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Wie würde Jesusheute leben - idealisten.net

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fen. Er musste die Erinnerungen vertreiben an die Zeit des<br />

Friedens und die Freudenfeste in den Himmelssphären,<br />

genauso die Erinnerungen an die Ewigen Gespräche mit<br />

dem Schöpfer. »Nein, Ureus, ich vermisse sie nicht. Und auch du<br />

wirst diese Schwäche bald los sein. Ich habe es dir schon einmal gesagt.<br />

Wenn du lange genug von ihm getrennt bist, schwindet die Sucht nach<br />

seiner Anerkennung.«<br />

»Der Tröster hat gesagt, dass Ihr mich damals angelogen<br />

habt. Ihr habt Missgunst in mich eingepflanzt, als Ihr<br />

behauptet habt, mein Bruderfreund Lihasar sei ungerecht<br />

bestraft worden vom Schöpfer. Durch Tücke habt Ihr mich<br />

für Eure Sache gewonnen.«<br />

»Siehst du, wie verzweifelt er ist? Der Schöpfer weiß, dass er zu weit<br />

gegangen ist mit seinem Versuch, die Welt zu erlösen. Weil seine Kräfte<br />

schwinden, greift er selbst zu den Mitteln, die er mir vorwirft: Er<br />

will dich mit Lügen ins Wanken bringen. Erinnere dich an die Große<br />

Schlacht, Ureus! <strong>Wie</strong> sie uns aus den Himmelssphären verbannt<br />

haben, wie sie uns gedemütigt haben, nur weil wir Beweise für Gottes<br />

Gerechtigkeit wollten! Warum sind wir aus den Weiten des Universums<br />

verstoßen worden? Warum ist uns allein die Erde geblieben als Rückzugsort?<br />

Weil der Schöpfer uns fürchtet! Weil wir im Recht sind und er<br />

uns mundtot machen will. Ich bin enttäuscht von dir, dass du das nicht<br />

durchschaust.«<br />

Er dachte ungern an die Große Schlacht zurück. Sie war<br />

zu früh gekommen. Er hatte zu diesem Zeitpunkt erst ein<br />

Drittel der Engel für sich gewonnen, und so hatten sie verloren,<br />

obwohl mächtige Helden wie Ureus für ihn kämpften.<br />

Ureus litt sicher genauso wie er unter der Niederlage.<br />

Der Dämon hob seine mächtigen Hände. »Der Tröster hat<br />

gesagt, dass Jesus Christus auferstehen wird. Er sagte, dass<br />

sein Tod notwendig war, um für die Schuld der Menschheit<br />

zu bezahlen. Es war geplant und gewollt vom Schöpfer,<br />

behauptet er.«<br />

»Er lügt! Der Himmelsfürst ist tot und bleibt zerstört in alle Ewigkeit.<br />

Und es war mein Plan!« Luzifer brüllte vor Wut. Er stampfte<br />

auf. Das Gebirge, auf dem er sich niedergelassen hatte,<br />

erzitterte. »Ich habe den Schöpfer in die Enge getrieben, indem ich die<br />

Menschheit zur Rebellion gebracht habe. Verstehst du nicht? Er hatte<br />

sich in sie verliebt. Ich habe sofort gesehen, dass ihn das verletzlich<br />

macht. Nach ihren ersten Verstößen gegen das göttliche Gesetz habe<br />

ich sie verklagt und vom Schöpfer gefordert, dass er sie vernichtet. Er<br />

hat es nicht getan. Natürlich nicht. Er hatte so viel mit ihnen vor, wie<br />

sollte er das alles aufgeben? Uns aber will er vernichten. Das ist ungerecht.<br />

