Wie würde Jesusheute leben - idealisten.net
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1/2012<br />
soweit, so falsch: Der Versuch, Jesus christus<br />
zu einem Vordenker linker ideen umzudichten,<br />
ist so alt wie der sozialismus selbst – und doch<br />
aktuell wie nie. Kein evangelischer Kirchentag<br />
und keine Veranstaltung des Zentralkomitees<br />
deutscher Katholiken kommen mittlerweile ohne<br />
eine gehörige Portion linken Weltverbesserertums<br />
aus. Warum auch über den Kreuzestod<br />
christi philosophieren, wenn Klimawandel,<br />
Zwei-Klassen-Gesellschaft und raubtierkapitalismus<br />
viel naheliegender und bedrohlicher scheinen<br />
als das Jüngste Gericht? Das hat doch alles<br />
auch etwas mit Jesus zu tun. Und man muss die<br />
Frohe Botschaft ja in die heutige Zeit übertragen!<br />
Doch Jesus lehrt uns: »es werden viele kommen<br />
in meinem Namen und sagen: ich bin der christus,<br />
und sie werden viele verführen« (Matthäus 24,5).<br />
Nicht von dieser Welt<br />
Man kann freilich darüber streiten, wie sich<br />
die Botschaft Jesu am besten in die sphäre des<br />
Politischen übersetzen lässt – ob Jesus nun besser<br />
zum ersten linken oder zur Galionsfigur des<br />
Konservatismus taugt. Viel entscheidender aber<br />
als die müßige einordnung des christlichen ins<br />
politische links-rechts-schema ist das Problem<br />
der Verweltlichung Jesu. Auf Kirchentagen muss<br />
man sich heutzutage immer wieder selbst daran<br />
erinnern, auf einer religiösen und nicht auf einer<br />
politischen Veranstaltung zu sein. Auch in vielen<br />
Gottesdiensten hat das Weltliche mittlerweile<br />
nicht nur »Kirchenasyl« gefunden, sondern die<br />
religiöse Praxis durchsetzt – und damit auch den<br />
Glauben. Fürbitten für den Klimaschutz, Predigten<br />
über den Arabischen Frühling und »gegendertes«<br />
Politisch korrekt? Christlich korrekt!<br />
•<br />
»Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;<br />
niemand kommt zum Vater denn durch mich.«<br />
Jesus Christus, Johannes 14,6<br />
evangelium. Jesu einwand ist eindeutig: »Mein<br />
reich ist nicht von dieser Welt« (Johannes 18,36).<br />
Natürlich kommen wir nicht umhin, immer<br />
wieder aufs Neue zu versuchen, den christlichen<br />
Gedanken ins hier und Jetzt zu übertragen,<br />
wenn wir den Glauben nicht zur bloßen tradition<br />
verkommen lassen wollen. Jesus selbst sollte dabei<br />
aber nicht auf der strecke bleiben. Wir sollten<br />
die Politik mit christlichem Geist füllen – nicht<br />
den christlichen Glauben mit Politik. Und sei die<br />
Politik dahinter auch noch so bunt, tolerant und<br />
sozial. es ist die Politisierung des Glaubens, die<br />
Jesus zum bloßen charismatiker herabstuft, den<br />
Gottessohn zum gewöhnlichen Gutmenschen<br />
verweltlicht. Nun meinen es die wenigsten böse,<br />
die Jesus in einem Atemzug mit Gandhi, Mandela<br />
oder dem Dalai lama nennen. in eine reihe mit<br />
diesen Persönlichkeiten passt er trotzdem nicht.<br />
seine Botschaft beinhaltet mehr als den Kampf<br />
gegen Apartheid oder Kolonialherrschaft. Jesus<br />
ist mehr, nicht nur, weil er der sohn Gottes mit<br />
einem reich »nicht von dieser Welt« ist.<br />
Profilscharf und radikal<br />
Wer ihn als jedermanns liebling und naiven<br />
<strong>idealisten</strong> darstellt, der verkennt seinen Absolutheitsanspruch:<br />
»ich bin der Weg und die Wahrheit<br />
und das <strong>leben</strong>; niemand kommt zum Vater<br />
denn durch mich« (Johannes 14,6). Die Botschaft<br />
Jesu ist eine profilscharfe, unmissverständliche<br />
Ansage an die Welt. Mit der scheu vor Festlegung<br />
und klaren Bekenntnissen, die unserem Zeitgeist<br />
innewohnt, hat sie nichts gemein.<br />
Jesus trennt klar zwischen Gut und Böse, verliert<br />
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