aufeinander<br />

Rücksicht nehmen. Mangelnde<br />

Rücksichtnahme könnte dazu führen, dass<br />

es letzten Endes allen Ländern schlechter<br />

geht – alle Staaten in zunehmendem Maße<br />

von Pandemien, Naturkatastrophen, Finanz-<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftskrisen, Energieunsicherheit,<br />

Landknappheit <strong>und</strong> letztlich auch Konflikten<br />

<strong>und</strong> Krieg heimgesucht werden. Multilateralismus,<br />

der in die heutige Politiklandschaft<br />

passt, muss auf nationaler Ebene damit<br />

anfangen, die Rolle des Staates neu zu definieren.<br />

Diese Neudefinition muss von den<br />

Staaten verlangen, dass sie die Welt als Ganzes<br />

betrachten <strong>und</strong> die Rechte anderer Staaten<br />

mitberücksichtigen, wenn sie nationale<br />

Politik betreiben.<br />

Ein Konzept von verantwortungsvoller<br />

Souveränität entwickeln: Wie erwähnt, haben<br />

die Staaten damit begonnen, sich gegenseitig<br />

zur Internalisierung externer Effekte zu ermahnen.<br />

Auch die im Rahmen der Vereinten<br />

Nationen aufgekommene Debatte über eine<br />

responsibility to protect geht in diese Richtung.<br />

Diese Norm besagt, dass die internationale<br />

Gemeinschaft verpflichtet ist zu intervenieren,<br />

wenn Staaten nicht ihrer Pflicht<br />

nachkommen, das Überleben ihrer Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger zu sichern.<br />

Aber Staaten haben Pflichten nach innen<br />

<strong>und</strong> nach außen. Denn eine Vernachlässigung<br />

von Problemen wie Klimawandel kann<br />

APuZ 34–35/2010 37

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