Hilfe kommt wie gerufen! Die Johanniter. - Diakonie Leipzig
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34 Jahresbericht 2011 Erziehungsstellen<br />
Zehn Jahre Erziehungsstellen<br />
Antje Stabrey ist von Anfang<br />
an dabei<br />
Kinder brauchen eine Familie! So lautete die Überschrift<br />
über dem ersten Werbeaufruf 2001 auf der Suche nach<br />
Erziehungsstellenfamilien. In diesem Jahr feiert der Trägerverbund<br />
für Erziehungsstellen in <strong>Leipzig</strong> sein zehnjähriges<br />
Bestehen. Zum Trägerverbund gehören der Diakonische Werk<br />
Innere Mission <strong>Leipzig</strong> e.V., der AWO <strong>Leipzig</strong> Stadt e.V., der<br />
Herbie e.V. und der Fairbund e.V.<br />
Das Jugendamt der Stadt <strong>Leipzig</strong> suchte damals nach einer<br />
geeigneten Betreuungsform für besonders entwicklungsbeeinträchtigte,<br />
vernachlässigte, traumatisierte Kinder, welche<br />
dauerhaft oder langfristig getrennt von ihrer Herkunftsfamilie<br />
lebten. Um diesen Kindern eine sichere Zukunftsperspektive<br />
zu bieten und weitere Beziehungsabbrüche zu vermeiden<br />
brauchte es eine <strong>Hilfe</strong>form alternativ zur stationären Unterbringung<br />
im Heim und der klassischen Pflegefamilie. <strong>Die</strong>ses<br />
spezielle Betreuungsangebot bieten Erziehungsstellen.<br />
Ähnlich <strong>wie</strong> bei der klassischen Pflegefamilie werden die<br />
betroffenen Kinder hier vorübergehend, oft aber dauerhaft in<br />
eine Ersatzfamilie integriert. Erziehungsstellen unterscheiden<br />
sich gegenüber der herkömmlichen Pflegefamilie jedoch<br />
durch ihren professionellen Anspruch. Mindestens ein Elternteil<br />
muss eine pädagogische oder psychologische Ausbildung<br />
haben. Schon vor der Aufnahme des Kindes in die Familie<br />
wird die Familie umfassend geschult und während der gesamten<br />
Zeit kontinuierlich begleitet und beraten. <strong>Die</strong> Beraterinnen<br />
sind speziell geschult und sind rund um die Uhr ansprechbar.<br />
Frau Stabrey, Sie waren von Anfang an dabei. Was ist für Sie<br />
die wichtigste Erfahrung dieser Jahre?<br />
Das sich die Anstrengung lohnt! Ich habe den Weg der ersten<br />
Kinder vor Augen, die heute zum Teil schon volljährig sind und<br />
auf dem besten Weg in ein eigenverantwortliches, selbstbestimmtes<br />
Leben. <strong>Die</strong>se Kinder haben wir auf einen guten Weg<br />
gebracht.<br />
Können Sie etwas zu der Entwicklung dieser Kinder sagen?<br />
Mir fallen die verschiedensten Schicksale von Kindern ein, die<br />
Mit diesem Motiv auf Plakaten und Flyern suchen die Mitarbeiterinnen der Erziehungsstellen<br />
nach neuen Pflegeeltern.<br />
mir im Laufe der Zeit begegnet sind. Kinder mit Erfahrungen,<br />
die zu schlimm sind, um sie allein bewältigen zu können. Der<br />
kleine Junge, verwahrlost und tagelang eingesperrt in seinem<br />
Zimmer bis <strong>Hilfe</strong> kam. Das Mädchen misshandelt vom<br />
eigenen Vater, gezeichnet für ihr ganzes Leben. Jedes<br />
Schicksal hat mich erschüttert und umso mehr freue ich mich<br />
an der guten Entwicklung, die fast alle Kinder in den Erziehungsstellen<br />
nehmen konnten und können. Viele sind dabei,<br />
einen Beruf zu erlernen und leben mittlerweile in ihrer eigenen<br />
Wohnung, sie haben ihre Freunde und führen ihr eigenes<br />
Leben.<br />
Haben Sie ein konkretes Beispiel?<br />
Madlen, zum Beispiel, kam mit 10 Jahren aus dem Kinderheim<br />
in eine Pflegefamilie. Sie hatte sich selbst dafür entschieden,<br />
diesen Schritt zu wagen, wollte aber unbedingt mit<br />
ihrer Schwester zusammen bleiben. Zum Glück fand sich eine<br />
Familie, die beide Kinder aufnehmen konnte. <strong>Die</strong>se Familie<br />
hatte selbst schon vier Kinder großgezogen und – da diese<br />
aus dem Haus waren – Zeit und ein offenes Herz für die<br />
beiden Mädchen aus dem Kinderheim, die bei ihren eigenen<br />
Eltern nicht mehr leben konnten. In dieser neuen Familie ging<br />
Madlen durch die Höhen und Tiefen der Kindheit und durch<br />
die Krisen der Pubertät. Madlen ist heute 18 Jahre alt, lebt in<br />
einer eigenen Wohnung und geht in die 12. Klasse. Sie ist<br />
selbstbewusst, zielstrebig und weiß, was sie will. Nach dem