34 Das Kreuz Das Kreuz Es ist radikal und revolutionär zugleich: Das Kreuz steht für die Versöhnung zwischen Gott und den Menschen. Geistlich betrachtet bildet es den Mittelpunkt zwischen Anfang und Ende. Es ist das Bekenntnissymbol unseres christlichen Glaubens. Und: Es hat alles grundlegend verändert. »Endlich ist Schluss mit dem ganzen Theater«, dachte da- Am Kreuz hat Gott sich in Christus ganz für uns Menschen mals der Mainstream, als Jesus Christus ans Kreuz geschla- hingegeben. Weil er sich selbst erniedrigte und alle Schuld gen wurde. Nur wenige Stunden zuvor, als Pilatus die Men- auf sich nahm, können wir mit ihm wieder in Beziehung ge fragte, was er mit Jesus tun solle, wurde skandiert: »Ans kommen. Nirgendwo sonst als am Kreuz wird Gott per- Kreuz mit ihm!« (Matthäus 27,22). Damit erfüllte sich, was sönlicher und (an)greifbarer: Durch Jesu Wunden sind wir Jesus vorausgesagt hatte: Er werde verspottet, gegeißelt, ge- geheilt. In seinem Sterben am Kreuz nimmt Gott konkret kreuzigt (Matthäus 20,18-19). Das Geschehen auf Golgatha Anteil an jedem Leid der Welt und zeigt uns in seiner Hin- bedeutete vorerst ein Ende der Aufgeregtheit des jüdischen gabe, dass er nicht fern von uns ist oder nur von »oben« teil- Establishments um die Person Jesu. nahmslos zuschaut. Das Kreuz – den Ungläubigen eine Torheit Doch Jesu Sterben bedeutete nicht das Ende: Er ist auferstanden und lebt mitten unter uns! So ist er am Kreuz, als Zeichen der Hoffnung und der Versöhnung mit Gott, selbst zu einem Ärgernis geworden, an dem sich die Geister scheiden. Feinde des Kreuzes Christi versuchen, die Freiheit dieses Bekenntnisses einzuschränken, wenn z. B. Kreuze per Gesetz aus Klassenzimmern verbannt werden. Das Kreuz – der Ort der Erkenntnis Auch die engsten Vertrauten Jesu – die Jünger – ließen ihn allein und verleug<strong>net</strong>en und verrieten ihn, bevor der Hahn krähte. Wer, wenn nicht sie, hätte einen größeren Glauben an Jesus haben müssen? <strong>Wie</strong> könnten wir, ohne mit Jesus gelebt zu haben, also treuer sein? Wir können es nicht. Durch die Sünde, durch das Schlechte im Herzen trägt jeder Mensch Mitschuld am Verrat und Tod Christi. Diese Einsicht entzieht jeder Überheblichkeit und jedem Stolz den Boden. Sie führt zu einem demütigen Herzen und lädt zum Leben mit Jesus ein. Denn das Kreuz ist der einzige Ort im Universum, an dem es niemals Verurteilung oder Verdammnis gibt. Christus ruft uns, zum Kreuz zu kommen und das, was uns unfrei macht, dort abzulegen. Wir dürfen es eintauschen gegen Freiheit und Versöhnung. Das Kreuz – unser Hoffnungszeichen Das Kreuz ist der Anfang vom Ende der Macht der Sünde und des Todes. Und es ist der Ursprung, von dem aus Jesus in uns <strong>leben</strong>dig werden kann. Es befreit uns zu einem Leben in Hoffnung und gibt uns einen Vorgeschmack auf den Frieden, der bei Gott herrscht. 1/2012 Foto: istockfoto.com, paphia
1/2012 AuTor TIPPS Das Kreuz 35 Tobias Pechmann (28) ist Diplom- Politologe, arbeitet als Projektleiter bei einem Verlag, engagiert sich in der Katholischen Kirche und bereist gerne Italien. � Michael Herwig: Komm zum Kreuz. � John Stott: Das Kreuz – Zentrum des christlichen Glaubens.