PerthesPost_04-11.pdf - Evangelisches Perthes-Werk eV

Aus unseren Einrichtungen J Soest
Heinrich-Oberwinter-Haus und Walpurgis-Haus, Soest
Frauenpower
Wie erkenne ich Situationen, die für
mich gefährlich werden können?
Was zeige ich von mir durch meine
Körperhaltung?
Was sehe ich vom Anderen durch
dessen Körperhaltung?
Wie wehre ich mich effektiv?
Wie organisiere ich mir Hilfe?
Dies waren die Fragestellungen
in einem Kurs für Selbstbehauptung
und Selbstverteidigung,
an dem in der Zeit vom 5. bis 19.
Juli dieses Jahres an drei Nachmittagen
acht Frauen zwischen
20 und 44 Jahren teilgenommen
haben.
Sie alle werden wegen geistiger
Behinderung und zusätzlichen
körperlichen und/oder psychischen
Einschränkungen in den
verschiedenen Wohnformen vom
Walpurgis-Haus und dem Heinrich-Oberwinter-Haus
betreut.
Dozentin war die Polizistin Gabriele
Buchner-Stamm aus Hamm.
Sie hat schon viele dieser Kurse
geleitet und verfügt über viel
Erfahrung in der Arbeit mit behinderten
Teilnehmerinnen.
Alle Teilnehmerinnen konnten
über Erfahrungen mit gewalttätigen
und/oder sexualisierten
Übergriffen berichten. Daher
war auch bei allen ein hohes Maß
an Motivation zu diesem Kurs
vorhanden. Anfängliche Ängste, vor
allem durch die auch vorhandenen
körperlichen Einschränkungen den
Anforderungen nicht gewachsen
zu sein, waren bald verschwunden
und es war schön zu beobachten,
wie die Teilnehmerinnen im Verlauf
des Kurses an sich Fähigkeiten
entdeckten, die sie zuvor nicht für
möglich gehalten hätten.
Eine Frau mit schwerer Herzerkrankung,
die zuvor Angst vor zu
großer körperlicher Anstrengung
hatte, berichtete nach dem Kurs, sie
habe vor allem nach dem ersten Tag
zwar Muskelkater gehabt, aber nun
sei sie stolz, dass sie das geschafft
habe. „Das habe ich mir nicht zugetraut“,
sagte sie danach. „Ich weiß
jetzt, wie ich mich wehren kann
und werde das auch anwenden.“
„Das schaffe ich jetzt“, sagte eine
andere Teilnehmerin. Aber auch:
„Wenn ich jetzt bei jemandem
sehe, dass er traurig ist, weiß ich,
wie ich ihn ansprechen kann“, war
eine Äußerung. Alle Teilnehmerinnen
wünschen sich, dass sie sich in
drei oder vier Monaten wiedertreffen
können zur Auffrischung der
erworbenen Kenntnisse.
Aus dem Kurs ist aber auch noch
eine weitere Idee entstanden. Die
Teilnehmerinnen wünschen sich,
etwas über Erste Hilfe zu lernen,
„um nicht nur blöd rumzustehen,
wenn jemandem was passiert ist.“
Edith Dobel
18 PerthesPost 4/2011