Wie würde Jesusheute leben - idealisten.net
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1/2012<br />
bin. Beispielsweise ist mir aufgefallen, dass ich<br />
ziemlich kreativ bin im (Er)finden von Ausreden,<br />
um eine Sache nicht tun zu müssen.<br />
Habe heute in meiner 20-köpfigen Wohngemein-<br />
schaft von meiner neuen Wahrheitsliebe erzählt,<br />
in der Hoffnung, dass das Ganze irgendwie spannender<br />
oder herausfordernder wird …<br />
Auf mein »Outing« hin hatte ich ein interessan-<br />
tes Gespräch über Lügen und wurde mit einem<br />
guten Gedankengang konfrontiert: Wenn man in<br />
einer Haltung der Wertschätzung lebt, ist es auch<br />
weniger schlimm, die Wahrheit zu sagen. Auf<br />
mein Vegetarisches-Suppen-Dilemma bezogen<br />
heißt das: Wenn ich dem Koch jeden Tag erzähle,<br />
wie lecker sein Essen war (was auch der Wahrheit<br />
entspricht), ist es für mich nicht so schwer, auch<br />
mal was Negatives zu äußern und für ihn ist es<br />
dann auch kein so großes Problem, meine Kritik<br />
anzunehmen.<br />
Manche Leute nutzen das Wissen, dass ich die<br />
Wahrheit sagen muss, ganz schön aus: Unter<br />
sechs anderen Menschen, die im Raum sind, werde<br />
ich natürlich prompt ausgewählt („Frag Jule,<br />
die muss die Wahrheit sagen“), um unangenehme<br />
Wahrheiten („Ja, du störst!“) an den Mann oder die<br />
Frau zu bringen.<br />
Bei meinem letzten Besuch zu Hause wurde ich<br />
mit einer neuen Zimmerfarbe (Grün mit pinken<br />
Streifen) überrascht. Ich fand das wirklich cool<br />
und bin meinen Freunden echt dankbar für die<br />
Aktion. Selbst wenn mir die Farbe null gefallen<br />
hätte, hätte ich wahrscheinlich das Gegenteil<br />
behauptet. Und das wäre gelogen gewesen.<br />
Sobald man unter Menschen ist und Beziehungen<br />
pflegt, wird es schwieriger, weil man einfach viel<br />
redet (zumindest unter Mädels) – und weil man<br />
bei persönlichen Beziehungen leicht verletzen und<br />
damit viel kaputt machen kann. Aber die viel größere<br />
Angst ist vermutlich, sich selbst verletzlich<br />
zu machen, indem man ehrlich ist.<br />
Der Klassiker: Die Antwort »gut« auf die Frage,<br />
wie es einem geht, ist ziemlich oft unwahr. Doch<br />
manchmal habe ich einfach keine Lust, darüber<br />
zu reden, warum es mir nicht gut geht. Und mit<br />
einem „gut“ lässt sich die Unterhaltung meist<br />
schnell beenden.<br />
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Ab heute keine Lügen mehr<br />
Ich habe festgestellt, dass ich anderen nicht<br />
wirklich aufrichtig begegnen kann, wenn ich von<br />
Dritten Dinge über sie weiß, ohne dass sie das<br />
wissen, dass ich das weiß … Selbst wenn es sich<br />
um nichts Dramatisches handelt, beeinflusst<br />
es irgendwie die Ehrlichkeit, die ich der Person<br />
gegenüber an den Tag legen kann.<br />
Anrufe wegzudrücken, auf die man – wegen der<br />
Gesprächsthemen – keine Lust hat, ist auch nicht<br />
unbedingt ehrlich, oder?<br />
Eine wahrhaftig eindrückliche Erfahrung: Nach<br />
einer recht banalen Unterhaltung gestern mit<br />
einem Freund kam er heute auf mich zu, um mir<br />
zu sagen, dass nicht alles der Wahrheit entsprochen<br />
hatte. Es war keine große Sache, aber sein<br />
Mut, eine Lüge einzugestehen, hat mein Bild von<br />
ihm ziemlich positiv verändert!<br />
Thema „Ehrlichkeit in Glaubenssachen“: <strong>Wie</strong><br />
schnell sage ich „Ich bete für dich!“ und mache es<br />
dann maximal zwei Mal!? Oder wie oft singe ich<br />
Lobpreislieder und meine gar nicht wirklich, was<br />
ich da singe? Ich denke noch nicht einmal drüber<br />
nach! Da mache ich dann wohl eher Gott als mir<br />
etwas vor.<br />
Mein Zwischenfazit nach zwei Monaten: Ein<br />
wahrhaftiger Lebensstil ist in erster Linie<br />
Übungs- und Wollenssache. Die Herausforderungen<br />
stecken dabei vor allem in den kleinen<br />
Dingen, die man leicht übersieht. Ich habe gelernt:<br />
Ehrlich zu sein heißt nicht, alles sagen zu<br />
müssen. »Darüber möchte ich nicht reden« ist ein<br />
ziemlich ehrlicher Satz …<br />
AUTorIN<br />
13<br />
Julia Bothe (20) hat das letzte halbe<br />
Jahr eine Bibelschule in Bad Liebenzell<br />
besucht. Dort teilte sie mit 20<br />
Leuten das Haus und hat dabei einiges<br />
über menschliches Zusammen<strong>leben</strong><br />
gelernt. Nach dieser prägenden<br />
Zeit geht es für sie im April nach<br />
Mainz, wo sie Geschichte und Politikwissenschaft<br />
studieren wird.