Ich habe endlich bewiesen, dass er ungerecht ist!«<br />

Ureus hörte schweigend zu. Die Art, wie er sein Kinn rieb,<br />

verriet, dass die Erklärungen begannen, ihn zu überzeugen.<br />

»Ich habe seine Verzweiflungstat vorhergesehen, Ureus. Ich habe ge-<br />

1/2012<br />

Die Sehnsucht nach der göttlichen Liebe<br />

•<br />

»Der Himmelsfürst ist tot und bleibt zerstört<br />

in alle Ewigkeit. Und es war mein Plan!«<br />

ahnt, dass er so etwas tun <strong>würde</strong>. Seinen eigenen Sohn, den Himmelsfürsten,<br />

in unsere Hände zu geben! Hätte ich das nicht im Vorhinein<br />

gewusst, hätte ich es dann schaffen können, dass Jesus Chris tus so<br />

wenig erreicht auf der Erde? Ich habe die Herzen hart gemacht. Ich<br />

habe Hass geschürt, bevor Gottes Sohn die Massen mobilisieren konnte.<br />

Seine Kreaturen sind nicht zu Königstreuen geworden, wie er gehofft<br />

hatte.«<br />

»Er hat nur wenige Nachfolger gewonnen, das ist wahr.«<br />

Es gelang, den Intellekt des Dämons zu bearbeiten. Darin<br />

war er schon immer gut gewesen: Das Denken anderer<br />

Wesen zu beeinflussen. »Komm mit, ich zeige dir etwas.« Er<br />

erhob sich in die Lüfte. Er verließ das Hermongebirge und<br />

flog nach Jerusalem. Hinter sich hörte er die Flügelschläge<br />

seines Heerführers.<br />

Bald zogen unter ihnen die Dächer Jerusalems dahin. Durch<br />

die Straßen liefen Menschen und Ziegen und Esel. Die<br />

Räder von Ochsenkarren wirbelten Staub auf. Buden an den<br />

Straßenrändern waren mit bunten Tüchern geschmückt.<br />

Luzifer hielt über einem Dach. »Komm!« Er stieß hindurch<br />

und flog in einen stickigen, verdunkelten Raum. Ureus folgte<br />

ihm. Männer hatten sich in diesem Raum eingesperrt.<br />

Sie rauften sich die Haare. Ein Mann namens Johannes<br />

weinte hemmungslos. Bartholomäus starrte stumpf vor<br />

sich hin. Philippus hatte sich in einer Ecke zusammengekrümmt<br />

und schlief.<br />

»Siehst du diese Schwächlinge?« fragte er. »Sie sind Gott höchstpersönlich<br />

begeg<strong>net</strong>, und nicht einmal sie glauben daran, dass er aufersteht.<br />

Sie wissen, es ist vorbei.«<br />

»Was habt Ihr vor?«<br />

Endlich kamen die richtigen Fragen. Ureus begriff, dass<br />

er, Luzifer, die Zügel in der Hand hielt. »Noch können wir den<br />

Schöpfer nicht angreifen. Wir sind zu wenige. Deshalb werde ich das<br />

Menschengeschlecht in mein Heer eingliedern.«<br />

»Ich denke, sie sind Schwächlinge?«<br />

»Wenn du wüsstest, welche Fähigkeiten diese Geschöpfe haben! Sie<br />

ahnen nichts davon. Ich drücke sie zu Boden, und sie selbst helfen mir<br />

dabei.« Er lachte. »Zuerst muss die Liebe ausgelöscht werden.«<br />

»Mag sein, dass sie Gott nicht mehr recht zu lieben wissen.<br />

Aber sie lieben einander, Meister. Ich kann es deutlich spüren.<br />

Überall auf der Welt lieben sich die Menschen.«<br />

»Bald nicht mehr. Sie werden nur noch der eigenen Lust nachgeifern. Sie<br />

werden vergessen, was Schönheit ist. Auch das Mitleid mit Schwächeren<br />

lösche ich aus. Gier wird sie voranpeitschen und jedes Mitgefühl in<br />

ihnen verbrennen.«<br />

»Dann lieben sie immer noch sich selbst.«<br />

»Zum Schluss lösche ich auch diese Form der Liebe aus. Sie werden sich<br />

hassen für das, was sie getan haben. Sie werden sich abscheulich finden.«<br />

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