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Internationale Institutionen und nichtstaatliche Akteure

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wenn es dann noch gelingen würde, diese in<br />

eine umfassendere Theorie der globalen öffentlichen<br />

Güter oder eine Theorie öffentlicher<br />

Finanzen für das gegenwärtige Zeitalter<br />

der Globalisierung einzubetten.<br />

Ausblick<br />

Es wird oft behauptet, dass Politikinnovation<br />

<strong>und</strong> weitere Schritte in Richtung eines neuen,<br />

stärker an Problemen orientierten Multilateralismus<br />

noch weiterer schwerer Krisen<br />

bedürfen. Aber es scheint, dass es auch<br />

andere Kräfte gibt, die Wandel herbeiführen<br />

kön nt e n .<br />

Wir befinden uns zurzeit in einer Übergangsphase<br />

von einer unipolaren zu einer<br />

multipolaren Welt. Immer mehr <strong>Akteure</strong><br />

werden an internationalen Verhandlungen<br />

über globale Fragen teilnehmen. <strong>Internationale</strong><br />

Politik wird so partizipatorischer, vielstimmiger<br />

<strong>und</strong> – so die Hoffnung – fairer.<br />

Dazu werden auch die international immer<br />

stärker engagierten <strong>nichtstaatliche</strong>n <strong>Akteure</strong><br />

beitragen. Das bedeutet, dass die Staaten in<br />

zunehmendem Maße mit Erwartungen von<br />

außen konfrontiert werden, denen sie sich nur<br />

mit zunehmenden Kosten entziehen können.<br />

Der politische Druck auf Staaten, sich wie ein<br />

Vermittler zu verhalten <strong>und</strong> verantwortliche<br />

Souveränität auszuüben, wird wachsen <strong>und</strong><br />

damit auch die politische Bereitschaft, andere<br />

komplementäre Politikinnovationen vorzunehmen.<br />

In dem Maße, in dem Staaten ihr Verhalten<br />

ändern, wird auch deutlich werden, dass<br />

unter den Bedingungen größerer Durchlässigkeit<br />

nationaler Grenzen <strong>und</strong> der damit<br />

verb<strong>und</strong>enen wachsenden Bedeutung globaler<br />

öffentlicher Güter eine faire, auf win-win<br />

ausgerichtete internationale Kooperation,<br />

die für alle Beteiligten beste Strategie ist. Ein<br />

neuer Multilateralismus, der internationale<br />

Kooperation national verankert, könnte dies<br />

befördern – <strong>und</strong> politischen Entscheidungsträgern<br />

die Souveränität zurückgeben, die sie<br />

aufgr<strong>und</strong> mangelnder oder ineffektiver Kooperation<br />

verloren haben. Um aber dahin zu<br />

kommen, bedarf es noch zahlreicher Poli tikinno<br />

va tio nen <strong>und</strong> Debatten.<br />

APuZ 34–35/2010<br />

Ekkehart Krippendorff<br />

Staat muss sein.<br />

Muss Staat sein?<br />

Essay<br />

Wer <strong>und</strong> wann aus dem weiten Feld imperial<br />

kodierter amerikanischer Politikwissenschaft<br />

den Begriff failed states,<br />

der „fehlgeschlagenen<br />

Staaten“, in Umlauf<br />

gebracht hat, ließe sich<br />

sicher mit etwas philologischer<br />

Kleinarbeit<br />

feststellen. Es wird<br />

irgendwann im Kontext<br />

des Erwachens<br />

aus den Illusionen einer<br />

geordneten Welt<br />

nach dem Ende des<br />

Ekkehart Krippendorff<br />

Dr. phil., geb. 1934; Professor<br />

(em.) für Politikwissenschaft<br />

<strong>und</strong> Politik Nordamerikas am<br />

John F. Kennedy-Institut für<br />

Nordamerikastudien, Fachbereich<br />

Politische Wissenschaft,<br />

Freie Universität Berlin.<br />

kpdff@zedat.fu-berlin.de<br />

Kalten Krieges geschehen sein. Für Europa,<br />

für „den Westen“ war wohl der kriegerische<br />

Zerfall Jugoslawiens ein traumatisch nachwirkender<br />

Schock. Seit 2005 erstellt der USamerikanische<br />

F<strong>und</strong> for Peace einen jährlichen<br />

Index zerfallsbedrohter Staaten, <strong>und</strong> die<br />

deutsche Politikwissenschaft versammelte im<br />

selben Jahr ihre einschlägigen Experten für<br />

internationale Politik zu einem Themenheft<br />

„Zerfallende Staaten“, ❙ 1 wenig später folgte<br />

eine entsprechende Publikation der Heinrich<br />

Böll Stiftung. ❙ 2 Der Begriff selbst war ein<br />

Reflex auf die Desillusionierung mit der wiederum<br />

westlich-imperial geborenen Strategie<br />

einer neuen Weltstaatenordnung im Gehäuse<br />

der Vereinten Nationen (VN), welche aus<br />

den entkolonisierten Gesellschaften Afrikas,<br />

Asiens <strong>und</strong> der arabischen Welt „Nationalstaaten“<br />

zu machen versuchte; der magische<br />

politologische Begriff der 1950er <strong>und</strong> 1960er<br />

Jahre hatte nation building geheißen. Jetzt<br />

aber, seit Ende des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, stellen<br />

sich viele der damals aus der Zusammenarbeit<br />

mit ehemals kolonialen (meist in den Metropolen<br />

ausgebildeten) <strong>und</strong> europäischen<br />

Außenpolitikeliten konstruierten Staaten als<br />

„Fehlschläge“ heraus. Zwischenzeitlich hatten<br />

sich einige der Neuen durch einen Seitenwechsel<br />

ins „sozialistische Lager“ vom Geburtsmakel,<br />

Kolonialismusprodukte zu sein,

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